Titel: Vorrichtungen zur Erzeugung von Schnitträndern beim Weben mehrbreitiger Waare.
Fundstelle: Band 227, Jahrgang 1878, S. 35
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Vorrichtungen zur Erzeugung von Schnitträndern beim Weben mehrbreitiger Waare. Mit Abbildungen auf Tafel 4. Erzeugung von Schnitträndern für mehrbreitige Waare. Viele Arten von schmalen Stoffen lassen sich mit Vortheil auf breiten Stühlen in der Weise herstellen, dass man 2 oder 3 Stücke neben einander mit demselben Eintragfaden webt. Man erhöht dadurch die Production und vermindert die Herstellungskosten sehr bedeutend. Die einzelnen Stücke werden der Breite nach durch Unterbrechungen in der Kette markirt und dann an diesen Stellen der Länge nach abgetrennt. Sollen sich aber an den Rändern dieser Stücke die Kettenfäden nicht ablösen, d.h. die Stücke gegen Beschädigung gesichert sein, so muss für den natürlichen Rand ein Ersatz geschaffen werden, welcher bekanntlich durch eine eigenthümliche Kreuzung oder aber durch ununterbrochene Drehung der Randkettenfäden erzielt wird, wie in diesem Journal *1873 209 169 näher angegeben ist. Der Textile Manufacturer berichtet nun über zwei Anordnungen, von denen die erstere mit Hilfe eines Perlkopfes die Randkettenfäden kreuzt, während bei der zweiten ähnlich wie bei Oldfield (*1873 209 169) diese Fäden stets nach gleicher Richtung um einander gedreht werden. Der erste Saum (Fig. 4 Taf. 4) besteht aus drei Fäden, wovon zwei A und B in der gewöhnlichen Weise abwechselnd über und unter dem Eintrag liegen; der dritte sogen. Polfaden C liegt stets über dem Eintrag und geht von einer Seite der beiden Fäden A und B unter diesen durch, um sich auf der andern Seite derselben wieder über den folgenden Eintragfaden zu legen. Der Polfaden G hält auf diese Weise die beiden Kettenfäden A, B und die Eintragfäden zusammen, und zwar hängt die Festigkeit dieser Verbindung von der Spannung des Badens C ab, welcher sich von einer im Webstuhl an passender Stelle aufgesteckten und durch regulirbare Gewichte gebremsten Spule abwickelt. Die Verschlingung der drei Fäden wird auf folgende Weise hervorgebracht. Die Kettenfäden A und B (Fig. 5 und 6 Taf. 4) sind – der eine im vordern, der andere im hintern Schaft – eingezogen, machen also die abwechselnd auf und ab gehende Bewegung mit. Der Polfaden C geht mit einem dieser Leistenfäden durch den gleichen Schaft (hier mit B durch den hintern) und ist zugleich durch eine an dem Vordergeschirr mittels eines Fadens D aufgehängte Perle E gezogen; der Aufhängungspunkt F dieser Perle liegt auf der Seite des Fadens B. In Fig. 5 ist der vordere Schaft in der Höhe, der hintere unten; die gegenseitige Lage der verschiedenen Fäden und der Perle E ist aus der Skizze klar ersichtlich. Geht nun, wie in Fig. 6 dargestellt, der Faden B nach oben und der Faden A nach unten, so schlingt sich der Faden C um den Faden A herum u.s.f. Die Länge der Schleife D muss sorgfältig so regulirt werden, dass in beiden Stellungen (Fig. 5 und 6) das Fach zwischen den untern Kettenfäden und C ungefähr gleich gross wird. In diesem Falle wird der Faden C den Winkel zwischen den obern und untern Fäden annähernd halbiren, woraus folgt, dass bei sonst gleichen Verhältnissen die Schäfte einen grössern Ausschlag bekommen müssen, als es gewöhnlich der Fall ist. Es kommt leicht vor, dass die Perle E sich im Weberblatt verwickelt und dadurch zu Störungen Veranlassung gibt; wenn jedoch die Anordnung richtig getroffen ist, so ist diesem Uebelstand leicht abzuhelfen. J. und T. Boyd in Glasgow fertigen einen Rand- oder Saumapparat, welcher zwei Fäden in der in Fig. 7 Taf. 4 dargestellten Weise mit dem Eintrag verschlingt. Diese Vorrichtung soll bereits vielfach in England und auf dem Continent zur Anwendung gekommen sein und besteht – soweit aus der angeführten Quelle zu entnehmen ist – im Wesentlichen aus einem fischbauchförmigen, aus Stahlstreifen gebildeten Rahmen C (Fig. 8 und 9 Taf. 4) und dem Metallstreifen D, welche beide oben und unten durch über Rollen laufende Riemen verbunden sind; derselbe erhält eine abwechselnd auf- und abgehende Bewegung gleichwie die Schäfte, und zwar in dem durch die Figuren dargestellten Fall von der Aufhängungsachse der Schäfte aus durch einen Riemen. In den beiden Abtheilungen des Rahmens C ist je ein eigenthümlich geformtes, lose eingesetztes Schiffchen F enthalten, in welchem eine Spule Platz hat, von der sich der Leistenfaden A abwickelt. Der zweite Faden B kommt von einer hinten im Webstuhl aufgesteckten Spule, wird durch eines der zwei kleinen, im Metallstreifen D befindlichen kleinen Augen E geführt, sowie durch den entsprechenden freien Raum des Rahmens C, und bildet mit Faden A zusammen den Saum. Der Faden A wird nämlich bei jedem Auf- oder Niedergang von der einen auf die andere Seite des Fadens B geführt, weil die oben und unten eigens abgeschrägten Schiffchen F in dem Rahmen C frei so gehalten sind, dass auf beiden Seiten für das Durchgehen des Fadens B genügender Spielraum bleibt. Dadurch entsteht ein Zusammenzwirnen beider Randfäden (Fig. 7), die dann den Schuss fest umschliessen, vorausgesetzt, dass beide Randfäden mit der gehörigen Spannung ablaufen. Die Spannung von A wird durch eine Feder in dem Schiffchen und diejenige von B durch Bremsen der betreffenden Spule erzielt. Der dargestellte Apparat ist doppelt; er erzeugt zwei Ränder in angemessener Entfernung neben einander, d.h. zu beiden Seiten der beabsichtigten Trennungsstelle.

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