Titel: | Weisbach's Garntrockenmaschine. |
Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 537 |
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Weisbach's Garntrockenmaschine.
Mit Abbildungen auf Tafel
33.
Weisbach's Garntrockenmaschine.
Das vollständige Trocknen von Garn nach erfolgtem Bleichen oder Färben desselben
bewirkte man bisher durch Aushängen an die Luft oder in einem geschlossenen,
geheizten und gut gelüfteten Raum. Hierbei verwendete Maschineneinrichtungen zielten
darauf hin, das am in dem geheizten Raum vorwärts zu bewegen, so dass es feucht an
einem Ende des Trockenraumes einlief und getrocknet am andern Ende dieses Raumes
wieder austrat. Man sorgte auch dafür, dass die an Stangen, bezieh. Walzen
angehängten Garnsträhne relativ gegen die Aufhängewalzen ihre Stellung etwas
veränderten, indem die Walzen zeitweiliger Drehung veranlasst wurden und dadurch
alle Stellen des Garnes gleichviel der Einwirkung der erwärmten Luft und der
Einwirkung des Ventilators ausgesetzt werden mussten. Eine derartige Maschine der
Sächsischen Maschinenfabrik, vormals K Hartmann zu
Chemnitz wurde in D. p. J. 1870 *198 26, 1873 210 92 besprochen. Solche
Maschinen sind immerhin ziemlich theuer in der Anschaffung und erfordern viel Raum.
In neuerer Zeit hat sich – wie Prof. H. Falcke in der
Deutschen Industriezeitung, 1878 S. 75 mittheilt –
eine andere Garntrockenmaschine vielfach Eingang verschafft, welche ursprünglich von
R. Anke erfunden, dann von C. H. Weisbach in Chemnitz verbessert wurde und von letzterem Fabrikanten
zur vollen Befriedigung der Empfänger bereits in grösserer Anzahl ausgeführt worden
ist. Sie ist in Europa
in vielen Ländern, so auch in Amerika patentirt und wurde auch am 13. September 1877
Nr. 1789 zur Patentirung im Deutschen Reiche angemeldet.
Die ganze Vorrichtung kann, eine rotirende Garntrockenmaschine genannt werden, da sie
das zu trocknende Garn im Kreise in der Luft herum bewegt, und ist sehr einfach. Auf
zwei hohen Lagerständern (Fig. 13 und 14 Taf. 33)
ist eine durch Riemen in drehende Bewegung (etwas über 100 Umgänge in der Minute)
versetzte Welle gelagert und darauf sind dicht neben den Ständern zwei Armsterne
symmetrisch aufgesteckt, mit 4, 6 oder beliebig vielen radialen oder auch schrägen
Armen. An diesen Armen finden sich Vorrichtungen, um runde oder eckige Stangen oder
Walzen einzuspannen, die parallel zur Welle zu liegen kommen und gerade von einem
Armstern bis zum andern reichen, und zwar kommt eine solche Walze immer zwischen die
äussersten Enden eines sich gegenüber liegenden Armpaares, die andere kann in
beliebiger Entfernung parallel dazu eingelagert werden; diese Entfernung richtet
sich nach der Länge der Garnstränge, welche über die äusserste Walze und über die
innere aufgeschoben werden, so dass der ganze Raum zwischen den Armsternen mit zu
den Armen parallel liegenden Garnsträhnen behängt werden kann. Wird nun die Welle in
Bewegung gesetzt, so werden die Garnsträhne in der Luft herumgeführt und hierdurch
sehr rasch getrocknet, da man überdies häufig die Vorrichtung in einem geheizten
Raum aufstellt. Zum Theil wirkt wohl die Centrifugalkraft auf die Entfernung der
Feuchtigkeit ein, mehr noch aber jedenfalls die Bewegung durch die Luft hindurch und
der so erzeugte rasche Luftwechsel. Diese Bewegung durch die Luft hat ausser dem
schnellen Trocknen noch den Vortheil, dass die einzelnen Fäden sich von einander
trennen, wenn sie durch das Bleichen oder Färben etwa an einander gebacken sein
sollten, und das Garn dann ganz offen von der Maschine kommt.
Die specielle Einrichtung anlangend, so können wohl die Walzen und
ihre Lagerung so hergestellt werden, dass die Walzen sich auch immer ein wenig
drehen, um, wie bei der Hartmann'schen Maschine, das
Garn seine Stellung gegen die Walze etwas wechseln zu lassen; es hat sich dies aber
hier als unnöthig bewiesen, sowie es auch sich herausgestellt hat, dass die
Auflagerung und Befestigung der Walzen in den Sternen in der einfachsten Weise
hergestellt werden kann und z.B. nicht nöthig ist, die Auflagerung so zu machen,
dass das Garn straff über die beiden Walzen angespannt ist. Die oberen Walzen laufen
meist zwischen Spitzen, die untere wird einfach durch ein Loch im Armstern
hindurchgesteckt und durch einen vorgeschobenen Schieber am Heraustreten gehindert.
Will man einen Wechsel in der Stellung des Garnes vornehmen, so braucht man nur die
äussersten Walzen etwas mit der Hand zu drehen. Während eine Maschine in Thätigkeit
ist, kann man Reservewalzen mit Garnsträhnen beschicken und dann sofort in die
entleerte Maschine einhängen. Dadurch wird eine grosse Lieferung ermöglicht, die Weisbach angibt: bei Maschinen zu 350 M. auf 200k baumwollenes oder 300k wollenes Garn, oder bei einer etwas grösseren
Maschine für 480 M. zu 300k baumwollenes und
500k wollenes Garn.