Titel: Das Keilbohren zum Ersatz der Sprengarbeit mit Pulver in Gruben mit schlagenden Wettern.
Autor: W. K.
Fundstelle: Band 227, Jahrgang 1878, S. 456
Download: XML
Das Keilbohren zum Ersatz der Sprengarbeit mit Pulver in Gruben mit schlagenden Wettern. Mit Abbildungen auf Tafel 29. Ueber Keilbohren in Gruben mit schlagenden Wettern. In einem früheren Aufsatze über die schlagenden Wetter in Steinkohlengruben (S. 150 d. Bd.) wurde auf die Anwendung der Keilbohrmaschinen in belgischen Steinkohlengruben hingewiesen, und wollen wir in Folgendem kurz das Verfahren und die dabei benutzten maschinellen Vorrichtungen mittheilen. Vor allem muss dabei bemerkt werden, dass das zu Grunde liegende Princip uralt ist, bis zur Einführung des Pulvers als Sprengmittel die einzige Gewinnungsweise (Schlägel- und Eisenarbeit) im Bergbau bildete und auch noch heute die treibende Kraft des Keiles zum Zersprengen zerklüfteter Gesteinsmassen sehr häufig angewendet wird. Das Neue und Eigenthümliche des (etwa 1853 wieder aufgenommenen) Verfahrens besteht vielmehr in der Verbindung der Bohrarbeit mit dem Keiltreiben, wobei es im Grunde unwesentlich ist, ob die Herstellung des Bohrloches und das nachherige Eintreiben des Keiles in dasselbe durch Menschenkraft oder durch Maschinen bewirkt wird, wenn auch vielleicht nur durch Anwendung der letzteren Resultate erzielt werden können, die denen der Sprengarbeit mit Pulver einigermassen gleichkommen. Das Wesentliche der Arbeit besteht nun darin, dass zuerst ein Bohrloch hergestellt wird von 8 bis 10cm Durchmesser und einer Tiefe (bis 70cm), die von dem Festigkeitsgrade des Gesteines abhängig ist. In dieses Bohrloch werden darauf zwei Keilbacken von entsprechender Länge eingesetzt, zwischen diese der Schlusskeil (aiguille) durch Schläge eingetrieben und so das Gestein nach der freien Seite hin abgesprengt. Diese einfachste Verfahrungsweise ist für Handarbeit durch verschiedene Abänderungen des Treibkeiles (aiguille-coin) sehr vervollkommnet, insbesondere die möglich höchste Wirkung bei Anwendung von Menschenkraft erreicht worden durch die von Ch. Demanet in Seraing eingeführten, gelenkartig verbundenen Keilbacken c und des zweitheiligen Keiles b, dessen Hälften gleichfalls durch ein Gelenk vereinigt sind und welcher in das vordere Ende zwischen die Backen c geschoben und durch den eingestossenen Schlusskeil a wirksam aus einander getrieben wird. (Vgl. Fig. 8 bis 11 bezieh. 12 bis 16 Taf. 29. Die punktirten Linien in Fig. 16 zeigen die Keilbacken c in ihrer äussersten Stellung nach dem Eintreiben des Schlusskeiles a.) Der bedeutendste Fortschritt bei dieser Sprengmethode ist aber erst durch Anwendung der Maschinenkraft von Dubois und Francois erzielt worden, welche ihre Bohrmaschine (*1875 215 205) zweckentsprechend abänderten, um dieselbe sowohl zur Herstellung des Bohrloches, als auch zum Eintreiben des Sprengkeiles geeignet zu machen. Erst dadurch konnten Resultate erzielt werden, welche dieses Verfahren für die grosse Praxis empfehlen. Diese Keilbohrmaschine ist in Fig. 17 bis 19 Taf. 29 in verschiedenen Ansichten dargestellt. Die allmälige Anordnung der Bohrlöcher ist in Fig. 20 Taf. 29 angedeutet. Auf einem Wagengestell, das an seinem hinteren Ende einen Blechbehälter für die verdichtete Luft (zugleich als Gegengewicht dienend) trägt, ist an einem Krahnträger eine Bohrmaschine derart aufgehängt, dass der Meissel des Bohrkolbens in jeder Richtung gegen den Ortsstoss geführt werden kann. Ist mittels der Maschine ein genügend tiefes Bohrloch hergestellt worden, so wird die selbsttätige Steuerung der Maschine ausgelöst, statt des Meissels ein Rammklotz von 30 bis 40k Gewicht an der Kolbenstange befestigt und nun durch Handsteuerung und mit verstärktem Luftdrucke je nach Bedürfniss eine Anzahl langsamer oder rascher auf einander folgender Schläge von wachsender Wucht auf den inzwischen eingesetzten Treibkeil geführt. Es beträgt der Durchmesser des Kolbens 110mm, die Dicke der Kolbenstange 85mm, das Gewicht der Stosstange 120k, der Druck der Luft 3at, der Druck auf den Kolben beim Einrammen des Keiles 300k, das Gesammtgewicht der ganzen Maschine 1700k. Mit einer solchen Maschine wurden in sehr hartem Gestein (schiefrigem Sandstein und compactem Sandstein) ein Bohrloch von 8 bis 10cm Durchmesser und 70cm Tiefe in 15 Minuten hergestellt und in 10 Minuten das Einführen und Eintreiben des Sprengkeiles bewirkt. Die Wirkung kam einem Sprengschuss von 70cm Bohrtiefe gleich. Es ist dies ein übersehend günstiges Resultat, wenn auch der Vergleich kein ganz berechtigter sein mag. Das Keilbohren setzt nämlich voraus, dass der Ortsbetrieb im Streichen des Flötzes geführt wird, so dass also eine mehr oder minder grosse Fläche des Querschnittes der Strecke von dem Kohlenflötze gebildet wird; dieses wird dann als Schramlage zur Herstellung der freien Seiten benutzt, wobei natürlich die Schichtungsflächen der treibenden Kraft des Keiles resp. dem Absprengen förderlich sind, während beim Sprengen mit Pulver unter denselben Verhältnissen grade die Schichtungsflächen den Erfolg häufig beeinträchtigen. Es dürfte also mindestens zweifelhaft sein, ob bei querschlägigem Betriebe das Leistungsverhältniss ein ebenso günstiges bleiben würde. Da indessen das Keilbohren wohl nur in den Flötzstrecken solcher Gruben angewendet werden dürfte, die mit schlagenden Wettern behaftet sind, so ist dieser Vorbehalt von untergeordneter Bedeutung und beeinträchtigt den Werth und die Anwendbarkeit des Verfahrens nicht, welcher ja hauptsächlich darin besteht, die Sprengarbeit in solchen Gruben zu einer gefahrlosen zu gestalten. W. K.

Tafeln

Tafel Tafel
									29
Tafel 29