Titel: | Ueber Bichon's Erzeugung der schwefelsauren Thonerde für Papierfabriken; von Paul Rademacher in Prag. |
Autor: | Paul Rademacher |
Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 382 |
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Ueber Bichon's Erzeugung der schwefelsauren
Thonerde für Papierfabriken; von Paul
Rademacher in Prag.
Rademacher, über schwefelsaure Thonerde für
Papierfabriken.
Die kürzlich (S. 75 d. Bd.) mitgetheilte Methode zur Darstellung von schwefelsaurer
Thonerde in Papierfabriken, von E. Bichon in
Montpellier, ist geeignet, nicht etwa durch Neuheit, wohl aber durch das äusserst
niedrige Resultat der beigegebenen Kostenpreisberechnung das Interesse sowohl der
Papierfabrikanten, wie auch der Fabrikanten chemischer Producte zu erregen. Tritt
man jedoch der Sache etwas näher, so wird man bald gewahr, auf wie schwachen Füssen
die Ausführbarkeit der Methode für den Papierfabrikanten und die Ziffern der
Preisberechnung stehen. Der „Erfinder“ geht von 60 bis 80proc. Thonerdehydrat
aus, welches er zu 25 Cent. (20 Pf.) für 1k
Thonerde zu liefern sich erbietet. Jedem praktischen Chemiker kann es nicht
zweifelhaft sein, dass zu diesem niedrigen Preise künstliches Thonerdehydrat nicht
hergestellt werden, dass also nur natürliches Thonerdehydrat – Bauxit – gemeint sein
kann, für welchen aber der genannte Preis ein ziemlich hoher ist. Dass nichts
Anderes als Bauxit das Rohproduct für diese „neue“ Methode der Darstellung
schwefelsaurer Thonerde ist, geht auch daraus hervor, dass nach Auflösung desselben
in Schwefelsäure die Lösung mit Wasser verdünnt und einige Zeit zum klären stehen
gelassen, sodann von dem unlöslichen Rückstand getrennt und dieser ausgewaschen
werden soll, wie auch aus der Vorschrift, aus der Lösung das vorhandene Eisenoxyd
mittels Blutlaugensalz auszufällen. Wo diese Behandlung nothwendig ist, kann
künstliches Thonerdehydrat nicht verarbeitet worden sein, denn dasselbe hinterlässt
weder unlöslichen Rückstand beim Auflösen in Schwefelsäure, noch enthält es mehr als
Spuren von Eisenoxyd.
Erscheint es sonach fast zweifellos, dass das Rohproduct für die Stellung von
schwefelsaurer Thonerde, welches Bichon als
Thonerdehydrat versendet, Bauxit ist, so können die Papierfabriken vor der Benutzung
dieser Methode nur gewarnt werden. Wer einmal klar solches und eisenfreies
Thonerdesulfat aus Materialien, welche Kieselsaure und Eisenoxyd enthalten,
dargestellt hart, weiss, mit welchen Umständlichkeiten und Aufwand von Mühe diese
Arbeit verknüpft ist, wie langsam und unvollständig die fein vertheilte Kieselsäure
und das bei Ausfällung des Eisenoxydes durch Blutlaugensalz gebildete Berlinerblau
sich absetzen, wie verhältnissmässig gross die Verluste sind, eiche man an letzterem
erleidet, und wie mühsam auch das Ausgehen des bei Regenerirung des Blutlaugensalzes
gebildeten Eisenoxydes ist. Es ist um so weniger anzunehmen, dass man diesen Reiten
von Seiten der technischen Leitung der Papierfabriken, in welchen die Erzeugung von
schwefelsaurer Thonerde doch nur als ein Nebenzweig betrachtet wird, die zur
Darstellung eines fehlerfreien Productes und zur Verhütung grösserer Verluste
nöthige Aufmerksamen wird zuwenden wollen, als man selbst die viel einfachere
Fabrikation der schwefelsauren Thonerde aus reinem künstlichen Thonerdehydrat in den
Papierfabriken überall, wo man sie versuchte, wieder fallen gelassen hat.
Ueber den niedrigen Gestehungspreis, welchen Bichon für
das nach seiner Methode dargestellte Product herausrechnet, kann man sich nicht wundern, wenn man
berücksichtigt, dass die Kosten für die Entfernung des Eisenoxydes aus der Lösung,
also für den Ersatz der unvermeidlichen Verluste an Blutlaugensalz – einem sehr
theuren Artikel – und für die Beschaffung des zur Regenerirung desselben nöthigen
Aetznatrons, in die Berechnung nicht aufgenommen sind und insbesondere die Thatsache
in derselben nicht beachtet ist, dass von der in dem Bauxit enthaltenen Thonerde
höchstens ¾ in Lösung gehen, der Werth von ¼ derselben und der darauf angewendeten
Schwefelsäuremenge also für die Bildung schwefelsaurer Thonerde verloren ist. Wird
dieser Umstand, der übrigens auch die Bildung einer stark sauren Lösung im Gefolge
hat, mit in Betracht gezogen, dann kommt man zu einem ganz andern Ergebniss als Bichon, und es muss füglich bezweifelt werden, dass er
selbst reines Thonerdesulfat – mag dasselbe auch einen
bedeutend niedrigeren Thonerdegehalt als die von deutschen und österreichischen
chemischen Fabriken gewöhnlich gelieferte schwefelsaure Thonerde haben – zum Preise
von 9 Franken (7,20 M.) für 100k abzugeben im
Stande ist.
Ich will hier noch die Analyse eines Productes mittheilen, welches, vor einiger Zeit
von einem französischen Fabrikanten als „reines Thonerdesulfat“ angeboten, in
den österreichischen Papierfabriken durch seine Wohlfeilheit Aufsehen erregte.
Dasselbe enthielt:
Thonerde
11,20
Eisenoxyd
0,41
Schwefelsäure
gebundenfrei
26,97 1,08
Unlösliches
17,81
Wasser
42,53
–––––––
100,00.
Trotz ihrer scheinbaren Billigkeit ist diese Waare gegenüber der von deutschen und
österreichischen chemischen Fabriken gelieferten schwefelsauren Thonerde sehr
theuer, weil sie um beinahe 25 Proc. weniger Thonerde als diese, dagegen aber
bedeutende Mengen von Unlöslichem und Eisenoxyd enthält, welche ihre Verwendbarkeit
zur Leimung besserer Papiere ausschliessen.