Titel: Fabrikation von Graphittiegeln in Nordamerika.
Autor: W. K.
Fundstelle: Band 227, Jahrgang 1878, S. 146
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Fabrikation von Graphittiegeln in Nordamerika. Mit Abbildungen auf Tafel 13. Fabrikation von Graphittiegeln in Nordamerika. Während früher die einzige Bezugsquelle für Graphittiegel in Obernzell in Bayern war, nimmt heute Amerika den ersten Rang in diesem Fabrikationszweige ein und führt nach allen Welttheilen, sogar nach Obernzell selbst, Graphittiegel aus, welche, wie das Scientific American, 1877 Bd. 37 S. 242 berichtet, von besserer Qualität sind und noch bedeutend billiger zu stehen kommen als die am Platze selbst dargestellten. Die Graphitgruben liegen in der Nähe von Ticonderoga, N. Y., die Tiegelfabrik in Jersey City, der Joseph Dixon Crucible Company gehörig. Nur der in blätterigen Massen vorkommende Graphit wird zu Tiegeln verarbeitet und zuvor in einer Kugelmühle fein gemahlen. Abweichend von ähnlichen Mühlen gleicher Benennung besteht diese Maschine aus einem schalenförmigen, um eine verticale Achse B rottenden Behälter A (Fig. 16 Taf. 13), innerhalb welchem eine Scheibe C in entgegengesetzter Richtung sich umdreht und an der aufgebogenen Wand des Behälters vier in Ausschnitten der Scheibe eingesetzte, je etwa 15k schwere Kugeln herumkollert. Der Einlauf des Rohmaterials erfolgt nahe der Achse oberhalb der Scheibe C, die Austragöffnungen E sind unterhalb ebenfalls nächst der Achse angeordnet, so dass das ganze Mahlgut zwischen dem Umfang der Scheibe und der Mahlfläche des Behälters hindurch muss, wobei die gröberen Stücke vorher durch die Kugeln zerdrückt werden. Auf diese Weise wird ein zu langes, unnützes Verweilen des hinreichend feinen Graphitmehles in der Mühle vermieden. Je nach dem Zwecke, den die Tiegel erfüllen sollen, wird nun der Graphitstaub mit etwas Kaolin oder Porzellanthon in wechselnden Verhältnissen gemengt; ausserdem kommen zu je 10 G.-Th. Graphit 7 Th. grauer Thon von Klingenberg in Bayern und etwas gepulverte Holzkohle, letztere um Porosität zu erzielen. Die zu Anfang trocken gemengten Substanzen werden darauf unter Wasserzusatz in einem verticalen Mengcylinder von 3t Inhalt durchgeknetet. An der verticalen Achse dieses Cylinders sind radial gestellte Arme angebracht, deren jeder wieder mit 4 Messern versehen ist, so dass also eine ganz gleichförmige Mengung erfolgt Das Formen der Tiegel geschieht auf der Töpferscheibe entweder mit der Hand oder mit einem Formstempel; ersteres Verfahren wird nur bei Darstellung von besondern Tiegelformen angewendet. Das Brennen der getrockneten Tiegel geschieht in Kapseln von feuerfestem Thon, die in Oefen, welche 60000 bis 80000 „Stück“ fassen, eingesetzt werden (wobei unter „Stück“ 907g Tiegelmasse verstanden ist). Durch das Brennen werden die Tiegel hart und bekommen eine grauweisse bis bläulichgraue Farbe, die aber kein Kriterium für ihre Güte abgibt, da die Verschiedenheit darin blos von Sprüngen oder andern Fehlern der Thonkapseln herrührt. Man stellt Tiegel von 60g bis zu 300k Fassung her, welche beim Messingschmelzen z.B. 35 bis 45 Hitzen aushalten, während Thontiegel nur einmal benutzt werden können. Bei der Gussstahlbereitung halten sie 4 bis 6 Schmelzen aus und noch mehr, wenn sie mit einer Lutirung aus Thon, Graphit, Gaskohle und feinem Quarzsand überzogen werden. Die Schlacke muss allerdings nach jeder Operation sorgfältig abgekratzt werden. Ueberhaupt können Graphittiegel stets dann angewendet werden, wenn kein Zusatz von Flussmitteln beim Schmelzen erfolgt, weil durch diese der Thon in der Graphitmasse aufgelöst werden würde. Sie müssen stets in trockenen Räumen aufbewahrt werden, da jede, auch die geringste Feuchtigkeit ihnen verderblich wird. Gut ist es auch, sie langsam anzufeuern und in das Brennmaterial einzusetzen, so dass sie bis zum Rande von der Glut umgeben sind. W. K.

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