Titel: | Technologische Mittheilungen über die Weltausstellung in Paris 1878; von Friedrich Kick. |
Autor: | Friedrich Kick [GND] |
Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 105 |
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Technologische Mittheilungen über die
Weltausstellung in Paris 1878; von Friedrich Kick.
Mit Abbildungen.
(Fortsetzung von S. 14 dieses Bandes.)
Kick, technologische Mittheilungen über die Weltausstellung in
Paris 1878.
Es sei zunächst gestattet, zu den letzten Mittheilungen einige Ergänzungen
beizufügen, obwohl auch damit die Angabe alles Interessanten nicht erschöpft sein
kann; denn wollte der Referent sich Zeit gönnen, so langsam vorzugehen, bis er
überzeugt sein könnte, Nichts übersehen zu haben, so würde sein Referat nicht mehr
als Führer für die Ausstellung selbst dienen können.
In der ersten Abtheilung der französischen Maschinengallerie
wurde in letzter Zeit eine Kupferdruck-Schnellpresse in
Gang gebracht, welche von Aug. Godchaux (Paris, rue de
la Douane 10) nach dem Systeme von Const. Guy
ausgestellt ist. Dieser Maschine hängen zwar noch Mängel an und kommen in der Arbeit
öfter Störungen vor; aber es ist doch gezeigt, daſs es möglich ist, selbst den
schwierigen Kupferdruck auf Schnellpressen herzustellen. Ueber die Construction der
Maschine sei folgendes bemerkt: Die gravirte Platte liegt auf einem horizontal
geführten Wagen, auf welchem sich auch eine Farbeverreibungsplatte befindet. Die
ziemlich intensiv wirkenden Farbwalzen versehen die Platte, welche durch Gas auf
etwa 50° erhitzt ist, mit Farbe. Bei der Vorwärtsbewegung gelangt die Platte unter
vier, über rasch hin- und hergehende, plattenartige Kissen gespannte, endlose
Putztücher. Die beiden ersten sind trocken, die beiden folgenden gefeuchtet. Diese
Tücher nehmen die auf der Höhe liegende Farbe rein ab. So gelangt die
Kupferdruckplatte, nur mit Farbe in der Gravirung, zum
Druckcylinder, einem guſseisernen, mit einem Filzstücke bekleideten Cylinder, auf
welches das eingefeuchtete Papier gelegt wird. Derselbe Aussteller hat auch eine
Kupferdruckpresse ausgestellt, bei welcher die Kupferplatte auf einen eisernen
Cylinder (auf Holzunterlage) aufgezogen ist; über diesem Cylinder befindet sich der
mit Filz bekleidete Druckcylinder.
Die Zwirn- und Spinnmaschinen von Ryo-Catteau (2. Abtheilung links). Ausgestellt ist zwar
nur eine Zwirnmaschine für Kammgarnzwirn, aber der Erfinder beabsichtigt diese ganz neue
Construction auch als Continue für Schafwoll- und Baumwollgarn zu verwenden. Auf die
festgestellte, also fixe Spindel ist ein Messingrohr
gesteckt und darauf lose das Papierröhrchen, auf welches der Faden aufgewickelt
wird. Das Messingrohr wird angetrieben und hierbei rotirt auch ein damit verbundenes
Scheibchen, auf welchem das mit einem Endringe versehene Papierröhrchen aufsitzt und
mitgenommen wird. Der auf dem Messingrohre unten aufgeschobene Flügel erhält
gleichfalls eine bestimmte Bewegung, und längs des einen Flügelarmes verschiebt sich
durch Vermittlung einer Ringbank der Fadenführer für die Windung (Bewicklung). Indem
nun das Verhältniſs der Bewegung zwischen Rohr und Flügel ein solches ist, wie es
dem verlangten Garne annähernd entspricht, so obliegt dem Faden nur die
Ausgleichung, was, wie behauptet wird, bei einer weit geringeren Inanspruchnahme des
Fadens möglich ist, als erfordert würde, wenn die Gesammtbewegung der Spule (wie bei
der Watermaschine) durch den Faden erfolgt. – Eine eingehendere Besprechung behält
sich Referent vor, und soll dieselbe im Zusammenhange mit der Besprechung der
Maschine Vimont's und der etwa weiter sich vorfindenden
ähnlichen Bestrebungen, den Selfactor zu verdrängen, geschehen.Hier sei nur noch bemerkt, daſs die
typographischen Maschinen und jene für Textilindustrie, soweit sie aus
Frankreich stammen, lange nicht alle in der Maschinengallerie aufgestellt
sind, sondern sich ein weiterer Theil im französischen Maschinenannexe
befindet, und zwar in dem der Porte Tourville
nahen Theile. Die Scheidung ist ohne ein dem Besucher klarliegendes Princip
erfolgt.
Am Ende jener zwei Abtheilungen, welche die Maschinen für die Textilindustrie
umfassen, stehen Apparate zur Tiefbohrung
(Freifallbohrer) sehr interessanter Construction und theilweise riesiger Dimension.
Gehen wir an diesen durch ihre Höhe besonders auffälligen Objecten vorüber, so
gelangen wir in die vierte Abtheilung, welche Aufbereitungs- und Hüttenwerksmaschinen, Schrämmmaschinen, Feuerungsanlagen für metallurgische
Zwecke (Hohöfen, Cupolöfen u. dgl.), Briquette-Pressen, Hämmer, Aufzüge, Steinbohrmaschinen, Feldschmieden,
Formmaschinen für Geschosse u.a.m. enthält.
Aus dieser Klaſse sei hier zunächst erwähnt das Drahtschnellwalzwerk von Lemut (System von Const. Roy), welche
patentirte „Drahtstraſse“ in einem Ständer in der ersten Abtheilung 3
Walzenpaare und in der zweiten 4 Walzenpaare über einander, endlich in der letzten
Abtheilung noch ein Walzenpaar enthält. Einen so kleinen Raum auch die ganze
Anordnung einnimmt, so ist aus derselben (da dem Referenten jede Erklärung fehlte)
nicht zu ersehen, wie die aus den Walzen tretenden, stets zur Bildung ziemlich
langer Schleifen Veranlassung gebenden Drähte geleitet werden, damit sie dem
Arbeiter das Einführen
der Drähte in die Walzen gestatten. Unserer Meinung nach müſsten die Schwierigkeiten
der Manipulation wesentlich gröſsere sein, als bei gerader Walzenstraſse.
Neben diesen Maschinen befindet sich auch das Modell eines mechanischen Puddlers, welchem die Schrift: Notice sur un nouveau four à puddler à air chaud et vapeur
surchauffée, desservi par un puddleur mécanique; par M. F. Lemut, Paris 1878, beigefügt ist.
Fig. 1–2., Bd. 229, S. 107
Sehr praktisch dürften für Bronze-
und Gelbgieſser die drehbaren
Tiegelschmelzöfen (Fig. 1 und 2) von Alb. PiatAdresse: Ingenieur Henon in Paris, boulevard du Temple 28. sein. Die
Schmelzung der Metalle erfolgt in dem Tiegel, welcher in dem Ofen bleibend
(wenigstens für mehrere Schmelzungen) eingesetzt ist, dadurch, daſs der Tiegel mit
Koke umbaut und diese durch einen Ventilator in lebhafte Verbrennung gesetzt werden.
Der Windkanal mündet unter dem Roste, auf welchen der Käs gesetzt ist, und die
Verbrennungsproducte ziehen durch ein oben am Ofen angebrachtes Rohr in die Esse
oder bei gröſseren Oefen in einen Erhitzungsapparat des Windes. Hierbei ist der Ofen
in seiner verticalen Lage (Arbeitsstellung) zu denken. Aus dieser Lage kann er durch
Drehung um eine horizontale Achse, nach Abschluſs des Windes, in jene Stellung
gebracht werden, bei welcher das Ausgieſsen des geschmolzenen Metalles erfolgt. Zu
diesem Zwecke schlieſst sich ein Schnabel am Tiegel genau an die am Ofen befindliche
Ausguſsrinne. Für solche Fälle, wo die Guſsform nicht genügend dem Ofen genähert
werden kann, hat Piat den Ofen so construirt, daſs er
sich abheben und mit einem Erahne der Form nähern läſst; auch hat er den Ofen sammt
Untersatz auf einen fahrbaren Wagen gestellt. Das sowohl lästige, als die Dauer der
Tiegel beeinträchtigende Ausheben derselben entfällt daher bei Benutzung dieser
Oefen gänzlich. (In Deutschland patentirt unter Nr. 152 vom 10. Juli 1877).
Apparate und Maschinen zum Schmieden finden sich in
groſser Zahl. Ueber die Hämmer ist nicht viel Neues zu
berichten. Der von Ch. Golay ausgeführte pneumatische Hammer, System Chenot, ist erst kürzlich in diesem Journal (*1878 227 426) ausführlich beschrieben worden. Der von Robelet ausgestellte Frictionshammer – bei welchem der Hammerklotz mit
einem Riemen verbunden ist, der über die oben im Gestelle gelagerte, rasch
umlaufende Scheibe geht und auf der anderen Seite mit einem Handgriff herabhängt –
ist von bekannter Construction.
Die 5. und 6. Abtheilung umfaſst Motoren,
Ventilatoren, Aufzüge, Festigkeitsmaschinen, Pressen, Indicatoren,
Dampfspritzen, Regulatoren, Ventile u. dgl. Hier sei nur auf die
Ausstellung der Vorrichtungen zur Verhütung von Unglücksfällen in Fabriken von Fr. Engel (Paris, rue Saint-Fiacre 9) aufmerksam
gemacht welcher sich zu weiteren Aufschlüssen bereit erklärt. Diese Ausstellung
befindet sich im Beginne der 5. Abtheilung rechts.
Fig. 3., Bd. 229, S. 108Vorrichtungen zum Stauchen und Schweiſsen sind in der
7. Abtheilung an verschiedenen Punkten und von verschiedenen Ausstellern zu sehen,
z.B. von L. Dard (Paris, rue Rousselet 30. 35), von L. Champion in Tour u.a. Im Princip sind diese
Werkzeuge nichts anderes als ein Zangenapparat, welcher meist aus einer festen und
einer beweglichen Zange besteht. Die beiden zu verschweiſsenden Stücke werden je in
einer Zange gefaſst und durch einen Mechanismus von groſser Uebersetzung gegen
einander bewegt, oder – beide Enden schweiſswarm gedacht – gegen einander gedrückt
und so verschweiſst. Die Form der Zangen ist in Fig.
3 angedeutet und ersieht man hieraus, daſs die blose Drehung des Hebels
h die Zange öffnet oder schlieſst, und daſs durch
den in der Richtung des Pfeiles erfolgenden Gegendruck die Zange nur um so fester
geschlossen werden muſs. Die Verwendung dieser Maschinen muſs in Frankreich eine
ziemlich häufige sein, weil sie von mehreren Ausstellern und in etwas abgeänderter
Form und Anwendung ausgestellt sind.
Die interessantesten Schmiedemaschinen sind die Stanzmaschinen für Schraubenmuttern und jene für Niet- und Schraubenbolzen
von Le Blanc und Comp. (Paris, rue du Rendez-vous 52)
und Sayn (Paris, avenue Philippe-Auguste 84). Diese
Maschinen erzeugen die Schraubenmuttern und Bolzen in Gesenken durch den
„Fluſs“ des glühenden Metalles, erzielt durch den hohen Druck der
Stanzmaschine. Diese selbst weist den bekannten Antrieb mittels Frictionsscheiben
auf und ist constructiv sehr gut durchgebildet; nur die Muttern-Maschine Sayn's ist horizontal angeordnet, ähnlich den für
diesen Zweck gebräuchlichen englischen Constructionen. Bezüglich der
Mutternstanzmaschine von Le Blanc ist noch zu bemerken,
daſs sowohl Matrize, als Patrize aus drei hinter einander zur Wirkung kommenden
Abtheilungen bestehen, derart, daſs stets drei Muttern in Bildung begriffen sind und
die Fertigarbeit (ohne Gewinde) in der letzten Abtheilung der Gesenke erfolgt. Als
Rohmaterial wird ein Flachstab von entsprechender (geringerer) Breite und Höhe
benutzt. Als Eigenthümlichkeit muſs noch erwähnt werden, daſs die Matrize, also
sowohl die zangenartig sich öffnenden und schlieſsenden Seitentheile der Matrize,
als der untere Theil (Boden) derselben bei der Arbeit die Bewegung gegen oben erhält, während die Patrizen unbeweglich
befestigt sind. Tägliche Leistung 6 bis 10 Tausend Muttern.
Mit der 7. Abtheilung beginnen die Werkzeug- und
Arbeitsmaschinen, welche, ohne unter einander völlig scharf geschieden zu
sein, auch die 8. und 9. Abtheilung ausfüllen; aus der 7. Abtheilung haben wir
bereits bei den Schmiedemaschinen die Muttern- und Bolzenstanzmaschinen erwähnt. Als
Ganzes betrachtet, kann dieser Theil der Ausstellung als besonders reich und
vorzüglich beschickt bezeichnet werden und treten dem Fachmann zahlreiche neue
Details, wenn auch meist von geringerem Belange entgegen. Besonders reichhaltig ist
die Fräsmaschine vertreten, so von Ch. Donnay (Paris, impasse Rébeval 23) u.a. zum
Herstellen der Spiralbohrer, und besonders von Bariquand und
Sohn (Paris, rue Oberkampf 127) zur Fabrikation von Nähmaschinentheilen,
z.B. Nuthcylindern u.s.w. Speciell bei der Nuthcylinderfräse ist zu der gewöhnlich
blos horizontalen Bewegung des die Fräse und den Führer tragenden Schlittens noch
eine geringe verticale Bewegung beigegeben, welche gestattet, an den Wendepunkten
der Curve die Nuth ungleich reiner zu erhalten. Zu diesem Zwecke ist eine
Horizontal- und Verticalführung vorhanden und wird die geringe verticale Bewegung
durch eine kurze Gegenkurbel bewirkt.
Fräsenschärfmaschinen sind in guter Ausführung von Kreuzberger und Puteaux ausgestellt.
Zu den interessanteren Werkzeugmaschinen gehört auch die von A. Piat (Paris, rue St. Maur 85) ausgestellte Drehbank zum gleichzeitigen Abdrehen von 6 Wellen. Natürlich hat der
Spindelstock dieser Egalisirbank 6 Spindeln und der Reitstock ebenso viele
Reitnägel. Der Hauptsupport hat 6 kreisförmige Durchbrechungen und an der
verticalen, dem Reitstocke zugekehrten Seitenwand befinden sich 6 kleine
Quersupporte, welche die Werkzeuge tragen. Dieselbe Firma hat auch eine Fräsmaschine
für groſse Stirnräder mit schiefen Zähnen ausgestellt.
Unter den Werkzeugmaschinen von Challiot und Gratiot
(Paris, rue d'Aubervilliers 28) befinden sich mehrere Scheren mit der bekannten sehr praktischen Ausrückvorrichtung. Der den oberen Scherenbacken tragende, vertical
bewegte Schlitten besitzt einen Ausschnitt, in welchen ein Schieber eingesteckt ist,
wenn die Niederbewegung des Excenters auch den Niedergang des Scherenbackens
bewirken soll. Das Ziehen dieses Schiebers in die Mittelstellung, wo er vertieft ist, bewirkt die
Ausrückung, weil dann die Excenterstange bei ihrem Niedergange den Schlitten nicht
berührt. Zieht man den Schieber so weit heraus, als es angeht, oder schiebt man ihn
ganz einwärts, so wird der Scherbacken je nach dem zur Wirkung kommenden Niveau
einen gröſseren oder geringeren Abwärtsgang machen. Der Aufgang des
Schlittens erfolgt durch die Excenterstange, deren Zapfen in Langlöchern des
Schlittens eingreifen.
Auch die Schmirgelscheiben und Schleifmaschinen von P. Henry (Malbec)
(Paris, rue de Vaugirard 271), Ch. Wolff (Paris,
boulevard Richard-Lenoir 105) und der Société générale des
agglomérés magnésiens verdienen Erwähnung. Die Schmirgelscheiben sind bis
zu bedeutenden Dimensionen (über 1m Durchmesser
und bis 15cm Dicke) und dem Anscheine nach
vorzüglicher Beschaffenheit ausgeführt, sehr gut auf der Spindel durch Klemmscheiben
befestigt und die Schleif Vorrichtungen mit guten Führungen zum Anhalten des zu
schleifenden Werkzeuges, die Schleifmaschinen mit den erforderlichen, theilweise
selbstthätigen Längs-, Quer- und Verticalbewegungen versehen. Die künstlichen Steine
der letztgenannten Firma sind auch durch eiserne, in die Masse eingelegte Reifen vor
dem Zerspringen geschützt.
Von den in der 8. und 9. Abtheilung besonders reich vertretenen Holzbearbeitungsmaschinen sind hervorzuheben die Fräsmaschinen (und Fräsen) von Guilliet in Auxerre, worunter auch eine Maschine zur Erzeugung von Holzschuhen Beachtung verdient. Das Princip weicht
nicht viel von dem der bekannten Leisten-Fräsmaschine, welche gleichfalls (durch F. Arbey) ausgestellt ist, ab. Doch sind zur
Ausarbeitung des Hohlraumes wesentlich abweichende, den Hohlbohrern etwas verwandte
Fräsen benutzt.
Daſs die wohlbekannte Firma F. Arbey (Paris, Cours de
Vincennes 41) wieder hervorragend vertreten ist, bedarf kaum der Erwähnung. Aus der
reichen Ausstellung sei nur die Passigdrehbank für Klavierfüſse u. dgl. als seltenere Maschine besonders
bemerkt. Sie weicht jedoch in sofern von der gewöhnlichen Construction ab, als das
schneidende Werkzeug nicht nur die oscillirende, sondern auch eine rasch rotirende
Bewegung erhält (vgl. *1877 226 33). Uebrigens ist auch
eine kleine Passigdrehbank bekannter Construction ausgestellt, eine Faſsdauben-Säge
u.a.
Maschinen zum Schneiden der Korke sind von verschiedenen
Ausstellern, meist als Apparate für den Handbetrieb, bei welchen sowohl das
Einspannen, als die Führung des Messers durch den Arbeiter erfolgt, vorgeführt. Eine
vollkommen selbstthätig wirkende Maschine hat nur die Société anonyme des lièges (Paris, rue du Delta 13) ausgestellt. Das
Messer ist hier durch ein Stahlband, nach Art der Bandsägen bewegt, ersetzt. Die wie
gewöhnlich würfelförmig oder prismatisch vierkantig zugeschnittenen Korkstücke
werden durch einen Zuführungsmechanismus der Einspannvorrichtung übergeben, und
diese rotirt nicht blos, sondern macht auch die Längsbewegung. Ist der Kork
zugeschnitten, so öffnet sich die Einspannvorrichtung, wirft den fertigen Stöpsel ab
und kehrt in jene Lage zurück, wo ihr das neue Klötzchen zugeführt wird. So wie bei
den durch die Hand bethätigten Maschinen das Messer beim Rückgang an kleinen
Schmirgelscheibchen vorüberstreift, so wird auch hier das Stahlband auf jener Seite,
wo es nicht arbeitet, durch Schleifscheiben stets scharf erhalten. Die Maschine war
nicht in Arbeit zu sehen.
Wie schon erwähnt, befinden sich unter den Werkzeugmaschinen der in Betracht
gezogenen Abtheilungen viele Arbeitsmaschinen oft ganz speciellen Zweckes. Es ist
kaum möglich, alle zu besprechen; doch soll dies thunlichst und zunächst in einigen
allgemeinen Bemerkungen, welche sich unwillkürlich aufdrängen, geschehen.
Die auf Arbeitstheilung gerichtete Strömung der Zeit ist nicht nur der Construction
specieller Mechanismen – Special-Arbeitsmaschinen –
günstig, sondern sie sucht auch diese Mechanismen so auszubilden, daſs sie zu selbsttätigen werden. So begegnen wir an der linken
Wand am Ende der 7. Abtheilung einer automatisch
wirkenden Theilmaschine für Längsmaſsstäbe von L. Guyenot (Paris, rue de l'Orillon 11), welcher wohl
bald selbstthätige Kreistheilmaschinen, Schraffirmaschinen, Guillochirmaschinen etc.
folgen dürften; denn die Maschine arbeitet ja weit fehlerloser als der Mensch.
Nicht weit davon findet sich eine zum Drehen von Messingknöpfen mit eingeschnittenem Schraubengewinde vorzüglich
construirte Drehbank von Anatole Rheins (Paris, rue St.
Sabin 22). Der Messingstab wird durch die Bohrung der Drehbankspindel zugeführt und
hat am Support ein zweites Lager (Lünette). Am Supporte befindet sich ein Bohrer zum
Einbohren des Loches, ein Gewindestahl zum Einschneiden des Gewindes und ein
Façonstahl zum Abdrehen der Oberfläche. Einfache Handgriffe gestatten die Anwendung
dieser Werkzeuge in so rascher Folge, daſs 200 Knöpfchen stündlich erzeugt werden
können. Der Support ist durch einen Hebel leicht auf etwa 10cm verstellbar, und ist für eine weitere
Verschiebung eine Hülse mit Klemmschraube vorhanden.
Die Maschine zum Zusammenfügen der Wagenräder aus ihren
Theilen, System Colas und Deolongweil, ist nicht neu
(vgl. *1869 194 24), dürfte aber von A. Colas und Comp. in Courbevoie zum ersten Male auf
eine Weltausstellung gebracht sein.
Hier sind auch mehrere Maschinchen für die Zündholzfabrikation zu erwähnen, u.a. eine sehr
sinnreich gebaute Maschine von G. Pernet-Jouffroy
in Chatou, welche nicht
nur aus einer Scheibe aus Espenholz die Zündhölzchen schneidet, sondern auch auf
jedes derselben die Firma druckt. Diese Aufgabe ist sehr schön gelöst. Die
Holzscheibe ist auf einer verticalen, ruckweise rotirenden Welle befestigt. Der
Typencylinder, dessen Zeilen die Breite eines Zündholzes haben und in einer
oftmaligen Wiederholung der Firma bestehen, ist durch Federn gegen den Umfang der
Holzscheibe gedrückt und überträgt bei deren Drehung die Druckerschwärze, mit
welcher er versehen ist, auf die Scheibe, so daſs dieselbe auſsen bedruckt
erscheint. Der Schneideapparat besteht aus zwei Messern. Zuerst kommt jenes zur
Wirkung, welches aus etwa 6 bis 7 feinen, kurzen Schneiden besteht und in die
Scheibe verticale Einschnitte im Abstande der Zündholzbreite macht, und hierauf
kommt eine etwa 12mm breite Klinge zur Wirkung,
welche die Hölzchen abtrennt. Hierdurch bekommt die Scheibe wohl bald die Form eines
Vieleckes, dies beeinträchtigt aber den Druck nicht wesentlich.
Für die Wachszündhölzchen hat L.
F. Perrier (Marseille, rue de Chalet 16) eine Einlegemaschine construirt,
welche hinter der vorgenannten Maschine aufgestellt ist. Die Wachsdrähte gelangen
auf die Bretchen und, wenn sie richtig geklemmt sind, erfolgt das Abschneiden durch
eine Schere selbstthätig.
Weiter finden sich Maschinen für Buchbinder von Janiot (Paris, rue de Vaugirard 131), worunter eine
automatisch wirkende Deckelpresse mit Farbzeug
besondere Erwähnung verdient. Bei dieser Maschine werden die Einbanddecken mit
gefärbtem Tiefdruck versehen, und functionirt die Maschine bis auf das Einlegen der
Deckel vollkommen automatisch, indem sowohl die Verticalbewegung der Druckform, als
das Einfärben derselben selbstthätig erfolgt.
Die in derselben Abtheilung befindlichen Ziegelpressen verdienen ein besonderes Referat von
Seite eines Specialisten und seien hier nur erwähnt. Ebenso sei auch auf die am Ende
dieser Abtheilung ausgestellte Münzwägemaschine nur
aufmerksam gemacht.
Wie sehr die Anfertigung specieller Arbeitsmaschinen für
scheinbar ganz unbedeutende Artikel sich rentirt, davon kann das Scharniermaschinchen von Berthoud (Paris, rue des Trois-Couronnes 42) als erstes Beispiel angeführt
werden. Die auf diesen Maschinchen erzeugten Scharniere, welche Fig. 4 in ½ n. Gr. darstellt, bilden nur einen
Bestandtheil der Wäschekluppen Fig. 5, deren
sämmtliche Theile fabriksmäſsig hergestellt werden. Ein zweites Beispiel lieferte
Ingenieur Clode in Paris durch eine Maschine, welche
bestimmt ist, verkupferten Eisendraht in die Form der nachstehenden Figur 6 zu biegen und so Leuchterträger herzustellen, welche sich leicht an der Wand anbringen
lassen. So kleinlich scheinbar solche Objecte sind, so läſst sich doch grade hierbei
ein Gewinn von erstaunlicher Höhe erzielen. Man erinnere sich nur an das ärgerliche
Spielzeug „Cri-cri“, welches zu Hunderttausend en binnen kurzer Zeit an Mann
gebracht wurde. Die Maschine dient nun ebenso bereitwillig einer derartigen
Eintagsidee, als zur Erzeugung von tausenderlei kleinen Bedarfsartikeln. In letzter
Richtung zur Construction von Specialmaschinen anzuregen, ist der Zweck der
Anführung obiger Beispiele.
Fig. 4., Bd. 229, S. 113
Fig. 5., Bd. 229, S. 113
Fig. 6., Bd. 229, S. 113
Als Specialmaschine sei nur noch erwähnt, die selbstthätige Perforirmaschine von Deny
(Paris, rue St. Sabin 58), die Papiersackmaschine von
J. Verey und Comp. (Paris, rue Vandamme 42) und
endlich die Maschinen für die Herstellung von Uhrkeiten aus
Draht und Blech. Die beiden letztgenannten Specialmaschinen sind schön
älteren Datums; doch erinnert sich Referent nicht, sie auf einer der letzten
Ausstellungen getroffen zu haben. Harle's Maschine
(Paris, rue Oberkampf 76) stellt die Kettchen aus Draht dadurch her, daſs der durch
das letzte Kettenglied gesteckte und hierauf abgekneipte Draht um zwei kurze Bolzen
herumgedrückt wird und so ein neues Glied bildet, welches erst frei wird, wenn
neuerlich das Drahtende durchgeschoben ist. Die Maschine von Alex. Prat (Paris, rue du Petit-Thouars 14) schneidet mittels auf einander
folgender Durchschnitte Sternchen aus einem Blechstreifen und vereinigt diese
Sternchen bei dütenartigem Ineinanderschieben durch Umbiegen der Zacken zu einer
Kette. Die Leistung ist bei den einfacheren Sorten sehr bedeutend, bis 100m in der Stunde – und seien nicht nur diese
sinnreichen Maschinchen, sondern Prat's räumlich
kleine, aber ausgezeichnete Ausstellung der Besichtigung bestens empfohlen. (Linke
Wand.)
Die 10. Abtheilung umfaſst Maschinen und Apparate der chemischen Industrie, die 11. Abtheilung theilweise
ebenfalls Maschinen, welche der chemischen Technologie anheimfallen, als Maschinen
für Kerzenfabrikation, Lederbearbeitung etc., ferner aber auch Maschinchen für die
Hut- und Schuhmacherei, ferner Zuschneidemaschinen und endlich Nähmaschinen. Diese
Dinge liegen dem Referenten theilweise zu fern und sei daher von uns nur auf
zweierlei die Aufmerksamkeit des Besuchers gelenkt.
Maschine zum Enthaaren der Häute
von Berendorf Sohn (Paris, avenue d'Italie 75). Die zu
enthaarende Haut (von Rind o. dgl.) wird an einer Seite eingespannt, über eine Mulde
aus Kautschukplatten gelegt, hierauf der Messercylinder zu kräftiger Berührung gebracht und in Rotation
gesetzt. Die Messer sind kleine Scheiben mit ziemlich stumpfer Schneide in groſser
Zahl auf dem Cylindergerippe befestigt. Sie schaben die Haare des Felles, welches
allmälig weiter eingelassen wird, ab. Um die Wirkung besser reguliren zu können,
lassen sich die Kautschukplatten nach Bedarf gegen den Messercylinder drücken. Es
sollen in der Stunde 5 bis 6 Häute enthaart werden können.
Dann befinden sich hier zwei verschiedene Federmotoren
zum Nähmaschinenbetriebe, einer von Duprat und Dufilhot
(Bordeaux, rue des Glacières 2), der andere von Gunzburger (St. Denis, route d'Epinay 5). Diese Motoren, s. Z. für
Bratenwender allgemein in Verwendung, scheinen sich nun für Verrichtung kleiner Arbeitsleistungen wieder einbürgern zu wollen
und ist in der österreichischen Abtheilung von Schreiber,
Salomon und Comp. in Wien ein ebenfalls sinnreich construirter Motor dieser
Art zum Betriebe verschiedener Arbeitsmaschinchen zur Ausstellung gebracht. Recht
gut würden sich diese Motoren zum Betriebe von automatischen Gravir- und
Guillochirmaschinen verwenden lassen. Als Motor für das Kleingewerbe im Allgemeinen
hat er selbstverständlich keine Bedeutung (vgl. *1878 228
9).
(Fortsetzung folgt.)