Titel: | F. Schwärzler's Typendrucker. |
Autor: | E–e. |
Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 269 |
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F. Schwärzler's Typendrucker.
Mit Abbildungen auf Tafel 22.
Schwärzler's Typendrucker.
Der von F. Schwärzler in Bregenz
ausgeführte Typendrucker (vgl. *1871 199 356) ist in
seiner verbesserten Form in Fig. 1 Taf.
22 im Grundrisse abgebildet, während Fig. 2 bis
8 Theilansichten und Schnitte bieten. Die Claviatur des Gebers (Fig.
1) enthält 42 Tasten in 3 Reihen, das Typenrad T demgemäſs 42 Felder. Mittels der weiſsen Taste in der mittelsten Reihe werden die
Zwischenräume zwischen den Wörtern hervorgebracht, die ✚-Taste in der
vordersten Reihe dient zur Einstellung; die beiden entsprechenden Felder des
Typenrades sind leer, tragen keine Type. Jede Taste wirkt, wie der nach III-IV in
Fig. 1 genommene Schnitt Fig. 2 sehen
läſst, beim Niederdrücken mit dem Ende ihres metallenen Hebels auf einen Metallstift
t und hebt diesen so weit, daſs er in den Bereich
des ihm entsprechenden der 42 Metallstifte 2, 2, 3... in der Walze A kommt. Diese Walze wird durch das von einem Gewicht
G getriebene Laufwerk unter Vermittelung der Achse
f und eines Kegelräderpaares in gleichförmige
Bewegung versetzt. Wenn einer ihrer Stifte auf einen gehobenen Stift t trifft, so schlieſst sie den Strom, schiebt aber
gleich darauf den Stift t mit fort, so daſs derselbe
von seiner Taste abschnappt und unter Unterbrechung des Stromes von der Spiralfeder
x wieder niedergezogen wird. Eine Ausnahme gegen
die anderen Tasten bildet aber die ✚-Taste insofern, als ihr Stift t auf dem Tastenhebel fest sitzt; damit nun beim
Anprall des zugehörigen Stiftes in der Walze A gegen
diesen festen Stift t die Walze A nicht zurückspringe, ist auf A noch ein
Stift o und am Gestell noch ein Contactkegel q (Fig. 2 und
5) angebracht, so daſs man beim Einspringen des Contactkegels q hinter dem Stifte o einen satten Contact erhält. Die
Achsen der Tasten (nebst den Stiften t) sind auf einer
Metallplatte M gelagert, auf welcher zugleich, aber
isolirt, die Lager N1
und N2 der Walze A angebracht sind.
Das Laufwerk enthält 3 Räder und besitzt als Regulator einen Windflügel w (Fig. 1 und
4), welcher durch das Kronrad k (Fig.
5) in Umdrehung versetzt wird; k ist mit
seinem Laternentrieb g lose auf die Achse f aufgesteckt. Fest auf der Achse f sitzen ferner das Typenrad T und das Correctionsrad C. Mit dem
Laternentriebe g des Kronrades k fest verbunden ist weiter noch ein Rad h
von 60 Zähnen, welches durch eine sich um f wickelnde
und gegen k stemmende Spiralfeder s an das ebenfalls 60 Zähne besitzende, jedoch etwas
kleinere Rad i angedrückt wird; die durch die Feder s hervorgebrachte Reibung der beiden Räder i und h an einander wird
durch die Schraube z regulirt. In i und h zugleich greift
ein drittes 60zähniges Rad m (Fig. 4 und
6) ein, welches auf dem Ankerhebel H der
beiden Elektromagnete E und E' gelagert ist; als Anker dienen zwei Eisenplatten J und J'. So lange nun J' von E' angezogen wird,
greift m in i und h zugleich ein und überträgt die von G ausgehende Bewegung von g und h auf i,
auf die Achse f nebst Typenrad und Correctionsrad und
auf die Walze A; wenn dagegen E die Platte J anzieht, tritt m auſser Eingriff mit i;
doch findet, wenn das Laufwerk weiter läuft, zwischen h
und i eine gewisse Reibung statt, welche bewirkt, daſs
das Laufwerk, das jetzt f und A nicht mit zu treiben hat, seine Bewegung gleichförmig fortsetzt.
Auf dem um die Achse L drehbaren, breiten Ankerhebel H sitzt bei u (Fig.
3, 5 und 6) der Druckklotz, d. i. ein Stück mit Leder belegtes Holz, und dahinter der
Correctionszahn v (Fig. 5, 6
und 8), welcher sich in die Zähne des Correctionsrades C einlegt, wenn E den
Anker J anzieht. Auf einer Verlängerung trägt endlich
der Hebel H noch zwei Sperrkegel p, welche auf ein Sperrrad auf der Achse der unteren
der beiden die Papierverschiebung besorgenden Walzen R
(Fig. 3 und 7) wirken.
Der Papierstreifen P kommt über Führungsröllchen aus
einer langen, schmalen Büchse B, nicht von einer Rolle.
Die Balancirung des Hebels H und die Regulirung der
Wirkung der Elektromagnete E und E' wird mittels der Spannfeder y erreicht, während der Rückgang des Ankerhebels durch eine Stellschraube
n (Fig. 3)
begrenzt wird.
In den Elektromagneten E und E' wirken nicht die Linienströme, sondern der Strom einer Localbatterie.
Die Linienströme gehen nur durch ein Relais (Fig. 1),
dessen Ankerhebel in seiner Ruhelage den Localstrom durch E', in seiner Arbeitslage durch E
schlieſst.
Die Einschaltung ist in der Anfangsstation, den Zwischenstationen und der Endstation
einer Linie nicht ganz dieselbe und läſst sich bei an allen Stationen gleichen
Drahtverbindungen in den Apparaten mittels eines Umschalters U (Fig. 1) mit
zwei Kurbeln IV und V und
drei Contactplatten I, II, III herbeiführen. In allen
Stationen wird der Kupferpol der Linienbatterie mit dem Ruhcontacte des Tasters
(Fig. 1), die Tasterachse durch das Relais hindurch mit V, der Zinkpol aber mit IV
verbunden. In der Anfangs- und Endstation sind die Platten II zur Erde abgeleitet; in der Anfangsstation steht V auf I, IV auf III, in der Endstation V
auf II, IV auf III, in der
Mittelstation endlich V auf I,
IV auf III. Die Telegraphenleitung läuft von
der Platte I der Anfangsstation nach III in der Mittelstation und aus dieser von I nach III in der
Endstation; die Batterien sind also geschlossen, während nicht telegraphirt wird.
Jede Station besitzt noch einen Reiber oder eine Kurbel W (Fig. 1),
welche bei Einstellung auf der Lagerplatte N2 der Walze A eine
metallische Verbindung zwischen der Walze A und der
Platte M herstellt und herstellen muſs, so lange nicht
telegraphirt wird. Diejenige Station dagegen, welche telegraphirt, bringt W in die in Fig. 1
gezeichnete Lage und schaltet so ihre Walze A und ihre
Platte M nebst den Stiften t in die Linie ein; dabei kommt in allen Stationen der Kupferpol an die
Platte M und an das Clavier zu liegen.
Die Vorgänge beim Telegraphiren sind hiernach folgende: Will eine Station
\frakfamily{A} sprechen., so ruft sie zunächst mittels ihres
Tasters die gewünschte Station \frakfamily{B}; dabei arbeiten die
Ankerhebel H aller Stationen ganz ähnlich wie
Morse-Schreibhebel. Hat die gerufene Station sich gemeldet, so beginnt die Arbeit
auf den Typendruckern; während dieser hat die sprechende Station
\frakfamily{A} ihren Reiber W
geöffnet, die anderen Stationen haben ihn geschlossen zu halten. Die Station
\frakfamily{A} setzt nun das Laufwerk ihres Typendruckers in
Bewegung, indem sie den Arretirungshebel Q ihres
Laufwerkes mit dem Griffe nach oben bewegt und dadurch den Windflügel w freiläſst; zugleich stellt Station
\frakfamily{A} ein, d.h. sie greift die ✚-Taste; sowie
der Stift der Walze A mit dem Stifte der ✚-Taste
Contact macht, lassen alle Relais die Elektromagnete E
ihre Anker J anziehen und die empfangende Station
\frakfamily{B}, welche dies sieht und das dabei ertönende
Einschnappen des Correctionszahnes in das Correctionsrad hört, setzt nun ebenfalls
ihr Laufwerk in Gang.
Noch treiben aber die beiden Laufwerke in \frakfamily{A} und
\frakfamily{B} die Achsen f und
die jetzt auf ✚ eingestellten Walzen A nicht
mit. Erst wenn \frakfamily{A} die ✚-Taste losläſst und so
den Linienstrom unterbricht, beginnen die Walzen A und
die auf f sitzenden Typenräder in
\frakfamily{A} und \frakfamily{B} synchron
zu laufen, und nun fängt \frakfamily{A} an zu telegraphiren,
wobei nach Befinden 10 Buchstaben zugleich in alphabetischer Reihenfolge gegriffen
werden können. Nie soll aber die Walze A mehr als eine Umdrehung machen, ohne daſs wenigstens eine Taste
gegriffen wird; denn sonst würde durch den Wegfall der Correctionswirkung der
Synchronismus gefährdet werden.Es mag nicht
übersehen werden, daſs die Erhaltung des Synchronismus streng genommen auch
noch ein ganz gleichzeitiges Wirken der beiden Relais sowohl, wie auch der
Elektromagnete E und E' der beiden Stationen fordert. Die Laufgeschwindigkeit der Walze
A muſs sich nach der Wirksamkeit der
Elektromagnete richten und wird nach ihr durch eine Bremse
regulirt.
Wird die ✚-Taste losgelassen und eine andere Taste gegriffen, so beginnen sich
auf beiden Stationen die Walze A und das Typenrad T zu drehen, die Typenräder von der ✚-Type aus,
und es dauert die synchrone Drehung so lange, bis der zugehörige Stift die Walze A den Stift der noch gegriffenen Taste trifft und den
Linienstrom durch die Relais beider Stationen entsendet; dabei unterbrechen beide
Relais den Strom in E' und schlieſsen ihn durch E, der Anker H wird auf
jeder Station von dem Elektromagnete angezogen, das Rad m aus dem Rade i ausgehoben, die Bremsfeder
s beginnt ihre regulirende Wirkung auf das Laufwerk
auszuüben, der Correctionsdaumen v wird in das
Correctionsrad D eingedrückt, der Papierstreifen durch
den Sperrkegel p rechts um die halbe Typenbreite
fortgerückt und der Papierstreifen vom Druckklotze an den eingestellten Typen heran
gedrückt und dieser somit abgedruckt. Gleich darauf aber schiebt in
\frakfamily{A} der bisher Contact machende Walzenstift den
Stift t der gegriffenen Taste bei Seite und unterbricht
dadurch den Linienstrom wieder. Jetzt schicken die Relais den Localstrom wieder
durch E', der Zahn v wird
aus C ausgehoben, das Rad m kuppelt wieder h und i, die Bremsfeder s tritt
wieder auſser Thätigkeit und der Sperrkegel p links
schiebt den bedruckten Streifen wieder um eine halbe Typenbreite fort.
Das Drucken vollzieht sich bei diesem Typendrucker, ganz ähnlich wie beim Hughes, so
zu sagen im Fluge, d.h. ohne daſs das Typenrad T und
die Walze A wirklich zum Stillstande kommen. Die
Stromgebungen sind nämlich so kurz, daſs bei jeder sich der Correctionszahn nur für
eine äuſserst kurze Zeit in das Correctionsrad einlegt und die Walze A, noch ehe sie zum Stillstande kommt, durch
Beiseiteschieben des Stiftes t den Linienstrom wieder
unterbricht.
Als Vorzüge dieses Typendruckers gegenüber dem Hughes sind geltend zu machen, daſs er
viel einfacher, mithin auch billiger herzustellen ist und weit weniger auſser
Ordnung gerathen wird, daſs er rascher arbeitet, weil auch unmittelbar auf einander folgende Typen bei demselben Umlaufe des
Typenrades gedruckt werden können, daſs seine Einschaltung der Morseschaltung
entspricht, und daſs er mithin mit derselben Empfindlichkeit und Unempfindlichkeit
arbeitet, wie der Morse, mithin auch erfahrungsgemäſs praktisch ist.
E–e.