Titel: | Französische Radenauslesemaschinen. |
Autor: | V. Thallmayer |
Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 40 |
Download: | XML |
Französische Radenauslesemaschinen.
Mit Abbildungen auf Tafel 7.
Thallmayer, über französische Radenauslesemaschinen.
Auf Taf. 7 sind einige neuere französische
Radenauslesemaschinen abgebildet, welche, in kleineren Dimensionen ausgeführt und
auf Handbetrieb eingerichtet, vielfach von Landwirthen zur Ausscheidung von
Unkrautsamen aus Saatgut verwendet werden, und welche bei gröſseren Dimensionen und
mit Riemenbetrieb auch zur Verwendung in Mühlen geeignet sind. Der Hauptsache nach
bestehen sie aus um eine unbeweglich befestigte, gegen den Horizont schwach geneigte
Achse rotirenden Cylindern, deren Wandfläche zum Theile aus gelochtem, zum Theile
aber aus Zellen-Blech (vgl. *1878 228 214) gebildet ist.
Manchmal sind auch Windfegen vorhanden, um aus dem Getreide, wenn dies nicht schon
vorher geschehen sein sollte, specifisch leichte Verunreinigungen entfernen zu
können. Für den Landwirth ist noch von Wichtigkeit, daſs auſser den eigentlichen
Unkrautsamen, besonders aus dem Weizen, auch noch etwa ihm beigemengte Roggen-,
Gersten- und Haferkörner entfernt werden, nicht minder verkümmerte, als auch solche
Körner, welche während des Dreschens beschädigt wurden und zur Aussaat nicht
geeignet sind.
In Oesterreich-Ungarn ist seit der Weltausstellung in Wien 1873
namentlich der Pernolett'sche Sortircylinder (Fig.
1) sehr verbreitet; derselbe besitzt drei Abtheilungen a, b, c. Die beiden Abtheilungen b, c sind durch einen an der inneren Umfläche des
Cylinders befestigten Blechring W von einander
getrennt. In der Abtheilung a, welche ein mit länglich
viereckigen Löchern versehenes Cylindersieb ist, findet das Abscheiden der
länglichen, dünnen und der feinen runden Unkrautsamen aus dem von der Gosse G zuflieſsenden Weizen statt. Die Abtheilung b hat Zellen von solcher Gröſse, daſs darin Weizen-,
Raden- und Wickenkörner sich einbetten können, Gersten- und Haferkörner, gröbere
Kiesel, Distelköpfe etc. jedoch nicht. Letztere gelangen durch am Ende der
Abtheilung b bei dem Abtheilungsringe W befindliche Löcher O zum
Austritte und fallen in das Gefäſs h. Das von den
Zellen der Abtheilung b erfaſste Körnergemenge wird
durch die Drehung des Cylinders gehoben, um von einer gewissen Höhe wieder
herabzufallen – jedoch nicht auf den Boden des Cylinders, sondern in eine Mulde oder
Traufe U aus Blech, in welche eine Transportschraube
s eingelagert ist. Die Körner fallen aus den Zellen
der Abtheilung b nur zum geringeren Theile direct in
die Mulde, sondern über eine aus beweglichen Klappen H
(Fig. 2 und 3) gebildete
Brücke, welche sich zwischen dem Cylinderumfang und der Längskante der Mulde
befindet Die Transportschraube s führt das
Körnergemenge durch eine im Boden der Mulde befindliche Austrittsöffnung d in die dritte Abtheilung c, welche
mit Zellen von solcher Gröſse ausgestattet ist, daſs darin Raden, mit diesen gleich
groſse runde Körner, sowie gebrochene Weizenkörner Platz finden, während lediglich
Weizen übrig bleibt, um am Ende des Cylinders heraus und in das Gefäſs y zu fallen. Die von den Zellen der Abtheilung c aufgenommenen Unkrautsamen, zumeist Radenkörner,
gelangen, nachdem sie in die Mulde U gefallen, an deren
Ende zum Austritte und werden in einem Gefäſse r
aufgefangen.
Die Zellencylinder sind mittels eines Kreuzes i aus
Flachschienen und einer Rohrhülse auf die feststehende Achse A aufgeschoben und können sich um letztere drehen. Der Antrieb der
Cylinder geschieht vom Schnellen ins Langsame entweder durch Zahnräder (Fig.
1) oder durch zwei Riemenscheiben R und R1, (Fig. 4) oder
durch eine Riemenscheibe R1 (Fig. 6), von
welcher aus der Riemen unmittelbar über den Cylinder gespannt sein kann. Die
Drehgeschwindigkeit der Cylinder darf, wie leicht einzusehen, nur eine mäſsige sein
und das Getreide soll in einer nicht zu dicken Schichte die Cylinder entlang
gleiten. Die Mulde U ist im Cylinder aufgehängt und
zwar mittels Bügeln p, welche auf der feststehenden
Achse A mit Stellschrauben befestigt sind. Die an der
Cylinder wand sich reibende, gleichzeitig als Abstreifer dienende Kante der Holz-
oder Blechklappen H hat zumeist einen Lederbesatz. Mit
ihren untern Kanten hingegen sind die Klappen in Gelenken beweglich an die
Längskante der. die Mulde versteifenden Holzschiene N
gesetzt. Unterhalb der Klappen H ist in die Schiene N auſserdem noch ein Satz U-förmiger Drahtbügel B eingehängt, welche theilweise als Abstreifer,
theilweise als Einstreifer zur Wirkung kommen. Die Klappenbrücke kann durch
Verdrehung einer Zunge Z (Fig. 5 und
15), die mit der Achse A fest verbunden ist,
steiler oder flacher gestellt werden. Durch Versuchen findet man diejenige Stellung
der Klappenbrücke, welche bei einem gewissen Reinheitsgrade des Weizens am besten
entspricht.
Die in Fig. 4 bis
6 gezeichneten Clert'schen Trieurs (gebaut
bei Clert fils in Niort) bestehen aus zwei auch
getrennt von einander verwendbaren Sortircylindern I
und II. Cylinder I
verrichtet die gleiche Arbeit wie die Abtheilungen a
und b, II hingegen die Arbeit der Abtheilung c des Pernollet'schen
Apparates, mit dem Unterschiede jedoch, daſs der gereinigte Weizen vom Ende des
Cylinders II nicht unmittelbar in ein Gefäſs, sondern
behufs Sortirung der Gröſse der Körner nach auf einen aus gelochtem Bleche
verfertigten Mantel M fällt. Nachdem der Blechmantel
M in Bezug auf die Gröſse seiner Durchlaſsöffnungen
zwei Abtheilungen aufweist, so erhält man im Gefäſse m
die gröſsten Weizenkörner (Saatgut), im Gefäſse n eine
etwas minder voluminöse, aber immerhin noch ausgezeichnet im Handel verwendbare
Sorte. Im Gefäſse g (Fig. 4)
sammeln sich nebst übergroſsen Weizenkörnern noch andere Körner an, welche die Oeffnungen
im Blechmantel M nicht zu passiren im Stande waren. Ist
das Ausscheiden langer Körner aus Weizen Hauptzweck, so genügt die alleinige
Verwendung des Cylinders I; sind hingegen nur runde
Samen auszuscheiden, so genügt die alleinige Verwendung des Cylinders II. Hierbei braucht man bei dem Trieur von Clert (Fig. 4 und
5) die Gosse G blos vom Cylinder I auf den Cylinder II oder
umgekehrt zu versetzen. Die Kupplung der Antriebswellen w der Cylinder I und II geschieht durch einen Mitnehmer Fig. 7
derart, daſs dieselben nach Befinden ebenso leicht mit einander verbunden, als auch
von einander getrennt verwendet werden können. Die halbkugelförmigen Vertiefungen in
den Zellenblechen, sowie die länglich viereckigen Oeffnungen in den Mantelblechen
(zum Trieur Fig. 4
gehörig) sind in Fig. 10 bis
14 in ½ n. Gr. dargestellt und entsprechend dem Orte, wo sie hingehören,
mit Buchstaben bezeichnet.
Bei gleichzeitiger Verwendung der beiden Cylinder I und
II geschieht das Ueberführen der Körner aus I nach II mit Hilfe eines
mit dem Cylinder sich drehenden conischen Blechmantels C, der mit einer gewissen Anzahl an seinem äuſseren Rande befindlicher
Schöpfzellen das in denselben aus der Mulde des Cylinders I sich entleerende Körnergemenge erfaſst, um es zu heben und in einen mit
dem Cylinder II in Verbindung stehenden Trichter G1, zu entleeren. Die
Raden fallen vom Ende der Mulde des Cylinders II durch
den conischen Mantel C1
in das Gefäſs r (Fig. 4),
während der gereinigte Weizen durch am Ende des Cylinders befindliche Löcher auf den
Blechmantel M fällt, um noch, wie schon oben erwähnt,
sortirt zu werden. Die Einrichtung der Windfege an Clert's Trieur ist ohne weitere Erklärung aus Fig. 4 zu
entnehmen.
Der in Fig. 6 abgebildete Clert'sche Apparat hat
keine Windfege und weist sonst gegenüber dem andern (Fig. 4) nur
in der Einrichtung des Cylinders II Unterschiede auf.
Der Cylinder II dieser Maschine ist durch einen
Blechring W in zwei Abtheilungen c und d geschieden.
Dasselbe ist mit der unteren Mulde der Fall, indem dieselbe durch eine Blechwand W getrennt ist. Als weiterer Unterschied befindet sich
über der Achse A noch die obere Mulde U', und hat der Mantel M
blos Oeffnungen von einerlei Gröſse, so daſs bei diesem Trieur der schönste Weizen
in das Gefäſs g fällt. Das in der unteren Mulde
befindliche, aus Raden und mehr oder weniger verkümmerten Weizenkörnern bestehende
Gemenge entleert sich durch eine Oeffnung y in die
Abtheilung d, deren Zellen etwas weniger tief sind als
die der Abtheilung c. Die Raden fallen aus den Zellen
der Abtheilung d behender heraus als die Weizenkörner;
erstere gelangen daher in die zweite kleinere Abtheilung der unteren Mulde, um von
da in das Gefäſs r zu fallen, während die Weizenkörner
zum gröſsten Theile erst
bei weiter fortgeschrittener Drehung des Cylinders in die obere (nicht mit Klappen
versehene) Mulde gelangen, um in ihr durch die Transportschraube s
1 vorwärts geführt zu werden. Der Inhalt der oberen
Mulde entleert sich durch ein Rohr E in das Vorderende
des Cylinders II, um hier nochmals und zwar genauer
sortirt zu werden.
Fig.
8 und 9 stellen
eine Windfege dar, welche bei den Sortircylindern von Harter
ainé in Bar-sur-Aube angebracht sind. Von diesem Apparat gelangt das
Getreide durch einen Schlauch S in den Sortircylinder,
welcher gegenüber den anderen nur unwesentliche Unterschiede aufweist. Von der am
Ende der Antriebswelle w sitzenden Riemenscheibe R1 geht der Riemen
direct auf den Cylinder.
Bei dem Trieur Fig. 4 ist
mit t ein Mitnehmer bezeichnet, welcher in die auf der
Welle A lose sitzende Riemenscheibe R eingesetzt ist (Fig. 15)
und an einen Arm des Kreuzes i stossend die Drehung des
Sortircylinders um die Achse A veranlaſst. Die
Transportschraube bringen zwei Zahnräder 1 und 2 (Fig. 4 und
2) vom Langsamen ins Schnelle zur Umdrehung.
Die im Obigen besprochenen Trieurs lassen sich natürlich auch zur Abscheidung von
Unkrautsamen aus anderen Getreidearten als Weizen verwenden.
Schlieſslich sei noch angeführt, daſs in der Agriculturhalle der Weltausstellung zu
Philadelphia 1876 nur eine einzige Radenauslesemaschine stand, nämlich die der Cockle Separator Manufacturing Company in Milwaukee,
Wisc., welche auſser der einzigen Eigentümlichkeit, daſs die Drehung des Cylinders
durch Frictionsrollen, auf welchen er ruhte, eingeleitet wurde, nichts besonders
Bemerkenswerthes aufwies. Von der Vorzüglichkeit der oben besprochenen Maschinen
hatte ich vielfach Gelegenheit, mich persönlich zu überzeugen, u.a. auch an der
hiesigen landwirthschaftlichen Akademie.
V.
Thallmayer.
Ungarisch Altenburg, Mai 1878.