Titel: | Meyn's Haar-Hygrometer. |
Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 364 |
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Meyn's Haar-Hygrometer.
Mit Abbildungen auf Tafel
25.
Meyn's Haar-Hygrometer.
Bei allen bekannten Haarhygrometern spielt die Reibung eine nicht unbedeutende
hinderliche Rolle; so bei dem Saussure'schen und
ähnlichen Instrumenten die Zapfenreibung einer oder mehrerer Rollen, selbst bei dem
sinnreichen Klinkerfues'schen Hygrometer die Reibung
des Haares, sowie auch des Aufhängefadens in den Löchelchen des Gleitstückes, indem
sie eine Verschiebung erleiden, nebst geringer Achsenreibung. Alle diese Instrumente
verändern daher mehr oder weniger ihre Stellung bei einem Stoss oder Erschütterung
derselben, welche den Reibungswiderstand leichter überwinden macht und den Zeiger in
eine etwas richtigere Stellung bringt; doch auch diese kann nicht correct sein; sie
haben also einen gewissen todten Gang von meist 5° und mehr. Nachfolgend
beschriebenes, von Ingenieur Rich. Meyn in Carlshütte bei Rendsburg construirtes, nach Carl's
Repertorium, 1878 Bd. 14 S. 51 in Fig. 11 und 12 Taf. 25
dargestelltes Hygrometer vermeidet diesen Fehler.
Die feine Zeigernadel z des Instrumentes hat an der
Stelle ihrer normalen Achse oben eine kleine angelöthete Oese b von der Grösse eines Nadelöhres und unten eine kleine
angelöthete Schraubklemme b'. Mittels der oberen Oese
b hängt sie an dem durch Aetherwaschung völlig
entfetteten, etwa 6fachen Haare ab, welches am oberen
Ende bei a mittels einer Klemme k befestigt und aufgehängt ist. In der unteren Sehraubklemme b' ist ein abwärts hängender gezwirnter Seidenfaden b'c bester Qualität eingeklemmt, welcher unten bei c, massig angespannt, senkrecht unter a befestigt ist. Die Spannung des Fadens und Haares
wird durch eine Stellschraube s regulirt, die sehr
genau gearbeitet sein muss und durchaus nicht nachgeben darf. Die Zeigernadel z ist durch ein Scheibchen genau ausbalancirt und
spielt über dem Zifferblatt B.
Die Anordnung des Stativs erklärt sich aus den Figuren. Dasselbe muss fest und
kräftig hergestellt sein, damit es nicht federt. In Fig. 11 z.B. ist der Fuss
aus Mahagoni oder Nussbaumholz hergestellt gedacht, Hölzern, die zumal im polirten,
bezieh. lackirten Zustande kaum hygroskopisch sind, während in Fig. 12 beide
Befestigungspunkte a und c
in gedrungener metallischer Verbindung stehen und der Holzfuss nur als Träger des
Instrumentes dient. Dadurch erhält man ein Instrument von höchster Empfindlichkeit;
die geringste Längenveränderung des Haares verändert dessen Zugkraft an dem
Seidenfaden, wodurch dieser sich ein wenig ab- bezieh. aufdreht. Je trockener die
Luft, desto stärker ist der Zug des Haares am Seidenfaden, desto mehr wickelt sich
seine Drehung ab, da er bei abgewickelter Drehung an Länge zunehmen muss und dem Zug
des Haares folgt; umgekehrt wickelt er sich bei feuchterer Luft und längerem Haar
verhältnissmässig mehr auf. Da diese Drehung selbst beim Durchlaufen der ganzen
Scale ein Minimum ist, nämlich weniger als eine Windung beträgt, so bleibt sie gegen
die Anzahl der Windungen des Fadens verschwindend klein und ist als absolut
proportional der Längenveränderung des Haares aufzufassen.
Den 0-Punkt und 100-Punkt der Scale bestimmt man auf die gewöhnliche Weise und theilt
dann entweder in 100 Theile und entnimmt den Procentgehalt der relativen
Feuchtigkeit durch Vergleich einer Tabelle, oder man überträgt die Scale der
relativen Feuchtigkeit direct auf das Zifferblatt, so dass man sie ohne weiteres
ablesen kann. Das an der Säule in Fig. 12 zugleich
befestigte Thermometer T zeigt die gleichzeitige
Temperatur an und erlaubt damit die Bestimmung der Thaupunkttemperatur, entweder
durch Rechnung oder durch besondere Tabellen, oder sehr zweckmässig und bequem
mittels der Klinkerfues'schen Reductionsscheibe.
Das Instrument ist so empfindlich, dass in mittelfeuchter Luft auch der leiseste
Athemhauch, der dann noch feuchtend wirkt, sofort reagirt; wenn man mit dem Munde
dem unbedeckten Instrumente ganz nahe spricht, so antwortet es gleichsam auf jedes
Oeffnen und Schliessen des Mundes durch ein augenblickliches Vor- und
Rückwärtsgehen. Um hierdurch beim Ablesen nicht gestört zu werden, ist einerseits
das Haar durch ein unten und oben offenes, durchlässiges Glasrohr R geschützt, welches es auch gegen Wind und
Beschädigung überhaupt schirmt; andererseits thut man gut, während des Ablesens durch ein vorgeschütztes
Blatt Papier den Athem abzuhalten.
Bei einem derartigen Instrumente (Fig. 11) von 22mm Zeigerhalbmesser, bei dem die Scale nahezu
einen ganzen Kreis beträgt, misst 1° der 100theiligen Scale etwa 2mm, so dass man bequem ¼° ablesen kann. Um richtig
abzulesen, muss man natürlich das Auge senkrecht über den Zeiger bringen; um diese
Stellung zu sichern, ist unter dem mittleren Theil des Zeigers ein kleiner Spiegel
S in die Scaleplatte eingelassen, in welcher sich
der Zeiger abspiegelt; hält man das Auge nun so, dass Zeiger und Zeigerbild im
Spiegel sich decken, so befindet man sich genau senkrecht über dem ersteren. Zeiger
und Scale sind noch durch eine zweihälftige durchlochte Glasplatte P zum Schutz überdeckt.