Titel: | W. Cooke's telephonischer Wecker. |
Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 268 |
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W. Cooke's telephonischer Wecker.
Mit Abbildungen auf Tafel 22.
Cooke's telephonischer Wecker.
Der telephonische Wecker oder Rufer von W. Cooke
arbeitet nach demselben Principe wie das S. 147 d. Bd. beschriebene Mikrophon. Wenn
nämlich ein galvanischer Strom hergestellt oder unterbrochen wird, oder wenn seine
Stärke plötzlich geändert wird, so hört man in einem in den Stromkreis
eingeschalteten Telephon einen Schlag; wenn aber Unterbrechungen, oder die
Aenderungen, einander mit einer gewissen Geschwindigkeit folgen, so hört man auf
ziemliche Entfernung einen bestimmten Ton oder ein eigenthümliches Geräusch, je
nachdem die Zahl der Schläge in der Secunderegelmäſsig ist oder nicht. Diese
Erscheinungen kann man einfach hervorbringen, indem man einen zugespitzten Draht
über eine Feile hin bewegt, welche beide in dem Stromkreise liegen. Bequemer jedoch
ist die in Fig. 17
Taf. 22 abgebildete mechanische Vorrichtung. Dieselbe besteht aus einem auf einem
Ständer gelagerten Rade R von etwa 63mm Durchmesser, gegen dessen geriefte Mantelfläche
sich eine leichte metallene Feder F mit der Spitze
anlegt und bei Umdrehung des Rades mittels der Kurbel H
von den Riefen in Schwingungen versetzt wird. Damit die Batterie nicht beständig in
die Telephonlinie eingeschaltet oder aus Versehen darin gelassen werde, wird ein
Drücker D, wie sie bei den elektrischen Klingeln
gebräuchlich sind, mit eingeschaltet, bei dessen Niederdrücken erst die Batterie
geschlossen wird.
Die Einschaltungsskizze für zwei Stationen gibt Fig. 18
Taf. 22. T1 und T2 sind die Telephone,
A1,
A2 die
Rufvorrichtungen, B1,
B2 die Batterien;
die Drücker D wären natürlich in den Stromweg xABy zu legen. Diese Einschaltung eignet sich nur für
verhältniſsmäſsig kurze
Linien LL, z.B. in Städten und besonders in
Gebäuden.Bei Telephonleitungen
in Gebäuden wird es meist vortheilhafter sein, nicht zwei Batterien B1 und B2
aufzustellen, sondern blos eine, z.B. B1; man würde dazu einen (in Fig.
18 punktirt angedeuteten) Draht z1
z2 mehr zu
ziehen haben und dafür die Leitung z2
B2
y2 weglassen,
sammt B2. Auch
die Erdleitung E1, E2
wird sich dann meist einfacher durch einen dritten Leitungsdraht, eine
Wasser- oder Gasleitung, ersetzen lassen.D. Ref. Dem Strome der Batterie in B1 z.B. bieten sich
nämlich zwischen x1 und
y1 zwei Wege: x1
T1
y1 und x1
L Lx2
T2
y2
E2
E1
y dar, und deshalb hört der Rufende seinen Ruf auch in
seinem eigenen Telephone T1. Für längere Linien, deren Widerstand in Vergleich mit dem der Telephone
ins Gewicht fällt, verwendet man anstatt des Drückers D
besser einen Morsetaster, so daſs mittels desselben während des Rufens das eigene
Telephon ausgeschaltet, die Nebenschlieſsung xTy also
beseitigt würde.
Ein kleines Leclanché-Element reicht aus, um in
Hausleitungen und Linien von 800m Länge laute Töne
zu geben. Besser nimmt man jedoch 2 Elemente, um lautere Töne zu erhalten; 2
Elemente arbeiten noch in 3km Leitung gut.
Dieser Rufer eignet sich besonders für Telephone, welche selbst schon galvanische
Batterien erfordern, da diese dann zugleich als Rufbatterien benutzt werden
können.
Wenn man das Rad R in beständiger Umdrehung erhält, mit
dem Drücker oder Taster D aber Punkte und Striche der
Morseschrift gibt, so sind diese in den Telephonen hörbar, und die Telephone dienen
gewissermaſsen als Klopfer. Ersetzt man die Riefen des Rades R z. Th. durch eine glatte Eboniteinlage, so hört man bei 1, 2, 3...
Umdrehungen des Rades 1, 2, 3... Schläge in den Telephonen, und es wird selbst der
Drücker D entbehrlich, wenn in der Ruhestellung von R die Feder F auf dem
Ebonit liegt; das Gewicht des Handgriffes H kann dabei
so bemessen werden, daſs derselbe das Rad von selbst in die Ruhestellung
zurückführt. Durch einen auf das Telephon aufgesetzten Schalltrichter können die
Ruftöne verstärkt nach einer bestimmten Richtung hin geworfen werden. (Nach Engineering, Juni 1878 Bd. 25 S. 451.)