Titel: | Einige wesentliche Verbesserungen an einfachen und zusammengesetzten Influenzmaschinen; von W. Holtz. |
Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 446 |
Download: | XML |
Einige wesentliche Verbesserungen an einfachen
und zusammengesetzten Influenzmaschinen; von W. Holtz.
Mit Abbildungen auf Tafel
31.
Holtz' Verbesserungen an Influenzmaschinen.
Die einfachen und die doppelten Influenzmaschinen werden in einer längeren Abhandlung
von W. Holtz in Poggendorff's
Annalen, 1877 Ergänzungsband 8 S. 407 bis 444
eingehend besprochen. Wir entnehmen der verdienstvollen Arbeit nur die Mittheilung über die
neueste Form der einfachen Maschine und ihren Gebrauch.
Holtz hat die Influenzmaschine dadurch wesentlich
verbessert, dass er die inneren Enden der horizontalen Einsauger mit Kugeln
versehen, die Oeffnungen der festen Scheibe und diese selbst vergrössert, das
Ebonitstück, welches jener zur Unterlage dient, im Holzständer verstellbar gemacht,
das Bret mit einer grösseren Ebonitplatte bedeckt, die Pole weiter nach vorn und
gleichzeitig weiter von einander gerückt, endlich die Kurbelwelle tiefer gelegt und
mehr von der Maschine entfernt hat. Um die mechanische Ausführung zu vereinfachen,
wurden auch die bisherigen Befestigungen der Hauptconductoren verändert, für den
experimentellen Gebrauch einige Erleichterungen getroffen, sowie der Maschine einige
Nebenapparate hinzugefügt. Diese Verbesserungen sind nachstehend unter Bezugnahme
auf Fig. 1 bis
15 Taf.
31 beschrieben.
Die Holtz'sche Maschine ist in Fig. 5 in ihrer neuen
Gestalt und zugleich in ihrer gebräuchlichsten Form der Anwendung dargestellt.
Die Hauptconductoren werden von Ebonitsäulen getragen, welche nicht drehbar, wie
früher, sondern mittels eines verschraubbaren Stückes und zweier Stifte, wie Fig. 12
deutlicher zeigt, befestigt sind. Dafür ist, um die rotirende Scheibe leicht
einsetzen und entfernen zu können, ein Theil der Conductoren selber drehbar gemacht.
Dieser Theil ist nicht etwa die im Kopf der Ebonitsäulen steckende Röhre, vielmehr
eine andere, welche sich in letzterer verschiebt, und sie ist es, welche an ihrem
hintern Ende den von Kugeln begrenzten Einsauger trägt. Der Einsauger lässt sich
also der rotirenden Scheibe beliebig nähern, aber auch (vgl. Fig. 3 und 12) beliebig um seinen
Befestigungspunkt drehen, und diese Drehung ist nicht nur für die Herausnahme der
Scheiben, sondern auch für die Wirkung der Maschine von Bedeutung. Um die feste
Scheibe nach vorn zu stützen und gleichzeitig ihre Entfernung von der beweglichen zu
regeln, ist die Kugel, um welche sich der Einsauger dreht, an ihrer inneren,
hinteren Wandung verstärkt, und in dieser Verstärkung ist ein Ebonitstift (Fig. 7) durch
Drehung eines auf demselben festgesetzten Scheibchens verschraubbar.
Dasselbe Ziel könnte auch noch auf andere Weise erreicht werden.
Wollte man nämlich die verschiebbare Röhre ausschliessen, so könnte man die Kugel
selbst auf der festen Röhre verschiebbar und den Ebonitstift (Fig. 8) in eben dieser
Röhre verschraubbar machen. Wollte man den verschraubbaren Ebonitstift
ausschliessen, so könnte man bei Anwendung einer verschiebbaren Rohre die Kugel auf
dieser verschiebbar machen. Beides scheint wohl einfacher, ist es jedoch in
Wirklichkeit nicht, da es einer sehr genauen Arbeit bedarf, wenn die Kugel bei ihrer
Beweglichkeit zugleich dem Uebergewicht des Einsaugers Widerstand bieten soll.
Der grosse Abstand der beiden Pole von einander ist einerseits mit Rücksicht auf die
verbesserte Schlagweite, andererseits mit Rücksicht auf die Anwendung gewisser
Elektroden geboten. Ein grösserer scheint vor der Hand kein Bedürfniss.
Sollte man trotzdem einen solchen wünschen, so könnte man die
Ebonitsäulen leicht noch so weit aus einander rücken, dass die verschiebbare Röhre
in ihrer gedachten Verlängerung den Rand der festen Scheibe streifte, und zur
Haltung dieser alsdann an Stelle des verschraubbaren Ebonitstiftes ein dickeres,
längeres Stäbchen, mit verschiebbaren Gummiringen versehen, benutzen – eine
Anordnung, die zugleich jene hintere Ebonitstrebe, welche das Rollen der Scheibe
hindern soll, entbehrlich machen würde. Ein grosser Abstand der Pole bedingt jedoch
eine entsprechende Verlängerung der Entladungsstangen, und diese ist aus
verschiedenen Gründen unbequem. Vor allem jedoch müssen die Kugeln, in welchen jene
verschiebbar sind, gleichzeitig vergrössert werden, damit ihre Führung eine sichere
bleibt. Deshalb sind diese Kugeln bei der neuen Construction grösser als früher, und
sie sind es noch mehr, als die Abbildung es erkennen lässt. Sie sind nämlich in
Wirklichkeit ein gut Theil grösser als die Kugeln der Einsauger, welche ihrerseits
so gross sind, dass sie die rotirende Scheibe fast berühren.
Obwohl die Führung und die Verstellung der Kurbelwelle neuerdings nicht wesentlich
verändert ist, so sind doch hierüber einige Worte zu sagen, weil der Anblick der
Figur die Einrichtung nicht deutlich erkennen lässt. Diese Welle nämlich dreht sich
nicht etwa in dem betreffenden Holzständer selbst, auch nicht in der kurzen
Ebonitröhre, welche im Kopfe desselben steckt, sondern in einer von letzterer
eingeschlossenen Messingröhre, welche, von der Kurbel bis zum Schnurrade reichend,
an ihren Enden mit eingelötheten Rothgusshülsen versehen ist. Die Ebonitröhre hat
den Zweck, das ganze System zu isoliren, weshalb auch die Kurbel, sei es ganz, sei
es theilweise aus Ebonit besteht – eine Vorsicht, welche für den Fall wenigstens, wo
die Schnur nicht aus Seide, sondern aus Hanf gewählt wird, geboten erscheint. Die
Verstellung der Welle geschieht mit Hilfe einer verschiebbaren Leiste und eines
durch den Schlitz dieser und durch das Bret reichenden eisernen Bolzens. Das untere
Ende des letzteren ist in einem federnden Metallstreifen verschraubbar, so dass man
durch Drehung diesen und damit zugleich die Leiste heben oder senken kann. Das obere
Ende des Bolzens steckt in einem Kopfstück aus Ebonit, welches zur Vermeidung
elektrischer Verluste nur bis auf die Hälfte durchbohrt ist. Fig. 13 zeigt die
betreffenden Theile im Durchschnitt.
Die leitende Verbindung zwischen den äussern Belegungen der Condensatoren war bisher
eine feste. Holtz hat sie, damit man sie nach
Bedürfniss leicht aufheben, oder durch verschiedene Leitungen ersetzen könne, zu
einer wandelbaren gemacht. Ist das Verbindungsstück ein Draht (Fig. 14), so liefert die
Maschine helle, knallende Funken. Sollen schwach leuchtende, gefärbte, puffende
erzeugt werden, so ersetzt man jenen durch eine feuchte Schnur (Fig. 15). Am einfachsten
ist es, diese ein für alle Mal an ihrer Stelle zu lassen und den Draht nur
abzuheben, wenn die verzögerte Entladungsform eintreten soll. Will man aber
büschelartige, knarrende, oder sogen. todte Funken hervorbringen, so lässt man beide
Verbindungsstücke fehlen, so dass nur das Bret die fragliche Leitung vermittelt.
Vielleicht interessirt es Manchen, an Stelle der bezeichneten
Widerstände auch spiralförmige Drähte, oder eine zwischen Leiter eingeschaltete
Flamme, oder eine von solchen begrenzte gewöhnliche Luftstrecke in Anwendung zu
bringen. Auf analoge Weise verfährt man, wenn man in andern zwischen die Elektroden
eingeschalteten Körpern die Wirkung verschiedener Entladungsformen prüfen will. Sind
diese, wie z.B. eine Geissler'sche Röhre, oder der
menschliche Körper, bessere Leiter, so darf man dieselben natürlich nicht direct mit
den Elektroden verbinden, man muss sie vielmehr dem Einschaltungsapparate einfügen
und die Grösse der gleichzeitig einzuschaltenden Luftstrecke durch Verschiebung
seiner Hülsen variiren. Man kann aber auch in allen diesen Fällen umgekehrt
verfahren, d.h. den etwaigen Widerstand dem Einschaltungsapparate, den fraglichen
Körper dagegen oder die zu beobachtende Luftstrecke der untern Schliessung
einverleiben, vorausgesetzt, dass die hier stattfindende alternirende
Elektricitätsbewegung nicht stört, oder wenn man vielleicht gerade eine solche
untersuchen will. Um aber dem Einschaltungsapparat oder der untern Schliessung eine
veränderliche Luftstrecke einzufügen, ist eine auch sonst verwendbare kleine
Entladungsvorrichtung bequem, welche aus einer Ebonitplatte mit zwei senkrecht
stehenden Messingsäulchen besteht, die mit kleinen Entladungsstangen und, zur
Einschaltung von Drähten, mit den nöthigen Löchern und Klemmschrauben versehen
sind.
Als Condensatoren sind ein paar kleine und ein paar grosse Gläser zu empfehlen, d.h.
solche von kleinem und von grossem Umfange und von gleich kurzer metallischer
Belegung, um mit beiden das Maximum der Schlagweite zu erreichen. Mehr als ein Paar
kann man freilich nicht gleichzeitig anbringen, sonst müsste man schon die früher
angedeutete, der Doppelmaschine analoge Stellung der Conductoren wählen, und, diese
nach hinten verlängernd, zu beiden Seiten des Holzständers zwei neue Pole schaffen.
Für grössere Elektricitätsmengen müssen daher regelrechte Lejdener Flaschen benutzt,
neben der Maschine aufgestellt und entsprechend mit einander und den Polen verbunden
werden.
Wer sich keine Doppelbatterie anschaffen will, dem empfiehlt Holtz für diesen Zweck zwei grosse, d.h. vorzugsweise
hohe Flaschen von starkem Glase und so kurzer metallischer Belegung, dass der
unbelegte Theil gleich demjenigen der Condensatoren ist. Es wäre in mancher
Beziehung von Interesse, wenn man Verstärkungsapparate besässe, deren Capacität sich
durch Annäherung oder Entfernung der geladenen Flächen variiren liesse. Der bekannte
Scheibencondensator, welcher dies gestattet, ist nur bei sehr geringer Dichtigkeit
brauchbar. Nach Analogie desselben aber liesse sich vielleicht aus grossen
verstellbaren Holzscheiben oder Winter'schen Ringen ein
Apparat gewinnen, welcher dem vorliegenden Zwecke entspräche. Holtz ist mit Versuchen dieser Art beschäftigt. Wen es
jedoch interessirt, die condensirende Wirkung zweier kleineren Hohlscheiben, wie
solche gelegentlich der Elektroden besprochen sind, zu prüfen, mag dies am
einfachsten in folgender Weise anstellen. Man befestigt entweder die Scheiben an
Stelle der Elektroden und richtet mit Hilfe des Einschaltungsapparates, oder auf
andere Weise, eine zweite Schliessung her, in welcher der Entladungseffect
beobachtet werden soll. Oder man ersetzt die linke Entladungsstange durch eine
einfache Röhre, deren inneres Ende man, wie gewöhnlich, mit der betreffenden
Elektrode versieht, während man das äussere mit einer der Scheiben versieht und
dieser mit Hilfe eines Stativs die andere Scheibe gegenüber stellt. In beiden Fällen
lässt sich der Abstand
der Scheiben unabhängig von der Funkenstrecke ändern, aber es darf natürlich nur ein
solcher gewählt werden, bei welchem keine Ausgleichung zwischen ihnen statt hat.
Der Einschaltungsapparat ist bei der neuen Construction insofern ein wenig verändert,
als die Isolirungsstücke der Messingcylinder eine andere Form erhalten haben. Aus
den cylindrischen Untersätzen sind flache Scheiben geworden, welche, wie früher, im
Innern des Bretes in kurze cylindrische Stangen endigen. Beide Theile müssen jedoch
aus einem Stück geformt und dürfen natürlich nicht vollkommen durchbohrt sein. Die
Scheiben haben die Dicke der grössern Ebonitplatte, welche das Bret bedeckt, und sie
sind deshalb so dünn gewählt, damit sie nicht hinderlich sind, wenn man unterhalb
der Elektroden, nach Entfernung der Messingcylinder, irgend ein Stativ aufstellen
will. Der Einschaltungsapparat kann jedoch selbst als Theil eines Stativs benutzt
werden, wenn man demselben eine starke Ebonitplatte von beliebiger Form mit für die
verschiebbaren Hülsen passenden Vertiefungen hinzufügt und die Platte womöglich noch
mit andern conischen Oeffnungen zur Befestigung von Metall- oder Ebonitstangen
versieht.
Als besonders bequem und stabil ist jedoch ein anderes Stativ zu
empfehlen, für welches die inmitten des Einschaltungsapparates sichtbare Oeffnung im
Bret bestimmt ist. Dasselbe besteht aus einer Ebonitröhre, in welcher sich eine
Ebonitstange verschieben und mittels einer Druckschraube feststellen lässt. Die
Röhre ist unmittelbar oberhalb des Bretes mit einer ringförmigen Verstärkung,
unterhalb desselben mit Gewinde und Mutter versehen. Der Stab hat an seinem obern
Ende eine conische Vertiefung, in welcher unter verschiedenen Einsatzstücken auch
der Zapfen eines Ebonittellers passt, der seinerseits wieder zur Befestigung anderer
Stücke in verschiedenem Abstande vom Mittelpunkt mit conischen Oeffnungen bedacht
ist. Diese Oeffnungen müssen unter sich gleich und gleich derjenigen des Stabes
sein, damit etwaige Einsatzstücke hier wie dort zu verwenden sind. Als solche werden
ein zugespitzter Stahldraht für Rotationsversuche, zwei gabelförmige Ebonitstützen,
um einen Gegenstand horizontal zu befestigen, ein rechtwinklig gebogenes Messing-
oder Ebonitstäbchen zum Aufhängen leicht beweglicher Körperchen die gebräuchlichsten
sein. Ein gut zu verwerthendes Einsatzstück aber ist noch eine Messingkugel mit
Zapfen, welche seitlich, d.h. in horizontaler Richtung durchbohrt ist und zwar
solcher Gestalt, dass sich kürzere oder längere Röhren von der Stärke der
Entladungsstangen darin verschieben lassen. Die Enden dieser Röhren sind zur
Befestigung von Kugeln oder Hohlscheiben bestimmt und müssen deshalb, wie die
Entladungsstangen selbst, schwach conisch verjüngt sein. Damit das Stativ,
namentlich mit dem zuletzt genannten Einsatzstücke, auch ausserhalb der Maschine zu
gebrauchen sei, gehört zu demselben noch ein Holzfuss, dessen Dicke so zu wählen
ist, dass man die Kugel bequem in die Höhe der Entladungsstangen bringen kann.
Zur bessern Variirung der verschiedenen Entladungseffecte, vornehmlich der
Lichterscheinungen in der Luft, ist eine grössere Auswahl von Elektroden
erforderlich, welche man der Form nach in Spitzen-, Kugel- und Scheibenelektroden
sondern kann.
Die Entladungsstangen sind an und für sich schon mit Spitzen
versehen, die am besten einem Winkel von 600 entsprechen. Wünscht man andere
Spitzen, so müssen solche in kurze Röhrenstücke gesetzt werden, welche über jene
Stangen verschiebbar sind. Um die Wirkung stumpferer Spitzen nachzuahmen, kann man
einem derartigen Röhrenstück ein halbkugelförmiges Ende und diesem eine solche Oeffnung
geben, dass die Spitze der Entladungsstange mehr
oder weniger aus derselben hervor tritt. Ein anderes ebenso geformtes Röhrenstück,
dem die fragliche Oeffnung fehlt, würde der Wirkung einer sehr kleinen Kugel
entsprechen. Die Kugelelektroden werden conisch befestigt. Die kleineren von ihnen
sind hohl gegossen mit einer innern Verstärkung an derjenigen Stelle, wo sich die
conische Oeffnung befindet, während die grösseren bekanntlich aus gedrückten
Halbkugeln zusammengesetzt und der Stabilität halber mit einer eingelötheten Röhre
versehen sind. Man muss ausser denjenigen, welche dem Maximum der Schlagweite
entsprechen, mindestens noch ein Paar grössere und noch eine Kugel von dem
dreifachen Durchmesser der ersteren besitzen, um die wesentlichsten Erscheinungen
hervorrufen zu können. Wer sich mehr für die Sache interessirt, mag noch einige
andere Grossen hinzufügen, namentlich eine kleinere Sorte für den etwaigen Gebrauch
einer festen Scheibe mit vier Belegungen. Die Scheibenelektroden sind Holzscheiben
mit halbrundem Rande und von solcher Dicke, dass an diesem Rande keine elektrische
Ausströmung erfolgen kann. Sie werden wie Hohlkugeln gearbeitet, aber ihre
Zusammensetzung erfordert um so grössere Sorgfalt, als sich die Naht grade an einer
Stelle befindet, wo die Neigung zur Ausströmung am grössten ist. Diese Naht darf
daher an keiner Stelle irgend welche Unebenheiten zeigen, auch darf sich die achsial
eingelöthete Röhre nicht an der betreffenden Fläche markiren. Zur besseren Variirung
der Erscheinungen wird die Anschaffung zweier Scheiben verschiedenen Durchmessers
vorgeschlagen, von welchen der grössere durch die Entfernung zwischen Einsauger und
Entladungsstange bedingt ist. Solche Scheiben sind, beiläufig bemerkt, auch für
feiere Zwecke brauchbar, z.B. als Deckel eines Elektrophors, oder als Teller für ein
isolirendes Stativ. Dass man zwei Scheiben auch als Verstärkungsapparat benutzen
kann, ist oben bereits erwähnt; für diesen Zweck aber müssen sie von gleicher Grösse
sein. Eine Reihe verschiedener Elektroden ist n den Figuren 9 bis 11
dargestellt; die abgebildete Scheibe jedoch hat zwei Fehler, sie ist einmal
verhältnissmässig zu dünn; dann sollte die Röhre, mittels deren sie befestigt ist,
besser nicht äusserlich hervortreten, um die Entladungsstange möglichst weit
zurückziehen zu können. Eine 400mm grosse
rotirende Scheibe mit Kugelelektroden von 25mm
Durchmesser liefert die grösste Funkenlänge, während die dazu gehörigen
Scheibenelektroden eine Dicke von 27 bis 30mm
beanspruchen, wenn an ihrer Peripherie keine Ausströmung statt haben soll. Für
andere Maschinengrössen müssen natürlich andere Dimensionen gewählt werden. Für die
Aufbewahrung der verhältnissmässig theuren und leicht zu beschädigenden Kugeln
dürfte ein Gehäuse sich empfehlen, bestehend aus einem offenen Kästchen aus Holz
oder Pappe, in welchem sich ein hoch gelegter Boden mit kleinen und grossen Löchern,
besser mit halbkugelförmigen Vertiefungen befindet.
Ueber den Gebrauch der Elektroden zur Darstellung der namhaftesten Erscheinungen in
der Luft sei Folgendes bemerkt.
Den positiven Büschel mit langem Stiel und kurzen, geraden, stark
divergirenden Aesten erhält man am sichersten, wenn die positive Elektrode eine
möglichst kleine Kugel oder stumpfe Spitze, die negative eine Scheibe ist. Hieraus
entsteht der gewöhnliche positive Büschel mit langem Stiel und langen, krummen,
schwächer divergirenden Aesten, sobald man die Kugel entsprechend vergrössert. Den
gewöhnlichen negativen Büschel mit kurzem Stiel und würzen, geraden, stark
divergirenden Aesten erhält man am besten, wenn die positive Elektrode eine Scheibe,
die negative eine kleine Kugel ist. Hieraus entsteht nach und nach der negative
Büschel mit langem Stiel und längeren, krummen, schwach divergirenden Aesten in dem
Verhältniss, in welchem man die Kugel vergrössert. Der Effect der Scheibe kann in
allen diesen Fällen zum Theil durch die Ableitung einer anders geformten Elektrode
ersetzt werden.
Der Doppelbuschel jene gleichzeitig an beiden Polen auftretende
eiförmige Lichterscheinung mit vielen krummen, in einander greifenden Aesten zeigt
sich am schönsten, wenn man zwei kleinere Kugeln von gleicher Grösse in eine
bestimmte Entfernung von einander stellt. Rückt man sie weiter aus einander, so hat anfangs zwar
noch an beiden Polen eine ähnliche, jedoch getrennte Büschelbildung statt, bis diese
allmälig, zuerst aber am negativen Pole verschwindet, worauf dann bei noch weiterem
Abstande der Kugeln wieder die gewöhnlichen einseitigen Lichtformen erscheinen,
nämlich entweder der positive Büschel mit dem negativen Glimmlicht, oder das
positive Glimmlicht mit dem negativen Büschel, oder endlich eine Glimmerscheinung an
beiden Polen zugleich. Rückt man die Kugeln dagegen näher zusammen, so wird der
Hauptstamm des Doppelbüschels, während die Nebenlinien mehr und mehr verschwinden,
allmälig zu einem heller leuchtenden, lebhaft hin und her tanzenden Faden, welcher,
wenn wir ihn vom positiven nach dem negativen Pole verfolgen, fein beginnend nach
und nach dicker wird und anfangs weiss, dann violett, dann bläulich schwarz gefärbt
ist. Noch schöner stellt sich der Uebergang von der Büschel – zur Funkenform
zwischen grösseren Kugeln dar und am schönsten zwischen einer grossen positiven
Kugel und einer negativen Scheibe.
Die Erscheinung erleidet jedoch eine neue Umwandlung, so bald man
die Elektroden entsprechend ihrer Grösse in eine noch grössere Nähe bringt. Statt
eines dickeren Fadens zeigt sich nun eine beträchtliche Zahl verschiedenen Punkten
entspringender, schwach bogenförmig gekrümmter, gleichwohl nach dem negativen Pol
divergirender Linien, deren jede auch im Uebrigen die oben bezeichneten polaren
Unterschiede erkennen lässt. Diese Linien aber sind nicht etwa bündelförmig
gruppirt, sie liegen vielmehr grösstentheils in ein und derselben Ebene, welche
meistens vertical und nur zuweilen ein wenig um die centrale Verbindungslinie der
Elektroden gedreht ist. Die bogenförmige Krümmung und der Abstand der Linien von
einander wird einerseits durch die Entfernung, andererseits durch die Grösse der
Elektroden bedingt. So stellt sich das Bild wenigstens zwischen gleich grossen
Elektroden dar. Wählt man sie ungleich, so treten die polaren Unterschiede, wenn man
die positive verkleinert, um so deutlicher hervor, während sie umgekehrt bei
Verkleinerung der negativen mehr und mehr verschwinden. Diese Abhängigkeit zeigt
sich auch in der Verschiebung der namentlich bei grösseren oder sehr genäherten
Elektroden häufiger auftretenden weissen Intermittenzstellen, welche für gewöhnlich
in der Nähe des positiven Poles erscheinen, während sie in die Mitte der Funkenbahn
fallen, wenn man die negative Elektrode entsprechend verkleinert. Interessant ist
es, dass auch hierbei zum Theil der Effect einer grösseren durch die Ableitung einer
kleineren ersetzt werden kann.
Wer mit der Behandlung der Maschine selbst noch nicht genügend vertraut sein sollte,
dürfte in Fig.
1 bis 6 die nöthige Erläuterung finden. Fig. 6 zeigt zunächst, wie
sich die Ebonitplatte am besten erregen lässt. Fig. 1 und 2 veranschaulichen die
Erregung der Maschine im ersten Falle ohne, im zweiten mit Hilfsconductoren. Die
letztere Figur erläutert zugleich das Verfahren, wenn man den einen Pol ableiten,
also die Maschine nach Art der Reibzeugmaschine benutzen will. Aus diesem Grunde ist
die linke Entladungsstange, welche die nicht abgeleitete vorstellen soll, umgedreht
gezeichnet. Fig.
3 zeigt die Stellung der Conductoren oder richtiger der Einsauger, bei
welcher sich die Maschine zwar nicht erregen lässt, bei der sie jedoch, wenn einmal
erregt, fortwirkt und zwar mit geringerer quantitativer, aber um so grösserer
intensiver Kraft.
Diese Stellung der Conductoren wird die anomale genannt und kann,
beiläufig bemerkt, bei der früheren Construction nur durch Drehung der festen
Scheibe bewirkt werden. Stellt man die Hauptconductoren normal, die Hilfsconductoren
anomal, so lässt sich die Maschine gleichfalls nicht erregen, wohl aber, wenn auch
schwieriger, wenn man den Hauptconductoren die anomale, den Hilfsconductoren die
normale Stellung gibt. Werden bei anomaler Stellung der Hauptconductoren die
Hilfsconductoren ganz entfernt, so lässt sich die Maschine nun natürlich auch bei
geschlossenen Elektroden nicht mehr erregen. Die anomale Stellung der
Hilfsconductoren hat bekanntlich nebenbei den Zweck, den Strom vor unwillkürlichen
Umkehrungen zu schützen.
Fig. 4 endlich
stellt eine möglichst einfache Einrichtung für den Gebrauch einer festen Scheibe mit
vier Belegungen vor.
Bei einer solchen Scheibe mögen die birnförmigen Oeffnungen, wo
deren Anfertigung auf Schwierigkeiten stossen sollte, durch kreisrunde ersetzt
werden. Für vier Belegungen sind ebenso viele Hauptconductoren erforderlich, und da
die Maschine nur vier Conductoren hat, so müssen die Hilfsconductoren fehlen. Der
Gebrauch der in Rede stehenden Einrichtung wird also mit dem Uebelstande behaftet
sein, dass man die Elektroden nicht über eine gewisse Grenze entfernen darf. Sonst
müssten vier neue Conductoren geschaffen, zwischen den andern befestigt und unter
sich verbunden werden. Hierdurch würde jedoch die Construction der Maschine so
verwickelt, dass sie für den Schulgebrauch wenigstens nicht mehr zu empfehlen wäre.
Von vier Hauptconductoren sind die gegenüber liegenden gleichwirkend und müssen
daher verbunden werden. Der obere und untere, nämlich die beiden früheren
Hilfsconductoren, sind dies ohne weiteres; für den rechten und linken jedoch ist
hierzu ein Verbindungsstück erforderlich, eine Messingröhre, welche behufs ihrer
Befestigung mit kleinen Stahlzapfen versehen und, um vom obern und untern Conductor
isolirt zu sein, bis nahe an ihre halbrunden Enden mit Ebonit bekleidet ist. Eben
weil der rechte Conductor aber mit dem linken gleich wirkend ist, darf nur die eine
Entladungsstange mit ihnen in Verbindung gesetzt werden, während die andere mit dem
obern und dem untern verbunden sein muss. Aus diesem Grunde ist der rechte Conductor
durch eine hinter der Ebonitsäule sitzende starke Ebonitscheibe, welche von beiden
Seiten angebohrt, aber nicht durchbohrt ist, in zwei von einander isolirte Stücke
getheilt. Andererseits führt ein entsprechend gebogener Draht, mittels eines kleinen
Zapfens in der Verbindungsröhre des obern und untern Conductors befestigt, nach der
betreffenden Entladungsstange, sie zur Hälfte umfassend. Bei der früheren
Construction, wo die Polconductoren nicht gut in isolirte Stücke zu trennen sind,
müsste man für den vorliegenden Zweck die Isolirscheibe auf eine der
Entladungsstangen verlegen, was zwar einfach in der Ausführung, aber etwas unbequem
beim Experimentiren ist. Am einfachsten, aber auch am unbequemsten ist es, ohne
weitere Umstände die früheren Hilfsconductoren mit dem einen die zusammengeschobenen
Entladungsstangen mit dem anderen Ständer einer kleinen besondern
Entladungsvorrichtung, wie sie oben empfohlen ist, zu verbinden, – am unbequemsten,
weil diese Anordnung den Gebrauch des Schaltungsapparates, welcher für grössere
Elektricitätsmengen vorzugsweise angebracht ist, ausschliessen würde.