Titel: | Abdampf- und Calcinirofen zur Wiedergewinnung der Soda für Cellulosefabriken; von R. Schneider. |
Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 158 |
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Abdampf- und Calcinirofen zur Wiedergewinnung der
Soda für Cellulosefabriken; von R.
Schneider.
Mit einer Abbildung auf Tafel 13.
R. Schneider, über Siemens' Abdampf- und Calcinirofen.
Im Frühjahr 1875 wurde von Friedr. Siemens ein
Regenerativ-Heiſsluftapparat angegeben, bestehend aus zwei von feuerfesten Steinen
hergestellten Kammern mit entsprechenden Eintritts- und Austrittsöffnungen, welche
nach Art der bekannten Siemens'schen Regeneratoren mit
ebensolchen Steinen ausgesetzt sind. Im vorliegenden Falle handelte es sich darum,
die Laugen einer Cellulosefabrik unter Vermeidung aller übeln Gerüche einzudampfen
und den Rückstand zu glühen, was nach Mittheilung von R.
Schneider im Civilingenieur, 1877 S. 529 durch
Anwendung hocherhitzter Luft gelang. Zu dem Zwecke wurden mit dem Glüh- und
Abdampfofen (Fig. 13
Taf. 13) zwei der genannten Apparate verbunden. Der gröſsere derselben H steht vor dem etwa 17m langen Ofen, der etwas kleinere ist, etwa um ⅓ der Länge des Ofens von
dem Hauptapparat entfernt, gegenüber t5 erbaut. Das in den als einfache Schachtöfen
construirten Gaserzeugern aus Braunkohle gewonnene Gas gelangt durch Kanäle mit
entsprechenden Absperrvorrichtungen in die Heiſsluftapparate, verbrennt hier, die
dabei gebildeten Verbrennungsgase gehen aber nicht in den Calcinirraum C, sondern durch Kanäle direct in den Schornsstein.
Nach entsprechendem Wechsel der Absperrvorrichtungen tritt ein Strom hocherhitzter
Luft von H aus in der Längsrichtung des Ofens und ein
Strom (unter rechtem Winkel zu ersterem) von dem zweiten Heiſsluftapparate in den
Calcinirraum C, letzterer kurz vor der Feuerbrücke. Die
Gase gehen unter der schmiedeisernen Abdampfpfanne B,
dann, wie die Pfeile andeuten, zwischen. dieser und der Abdampfpfanne A und schlieſslich unter dem Vorwärmer R hindurch, um von hieraus in den 35m hohen Schornstein zu entweichen. Die in R gesammelte Lauge gelangt in entgegengesetzter
Richtung (vgl. * 1875 218 488) durch eine Rohrleitung a nach A, von hier durch
b nach B und
schlieſslich durch c nach C:
d sind entsprechende Reinigungsthüren. Der Raum C faſst etwa 2,7, B 7,5, A 17 und R 29cbm Lauge.
Nehmen wir an, daſs sich die Heiſsluftapparate in vorschriftsmäſsigem Zustande
befinden und einen continuirlichen Strom hocherhitzter Luft nach C abgeben, so gestaltet sich der Betrieb
folgendermaſsen. Sind
B, A und R gefüllt, so
läſst man nach Oeffnung der Ventile in c, b, a langsam
C volllaufen und füllt B und A nach Maſsgabe der Laugenstandsgläser
wieder entsprechend voll. Je nach Consistenz der Lauge muſs dies 2 bis 3 Mal
innerhalb von 3 bis 5 Stunden wiederholt werden. Während dieser Zeit läſst man bei
H durch m Heizgase mit
eintreten. In Folge dessen steigert sich trotz der starken Oberflächenverdampfung
die Temperatur in C. Ist die Eindampfung bis zu einem
gewissen Grade vorgeschritten, so wird, nach etwa 3 Stunden, der Gaszustrom durch
m abgeschlossen, und es tritt nun auch bei H, wie während der ganzen Zeit schon aus dem kleineren
Heiſsluftapparate, nur atmosphärische Luft in hocherhitztem Zustande (etwa 1000°)
ein. Diese ist also von der beginnenden Calcination an in beliebigem Maſse vorhanden
und auf das vollkommenste im ganzen Calcinirraum vertheilt. Es erscheint daher als
unmöglich, daſs irgend welche Gase organischen Ursprunges den Calcinirraum
unzersetzt verlassen.
Ist die Masse im Calcinirofen ausgebrannt, so wird sie durch die Thüren t herausgezogen und nach Wegnahme der eisernen Platten
in den Kühlraum K geschafft. Die sich hier beim
langsamen Verglühen noch bildenden Gase treten durch die Oeffnungen o in den Calcinirraum, und verbrennen hier in dem aus
H eintretenden heiſsen Luftstrom vollständig. Die
abgekühlte Masse wird aus k herausgezogen.