Titel: Revolver von v. Oppen.
Fundstelle: Band 229, Jahrgang 1878, S. 144
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Revolver von v. Oppen. Mit Abbildungen auf Tafel 13. v. Oppen's Revolver. Ein von den anderen Waffen dieser Gattung erheblich verschiedener Revolver ist der von v. Oppen construirte. Derselbe weicht hauptsächlich darin ab, daſs dem Hahne nicht nur die Function zuertheilt ist, die Patronen zur Entzündung zu bringen, sondern auch unter Mitwirkung eines besonderen Mechanismus das Auswerfen der Patronenhülsen zu bewirken, und daſs zur Anbringung sowohl des Auswerfemechanismus, als auch zur Herstellung einer absolut sicheren Ruhestellung ein besonderer Theil eingeführt ist. Auf Taf. 13 zeigen Fig. 3 eine Seitenansicht der Waffe mit dem blosgelegten Auswerfemechanismus in der Stellung, wie er durch den Hahn in Thätigkeit versetzt wird; Fig. 4 eine perspectivische Ansicht des Auswerfemechanismus; Fig. 5 eine Ansicht des Ringes von vorn in der Stellung beim Abschieſsen; Fig. 6 denselben bei dem Auswerfen der Patronenhülse; Fig. 7 Ansicht desselben von hinten bei der Ruhestellung. Was die Construction des Revolvers betrifft, so entspricht sein hinterer Theil (Griff, Gestell etc.) im Aeuſseren ganz dem Revolver von Colt, ebenso die Stoſsplatte a, der Lauf b, der Hahn c, die Schlagfeder, der den Ladecylinder in Drehung versetzende Mechanismus und die Ladeeinrichtung. Diese Theile sind in keiner Weise, weder in ihrer Form, noch Gröſse von den correspondirenden Theilen des Colt'schen Revolvers verschieden. Eine wesentliche Veränderung hat der die Patronen aufnehmende Cylinder f erlitten, indem sein hinteres Ende so weit abgeschnitten ist, daſs die Kammern hier offen liegen und die Patronen mit ihrem hinteren Ende etwas aus letzterem hervorstehen. Durch diese Verkürzung des Cylinders entsteht zwischen seiner hinteren Fläche und dem Stoſsboden a ein leerer Raum, in welchen ein letzteren fast ganz ausfüllender Ring g eingeführt wird. Derselbe ist auf den nach hinten hervorstehenden und bis an den Stoſsboden reichenden, cylindrischen, mit den Zähnen zum Drehen versehenen Theil der Ladetrommel f aufgeschoben und um diesen Theil leicht drehbar. Sein äuſserer Durchmesser entspricht dem des Ladecylinders f. In der Vorderwand des Ringes g befindet sich eine ringförmige Auslaſsung, deren Enden fast zusammenstoſsen (Fig. 5). Durch den zwischen den beiden Enden der Auslaſsung stehen gebliebenen vollen Theil des Ringes geht eine Bohrung zur Aufnahme eines kurzen Schlagbolzens i, welcher den Schlag des Hahnes c auf den Patronenboden überträgt. Derselbe wird mittels einer Schraube gehalten, ist vor und zurück beweglich und sein vorderes Ende stumpf und abgerundet, damit er bei der Drehung des Cylinders durch den Boden der Patrone zurückgedrückt wird. Die kreisförmige Auslaſsung dient zur Aufnahme eines aus den beiden Theilen k und l bestehenden Hebelsystemes. Die beiden Hebel sind durch die Schraube m bezieh. n in dem Ring g so befestigt, daſs sie sich um dieselben drehen können. Der Hebel k steht mit einem Ansatze o durch ein in dem Ringe g befindliches Loch nach hinten hervor, so daſs der Hahn c auf ihn einzuwirken vermag. Sein unteres Ende liegt vor einem Ansätze des oberen Endes des Hebels l, dessen unterer Theil mit einem cylindrischen, nach vorn gerichteten Ansatze p versehen ist. Der Ansatz p liegt hinter den Patronenkammern von f. Die Hebel k und l haben eine solche Länge, daſs, wenn der Ansatz o in der Verlängerung der Seelenachse sich befindet, also der Hahn ihn bei seinem Niederschlagen treffen würde, der Ansatz p hinter der zweiten Kammer rechts von der Seelenachse liegt, wie in Fig. 6 angegeben. Eine gegen das unter dem Ansatze p befindliche Ende des Hebels l wirkende Feder s drückt dieses Ende so weit zurück, daſs der Ansatz p für gewöhnlich nicht über die vordere Ringfläche hervorsteht. Zugleich bewirkt diese Feder dadurch ein Vorgehen des oberen Theiles des Hebels l, und da dieser auf den unteren Theil des Hebels k in gleichem Sinne einwirkt, ein Heraustreten des Ansatzes o des letzteren aus dem Ringe nach hinten. Damit der Hahn c den Ansatz o treffen kann, ist an dieser Stelle an der Rückseite des Ringes eine Vertiefung t angebracht. Eine ähnliche Auſsenkung u befindet sich dort, wo der Schlagstift i nach hinten aus dem Ringe g heraustritt. An der Peripherie des letzteren ist eine Feder angebracht, deren an ihrem Ende befindlicher Ansatz x über die Auſsenfläche des Ringes hervorsteht. Diese Feder hat den Zweck, den Ring g bei seinem Drehen in zwei verschiedenen Stellungen zu fixiren. Die Drehung des letzteren wird begrenzt durch das Gegenlegen der Schrauben y und n mit ihren Köpfen gegen das Gestell a. Zur Handhabung besitzt der Ring den Knopf z. Was nun das Zusammenwirken dieser neu eingeführten Theile betrifft, so werden die äuſserlich conisch geformten Patronen, welche Gestalt auch die nach vorn sich erweiternden Kammern des Ladecylinders besitzen, in derselben Weise wie bei dem Colt'schen Revolver mittels des Ladestockhebels eingebracht. Ist dies ausgeführt, so wird der Hahn c gespannt und der Ring g so gedreht, daſs die Schraube n gegen die rechte Seite des Gestelles a stöſst, während der Ansatz der Feder x vor die linke Seite des Gestelles springt und dadurch den Ring g in seiner Stellung fixirt. Der Schlagbolzen i liegt nun in der Verlängerung der Seelenachse (Fig. 5); schnellt also der Hahn c nieder, so trifft er i und bringt die Patrone zur Entzündung. Das Abschieſsen sämmtlicher Patronen nach einander erfolgt in derselben Weise wie bei den anderen Revolvern. Nach dem Abfeuern der Patronen wird der Ring g mittels seines Knopfes z so weit nach links gedreht, bis die Schraube y gegen die linke Seite des Gestelles stöſst und x vor die rechte Seite des letzteren springt (Fig. 6). Alsdann liegt der Ansatz o in der Verlängerung der Seelenachse und p hinter einer Patrone, wie oben angegeben. Der Hahn erfüllt nun seinen anderen Zweck, bewirkt nämlich das Auswerfen der Patronenhülsen, indem er wie bei dem Abfeuern abwechselnd gespannt wird und niederschlägt, hierbei den Ansatz o trifft, den Hebel k um seine Schraube m dreht, sein unteres Ende und damit auch das obere Ende des Hebels l zurückwirft, den Widerstand der Feder s überwindet, den Ansatz p vor und die betreffende Patrone nach vorn aus dem Cylinder herausschleudert. Dadurch, daſs der Ansatz p auf der der Patrone zugewendeten Seite eine conische Auſsenkung besitzt, den Patronenboden also nur mit der Peripherie dieser Auſsenkung trifft, das Zündhütchen somit nicht berührt, können auch, ohne eine Selbstentzündung befürchten zu müssen, die geladenen Patronen auf diese Weise ausgeworfen, der Revolver also entladen werden. Will man die Waffe in Ruh setzen, so wird der Ring g so gedreht, daſs der Griff z senkrecht über der Laufseele liegt (Fig. 7), und der Hahn alsdann niedergelassen; letzterer tritt in eine zwischen den Auslaſsungen u und t befindliche Auſsenkung v der hinteren Lauffläche. Der Schlagbolzen i liegt dann links, der Ansatz o rechts von dem Hahne, und eine Entzündung kann somit nicht stattfinden, da der Schlagbolzen dusch den Stoſsboden a gegen anderweitige Berührung geschützt, ein Drehen des Ringes g aber nicht möglich ist. Zu bemerken endlich ist noch, daſs die Patronen hinten so weit aus dem Cylinder f hervorstehen müssen, daſs der vorgetriebene Schlagstift i und der Auswerfer p nicht in die Kammern des Cylinders f treten können, wodurch sie die Drehung desselben verhindern würden. Zu dem Zwecke besitzt die vordere Fläche des Ringes g eine Ausdrehung zur Aufnahme der hervorstehenden Enden. Der Erfinder hat ferner eine Einrichtung getroffen, um den Revolver zugleich als Maschine zum Wiederladen der abgeschossenen Patronenhülsen zu gebrauchen. Zu dem Zwecke wird der Ladecylinder und Ring g abgenommen und auf den Drehbolzen dieser Theile eine Scheibe A (Fig. 9 Taf. 13) geschoben, welche sich gegen den Stoſsboden a legt und die zwei nach vorn hervorstehenden Cylinder b und c besitzt. Zunächst wird nun das Zündhütchen eingesetzt (Fig. 6), zu dem Zwecke der Cylinder b in die Richtung des Ladestockes gebracht und alsdann die Patronenhülse auf ihn geschoben, so daſs diese ihren Boden dem Ladestocke zukehrt. Auf die Hülse schiebt man sodann von oben den Cylinder B (Fig. 10), welcher so durchlocht ist, daſs das Zündhütchen genau in die Durchlochung paſst und dadurch seine Richtung erhält, damit es genau in die im Patronenboden für dasselbe angebrachte Oeffnung tritt. Alsdann wird in den Ladestock der Stempel D (Fig. 11) geschraubt, der Ladestock mittels seines Hebels nieder- und durch den Cylinder B in die Patronenbodenauslaſsung gepreſst. Hierauf schraubt man den Stempel D aus, steckt die Patronenhülse in den Cylinder C (Fig. 12) mit dem Boden nach unten und bringt den Cylinder c der Platte A unter den Ladestock. Auf c wird sodann der Cylinder C, welcher central durchbohrt ist und zur Führung des Geschosses dient, geschoben, das Pulver eingeschüttet, das genügend gefettete Geschoſs in den Cylinder C und mittels des Ladestockes an seinen Platz in der Hülse gebracht, womit die Füllung der Patrone beendet ist. Hierauf wird der Cylinder C entfernt, die Patrone aus c genommen, die Scheibe A wieder von dem Revolver entfernt und der Ladecylinder eingesetzt. Was den Werth der Construction der Waffe betrifft, so ist dieselbe durch Einführung der neuen Theite allerdings complicirter geworden, allein dafür das Entfernen der leeren Patronenhülse auſserordentlich vereinfacht und erleichtert und eine durchaus sichere Ruhestellung erzielt. Ganz besonders zeichnet sich vorliegende Waffe vor allen anderen der mit selbstthätigem Patronenauswerfer versehenen Revolver dadurch aus, daſs das Gestell aus einem Stücke besteht und die Verbindung des Laufes und Kolbens bei dem Auswerfen der Patronen nicht gelöst wird, wodurch ihre Solidität und Sicherheit bei dem Schuſse ungemein gewonnen hat. Ebenso vortheilhaft ist auch die Verwerthung des Lademechanismus der Waffe zur Füllung der Patronenhülse.

Tafeln

Tafel Tafel 13
Tafel 13