Titel: | Elektrische Beleuchtung von Fabriksälen u. dgl. |
Autor: | E–e. |
Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 100 |
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Elektrische Beleuchtung von Fabriksälen u.
dgl.
Ueber elektrische Beleuchtung von Fabriksälen.
In dem Bd. 226 S. 637 citirten Werkchen „L'éclairage à
l'electricité“ verbreitet sich H.
Fontaine über die verschiedenen Verwendungen des (keineswegs überall
verwendbaren) elektrischen Lichtes in der Industrie, die dazu nöthigen Maschinen und
Lampen, die Herstellung der KohlenspitzenWegen ihrer Reinheit werden besonders die Kohlenspitzen von Carré und Gaudoin
empfohlen, deren Fabrikation ausführlich beschrieben wird., den
Kraftbedarf und die Preisverhältnisse. Aus demselben stammen die nachstehenden
Mittheilungen.Weitere Notizen daraus finden sich auch in dem Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung, 1877 S.
293.
Nichts vermag das elektrische Licht da zu ersetzen, wo es sich darum handelt, auf
grosse Entfernungen zu sehen oder gesehen zu werden, so auf Leuchttürmen, in
Festungen, auf Schiffen, an Seeküsten, bei Feldzügen. Aehnlich ist es bei Arbeiten
im Freien. Zur Erleuchtung der Wohnhäuser und niedriger Arbeitsräume mit ihren
vielen zu erleuchtenden Abtheilungen sind zur Zeit Gas, Petroleum, Oel noch
vorzuziehen. In einzelnen Fällen, wo die Industrie auf Nachtarbeit verzichtet, würde
man dieselbe einführen können, wenn man eine 4 bis 5 Mal so helle Beleuchtung an
Stelle der jetzt verfügbaren setzen könnte. So zählt man jetzt mehr als 200
Verwendungen der Gramme'schen MaschineAuch die dynamo-elektrische Maschine von Siemens
und Halske in Berlin (*1875 217 257) ist ausser auf Leuchtthürmen bereits
mehrfach in technischen Etablissements zur Beleuchtung verwendet
worden. zur Beleuchtung, während es im vorigen Jahre deren nur 12
gab. Die elektrische Beleuchtung wurde zuerst in mechanischen Werkstätten benutzt,
dann in Färbereien, wo man ein sehr weisses Licht braucht, in den Zuckersiedereien, wo der
Dampf nach seinem Austritte aus den Cylindern noch zum Abdampfen benutzt wird, dann
in den Eisenbahnhallen, bei Mauerarbeiten zur Nachtzeit, endlich in den Spinnereien,
Schmieden, Giessereien u.s.w. Die Lampe von Jablochkoff
(1877 223 221), obwohl sie keine Umwälzung der jetzigen
Beleuchtung herbeiführen wird, hat doch für eine kleine Anzahl bestimmter Fälle
Bedeutung.
Zur Verhütung dunkler Schatten müssen zwei Lampen aufgestellt werden. Jede Lampe
brennt 3½ bis 4 Stunden; dann müssen frische Kohlen eingesetzt werden. Dies dauert
aber nur wenige Secunden, so dass das Verlöschen des Lichts nicht wesentlich stört,
besonders wenn mehr als eine Lampe im Gebrauch ist; wo man aber ununterbrochenes
Licht haben will, stellt man zwei Lampen auf, von denen die eine sich entzündet,
wenn die andere auslöscht. Das Licht ermüdet die Augen nicht. In Werkstätten wendete
man erst durchscheinende Kugeln an, fand sie aber überflüssig und entfernte sie auf
Wunsch der Arbeiter. Im elektrischen Lichte erscheinen die Farben so wie im
Sonnenlichte, was für Färber, Weber, Maler wichtig ist.
Eine Lampe erhellt etwa 500qm in einer Maschinen
werkstätte, die Hälfte davon in einer Weberei oder Druckerei, und 4 Mal so viel auf
einem Quai, Schiffsplatz u.s.w., wo keine feine Arbeit zu verrichten ist. Die Kosten
der Lampe, der magneto-elektrischen Maschine, der Drähte u.s.w. belaufen sich in
Frankreich auf etwa 1920 M.
In der Werkstätte der Gramme-Compagnie wurde die
elektrische Beleuchtung 1873 eingeführt. Eine einzige Lampe ist vorhanden und
ersetzt 25 Gasbrenner; sie hat 4 Jahre gut gearbeitet, und die durchschnittlichen
Kosten, mit Einrechnung der Zulalle, übersteigen 48 Pf. auf die Stunde nicht. Der
beleuchtete Raum ist 5m hoch und hat 12m Länge und Breite.
Bei Ducommun in Mülhausen (vgl. 1876 220 471) sind seit 3 Jahren 4 Lampen mit je 1
Gramme'schen Maschine vorhanden. Die Anlagekosten (8000 M.) gleichen denen für 250
Gasbrenner, das Licht übersteigt das von 400 Brennern. Die Lampen befinden sich 5m über dem Boden und sind der Länge nach 21, der
Breite nach 14m von einander entfernt. Heilmann und Steinlen
haben eine besondere Verbindung der Dampfmaschine und der Gramme'schen Maschine auf
derselben Grundplatte entworfen, welche sich gut für Werkstätten und Schiffe eignet.
Die nur 2m,25 lange und Im breite Grundplatte ist
sehr schwer, damit alle Erzitterungen vermieden werden. Das Schwungrad der
Dampfmaschine, von dem ein Riemen nach der Gramme'schen Maschine läuft, macht 150
Umdrehungen in der Minute, die Grammesche Maschine 850. Der ganze Apparat wird in
Frankreich für 3200 M. verkauft.
Die Werkstätte von Sautter, Lemonnier und Comp. in Paris
(vgl. 1876 220 472)Auf S. 472 Bd. 220 Z. 21 v. o. ist zu lesen: „30m Länge und 20m Breite“., in welcher
Leuchtthurmlaternen erzeugt werden, besteht aus 2 Räumen von je 30m Länge und 25m
Breite; mitten durch die Werkstatt läuft eine 10m
breite Galerie über die ganze Länge. Zu ebener Erde sind die Werkzeugmaschinen
aufgestellt, auf der Galerie arbeiten die Modelleure und die Former. Die 3
elektrischen Maschinen befinden sich im Maschinenraume und machen 850 bis 900
Umläufe in der Minute; jede erfordert etwa 2e und
liefert ein Licht gleich 100 (Carcel-) Gasbrennern. Die Kohlen verbrennen etwa 70mm in der Stunde und kosten 1,60 M. der Meter, so
dass 100 Carcelbrenner 11,2 Pf. in der Stunde kosten, ausser den Kosten der
Triebkraft.
Menier's Fabriken umfassen eine Werkstätte zur
Verarbeitung von Kautschuk in Grenelle (Paris), eine Zuckersiederei in Roye und eine
Chocoladenfabrik in Noisiel. In den beiden ersten stehen je 3 Maschinen zu je 150
Brennern, in der letztern 8 dergleichen. H. Menier hat
die Lampen zur Auswechslung der Kohlen dadurch ohne Leitern bequem zugänglich
gemacht, dass er die Lampe an einem über 2 Rollen an der Decke laufenden Kabel
aufgehängt hat. Das Kabel enthält im Innern einen Kupferdraht, darüber eine
Kautschukhulle, über dieser eine dochtförmige Kupferdrahtlage, über dieser wieder
eine Kautschukhulle und endlich ein Hanfgeflecht. Einerseits endet das Kabel an einer Platte, welche an
gebogenen Stäben die Lampe trägt, andererseits wickelt es sich um eine Trommel von
Hartgummi, an deren beide gusseisernen Wangen die Zuleitungsdrähte geführt sind. Die
aufgezogene Lampe wird durch einen Sperrkegel an der Trommel in ihrer Lage erhalten.
Die 8 Maschinen der Chocoladenfabrik in Noisiel sind zu je 4 zu 2 Batterien
vereinigt und werden durch Wasserräder getrieben, für welche im Falle des Bedarfes
eine besondere Dampfmaschine eintreten kann. Die Drahte führen zu einem Commutator
zu ebener Erde, welcher den Strom jeder Maschine nach 15 verschiedenen Richtungen zu
senden gestattet. So kann jede Maschine für jede in einem besondern Raume stehende
Lampe benutzt werden, und im Falle eine Maschine oder die Lampe versagt, sind immer
andere dienstbereit. Dieses Etablissement soll unbestritten die vollkommenste
Einrichtung zu elektrischer Beleuchtung besitzen. Eine Lampe, in viereckiger Laterne
und in einer Höhe von 7m aufgehängt, beleuchtet
den Hofraum von 2000qm; zwei andere Lampen
erhellen je einen innern Hof von 500qm. Der
Röstraum von 44m Länge, 11m Breite und 7m,70 Höhe wird durch eine einzige an dem einen Ende des Raumes, worin 32
Arbeiter beschäftigt sind, befindliche Lampe erleuchtet; durch einen parabolischen
Spiegel wird das Licht an die Decke geworfen und von da gleichmässig zerstreut. In
dem Form- und Wageraume sind 90 Arbeiter; er ist 52m lang und so breit und hoch wie der vorige. 2 Lampen hängen 6m hoch und 15m
von einander entfernt. Der mechanische Ausbesserraum von 400qm Fläche wird von 1 Lampe in 6m Höhe erhellt.
Elektrisches Licht in Spinnereien. 1) In der Spinnerei
der Wittwe Dieu-Orby in Daours (Somme) hat der Saal
3m,70 Höhe, 43m Länge und 11m Breite; er enthält 9
Doublirmaschinen mit 30 Spindeln und 17 Zwirnmaschinen mit je 52 Spindeln; 50
männliche und weibliche Arbeiter sind darin beschäftigt. 2 Gramme'sche Maschinen
werden durch den hydraulischen Motor getrieben. Die Lampen hängen in etwa 2m Höhe und sind (wie bei Menier in Noisiel) mit einem verkehrten Oberlichtfenster versehen, welches
die Lichtstrahlen an die Decke wirft, wo sie sich nach allen Richtungen zerstreuen,
so dass man die glühenden Lichtpunkte nicht selbst sieht. Ueberall, wo man eine sehr
weisse Decke in unter 4m Höhe hat, verwendet man
besser das reflectirte als das directe Licht. – 2) Baumwollspinnerei Ricard fils in Manresa (Barcelona). Der erste Stock ist
33m lang, 21m,20 breit, 4m hoch. 2 Lampen leuchten
für 10 Selfactors. Die zwei Gramme'schen Maschinen sind am Ende des Gebäudes
aufgestellt und werden von dem Betriebsmotor bewegt. Die Lampen sind in 3m,40 Höhe aufgehängt, ihre Entfernung von einander
beträgt 15m. Im zweiten Stock nehmen die
Spinnmaschinen einen 16m langen, 21m,20 breiten und 4m hohen Raum ein; eine Lampe reicht aus. Die 5 Selfactors arbeiten wie
jene des ersten Stockes seit Mai 1876 alle Nächte. Die Besitzer sind mit der
elektrischen Beleuchtung sehr zufrieden. – 3) Wollspinnerei und Weberei von Buxeda fréres in Sabadell (Spanien). Der Saal ist 58m lang, 22m
breit, enthält 13 Spinnmaschinen, 12 Krempeln, 1 Schlagmaschine und einige andere
Nebenmaschinen; 80 Arbeiter sind darin beschäftigt. Bei Gasbeleuchtung konnte man
manche Arbeiten wegen der Veränderung der Farben bei Nacht nicht vornehmen. Jetzt
hängen 3 Lampen in 4m,20 Höhe und 13m von einander entfernt, und man arbeitet Tag und
Nacht trotz der dunkeln Farben der Webergarne. Die Beleuchtung stellt sich billiger
als Gas und Petroleum.
Guterbahnhof (der Nordbahn)
in La Chapelle in Paris. Die zu erhellende Halle
ist 70m lang, 25m breit, bis zum First 8m hoch; ein Hof
von 20m Breite trennt die Halle von einem
Wagenschuppen, welcher 70m lang, 15m breit und 8m
hoch. Die Halle wird durch zwei in der einen Diagonale angebrachte, 4m,5 hoch hängende Lampen erhellt, welche sich in
Laternen befinden, deren Glas im untern Theile weiss angestrichen ist, damit das
Auge nicht geblendet wird. Es sollen 25 Proc. weniger Arbeiter zur Nachtarbeit
erforderlich sein. Eine Lampe reicht für den Hof und den Wagenschuppen zugleich aus.
Die Maschine steht in 80m mittlerer Entfernung von
den Lampen. Der stündliche Aufwand für jede Lampe beträgt 60 Pf. Die Anlagekosten
einschliesslich der Dampfmaschine von mehr als ausreichender Kraft beträgt 18400
M.
Die Hafenarbeiten in Harre bei Erweiterung des
Aussenhafens mussten besonders bei Ebbe ausgeführt werden. Zwei elektrische Lampen von je 500
Carcelbrennern Lichtstärke gestatteten, 150 auf einer Fläche von 3300qm vertheilten Arbeitern wie bei Tage zu
arbeiten.
In der Eisenröhrenfabrik von Mignon, Rouart und
Delinière in Montluçon erleuchten 2 Gramme'sche Maschinen einen 63m langen und 35m
breiten Saal mittels zweier in 6m Höhe und 31m,50 Entfernung von einander hängenden Lampen. Die
von den Arbeitern oder Maschinen geworfenen Schatten sind so wenig merklich, dass
man da, wo sie am dunkelsten sind, noch lesen kann. Ein daneben befindlicher zweiter
Saal, der von dem ersten durch eine Wand mit breiten Nischen getrennt ist, bekommt
noch Licht genug, dass man überall lesen kann, obgleich einzelne Orte 85m von den Lampen entfernt sind. In dem zu einer
Zuckerfabrik gehörigen Hafen des Rhein-Marne-Canals zu
Sermaize erleichtert seit Ende 1875 die elektrische Beleuchtung das
Ausladen der Rüben bei Nacht. Eine Gramme'sche Maschine von 200 Kerzen ist bei den
Dampfmaschinen, 70m von der Lampe, aufgestellt.
Oft werden 2 Schiffe gleichzeitig entladen. Man erspart stündlich wenigstens 8 M. In
Zuckersiedereien kostet die elektrische Beleuchtung fast nicht mehr als die
Kohlenspitzen; denn der zum Betrieb der Maschine benutzte Dampf kann weiter
gebraucht werden.
Eine Schlittschuhbahn in Wien, in der Nähe des
Parkrings, mit einer Eisfläche von 5700qm,
erleuchtet mit gutem Erfolge einen Raum von 133m
Länge (mit Einrechnung des Spaziergangs) und 57m
Breite durch 2 Gramme'sche Maschinen in 135m
Entfernung von der Eisbahn, welche durch eine 8e
Maschine getrieben werden. Die Serrin'schen Lampen befinden sich im obern Theile von
zwei 7m,50 hohen Thürmen aus Tannenholz, die 57m von einander entfernt sind. Zwei Oberlichter
verhüten die Beleuchtung nach oben und werfen alles Licht herab auf das Eis; dazu
sind die 8 Sectoren der Oberlichter nach einer Ellipse gekrümmt, in deren einem
Brennpunkte die Lampe sich befindet, während der andere 1m tiefer liegt,
An vorstehende Mittheilungen fügen wir noch Einiges aus einem von Ch. Rousseau der Société
industrielle d'Amiens erstatteten Berichte.
Die älteste und bekannteste, sich auf das Princip der Clarke'schen Maschine stutzende
elektrische Lichtmaschine, nämlich die der Gesellschaft „Alliance“, ist auf verschiedenen französischen Leuchtthürmen in
Gebrauch. Die kräftigere und minder umfangreiche Maschine von Wilde wurde für die schottischen Leuchtthürme
gewählt.
In der Daours'schen Giesserei wird die Gramme'sche Maschine benutzt. Der Saal von etwa 480qm ist fast viermal so lang wie breit (44m × 11m) und
4m hoch; er wird durch zwei Gramme'sche
Maschinen mittels zweier Serrin'schen Lampen (*1877 224
494) erleuchtet, welche 12m von den Enden des
Saales entfernt sind und sich 2m über dem Boden
befinden. Anfangs hatte man die Lampen mit mattem Glas umgeben, der Glanz des
Lichtes war aber noch zu hell für die Augen der Arbeiter und der Saal in der Nähe
der Lampen viel heller als seine Enden. Als eine dieser Glaskugeln zerbrach, Konnte
man nicht arbeiten. Da kam Ernst Dieu auf den
glücklichen Gedanken, die matten Gläser durch unter den Lampen angebrachte metallene
Spiegel zu ersetzen, welche das Licht an die Decke werfen; dabei sieht man nirgends
im Saale die Lichtquellen. Die Triebkraft (4e für
beide Maschinen) liefert ein sehr kräftiges Wasserrad. Die Kosten der Anlage
beliefen sich auf:
2 Gramme'sche Maschinen
3040
M
Leitungsdrähte, 60 Pf. für 1m
134
„
Montage der Rollen u.s.w.
382
„
Riemen
140
„
Aufstellung der Lampen
40
„
–––––––––
Summe
3736
M.
also Verzinsung und Amortisation
480
M.
Bei Dampfbetriebsmittels einer kleinen Maschine würden jährlich 160 M. für 10000k Kohlen verbraucht werden. Die Kohlenspitzen (2 ×
0m,095 in der Stunde) kosten für 500 Stunden,
1m zu 1,60 M., 152 M. Bei 8 M. Nebenkosten
kamen also 800 M. auf das Jahr, 1,60 M. auf 1 Stunde. 55 Gasflammen würden verbrauchen in Amiens je
für 2,20 M. Gas, wozu noch je 35 Pf. für Verzinsung und Amortisation der Anlage
(1200 M.) und überdies die Unterhaltung derselben kämen.
Im Nordbahnhofe zu Paris hat man das Verlöschen des
Lichtes, wenn die Kohlen abgebrannt sind, durch Aufstellung einer Reservelampe
vermieden. Die Lampen stehen auf Tischen, welche so lange Contacte haben, dass man
auf sie die neue Lampe stellen kann, die auszuwechselnde aber nicht wegzunehmen
braucht, bevor die neue in Thätigkeit ist.
E–e.