Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, Nr. , S. 549 |
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Miscellen.
Miscellen.
Der größte Dampfhammer der Welt.
Der altberühmte Krupp'sche Dampfhammer von 50t Fallgewicht hat schon
seit einiger Zeit seine Rivalen gefunden. Der 50t-Hammer in dem
Alexandrowski-Stahlwerk zu St. Petersburg, welcher 1874 von Thwaites und Carbutt in Bradford gebaut wurde, entwickelt bei 1980mm Cylinderdurchmesser
einen Hub von 3810mm
gegenüber 350mm Hub des
Krupp'schen Hammers. Ein dritter 50t-Hammer steht schon seit
1873 in der russischen Kanonenwerkstätte zu Perm, mit einer
Chabotte von 500t
Gewicht, welche nach der interessanten Beschreibung im Engineering, 1874 Bd. 17 S. 168 aus 14
zu diesem speciellen Zweck gebauten Cupolöfen an Ort und Stelle
in einem Stücke gegossen wurde. Alle diese Hämmer sind aber in
diesem Jahr durch den neuen Dampfhammer des Stahlwerkes von Schneider und Comp. im Creusot (Frankreich) übertroffen worden. Derselbe
hat (nach der Wochenschrift des ö. Ingenieur- und
Architektenvereines, 1877 S. 250) ein Fallgewicht von 70t und einen Hub von 5500mm, so daß er mehr als die
doppelte Leistungsfähigkeit des Krupp'schen 50t-Hammers entwickelt.
R.
Neuer Hobelmaschinenständer.
Die Werkzeugmaschinenfabrik und Eisengießerei von Billeter und Klunz in Aschersleben baut in neuester Zeit Hobelmaschinen
nach Heinr. Billeter's Patent, welche
sich von den gewöhnlichen, bisher allgemein gebräuchlichen
Hobelmaschinen dadurch unterscheiden, daß nicht zwei oben durch
ein Querstück verbundene Ständer zum Tragen des Quersupportes
vorhanden sind, welche den Arbeitsraum begrenzen, sondern nur
ein einziger Ständer an der Antriebseite der Maschine
aufgestellt ist, welcher dem daran vertical verstellbaren
freitragenden Quersupporte zur Führung und Stützung dient.
Dadurch ist der Arbeitsraum nur einseitig und zwar gegen die
Antriebseite zu begrenzt. In Fällen, wo an sehr breiten
Gegenständen nur schmale Flächen zu hobeln sind, ist hiermit
eine sehr zweckmäßige und billige Werkzeugmaschine geboten. Aber
auch sonst besitzt diese Ständeranordnung bei Hobelmaschinen
bedeutende Vortheile gegenüber Shapingmaschinen und
Grubenhobelmaschinen und gewährt in allen Fällen die Möglichkeit
zur vollen Bearbeitung doppelt so breiter Flächen, als die
Ausladung des Quersupportes bedingt. Uebrigens kann auch jede
bereits bestehende Hobelmaschine ohne besondern Kostenaufwand
mit diesem neuen patentirten Hobelmaschinenständer versehen
werden.
J. P.
Continuirlicher Indicator von Guinotte und de Hennault.
Engineer, September 1877 S. 211 gibt
die äußere Ansicht und Beschreibung dieses Instrumentes, welches
von Elliot Brothers in London
hergestellt wird, seiner complicirten Einrichtung halber jedoch
kaum große Verbreitung finden dürfte. Es ist hier der
Schreibtrommel eines gewöhnlichen Indicators noch eine zweite
Trommel hinzugefügt, welche ein endloses Band des erforderlichen
Indicatorpapieres trägt. Von hier aus läuft das Papier auf die
eigentliche Schreibtrommel, welche jedoch nicht in der
gewöhnlichen Weise eine hin- und hergehende Bewegung von dem
Kreuzkopf mitgetheilt erhält, sondern durch einen eigenen
Schaltmechanismus sowohl bei Vor- als Rückgang des Kreuzkopfes
in gleicher Richtung fortrotirt. So wickelt sich das Papier
langsam von der Reserventrommel auf die Schreibtrommel ab und
erhält abwechselnd die Arbeitscurve und die Gegendrucklinie von
dem Schreibstift aufgezeichnet. Ein eigener Stift zeichnet bei
jedem Hubwechsel das Ende des Diagrammes, während ein fester
Stift die Atmosphärenlinie beschreibt.
Die aufwärts steigenden Strahlen des
Niagara.
Es wurde schon öfters erwähnt, und ist in der That so auffallend,
daß es kaum einem Besucher des Niagarafalles entgehen könnte,
daß aus der Tiefe, in welche sich die Wassermassen 50 und 60m hoch hinabstürzen,
bisweilen Wasserstrahlen springbrunnartig hinaufgeschleudert
werden derart, daß sie selbst den obern Wasserspiegel
übersteigen. Dieses Phänomen wird nun von W. H. Barlow dahin erklärt, daß das in einer
mittleren Dicke von 5m
compact überfallende Wasser während des Fallens in mehr oder
minder große Wasserklumpen aufgelöst wird, welche sich unter
Umständen wieder vereinigen, und dabei Luft einschließen. Die
eingeschlossene Luft wird beim Auffallen enorm comprimirt,
zersprengt endlich die Wasserhülle und schleudert so diese
merkwürdigen Wasserstrahlen den nachkommenden Fluthen aus der
Tiefe entgegen. In seinem vor der Royal
Society in Plymouth gehaltenen Vortrage begründet Barlow diese Hypothese des weiteren noch
dadurch, daß die Wasserstrahlen, welche durch submarine
Torpedoversuche oder Sprengungen aufgeworfen werden, genau die
gleiche Form darbieten wie die „aufsteigenden Strahlen
des Niagarafalles“.
M.
Befestigung von Radreifen auf
Eisenbahnrädern.
Auf der Moskau-Nijni-Eisenbahn werden seit längerer Zeit die
Radreifen nicht mehr mittels Feuer sondern durch Eintauchen in
heißes Wasser vorgewärmt, um sie auf den etwas größern
Durchmesser der Radsterne aufzubringen. Zu diesem Zwecke
befindet sich nächst einem Dampfkessel ein eiserner Behälter;
das darin enthaltene Wasser wird durch Einleiten von Dampf auf
100° erhitzt und dann der Reifen eingetaucht. Nach 10 bis
15 Minuten wird er mit Hilfe eines Krahnes ausgehoben und auf
den Radstern gebracht; zur Operation genügen 3 Arbeiter, welche
in 11 Stunden 12 bis 14 Reifen aufbringen können. Die Differenz
der Durchmesser beträgt 3/4mm für je 1m im
Durchmesser; wird der Tyre weiter ausgedreht, so ist Gefahr des
Losewerdens, während bei noch größerer Differenz der Durchmesser
die
Erwärmung nicht genügt, um den Reifen aufzubringen. Es wird
behauptet, daß die Erwärmung durch heißes Wasser vor der
Erwärmung im Ofen oder durch Gasflammen den Vorzug größerer
Gleichmäßigkeit besitze. In Folge dessen sind auf der
angeführten Eisenbahn Beobachtungen angestellt worden, aus denen
sich ergab, daß von den nach alter Methode aufgezogenen Tyres in
6 Jahren 37 Proc. lose und 5 Proc. gebrochen wurden, während die
mit heißem Wasser vorgewärmten Reifen in 3 Jahren mit weniger
als 1 Proc. lose wurden und nur ein Stück davon brach.
Herstellung größerer Gußstücke von Nickel
und Kobalt.
Im Anschluß an die Arbeit von Cl. Winkler (1876 222 175) schreibt J. Wharton in Philadelphia der Redaction,
daß er schon vor 7 Jahren reine, 30k schwere Nickelgußstücke
angefertigt habe, und daß er selbst über 100k schwere Stückeherstellen
könnte, wenn irgend ein Bedarf dafür eintreten sollte. Obgleich
er verschiedene Gußsachen für Pumpen. Achsenlager u.s.w.
anfertigen ließ, hat sich bisher kein Bedarf für Nickelguß
eingestellt, außer in Form von Platten für Anoden zu
Nickelplattirungen.
Kobaltguß wurde ebenfalls ohne Schwierigkeit hergestellt; doch
ist derselbe noch weniger in Gebrauch gekommen.
Anwendung von sauerstoffreicher Luft in
Gebläseöfen.
C. Hornbostel in Brooklyn will ein
Mittel gefunden haben, um die Gebläseluft ohne Anwendung einer
erhöhten Temperatur mit Sauerstoff zu schwängern. Nach seinen im
Scientific American Supplement,
August 1877 S. 1321 gemachten Mittheilungen läßt er einen
Windstrom auf ein Gemenge von Schwefelsäure mit reinem
Braunstein stoßen. Das Verhältniß der beiden letztem Substanzen
ist hierbei so gewählt, wie es zur Sauerstofferzeugung, unter
Hinterlassung von möglichst wenig Rückstand, sein muß. Das
Gefäß, welches die Mischung enthält, wird vollständig überdeckt
und nimmt nur die senkrecht auf den Boden desselben gerichtete
Windeinströmungsdüse sowie das Ableitungsrohr für die oxydirte
Luft auf. Durch die in Folge der Pressung bewirkte innige
Berührung der Luft mit den gaserzeugenden Materialien soll
hierbei auch ohne Erwärmung eine vollständige Entbindung von
Sauerstoff vor sich gehen nach der Formel MnO₂ + SO₃ = MnO, SO₃ + O. Die Richtigkeit des Vorhergehenden vorausgesetzt, würde
solche Gebläseluft selbstredend einen viel höheren Nutzeffect
haben und nebenbei der Vortheil entstehen, daß zur Erzeugung des
Sauerstoffes ein wenig kostspieliges Gefäß aus Holz oder Blei
anstatt des theuren Glases oder Platins verwendet werden
kann.
–r.
Kohlenstoffausscheidung im Hohofen.
Beim Ausblasen des Holzkohlenhohofens in Ilsenburg fand man ein
etwa 3k schweres Stück
Kohle vom spec. Gew. 1,92. Bei 100° getrocknet bestand
dasselbe nach der Analyse von A. Ledebur (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1877 S. 277)
aus:
Kohlenstoff
92,28
Eisen
2,99
Alkalien
0,29
Stickstoff
0,19
Chlor
1,09
Schwesel
Spur
Wasserstoff
1,07
Sauerstoff (als Differenz)
2,09
–––––
100,00.
Der Stickstoff war zum Theil in Cyanverbindungen vorhanden,
welche sich in Wasser lösten, Wasserstoff vermuthlich zum großen
Theile als Kohlenwasserstoff, vielleicht auch zum Theil
als Wasser, welches beim Trocknen nicht vollständig verflüchtigt
war, und es ist wahrscheinlich, daß beide Körper erst während
der langen Aufbewahrung aufgenommen, bezieh. gebildet worden
sind. Chlor und Alkalien finden sich in jeder Beschickung; das
Eisen konnte entweder als Eisenchlorid verflüchtigt und in der
Rastgegend unter Zersetzung condensirt worden sein, oder auch
aus dem Sandsteine selbst stammen. In letzterem Falle ist aber
die Abwesenheit jeder Spur von Kieselsäure auffallend.
Weitere Versuche zeigten, daß ein Stück Eisenglanz, in einem
Strome von Kohlenoxyd auf 350° erhitzt, aufschwoll, barst
und sich mit Kohle bedeckte. Nach 11 stündiger Einwirkung betrug
die Gewichtszunahme 8 Proc., nach 20 Stunden 39, nach 35 Stunden
166 und nach 41 Stunden 500 Proc. Diese wachsende Beschleunigung
der Kohlenstoffausscheidung widerspricht der von Gruner aufgestellten Theorie, wonach die
Zersetzung nach der Formel 3 FeO + CO = Fe₃O₄ + C
und 3 Fe₃ O₄ + CO = 3 FeO + CO₂ vor sich
geht; die Kohleabscheidung müßte hiernach gleichmäßig
erfolgen.
Nach Ledebur wird nun die erwähnte
Kohle in folgender Weise gebildet sein. Durch die Einwirkung des
Kohlenoxydes auf eine eisenschüssige Stelle des Sandsteins wurde
der Zusammenhang des letztern an dieser Stelle gelockert, er
nahm Pulverform an und rieselte in das Gestell hinunter. Dadurch
entstand allmälig eine sackartig Oeffnung in dem Steine. In
derselben häuften sich nun immer größere Mengen Kohlenstoff an,
schließlich das Herausfallen der Sandsteinkörnchen verhindernd
und mit zunehmender Anhäufung sich mehr und mehr verdichtend.
Mit dem Kohlenoxydgase traten verflüchtigte Cyan- und
Chlorverbindungen in die Oeffnung, verdichteten sich dort und
wurden auch wohl theilweise zersetzt. So bildete sich jene
Ausfüllung, welche an der Außenfläche zwar die Spuren des
Sandsteins trug, im Innern aber frei von Kieselsäure war und
ihren bei der Analyse gefundenen Eisengehalt vielleicht nicht
einmal dem Sandsteine verdankt; denn die Vertheilung des Eisens
durch die ganze Menge der Kohle läßt sich wenigstens schwer
erklären, wenn dasselbe gewissermaßen als Kern für die
Kohlenstoffablagerung gedient hat.
Verwendung von Anthracitstaub in
Nordamerika.
Beim Verladen des Anthracites entsteht eine Menge Staub (culm) – bis zu 25 Proc. des
ursprünglichen Gewichtes – welcher bislang unbenutzt
blieb. Man hatte zwar schon längst versucht, dieses Kohlenklein
durch Vermengen mit Mehlwasser, Thon, Kalk, Theer, Backkohle u.
dgl. als Brennmaterial zu verwerthen, aber erst seit Kurzem ist
die Aufgabe praktisch gelöst worden. Die
„Anthracit-Fuel Company“ erbaute im J. 1876
eine große Fabrik in Port Ewen am Hudson-Flusse (N. Y.), welche
jetzt 250t täglich zu
produciren vermag und ein für Dampferzeugung sehr geschätztes
Brennmaterial liefert. Das Verfahren ist nach dem Engineering and Mining Journal,
September 1877 S. 182 folgendes.
Der Anthracitstaub wird mit gepulvertem Pech (10 Proc.) gemischt,
einer Hitze von 300° ausgesetzt und bei dieser Temperatur
in Ziegel gepreßt. Die Ziegel sind 15cm lang, 25cm breit und 11cm dick; der Druck, welchen
sie unterworfen werden, beträgt 15t. Die ganze Einrichtung
ist auf Maschinenkraft basirt, so daß für die angegebene
Production nur 25 Arbeiter beschäftigt werden. Das Brechen des
Peches geschieht zwischen zwei leichten, cannelirten gußeisernen
Walzen, und muß darauf geachtet werden, daß nie größere Mengen
daran sich ansammeln, weil in diesem Falle, zumal bei feuchtem
Wetter, der geringste Druck ein Aneinanderbacken des
zerkleinerten Peches bewirkt. Die Größe der Stücke ist
gleichgiltig; doch hat es sich ergeben, daß das Vorhandensein
größerer Stücke einem Zusammenbacken entgegenwirkt. Culm und
Pech werden durch eine Mengschraube in einem Behälter mit
einander vermischt und aus diesem mittels eines Elevators in den
Schmelzcylinder gebracht, welcher durch einen Dampfmantel auf
300° erhitzt ist. Derselbe steht über dem rotirenden
Formtische, der ganz ähnlich wie bei einer gewöhnlichen
Ziegelpresse eingericht ist. Er enthält 10 Formen, deren Böden
bewegliche Stahlkolben bilden. Sobald eine Form unter den
Schmelzcylinder kommt, füllt sie sich; bei weiterer Drehung
gleitet der Bodenkolben über eine schiefe Ebene und übt so einen
allmälig steigenden Druck gegen die Füllung der Form aus. Um zu
starken Druck und dadurch Brüche zu vermeiden, ist diese
schiefe Ebene an dem einen Ende aufgehängt und an dem andern
Ende mit Federvorrichtungen versehen. Bei weiterer Drehung
kommen die gefüllten Formen unter der festen Deckplatte, welche
bis dahin das Material zurückhielt, hervor, wobei der
Bodenkolben etwas sinken gelassen wird; sodann aber wird
derselbe durch eine steilere schiefe Ebene plötzlich ganz
emporgehoben und drückt den fertigen Ziegel heraus, der nun auf
einem Transportband zum Magazin gefördert wird.
Wie schon bemerkt, eignet sich dieses Brennmaterial besonders zur
Dampferzeugung; es brennt mit kurzer Flamme, gibt wenig Rauch
und bildet keine Schlacke auf dem Roste, trotz seines hohen
Aschengehaltes. Letzterer könnte übrigens durch vorheriges
Waschen des Staubes entfernt werden, was auch wegen des
bedeutenden Schwefelgehaltes von großem Nutzen wäre.
W. K.
Die Kupferwerke der „Russia
Copper Company“ am Ural.
Zur Verschmelzung der Kargalinsky'schen Kupfererze
(Kupfercarbonate im Permischen Sandstein mit 3 bis 4 Proc. und
weniger Kupfergehalt) dienten bislang einförmige Schachtöfen,
die bei bedeutendem Zeit- und Brennmaterialaufwand Schwarzkupfer
erzeugten, welches im Spleißofen gar, dann im kleinen Herd
hammergar gewacht wurde. Georg Maynard ist von der englischen Gesellschaft, welcher die
Werke gehören, berufen, um dieselben zeitgemäß zu verbessern,
und hofft derselbe, wesentlich günstigere ökonomische Resultate
zu erzielen durch Herstellung von Pilz'schen mehrförmigen
Rundöfen, Anwendung heißer Gebläseluft, Zurichtung der
Beschickung nach auf chemische Untersuchung der Erze etc.
basirten wissenschaftlichen Grundsätzen und unmittelbare
Herstellung von Raffinadkupfer aus Schwarzkupfer. Auch soll
versucht werden, das Schwarzkupfer auf magneto-elektrischem Wege
zu reinigen, wie solches mit Wilde's Maschine auf Elkington's Werken zu Pembrey und mit
Gramme's Maschine auf dem Continent geschieht. Zu Pembrey werden
täglich 1t,5 Kupfer auf
diesem Wege raffinirt, wobei Verunreinigungen der Erze keinen
Einfluß auf die Kupferqualität haben. Man läßt das flüssige
Schwarzkupfer in Formen laufen und sich zu Platten bilden,
welche mit dem positiven Pol in Verbindung in ein Säurebad
gebracht werden, während der negative Pol aus einem dünnen Blech
von reinem Kupfer besteht. Sobald der Strom geschlossen ist,
löst sich das Schwarzkupfer auf und am negativen Pol schlägt
sich reines Kupfer nieder. Sobald letzteres ein hinreichend
dickes Blech gegeben hat, wird dasselbe geglüht und ausgewalzt,
oder man schmilzt dasselbe ein und gießt es in Blöcke. Die
Unreinigkeiten setzen sich als Schlamm zu Boden. In einigen
Districten (z.B. von Voskresensky) kommen nach Art der Kiesel
abgerundete Kupfererze (pebble ore)
von Sandkorn- bis Eigröße vor, zusammengekittet mit Lasur und
Malachit und Kupfersilicaten. Diese Erze mit einer Spur bis zu 6
Proc. Kupfergehalt haben sich bisher nicht mit Vortheil
verschmelzen lassen und soll dafür der nasse Proceß, Extraction
mit Schwefelsäure und Fällen des Kupfers durch Eisen oder auf
galvanischem Wege, eingeführt werden, nachdem von Rickard angestellte Versuche günstige
Resultate ergeben haben. Die Schwefelsäure soll mittels Kupfer-
und Schwefelkies von Uvarajinsky dargestellt werden. (Berg- und
hüttenmännische Zeitung, 1877 S. 287.)
Ueber die Gold- und Silberproduction der
Vereinigten Staaten von Nordamerika.
Richter, welcher zu den seitens des
Handelsministers zum Besuche der Weltausstellung in Philadelphia
entsendeten Bergbeamten gehörte, berichtet eingehend über das
Vorkommen von Blei- und Silbererzen und des Goldes in
Nordamerika, über die Art der Verwerthung und Preise der
Bergwerks- und Hüttenproducte, sowie die Productionsmengen und
den Preis der Edelmetalle. (Zeitschrift für das Berg-, Hütten-
und Salinenwesen im preußischen Staate, 1877 S. 77 bis 118.)
Hiernach ist die hohe Silberproduction der Vereinigten Staaten in
den letztvergangenen Jahren vorzugsweise der Ergiebigkeit der
Silberbergwerke in Virginia City zuzuschreiben. Sie wird, so
lange das reiche Erzvorkommen am Comstock noch ausreicht, voraussichtlich nicht abnehmen, selbst wenn das Silber noch
mehr im Preise sinken sollte, als in den letzten Jahren der Fall
war, da die eigentlichen Productionskosten der reichen
Bergwerke, aus denen der größere Theil des gewonnenen Silbers
entnommen wird, so niedrig sind, daß auch ein ungewöhnlich
tiefer Stand des Silberpreises eine Beschränkung des Betriebes
nicht nothwendig zur Folge haben müßte. Späterhin wird sie zwar
abnehmen, immerhin sich aber dauernd auf einer ansehnlichen Höhe
erhalten.
Die Goldproduction wurde namentlich in den 50 er Jahren dieses
Jahrhunderts in Folge der Entdeckung goldreicher Gebirgsseifen
gehoben und ist, nachdem die letzteren mehr und mehr erschöpft
sind, wieder gesunken. Aber auch sie wird sich voraussichtlich
noch lange auf einem ansehnlichen Niveau erhalten, da Gold als
Nebenbestandtheil von Erzen bei der Verhüttung der letzteren in
zunehmendem Betrage gewonnen wird, auch die goldhaltigen
Gebirgsgänge noch lange Zeit bebaut werden können, ehe sie
erschöpft werden möchten.
Das relative Werthverhältniß zwischen Gold und Silber ist weniger
von den Gewichtsmengen abhängig, welche von diesen Metallen in
einem gewissen Zeitraume gewonnen werden, als vielmehr in erster
Linie von der Stärke des Verbrauches. Man schätzt bekanntlich
die Jahresproduction von Silber zu Ende des 18. und bei Beginn
des 19. Jahrhunderts auf 40 Millionen Dollars an Werth, die des
Goldes auf 15 Millionen, mit anderen Worten: es nahm damals
Silber mit 72,2 Proc., Gold mit 27,8 Proc. an dem Gesammtwerthe
der Gewinnung von Edelmetall Antheil. Im J. 1846 stellte sich
dieses Verhältniß auf 52,3 Proc. Gold und 47,7 Proc. Silber.
Trotzdem hatte sich gegen 1800 der relative Werth beider Metalle
kaum verändert, indem das Werthverhältniß 1800 wie 1 : 15,42 und
1846 wie 1 : 15,66 stand. Im J. 1853 wird die Goldproduction der
Erde auf 165 Millionen, die Production von Silber aber auf nur
70 Millionen Dollars angegeben, und dennoch stand das
Werthverhältniß beider Metalle zu einander wie 15,83 : 1, also
zu Gunsten des Goldes, welches damals zu Münzzwecken sehr
begehrt wurde.
Verhütung von Kesselsteinbildungen.
J. Riley hat sich ein Gemisch gegen
Kesselstein Patentiren lassen, bestehend aus Wallnußrinde,
Aetznatron, Sodaasche und Eichenrinde. Auch dieses Gemenge ist
weder neu, noch empfehlenswerth (vgl. 1876 220 179).
Zur Reinigung gypshaltiger Wässer.
Wanklyn (Journal des fabricants de papier, 1877 p. 384) empfiehlt Wässer, welche
schwefelsaures Calcium und Magnesium enthalten, mit
Natriumbicarbonat und mit Kalk zu versetzen. Es entsteht
zunächst Calciumbicarbonat und schwefelsaures Natrium; durch den
Zusatz von Kalk wird dann kohlensaures Calcium und Magnesium
gefällt.
Dieses Verfahren dürfte kaum einen Vorzug vor der billigeren
Reinigung mit Soda (1876 220 373) haben.
Sauerstoffgehalt des Meerwassers.
Der Chemiker der Challenger-Expedition J. Y). Buchanan (Chemical
News, Juli 1877 Bd. 36 S. 6) hat in einer der letzten
Sitzungen der Royal Society in
Edinburgh Mittheilungen über seine Versuche zur Bestimmung der
im Meerwasser gelösten Luft gemacht.
Nach Beschreibung der von ihm angewendeten Schöpfflasche, welche
es gestattet, aus jeder beliebigen Tiefe Wasser heraufzuholen,
sowie der innern Einrichtung an Bord des Challenger, kommt er zu
den Resultaten, welche sich aus seinen Untersuchungen ergeben
haben, und die wir kurz zusammenfassen: Die absolute Menge
Sauerstoff und Stickstoff, welche das Meerwasser fähig ist
aufzunehmen, ist geringer als die, welche Süßwasser aufnimmt; das
Verhältniß zwischen den beiden gelösten Gasen selbst ist jedoch
fast genau dasselbe. Der Gehalt sowohl an permanenten Gasen als
an Kohlensäure ist von der Temperatur abhängig; in keinem Falle
findet sich in einem Wasser aus irgend einer Tiefe mehr Gas
aufgelöst, als dasselbe bei der gleichen Temperatur an der
Oberfläche aufnehmen würde; kurz, das Wasser der Tiefen
unterscheidet sich in physikalischer Hinsicht durchaus nicht von
dem der Oberfläche.
Die Ansicht, daß Wasser aus großer Tiefe so stark mit Gas beladen
ist, daß es, an die Oberfläche gebracht, aufbraust, ist nicht
ganz falsch. In der heißen Zone kann nämlich ein Wasser aus
großer Tiefe eine Temperatur haben, welche nahe am Gefrierpunkt
liegt, und wird demnach eine entsprechende Menge Luft in Lösung
enthalten. An die Oberfläche gebracht, wo die Temperatur 24 bis
32° sein kann, ist das Wasser nicht mehr fähig, dieselbe
Menge Gas in Lösung zu halten, und sieht man, wie die Wände des
Glases sich mit feinen Gasbläschen bedecken, ähnlich wie bei
natürlichem Selters-Wasser, welches eine zeitlang an offener
Luft gestanden hat.
Der Sauerstoffgehalt (O + N = 100 gesetzt) des von der Oberfläche
des Meeres entnommenen Wassers schwankt zwischen 33 und 35 Proc.
In den Grundwässern ist die absolute Menge an Sauerstoff am
größten im Süden und wird gewöhnlich nach Norden hin kleiner. An
den aus verschiedenen Tiefen gesammelten Wässern wurde die
bemerkenswerthe Beobachtung gemacht, daß der Sauerstoffgehalt
abnimmt bis zu einer Tiefe von 300 Faden (etwa 550m) herab. Hier erlangt
derselbe seine Minimalgrenze und nimmt in weitern Tiefen wieder
zu.
In folgender kleinen Tabelle finden sich die gefundenen
Zahlen:
Tiefe.
Sauerstoffgehalt
Faden
m
(N + O = 100)
0
0,0
33,7
25
45,7
33,4
50
91,4
32,3
100
182,9
30,2
200
365,8
23,4
300
548,7
11,4
400
731,5
15,5
800
1463,2
22,6
Zwischen 800 und dem
Grund.
23,5.
Buchanan folgert hieraus, daß in der
Tiefe von 200 bis 400 Faden die Thierwelt am stärksten vertreten
ist, und findet sich damit in Uebereinstimmung mit den Ansichten
Murray's, welcher nachwies, daß die
Pflanzenwelt selten bis zu einer größern Tiefe als 100 Faden
herabgeht, und die Thierwelt in erheblicher Menge nur bis zu 400
Faden. Unter 400 Faden (731m) ist das Thierleben nur spärlich im Meere vertreten.
S–t.
Zur Eisfabrikation.
C. Vincent (Revue industrielle, October 1877 S. 428) schlägt zur
Herstellung von Kälte das Chlormethyl vor, welches sich bei
– 35° verflüssigt. Ob sich dasselbe besser
bewähren wird als das von Köhler
(1877 224 168) vorgeschlagene
Chloräthyl, steht dahin.
Kohlensäuregehalt der atmosphärischen
Luft.
Aus 49 Kohlensäurebestimmungen, welche P. Truchot (Annales agronomiques,
1877 p. 69) vom 7. Januar bis 14.
April 1876 in Clermont ausführte, ergaben sich als Grenzwerthe
an schönen Tagen 2,1 und 4,2, im Mittel 3,3 auf 10 000 Vol. Luft
(vgl. 1877 223 553). An Regentagen erhielt
er 4,2 und 5,1, im Mittel 4,6 und an Tagen, wo der Boden mit
Schnee bedeckt war, 4,4 und 8,7, im Mittel 5,6 Vol.
Kohlensäure.
Weitere Beobachtungen ergaben, daß bei Abnahme des Luftdruckes
der Gehalt an Kohlensäure stieg, wahrscheinlich aus dem Grunde,
weil bei niederem Barometerstand ein Theil der
kohlensäurereichen Bodenluft in die Atmosphäre entweicht. Den
hohen Kohlensäuregehalt der Lust, wenn die Erde mit Schnee
bedeckt ist, erklärt Truchot dadurch,
daß 1k Schnee im Mittel
25cc,5 Kohlensäure aus
der Atmosphäre dem Boden zuführt und so den Gehalt der
umgebenden Luft an diesem Gase vermehrt.
Abgesehen von diesem Einfluß des Schnees enthält die Atmosphäre
im Winter nicht mehr Kohlensäure als im Sommer, trotz des
fehlenden Pflanzenwuchses.
Einfluß von Kabeln in oberirdischen
Leitungen auf die Telegraphirgeschwindigkeit; von Sack.
Culley hat in einem Vortrage vor der
Society of Telegraph Engineers die
Einwirkung der Telegraphenkabel, welche in Landleitungen sich
befinden, dahin festgestellt, daß das an der längsten
Landleitung gelegene Amt schneller und besser erhält, als das an
der kurzen Landleitung oder an dem Ende des Kabels gelegene Amt.
Die oberirdische Leitung schwächt nämlich die in dem Kabel
austretenden Ladungserscheinungen in ihrer Wirkung auf die
Telegraphirgeschwindigkeit ganz bedeutend ab, und zwar wird die
Wirkung der Ladungserscheinungen durch einen langen
oberirdischen Theil der Leitung mehr abgeschwächt als durch
einen kurzen, weshalb das an der langen Landleitung liegende Amt
besser und schneller erhält, als das an der kurzen Landleitung
gelegene Amt.
So wurde auf der Linie Amsterdam-London vor Einführung des Hughes
mit dem Wheatstone'schen Schnellschreiber gearbeitet, und es
konnte Amsterdam 45 Worte in der Minute nach London senden,
während London bis auf 30 Worte in der Minute herabgehen mußte.
Die Leitungen dieser Linie setzen sich zusammen aus der
holländischen Landleitung von 20, dem Kabel von 120 und der
englischen Landleitung von 130 englischen Meilen Länge.
Gegenwärtig wird zwischen Amsterdam und London mittels
Hughes-Apparates gearbeitet, dessen Lippe in zwei gegen einander
isolirte Hälften getheilt ist zum Zwecke, die bis jetzt an den
Apparaten älterer Construction vorhandene, verhältnißmäßig lange
Batterieverbindung mit der Leitung bei jedem Tastendruck auf die
Hälfte zu vermindern und dadurch eine längere Zeit zur Entladung
der Leitung zu erhalten. Die Geschwindigkeit beträgt gewöhnlich
100 bis 110 Umdrehungen des Schlittens in der Minute; die
Batterie besteht aus etwa 90 bis 100 Leclanché-Elementen.
Eine höhere Geschwindigkeit ist für ein tadelloses Telegraphiren
nicht rathsam, da Amsterdam dann nicht sicher erhält, während
London gut empfängt. Ebenso geht auf den Leitungen London-Dublin
die Geschwindigkeit des Wheatstone'schen Automaten von London
nach Dublin nicht über 40 Worte in der Minute, während Dublin 80
Worte nach London senden kann. Die Landleitungen sind 266
bezieh. 10 und das Kabel 66, die ganze Leitung somit 342
englische Meilen lang.
Auch auf der Leitung Berlin-London über Emden, Norden und
Lowestoft erhielt bei einem und demselben Tempo London besser
als Emden und dadurch Berlin. Emden ist Uebertragungsamt; somit
kommt als Landleitung auf deutscher Seite nur die Strecke von
Emden bis Norden mit 25km (das Kabelhaus ist 3 Meilen von Emden entfernt) in
Betracht. Das Kabel von Norden bis Lowestoft ist 480km und die englische
oberirdische Strecke 180km lang.
Auf der 863km langen
französischen Leitung Paris-Marseille machten sich die
verzögernden Einwirkungen der in einer oberirdischen Leitung
befindlichen Kabel auf die Geschwindigkeit der Uebermittelung
sehr bemerklich. Auf genannter Leitung arbeitet (nach den Annales télégraphiques,
1876 S. 605) der Wheatstone'sche Automat als Gegensprecher. Die
Leitung führt von Marseille bis Juvisy, ist 839km lang und 5mm stark, während von Paris
bis Juvisy 24km Kabel
verlegt sind, dessen Ader aus sieben Litzen zusammengedreht ist
und 2qmm Querschnitt
hat. Bei Einschaltung des Gegensprechers schaltete Paris 7
Microfarads Condenser ein und konnte mittels des
Wheatstone'schen Automaten 55 bis 65 Worte in der Minute geben,
während Marseille nur 45 bis 55 Worte in der Minute nach Paris
sandte. Marseille hatte nur 4 Microfarads und etwa 1000 bis 1400
Ohms (1045,6 bis 1463,84 S. E.) vor den Condenser geschaltet zum
Zweck der Abschwächung der Ladung und Entladung. Man ersetzte
nun die Kabelstrecke Paris-Juvisy durch einen oberirdischen Draht,
und wurden auf diese Weise die Aemter Paris und Marseille auf
der ganzen Ausdehnung (ausschließlich der kurzen Stadtkabel,
welche nicht in Betracht kommen) oberirdisch mit einander
verbunden. Nach der Umschaltung mußte in Paris der Condenser auf
4 Microfarads vermindert, auch ein Widerstand von 1000 bis 1400
Ohms vor den Condenser geschaltet werden wie in Marseille. Die
Geschwindigkeit hob sich sofort für beide Theile auf 75 bis 35
Worte in der Minute unter der Benutzung eines Wheatstone'schen
Automaten für das Gegensprechsystem.
Auch in Berlin läßt sich gegenwärtig auf dem zwischen Berlin und
Halle verlegten, 169km,5 langen Kabel (vgl. S. 363) dieselbe Erscheinung
beobachten. Eine Ader dieses Kabels ist in Halle a. S. durch
eine oberirdische, 32km,8 lange Leitung mit Leipzig verbunden. Berlin arbeitet
nach Leipzig mittels Hughes, unter Benutzung von 20 Elementen,
selbst bei 120 Umläufen des Schlittens tadellos, während Leipzig
bei solcher Geschwindigkeit nicht ein Wort nach Berlin geben
kann. Bei Einschaltung von 25 Elementen in Leipzig geht es etwas
besser, jedoch für ein nur annähernd gutes Correspondiren zu
schlecht. Bei 115 Umdrehungen kann Leipzig ziemlich gut
arbeiten; jedoch ist es geboten, die Geschwindigkeit noch mehr
zu vermindern. Bei 108 Schlittenumläufen in der Minute konnte
die Correspondenz, wenn auch Berlin nicht so tadellos erhielt
wie Leipzig, mehr oder weniger gleichmäßig abgewickelt werden.
Mit 100 Umdrehungen, der niedrigsten Geschwindigkeit, welche
beiderseits genommen werden konnte, war die Uebermittlung für
beide Theile vollkommen gut. Berlin hatte bei diesen Versuchen
eine Batterie von 20, Leipzig eine solche von 25 Elementen, da
mit 20 Elementen Berlin sehr mangelhaft erhielt.
Beim Hughes wird auf dem nehmenden Amt der Anker, nachdem ihn der
Auslösehebel auf die Polflächen zurückgebracht und dann
verlassen hat, durch den die Drahtrollen umkreisenden
abfließenden (hier dem Telegraphirstrome gleichgerichteten)
Entladungsstrom, wenn auch nicht zum zweiten Mal abgestoßen, so
doch so lose auf den Polflächen aufliegend gehalten, daß
derselbe durch starke Erschütterungen abgeschnellt wird. Diese
Erschütterungen erzeugt der Hughes-Apparat durch die
Verkupplung, und es werden die dadurch entstehenden Stöße in
allen Fällen den Anker abstoßen, wo die Verkupplungen schnell
auf einander folgen; doch lassen sich diese Erscheinungen am
Hughes durch ein langsames Arbeiten beseitigen. (Nach der
Deutschen Allgemeinen Polytechnischen Zeitung, 1877 S. 203.)
Vertheilung der studirenden Preußen auf
die Studienfächer.
Es studirten von je 100 auf preußischen Universitäten
immatriculirten Preußen:
1867
1870
1873
1876
evangelische Theologie
17,64
15,28
11,30
8,61
katholische Theologie
9,37
8,02
6,18
4,11
Jurisprudenz
17,51
18,19
25,11
29,76
Medicin
22,11
24,26
20,89
15,80
Philosophie
33,37
34,25
36,52
41,72
und zwar:
Philosophie, Philologie u.
Geschichte
23,25
24,13
22,15
24,45
Mathematik und Naturwissenschaften
7,02
7,56
9,32
11,59
sonstige Wissenschaften
3,10
2,56
5,05
5,68
(Statistische Correspondenz, 1877 Nr.
36.)
Bierverbrauch in Deutschland.
Der Bierverbrauch ist im Reichssteuergebiete zu
veranschlagen:
hl
l
1872
im Ganzen
16500000
oder für den Kopf
53,4
1873
„
„
20600000
„ „ „ „
66,8
1874
„
„
21500000
„ „ „ „
70,0
1875
„
„
21713000
„ „ „ „
72,0.
Herstellung wasserfreier
Schwefelsäure.
Aehnlich wie Cl. Winkler (1875 218 128) schlägt jetzt J. Neale
(englisches Patent vom 14. März 1876) vor, wasserfreie, einfach
oder zweifach schwefelsaure Salze in thönernen Retorten der
Destillation zu unterwerfen und das aus Schwefligsäure und
Sauerstoff bestehende Destillationsproduct über erhitzten
Platinschwamm oder sonst eine Substanz, welche die genannten
Gase zu Schwefelsäureanhydrid zu vereinigen vermag, zu leiten.
Das entstandene Anhydrid wird entweder für sich oder in
gewöhnlicher Schwefelsäure aufgefangen.
Doppelzersetzung von Bromkalium und
Chlornatrium.
Bei der Zusammenstellung analytischer Resultate verbindet man
bekanntlich die stärksten Säuren mit den stärksten Basen; wenn
z.B. Ba, K, SO₃ und N₂O in einer Verbindung
gefunden sind, so verbindet man Barium und Schwefelsäure, Kalium
und Salpetersäure. Ebenso stellen wir bei der Analyse, im Falle
K, Na, Cl und Br gefunden sind, Cl mit K, und Br mit Na
zusammen; mischt man gar zwei Lösungen von Bromkalium und
Chlornatrium mit einander, so nimmt man doppelte Umsetzung in
Chlorkalium und Bromnatrium an. Wenn man nun für den ersten Fall
sich auf die Unlöslichkeit des Bariumsulfates in Wasser stützen
kann, um die Wahrscheinlichkeit einer solchen Anordnung klar zu
legen, so läßt sich für die Wahrscheinlichkeit der letztern
Lagerung nichts als die „Analogie“
anführen, da die Haloidholze des Kaliums wie des Natriums fast
dieselbe Löslichkeit in Wasser, dieselbe Krystallform haben, da
beim Mischen ihrer Lösungen kein Niederschlag, keine
Farbenveränderung entsteht und durch nichts bewiesen werden
kann, daß die chemischen Beziehungen der verschiedenen Körper
geändert sind.
Interessant ist es daher, wie ein amerikanischer Arzt, J. H. Bell (im American
Journal of Science and Arts, 1877) beweist, daß eine solche
Umsetzung in der That vor sich geht. Gibt man 5 bis 6g Bromkalium einem gesunden
Mann ein, so zeigt sein Urin in den folgenden 24 Stunden
nachstehende Veränderungen. Fast alles mit dem Bromkalium
eingenommene Kalium findet man im Urin, nebst dem an und für
sich anwesenden, verbunden mit Chlor, dessen Gehalt sich
proportional mit dem eingenommenen Brom vermehrt hat; der
Natriumgehalt ist fast ungeändert geblieben und nur geringe
Mengen Brom sind im Harn ausgeschieden. Dagegen findet man noch
2 Wochen nach dem Einnehmen des Bromkaliums Bromide im Harn,
während der gesteigerte Kaliumgehalt nur nach dem ersten Tage
festgestellt werden kann. Aus diesen Thatsachen darf der Schluß
gezogen werden, daß das eingenommene Bromkalium durch das
Chlornatrium des Blutes in Chlorkalium, welches im Urin
ausgeschieden wird, und in Bromnatrium, welches im Blut an
Stelle des Chlornatriums substituirt wird, umgesetzt wurde, und
da hier sicher kein Grund vorliegt, eine besondere
„Lebenskraft“ an Stelle der chemischen
Wirkung zu setzen, so dürfen wir in dieser Erscheinung wohl nur
das Resultat einfacher chemischer Verwandtschaft erblicken.
Bill gibt nach Beschreibung seiner
analytischen Methode, welche nichts Neues enthält, die
Durchschnittszahlen aus 3 Analysen, als kein Bromkalium
eingenommen war, und die Durchschnittszahlen von 6 Analysen, wo
das Versuchsobject 5 bis 10g Bromkalium eingenommen hatte.
Kalium.
Natrium.
Chlor.
Brom.
g
g
g
g
Kein
Bromeingenommen
4,21
7,67
9,56
–
Durchschnittlich7g
Bromeingenommen
6,52
7,82
11,45
0,04.
S–t.
Nachweisung freier Säuren im Essig.
O. Hehner (Archiv der Pharmacie, 1877
Bd. 7 S. 399) gibt an, daß die beim Glühen des
Verdunstungsrückstandes von reinem Essig erhaltene Asche
alkalisch reagirt. Reagirt sie neutral, so enthielt der Essig
wahrscheinlich freie Mineralsäuren. Zur quantitativen Bestimmung
derselben neutralisirt man den Essig mit Normalsodalösung,
dampft ab und glüht. Ist nun zur Neutralisation des Rückstandes
nicht dieselbe Menge Säure nöthig, als der Soda entspricht, so
enthielt der Essig Schwefelsäure oder Salzsäure. (Vgl. 1876 221 183.)
Zur Kenntniß des Leuchtgases.
Berthelot (Comptes rendus, 1877 t. 84 p. 571) hat seine Untersuchungen über
die Zusammensetzung des Leuchtgases (vgl. 1877 224 109) fortgesetzt und aufs Neue bestätigt gefunden, daß
die Leuchtkraft des Pariser Leuchtgases vorwiegend dem
Benzoldampf zuzuschreiben ist, während das Aethylen hiergegen
sehr zurücktritt.
Bei der Untersuchung des Gases löst die rauchende Salpetersäure
nicht nur den Benzoldampf, sondern auch die in nur geringer
Menge vorkommenden Kohlenwasserstoffe Propylen, Allylen u.s.w.,
während Aethylen nur sehr langsam absorbirt wird. Concentrirte
Schwefelsäure löst auch Benzoldampf, Schwefelsäure nach der
Formel H₂SO₄. H₂O nimmt aber selbst nach
längerem Schütteln weder Benzol noch Aethylen auf, löst aber
innerhalb 3 Minuten das Propylen und in 25 Minuten das Acetylen.
Verdünnte Schwefelsäure von der Formel H₂SO₄ . 2
H₂O löst rasch Aetherdampf, langsam das Propylen, noch
langsamer das Aethylen.
P. Truchot (Comptes rendus, 1877 t. 84 p. 714) hat zur Prüfung der Angabe von
Berthelot, daß zunächst die vier
Kohlenwasserstoffe Formen (Sumpfgas CH₄), Methyl,
Aethylen und Acetylen entstehen, durch deren Vereinigung die
übrigen pyrogenen Kohlenwasserstoffe gebildet werden,
verschiedene Flüssigkeiten durch den elektrischen Strom
zersetzt, so daß die entwickelten Gase sich nicht wieder
vereinigen konnten. Er erhielt immer Acetylen, Aethylen, Formen
und Wasserstoff, aber keine Gase, welche mehr als 2 Atome
Kohlenstoff enthalten. Sauerstoffhaltige Substanzen entwickelten
auch Kohlenoxyd.
J. Coquillon (Comptes rendus, 1877 t. 84 p. 1503) hat gefunden, daß Sumpfgas,
über eine weißglühende Platinspirale geleitet, in Kohle und
Wasserstoff zerfällt. Berthelot hat
bereits früher gezeigt, daß Sumpfgas und Aethylengas sich beim
einfachen Erhitzen in Wasserstoff und Acetylen spalten.
Zur Vertreibung der Ratten.
Wie die Hannoversche Landwirthschaftliche Zeitung berichtet,
werden die Ratten leicht und auf Jahre hinaus vertrieben, wenn
man an den betreffenden Orten das Kraut der Hundszunge (Cynoglossum officinale) ausstreut.
Schmiere für Wolle; von J. Scharr in Bradford.
Statt mit Oel wird die Behandlung mit der folgenden Mischung
(englisches Patent vom 12. Februar 1876) vorgeschlagen:
Gummi arabicum
1
G. Th.
Borax
1,5
G. Th.
Harz
1
„
Ammoniakflüssigkeit
0,5
„
Leinsamen
3
„
Seife
12
„
Hanfsamen
2
„
Potasche
1
„
Olivenöl
5
„
Kartoffelstärkemehl
2,5
„
Olein
5
„
(Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1877 S. 1758.)
Ueber die Zusammensetzung des
Hafers.
L. Grandeau (Journal d'agriculture, 1876 p.
803) hat eine große Anzahl Hafersorten untersucht. Aus seinen
Analysen geht hervor, daß der Nährwerth des Hafers keineswegs im
Verhältniß zu seinem specifischen Gewicht steht, daß ein Hafer,
von dem 1hl 50k wiegt, nicht immer besser
ist als ein solcher von 40k.
Darstellung von Bleiweiß und
Zinkweiß.
Cookson will den Regen einer Lösung
von essigsaurem Blei mit Kohlensäure behandeln; unter Umständen
wird dieser Bleiacetatlösung Mennige zugesetzt.
Zur Darstellung von Zinkweiß will H. Knight schwefelsaures Zink mittels Calciumsulfid
niederschlagen. P. Thomas schlägt
dagegen vor, Zinkabfälle, Zinkerze u. dgl. in Salzsäure zu
lösen, die Flüssigkeit mit Kalk zu fällen und den Niederschlag
zu glühen. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1877
S. 1757, 1758 und 1759.)
Directes Schwarz.
Unter diesem Namen bringt die Firma Wattine-Delespiere in Lille einen Schwarzteig in den
Handel, für welchen sie ein Patent genommen hat. Das Album du Teinturier theilt mit, daß
derselbe bereitet wird, indem die Abkochung von 60k Blauholz mit 7k Salzburger Vitriol
niedergeschlagen wird. Der Niederschlag wird in einer genügenden
Menge Oxalsäure aufgelöst und dient alsdann zum Schwarzfärben
von Wolle und Wollstoffen, welche ungefähr 2 Stunden in der
kochend heißen Lösung hantirt werden. Zuletzt wird mit Soda
neutralisirt, worauf die Wolle schwarz gefärbt herausgenommen
wird. Die Färberei mit diesem Product soll gute Resultate
liefern und bietet den besonderen Vortheil, daß dieselbe
Farbflotte, vorausgesetzt, daß sie immer von Neuem angesäuert
wird, für spätere Färbungen verwendet, somit gänzlich ausgenutzt
werden kann.
Kl.
Ein neuer Farbstoff von Julius Roth.
Der Bericht, welchen Th. Schneider
über die im verflossenen Jahr von dem Musterbild unserer
technischen Vereine, der Société industrielle de Mulhouse, zur Feier
seines 50 jährigen Bestehens veranstaltete Industrieausstellung
erstattet hat, erwähnt u.a. einen neuen, von J. Roth hier zum ersten Mal vorgeführten
Farbstoff. Der Aussteller, längst bekannt durch das Phenylbraun,
welches er durch Einwirkung von Salpetersäure auf Phenolsäure
erhalten hat (vgl. 1865 175 304), und das Wolle und Seide
ohne Beize von Granatroth bis herunter zu Rehbraun färbt, gibt
seinem neuen Product den Namen Grisophenylamid. Dasselbe
entsteht durch längere Einwirkung von festem kohlensaurem
Ammoniak auf wasserfreie Phenylsäure in einem geschlossenen,
erhitzten Gefäß. Mit dem hierbei entstehenden Farbstoff lassen
sich auf Wolle und Seide sehr schöne graue Nüancen färben,
welche sowohl gegen Seife als gegen Säuren und gegen das
Sonnenlicht sich als echt erweisen.
Kl.
Savary's
Mordant.
Derselbe ist nach dem Textile
Manufacturer, August 1877 S. 257 ein Gemenge von Alaun,
Weinstein, Indigocarmin und rothem chromsaurem Kali in Form
eines Teiges. Die Zusammensetzung des Gemenges ist eine
verschiedene, je nachdem es für das Schwarz- oder Grün- oder
Braunfärben der Wolle benutzt werden soll. Es liefert ein
Blauschwarz mit Blauholz, Grün mit Füstelholz und Rothbraun mit
Sandel- oder mit Calliaturholz.
Kl.