Titel: | Ueber Blasenstahl; von John Percy. |
Autor: | –r. |
Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 307 |
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Ueber Blasenstahl; von John Percy.
Percy, über Blasenstahl.
Nach einem Vortrag, gehalten von John Percy in der Herbstversammlung des Iron and
Steel Institute zu
Newcastle, ist es längst bekannt, dass
Schmiedeisenstäbe, wenn sie in Kohlenpulver eingebettet 8 bis 10 Tage lang der
Rothglühhitze ausgesetzt werden, sich in Stahl verwandeln. In welcher Weise hierbei
die Aufnahme und Weiterbeförderung des Kohlenstoffes von der Oberfläche zur Mitte
vor sich geht, ist – so wichtig die Lösung dieser Frage für die Wissenschaft
erscheint – bis heute noch unergründet. Es tritt bei diesem Process indessen noch
eine andere interessante Erscheinung auf, die von Percy
besprochen wurde, nämlich das Vorkommen blasenartiger Höhlungen an der Oberfläche
der Stäbe. Diese Erscheinung ist so charakteristisch und tritt so regelmässig auf,
dass der auf die beschriebene Weise erzeugte Stahl den Kamen Blasenstahl erhalten hat. Die Höhlungen sind an Zahl und Gestalt sehr
verschieden. Einige sind nicht grösser wie Erbsen, wahrend andere 2 bis 3cm Durchmesser haben; sie beschränken sich auch
nicht immer auf die Oberfläche der Stäbe, sondern es kommt sogar vor, dass eine
einzige Blase sich von einer Seite des Stabes bis zu der gegenüber liegenden
ausdehnt und sowohl hier wie dort Erhöhungen bildet, Ueber die Entstehung dieser
Blasen ist seither viel geschrieben und gestritten worden. Bereits i. J. 1864 sprach
der Verfasser u.a. Folgendes aus: „Die Gase scheinen ihre Entstehung inneren
örtlichen Unregelmässigkeiten und gasartigen Ausdehnungen zu verdanken, währen
das Eisen dadurch, dass es einer hohen Temperatur ausgesetzt ist, einen instand
der Weichheit erlangt.“
Es unterliegt keinem Zweifel, dass alles Schmiedeisen mehr oder weniger bedeutende
Mengen basischer Eisensilicate enthält, welche unregelmässig in feiner Masse
vertheilt sind. Durch die Berührung des Kohlenstoffes mit den einzelnen Theilchen
dieses Silicates wird wahrscheinlich ein Theil des Eisenoxyduls unter Entwicklung von
Kohlenoxydgas reducirt. Setzt man die Richtigkeit dieser Annahme voraus, so dürften
sich in Stäben aus vorher geschmolzenem Schmiedeisen bei der Cementation keine
Blasen bilden; und wenn dies zuträfe, so wäre es nicht schwierig, einen solchen
Eisenstab herzustellen, in welchen an einzelnen Stellen Schlackentheilchen,
bestehend aus Eisensilicaten, eingefügt werden. Der so zubereitete Stab dürfte
dadurch, dass man ihn längere Zeit z.B. der Hitze eines Cementirofens aussetzt, nur
an den mit Schlacke imprägnirten Stellen Blasen zeigen. Es ist erwiesen, dass bei
der Umwandlung von Roheisen in Schmiedeisen ohne vollständige Schmelzung das Product
stets mit Schlackentheilchen durchdrungen ist, sei es, dass die Schlacke aus
Eisensilicaten oder freiem Eisenoxyd besteht. Bei einem Besuche der grossen
Stahlwerke von Fierth in Sheffield (Februar 1877) wurde
der obenerwähnte Versuch zur Ausführung gebracht. Schwedisches Stabeisen wurde
geschmolzen, zu einem dünnen Block ausgegossen und in einem Cementirofen auf die
gewöhnliche Art gekohlt. Das Stück war ungefähr 150mm lang, 75mm breit und 15mm dick; es zeigte nach dem Brechen nicht die
geringste Blasenbildung. Es würde nicht schwer sein, den Versuch in der Weise zu
wiederholen, dass man einen umgegossenen Schmiedeisenstab nach Anbohren an
verschiedenen Stellen mit etwas Schlacke oder Eisenoxyd versieht, die Löcher mittels
Schrauben dicht schliesst und dann die Stäbe auf gewöhnliche Weise cementirt. Man
würde sich dadurch unzweifelhaft von der Richtigkeit des Angeführten überzeugen.
(Vgl. S. 271 d. Bd.)
–r.