Titel: | Meyhöfer's Hinterladekanone. |
Autor: | F. Hentsch |
Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 541 |
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Meyhöfer's Hinterladekanone.
Mit Abbildungen.
Hentsch, über Meyhöfer's Hinterladekanone.
Das von Meyhöfer construirte und in Deutschland von E. A.
Brydges in Berlin unter Nr. 122 vom 11. August 1877
patentirte Geschütz ist eine Hinterladekanone mit Centralzündung. Fig. 1 zeigt den Verticalschnitt des geschlossenen
Geschützes, Fig. 2 denselben bei geöffneter Kanone,
Fig. 3 Grundriss des geschlossenen
Geschützes.
Was die Construction dieser Waffe betrifft, so befindet sich im hintern Ende des
Geschützrohres ein senkrechter, quer zur Seelenachse stehender Ausschnitt zur
Aufnahme des Verschlussstückes C. Hinter dieser Auslassung ist das Rohr
auf der oberen Seite geöffnet. Auf der linken Wand des letzteren Theiles befindet
sich der sogen. Abzug l, welcher mit seinem vorderen
Ende bei gespannter Waffe unter eine Nase des Verschlussstückes greift, hinten mit
einem Griffe das Rohr überragt und mit einem senkrecht nach unten stehenden Zapfen
mit einem in einer Auslassung der linken Rohrwand liegenden Schieber in Verbindung
steht. Der Abzug l wird mittels einer an der hinteren
Rohrfläche durch eine Schraube befestigten Feder m, welche gegen das hintere Ende
des Schiebers drückt, stets vorgeschoben. An der linken Seite des Rohres sowohl
unmittelbar vor, als auch hinter dem Ausschnitte für das Verschlussstück C befinden sich Ansätze, welche zur Aufnahme eines
horizontalen, parallel zur Seelenachse liegenden Bolzens d dienen; durch denselben wird der Verschlussblock C mit dem Rohre so in Verbindung gebracht, dass er sich in senkrechter
Richtung um ihn nach links drehen kann.
Fig. 1, Bd. 237, S. 542
Fig. 2, Bd. 237, S. 542
Fig. 3, Bd. 237, S. 542
Der Verschlussblock C füllt den Ausschnitt des Rohres
aus, wird unten, hinten und vorn von ebenen Flächen begrenzt; seine obere Fläche
vergleicht sich mit der äusseren Rohrwand. Derselbe ist mit zwei unter rechtem
Winkel liegenden Bohrungen versehen. Die cylindrische horizontale Ausbohrung bildet
die Verlängerung der Seelenachse, geht ganz nach vorn hindurch, wird durch eine
central durchbohrte Schraube h geschlossen, welche zur Führung des
Zündmessers f bestimmt ist. Die andere nach unten
gerichtete Bohrung nimmt den Treibstift e auf, geht
nach hinten ganz hindurch und wird hier durch einen schwalbenschwanzartig in
senkrechter Richtung eingeschobenen und durch eine Schraube gehaltenen Schieber i geschlossen. Dadurch ist es möglich, nach Entfernen
des Schiebers i die im Verschlussblock befindlichen
Theile herauszunehmen. An der unteren ebenen Seite steht der Block in Verbindung mit
einer Kette o und mit dem unteren Arme einer starken, an der unteren Rohrseite
befestigten, zweiarmigen Feder n; an der rechten
Blockseite ist ein Griff angebracht, welcher behufs Einsteckens eines Hebebaumes zur
Erleichterung der Hantirung eine Bohrung besitzt. An der hintern Seite ist ein
Stollen zum Unterlegen des Abzuges angebracht,
Das die Entzündung der Patrone bewirkende, sogen. Zündmesser f bewegt sich in der Richtung der Seelenachse, besitzt vorn eine Schneide,
hinten eine schiefe Fläche und wird durch die Spiralfeder g zurückgedacht gegen den Treibstift e,
welcher an dem oberen Ende ebenfalls mit einem schiefen Ansatz versehen ist. Endlich
ist an der rechten Rohrwand eine Kurbel p angebracht,
welche an ihrem oberen Ende einen Stollen q
besitzt.
Was nun die Handhabung betrifft, so liegt bei abgeschossener und geschlossener Kanone
der Block G in der Rohrauslassung, der Treibstift e ist ganz in den Block C getreten, mittels seines
Ansatzes hat er das Zündmesser vorgedrückt, so dass es mit der Schneide über die
Vorderfläche des Blockes hervorsteht. Die Spiralfeder g
ist zusammengedrückt, die unter dem Rohre liegende Schlagfeder n ausser Spannung. Um das Geschütz zu laden, wird der
Block C mittels seines Griffes gehoben, um den Bolzen
d nach links gedreht und die Lauföffnung dadurch
freigelegt. Sobald letzteres geschehen, schiebt sich, durch die Feder m hierzu
veranlasst, der Abzug l unter die Nase des Blockes C und hält denselben fest. In dem Masse, als sich der
Block von seiner Lagerfläche entfernt, tritt der Treibstift e nach unten hervor, und zwar vermöge des auf das Zündmesser durch die
Spiralfeder g nach rückwärts ausgeübten Druckes. Die
Rückwärtsbewegung des Zündmessers f erfolgt so schnell,
dass es bereits ganz in den Block zurückgetreten ist, wenn die Schraube h die obere Rohrwand erreicht. Im andern Falle würde
das Messer f unfehlbar abgeschlagen – ein Fall,
welcher, nebenbei bemerkt, bei einiger Verschleimung der Bohrung, die sehr bald
vorkommen wird, da nur Patronen mit verbrennbaren, somit nicht gasdichten Hülsen
angewendet werden können, eintreten muss. Zugleich mit dem Verschlussblocke C ist auch die Kette o
gehoben und dadurch die Schlagfeder n angespannt.
Nachdem nunmehr die neue Patrone eingeschoben, ist die Kanone zum Abfeuern bereit.
Zu letzterem Zwecke wird der Abzug l von der Nase des
Blockes C entfernt, letzterer somit durch die Schlagfeder n niedergezogen, bis er wieder auf der unteren Fläche
des Rohrausschnittes aufliegt. Hierbei wird aber der vorstehende Treibstift e zurückgedrängt, das Zündmesser f entgegen der Spiralfeder g vorwärts getrieben und die Entzündung der Patrone, deren Zündmasse an
dem Boden sich befindet, bewirkt.
Die Kanone erfordert somit nur den einen Griff „Oeffnen der Waffe“, da die
Entzündung der Patrone mit dem Schliessen der Waffe zusammenfällt. Um nun aber ein
vorzeitiges, unbeabsichtigtes Entzünden der Patrone zu vermeiden, ferner die
Schlagfeder n bei geladener Waffe behufs Schonung in
ungespanntem Zustande erhalten zu können und endlich den Transport der Kanone in
geladenem Zustande zu ermöglichen, was bei hochgehobenem Blocke und dadurch
geöffneter Rohrbohrung nicht möglich wäre, ist die Kurbel p angebracht. Dieselbe wird nach rückwärts gedreht, der Stollen q tritt in Folge dessen vor, und kann das
Verschlussstück C nun niedergelassen werden, ohne eine
Entladung hervorzurufen, da es nicht sein Lager erreicht, sondern genügend weit
absteht, so dass der Treibstift e nicht in den Block
zurückgedrückt wird.
F.
Hentsch.