Titel: | Caddick und Maybery's Puddelofen. |
Autor: | – r. |
Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 546 |
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Caddick und Maybery's Puddelofen.
Mit Abbildungen auf Tafel
34.
Caddick und Maybery's Puddelofen.
Unter den vielen Neuerungen, welche uns die letzte Zeit in Bezug auf
Puddelofensysteme gebracht hat, erwähnt der Engineer, 1877 Bd. 44 S. 210 einer Anlage, welche von
Caddick und Maybery
patentirt ist und in den Old Castle Iron and Tinplate
Works in Llanelly (Südwales, England) seit einigen Monaten praktisch
betrieben wird. Die genannten Werke erzeugen ausschliesslich Schwarz- und
Weissbleche aus Holzkohleneisen.
Das Princip, von welchem die Erfinder bei Construction ihres Ofens geleitet wurden,
besteht in der auch schon anderweitig benutzten Erhitzung von Gebläseluft durch die
überschüssige Wärme des Ofens und der durch erstere bewirkten vollständigen
Verbrennung der Heizkohle. Die Feuerungsanlage ist ein Doppelofen, bestimmt zur
Aufnahme einer Roheisenbeschickung von 560k, und
besteht aus einem Gasgenerator und einem sich anschliessenden Puddelherd; ersterer,
aus feuerfestem Ziegelmauerwerke hergestellt, ist von einem 5mm dicken schmiedeisernen Mantel umgeben. Die
einzelnen Ofentheile werden durch gusseiserne Säulen, welche unter einander mittels
starker Eisenstangen verstrebt sind, zu einem soliden Ganzen vereinigt. Die aus
teuerfesten Ziegeln hergestellten Feuerthüren werden nach aussen durch dünne, mit
einer Arbeitsöffnung versehene Eisenplatten verblendet, damit der Puddler vor der
strahlenden Wärme geschützt sei. Auf Taf. 34 zeigt Fig. 7 den Generator A theils in Ansicht, theils im Schnitt; Fig. 8 bis 10 Ansicht, Längsschnitt
und Horizontalschnitt des Ofens. Der Generator A ist
mit einem inneren und äusseren Mantel B, C umhüllt.
Durch die Röhre D wird mittels eines Ventilators
zwischen die beiden Mäntel Wind eingeblasen, welcher sich durch Berührung nut dem
inneren Mantel vorwärmt und durch kleine, in dem unteren Theil desselben ausgesparte
Oeffnungen in den unter dem Rost abgeschlossenen Raum gelangt. Hier bewirkt die
glühende Asche eine noch vermehrte Temperaturzunahme. Ein regulirbarer Theil des
Windes strömt seitlich bei F oberhalb der Feuerung
durch die Flamme und wirkt dort rauchverzehrend. Der zu diesem Zweck in dem
Mauerwerk vorhandene Kanal lässt sich von aussen durch eine verschliessbare Oeffnung
reinigen. Die vom Ofen abfliessenden Kühlwässer sammeln sich in einem unter dem Ofen
befindlichen Gewölbe, während die Wasserdämpfe durch an jeder Seite des Ofens
vorhandene Bodenöffnung g mit aufgesetzten Zugpfeifen
entweichen. Hierdurch wird eine tortwährende Abkühlung des Puddelherdes und in Folge
dessen Ersparniss an Futtermaterial bewirkt.
Es kommt häufig vor, dass durch unvollständige Entfernung der Puddelschlacke aus den
Luppen oder Reduction des Ofenbesatzes das Ausbringen aus dem Puddelofen
aussergewöhnlich hoch erscheint. Auf den oben genannten Werken dagegen wird das
Eisen auf sehr trockenem Boden verpuddelt und derart verarbeitet, dass es sich
möglichst von aller daran haftenden Schlacke reinigt. Wenn trotzdem das Ausbringen
höher ist als bei den meisten Werken älterer Construction, so zeigt dies gewiss für
die Güte des Ofens.
So soll eine Beschickung von 560k Hämatiteisen Nr. 3 mit alten Schienenstählen am 27. August 1877 Abends 7
Uhr 35 Minuten in einem mit Eisenerz und Walzenschlacke gefütterten Ofen
eingesetzt worden sei; Um 8 Uhr 5 Minuten begann die Beschickung zu schmelzen und um
8 Uhr 20 Minuten fing man an zu rühren, welches ohne Unterbrechung bis zum Ende
fortgesetzt wurde; um 9
Uhr 25 Minuten wurde die Charge gezogen. Die verbrauchte Kohle betrug 250k, was indessen nicht massgebend ist, da hierbei
die zwischen den Chargen verbrauchte Stochkohle ausser Betracht blieb.
Die Resultate eines 7wöchentlichen Betriebes waren folgende: Es
wurden 354 Chargen gemacht. Einsatz 198t Eisen,
Ausbringen 187t gehämmerte Luppen; aus 1t Roheisen wurden also 944k Luppen erzeugt. Der Gesammtkohlenverbrauch
belief sich auf 123t,6, also für 1t Luppen auf 660k. In den Puddelöfen alten Systems beträgt der Kohlenverbrauch, nach
ziemlich genauen Ermittlungen, durchschnittlich 1140k für 1t gehämmerte Luppen, oder 927k für 1t
Roheisen. Der neue Puddelofen erspart also nach diesen
Angaben der Erfinder ungefähr 44 Proc. an Brennmaterial; das Ausbringen für
1t Eisen ist nun 16 bis 18k höher und der zur Verwendung kommende Besatz
ungefähr 50 Proc. geringer. Hierzu soll noch kommen, dass die Construction des Ofens
eine äusserst einfache und solide, die Rauchverbrennung eine vollständige und die
ausgestrahlte Wärme auf ein Minimum gebracht ist. Die Erhitzung der eingeblasenen
Luft beträgt ungefähr 120° – eine Temperatur, welche bekanntlich die vollständige
Verbrennung wesentlich befördert.
Die Anlagekosten des Ofens, welcher übrigens weniger Eisentheile
enthält und geringeren Raum einnimmt als die alten Oefen, sind verhältnissmässig
niedrig. Die Puddler, welche sich gewöhnlich über die Arbeit an doppelten Oefen
beklagen, werden zu Llanelly nur etwa 38 Pf. höher bezahlt als an alten Oefen, was
reichlich durch die Ersparnisse an Brennmaterial gedeckt wird.
Dasselbe Ofensystem hat sich auch bei einer anderen
Fabrikationsmethode eingebürgert. Bei der Herstellung von Blechen aus
Holzkohleneisen wird das Eisen nicht auf gewöhnliche Weise verpuddelt, sondern nach
alter Methode, ähnlich der Catalanischen Schmiede, unter Gebläsewind gefrischt. Die
Luppen werden alsdann unter Schwanzhämmern gezängt und sind so trocken, dass sie nur
unter Aufwand grösster Mühe unter dem Hammer zusammenhalten. Sie werden weiter zu
Rosetten verarbeitet, zerschnitten und auf mit einem Rundeisenstiel versehenen
eisernen Platten packetirt. Diese Platten werden alsdann mit den darauf befindlichen
3 bis 4 packetirten Rosetten in das sogen. „hollow
fire“ (hohle Feuer) gesteckt; dasselbe gleicht einem grossen
Schmiedefeuer, besetzt mit Kokes und betrieben durch ein mächtiges Gebläse. Ueber
dem Feuer befindet sich eine roh gemauerte Kuppel aus feuerfesten Ziegeln mit
seitlichen, durch Schiebethüren verschliessbaren Oeffnungen. Die mit den
Eisenpacketen beschwerten Blechplatten werden durch diese Oeffnungen in den Ofen
gesteckt, während die Stiele ins Freie hinausreichen. Die Packete ruhen hierbei
nicht auf dem Boden des Ofens, sondern werden frei in Mitten der Flamme schwebend
gehalten. Da kein Schornstein vorhanden ist, so treibt die Windpressung die Flamme
durch alle Oeffnungen hinaus, was ein häufiges Verbrennen der Thüren verursacht. Es
herrscht überhaupt in der Nähe dieser Feuer unglaublich viel Hitze und Staub. Sobald
die Packete schweisswarm geworden sind, werden sie mit den ihnen als Unterlage
dienenden Blechen, nachdem letztere vom Stiel getrennt worden sind, gehämmert und zu
Stäben ausgewalzt.
An Stelle dieses Feuers wendet Maybery nun einen fast kreisrunden Generator an, welchem die Luft durch
die Decke zuströmt. Die Puddelherde sind durch lange, schmale Kammern, in welchen
das Eisen erhitzt wird, ersetzt. Die Stiele werden, wie bei den alten Oefen, durch
die Thüren gesteckt, und die Packete befinden sich in ziemlicher Höhe über dem Boden
des Ofens. Als Brennmaterial dient Kohle und die Verbrennungsproducte werden zur
Dampferzeugung verwendet. Da die Böden der Oefen nach dem Princip der Schlackenböden
eingerichtet sind, so gewinnt man dabei eine beträchtliche Menge vorzügliche
Schlacke zum Besatz von Puddelöfen. Es wird viel feuerfestes Material gespart, die
Arbeiter haben weniger von der Hitze zu leiden, und es werden ungefähr 15 Proc. mehr
Eisen ausgebracht.
– r.