Titel: | E. Schneider's neue Hängebögen. |
Autor: | L. |
Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 153 |
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E. Schneider's neue Hängebögen.
Mit Abbildungen auf Tafel 16.
E. Schneider's neue Hängebögen.
Der in der Grube zur Bestimmung des Tonnlagswinkels noch immer, wenn auch seltener
benutzte Gradbogen leidet an zwei Uebelständen: seinem groſsen und in geneigter Lage
unausgeglichenen Gewichte und an der durch den Senkel bedingten Unsicherheit im
Ablesen, welche in von Wettern stark bestrichenen Strecken noch bedeutend vermehrt
wird, wozu noch die mehr oder weniger unbequeme Beobachtung kommt. Um diesen
Uebelständen abzuhelfen, hat Mechaniker E. Schneider in
Währing bei Wien neue HängebögenVgl. Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und
Hüttenwesen, 1877 S. 367. 1878 S. 87.
Carl's Repertorium, 1878 S.
109. construirt, bei welchen vor Allem auf geringes
Gewicht, auf eine solche Vertheilung des Materials, daſs die gespannte Schnur unter
jedem Tonnlagswinkel gleichmäſsig belastet erscheint, und auf Beseitigung des
Einflusses der Excentricität der Alhidate durch Anbringung von diametralen Nonien
Rücksicht genommen wurde. Der eine dieser Bögen (Fig. 1 und
2 Taf. 16) unterscheidet sich im Wesentlichen wenig von dem alten
Gradbogen; denn auch bei ihm kommt ein Senkel L zur
Verwendung, der allerdings stärker ist als ein solcher, welcher an einem Haare
hängt, der aber doch die Nachtheile des Haarsenkels, wenn auch in geringerem Grade,
besitzt, wie der Erfinder selbst zugibt. Hingegen ist der zweite Hängebögen (Fig.
3 und 4 Taf. 16)
geeignet, den alten Gradbogen ganz zu verdrängen.
In Fig.
3 ist AB eine dachförmig gebogene, 32cm lange Schiene aus Aluminiumblech von
entsprechender Stärke; an beiden Endpunkten ist je ein Elfenbeinklötzchen k angebracht, damit die Schiene nur mit beiden
Endpunkten auf der Schnur aufliege. In der Mitte der Schiene ist eine Achse aa' aufgeschraubt, um welche sich die Alhidate drehen
und nach Anziehen der Klemmschraube z fein einstellen
läſst; die Alhidate trägt zwei diametrale Nonien, deren Angabe 2 Minuten ist (der
Kreis ist in halbe Grade getheilt), und eine mit Schräubchen zum Berichtigen
versehene Libelle L.
Diese Einrichtung hat folgende Vorzüge vor dem Gradbogen: 1) ist der Bogen sehr
leicht (er wiegt 85g); 2) ist der Ablesefehler
geringer und überdies der Fehler wegen der Excentricität der Alhidate beseitigt; 3)
ist man von dem Wetterzuge unabhängig; 4) kann man nach erfolgter Einstellung der
Libelle den Bogen von der Schnur abheben und die Ablesung erst dann vornehmen;
endlich 5) kann man jeden Winkel in beiden Lagen des Bogens von demselben
Standpunkte aus bestimmen.
Dem von E. Schneider noch angegebenen Vorzuge der
Zeitersparniſs wird von
Ziegelheim (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1878 S. 46. 59.
67) im Allgemeinen nicht zugestimmt; dieser gibt aber an, daſs die Nonienebenen bei
dem von ihm untersuchten Instrumente nicht mit der Limbusebene zusammenfallen, ja
daſs der untere Nonius etwa 1mm weit vom Limbus
abstehe und Limbus und Noniusebene gegen einander geneigt seien, und weiters, daſs
der Bogen sich nicht von selbst vertical hänge, was allerdings nur für gröſsere
Tonnlagswinkel bedeutende Fehler nach sich zieht und in so lange als der Hauptmangel
des Bogens angesehen werden müsse, als stärkere Verziehschnüre in Verwendung
sind.
Dem entsprechend wurde empfohlen, das Gewicht zu vergröſsern und den Schwerpunkt,
ohne daſs aber die gleichmäſsige Belastung der Schnur leidet, unter die
Aufhängepunkte zu verlegen, was durch Verlängerung des Alhidatenarmes und Anbringung
der Libelle unter dem Hängebogen geschehen kann. Schneider ist auch auf diese Anregung im Allgemeinen eingegangen; nur
verwarf er die Anbringung der Libelle unter dem Bogen aus Besorgniſs einer Gefahr
für dieselbe; er hat nun neuerlich einen dem in Fig. 3
abgebildeten ähnlichen Hängebogen hergestellt, bei welchem der Schwerpunkt, durch
die Anfertigung der Libellenpfropfen und der Blende hinter dem unteren Nonius aus
Blei, unter die Aufhängepunkte verlegt und durch stärker gebaute Alhidatenarme ein
Verbiegen derselben sowie das damit verbundene Heraustreten der Nonien aus der
Limbusebene verhindert ist, welcher Zweck überdies auch durch eine feinere Feder bei
der Schraube M gefördert wird. Das Instrument wiegt in
dieser Ausführung 127g, und zwar ist der die
Libelle tragende Alhidatenarm um 36g schwerer als
der die Klemme tragende, so daſs selbst bei 9mm
dicken Schnüren der Bogen von selbst die verticale Stellung annimmt.
Der Preis eines solchen umgearbeiteten Hängebogens (35 fl. ö. W. oder etwa 60 M.) ist
nicht zu hoch bemessen.
L.