Titel: | Ueber die Ueberführung des Chromoxydes in Chromsäure auf nassem Wege; von Rud. v. Wagner. |
Autor: | Rud. v. Wagner |
Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 369 |
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Ueber die Ueberführung des Chromoxydes in
Chromsäure auf nassem Wege; von Rud. v.
Wagner.
v. Wagner, über die Ueberführung des Chromoxydes in
Chromsäure.
Die neue und wichtige Erzeugung von Chromgelb auf Baumwolle (vgl. 1877 225 294) mittels Chromoxyd, eines Oxydationsagens und
Bleiacetat ist auch für die Farbenfabrikation nicht ohne Interesse, da mit der
Anwendung der Chromate für die Darstellung von Anthracenderivaten die Frage der
Reoxydation des abfallenden Chromoxydes innig zusammenhängt. E. Bohlig oxydirt das Chromoxyd zu Chromsäure durch eine Lösung von
Kaliumpermanganat, W. Stein und Balanche durch Chlorkalk, Stork und de Coninck durch Chlorsäure. Bei Versuchen, die ich im
Interesse eines Fabrikanten über die Verwerthung chromoxydreicher Fabrikabfälle
anzustellen Gelegenheit hatte, ergab sich, dass Chlorkalk, Chlorsäure und
Permanganat zwar eine vollständige Ueberführung des Chromoxydes in Chromsäure
bewirken, doch im Grossen, wenigstens was die beiden letzteren Agenden betrifft, zu
kostspielig sind. Chlorkalk hat zwar diese nachtheilige Eigenschaft nicht; dagegen
bleiben bei Anwendung von Chlorkalk (oder Chlornatron) in der Flüssigkeit
Chlorverbindungen, welche die weitere Verarbeitung der Chromatlösung erschweren.
Vollkommen glatte Resultate, welche auch in analytisch-chemischer Hinsicht
beachtenswerth sind, erhielt ich beim Erhitzen der Chromoxydrückstände mit einem
Gemisch von Natronlauge und Ferridcyankalium, wobei das Chromoxyd nach kurzer Zeit
vollständig in gelbes Chromat übergeht. Dass in diesem Falle neben dem Chromat in
der Flüssigkeit noch Ferrocyankalium vorhanden ist, wird der Zeugdrucker und der
Farbenfabrikant gewiss zu verwerthen wissen. Ein gleiches Ergebniss erzielt man,
wenn man, nach dem von P. Waage vorgeschlagenen und von
H. Kämmerer angewendeten Verfahren, das Chromoxyd
mit Natronlauge erwärmt und in kleinen Mengen Brom zufügt, bis alles Chromoxyd
verschwunden und die Flüssigkeit gelb und klar geworden ist. Kaliumbromat wird bei
Gegenwart von freiem Alkali bekanntlich durch Chromoxyd nicht zu Bromkalium
reducirt; Kaliumjodat verhält sich analog.
Würzburg, 13. Februar 1878.