Titel: | Graphische Methode zur Führung des Hohofen-Betriebsbuches. |
Autor: | –r. |
Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 460 |
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Graphische Methode zur Führung des
Hohofen-Betriebsbuches.
Mit einer Abbildung auf Tafel 30.
Kent, zur Führung des Hohofenbetriebsbuches.
Es gibt wohl kaum einen Fabrikationszweig, dessen Endresultate von so
verschiedenartigen Einflüssen und Zufälligkeiten abhängig sind, als die
Roheisendarstellung. Die Factoren, welche auf den Hohofenbetrieb einwirken, liegen
nur zum Theile in der Hand des betreffenden Liters; in Betreff der anderen Factoren,
welche sich dessen Gewalt mehr oder weniger entziehen, sind namentlich zu erwähnen
die atmosphärischen Einflüsse und neben ihnen die mancherlei plötzlich ungeahnt
eintretenden Gebrechen, denen die einzelnen Theile einer Hohofenanlage ausgesetzt
sind. Dies klingt weniger übertrieben, wenn man berücksichtigt, dass jede
Roheisenhütte eine zusammenhängende Kette bildet, welche den Dienst versagt, sobald
eines ihrer Glieder bricht. Die Elemente, welche auf den Hohofenbetrieb einwirken,
lassen sich kurz in folgenden Punkten zusammenfassen: 1) Eigenschaft und 2) Menge
der Rohmaterialien, 3) maschinelle Betriebsvorrichtungen, 4) atmosphärische Einflüsse, 5)
ausserordentliche und unvorhergesehene Störungen. Diejenigen Momente, die man in das
Gebiet des Betriebstagebuches hineinzuziehen pflegt, beziehen sich naturgemäss
gewöhnlich nur auf die Punkte 2 bis 4. Da diese sämmtlich sowohl Eigenschaft und
Menge des Fabrikates beeinflussen, so liegt es auf der Hand, dass für den
Betriebsführer eines Hohofens, sowohl die directe Einwirkung als die wechselseitigen
Beziehungen dieser Momente kennen zu lernen und für seinen Fabrikationszweig nutzbar
zu machen, vom grössten Interesse sein muss.
Betrachten wir ein Hohofen-Betriebsbuch, so finden wir darin, wenn es in etwas
umfassender Weise geführt ist, ausser dem betreffenden Tag verzeichnet: Menge des
Verbrauches an Kokes, Erzen, Kalkstein, sonstigen Zuschlägen, Kohlen; ferner
Umdrehungen der Gebläsemaschine, Pressung und Temperatur der Gebläseluft und der
Atmosphäre, sowie die Feuchtigkeit der letzteren; Zahl und Weite der Düsen,
Stillstände der Gebläsemaschinen; endlich als Endergebniss Menge und Eigenschaft des
erblasenen Roheisens. Alle diese Daten lassen sich zwar durch Zahlen wiedergeben,
wie dies gewöhnlich geschieht; doch ist der Eindruck, den letztere bei Durchsicht
des Betriebsbuches auf uns machen, ein weit weniger übersichtlicher und
durchschlagender, als wenn man das Verhältniss derselben unter sich täglich
graphisch darstellt.
Dies geschieht in sehr einfacher Weise unter Befolgung des in Fig. 4 Taf. 30
verzeichneten Schemas. Dasselbe bedarf keiner weiteren Erklärung, als dass es an der
linken Seite die sämmtlichen angeführten Factoren mit den nöthigen Zahlen,
rubrikenartig geordnet, und am Kopf die Zeiteintheilung in Tagen enthält. Sämmtliche
Betriebsververhältnisse werden an der betreffenden Zeitstelle durch Punkte markirt
und letztere durch Striche mit einander verbunden. Die hierdurch entstehenden
Diagramme geben in ihrer Zusammenstellung ein Bild, welches zwar für den ersten
Moment recht verworren erscheint, dem wir jedoch sehr bald den inneren naturgemässen
Zusammenhang abgewinnen, welcher sich in unser Vorstellungsvermögen viel tiefer
einführt als die nackte Ziffer. Es bedarf kaum der Versicherung, dass dieses
Verfahren; nach einigen Monaten fortgesetzter Uebung, sich sowohl durch seine
Einfachheit als Uebersichtlichkeit leicht einbürgern und die Idee von Beziehungen in
uns wach rufen wird, welche man durch das gewöhnliche Verfahren der Registerführung
nur selten zum richtigen Bewusstsein bringt. In der sicheren Ueberzeugung von der
Nützlichkeit des Vorschlages sei dasselbe allen Hohofenleitern wärmstens empfohlen.
(Nach einem in dem American
Institute of Mining Engineers abgehaltenen und im
Engineering and Mining Journal, 1877
Bd. 24 S. 418 abgedruckten Vortrag von Will. Kent in
Pittsburg.)
–r.