Titel: | Die Verwendung des Chromalauns statt des doppeltchromsauren Kalis in der Wollfärberei; von Victor Joclét. |
Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 288 |
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Die Verwendung des Chromalauns statt des
doppeltchromsauren Kalis in der Wollfärberei; von Victor Joclét.
Joclét, über Verwendung des Chromalauns.
Die Anwendung des doppeltchromsauren Kalis, wie sie seit Beginn der fünfziger Jahre
in der Wollfärberei sich Eingang verschafft hat, geschieht meist in der Weise, daſs
man die Wolle zuerst mit Bichromat und Weinstein unter Zugabe von wenig
Schwefelsäure ansiedet und hernach mit der Waare in die Farbflotte eingeht. Nach Joclét's Ansicht, welche er im Deutschen
Wollengewerbe, 1878 S. 293 mittheilt, wirkt der
theuere Weinstein hierbei nur als reducirendes Mittel, wie schon die gelblich grüne
Farbe einer alten Chromsiedeflotte beweist. Bedenkt man nun, wie verschiedentliche
Verhältniſse von chromsaurem Kali, Weinstein und Schwefelsäure in den Färbereien
angewendet werden, so daſs leicht das eine oder andere Mal auf dem Stoff unzerlegtes
Chromkali in die Farbflotte mit hinüber gelangt und hier bei der groſsen Verdünnung
der letzteren nur allmälig und ungleichmäſsig zu Chromoxyd reducirt wird, oder daſs
die angesottene Waare, durch die Anwesenheit des unzerlegten Chromkalis
lichtempfindlich geworden, vor dem Ausfärben stellenweise von dem directen
Sonnenlicht getroffen wird, so hat man damit eine genügende Erklärung für eine Reihe
von Unregelmäſsigkeiten und Ungleichheiten in Stärke und Ton gewisser Wollfarben,
welchen man in der Praxis nicht selten begegnet.
Siedet man nach Joclét's Vorschlag mit Chromalaun an, so
entfallen selbstverständlich obige Uebelstände in der Färberei; zugleich hat nicht
blos der Weinstein, sondern auch das Bichromat ein billigeres Ersatzmittel gefunden.
Man siedet die Wolle 1½ Stunden lang im kochenden Chrombeizbad an, unter öfterem
Hantiren der Waare, welche im Anfang eine lichtgrüne, später eine bläulich grüne
Farbe annimmt. Diese schwache Farbe verändert sich nicht während des Liegens, wie
die mit Bichromat angesottenen Wollen, deren ursprünglich grüner Ton an der Luft in
ein verblaſstes Gelb übergeht. Für Blau und Grün erhält das Beizbad einen Zusatz von
Alaun und von etwas Schwefelsäure. In stärkerem Maſse zugefügt, wirkt die
Schwefelsäure eher schädlich als nützlich; beim Schwarzfärben muſs sie ganz
weggelassen werden. Für Braun läſst sich Schwefelsäure anwenden, doch nur wenn ohne
Krapp ausgefärbt wird; wird mit Krapp gefärbt, so ist jede Säure im Sude
wegzulassen. Zusatz von Kupfervitriol liefert im Allgemeinen dunklere Farbentöne.
Zinnsalz im Ansud eignet sich für violettes Blau und für blaustichiges Grün. 25k Wolle verlangen ungefähr folgende Verhältniſse
des Chromalaun-Bades:
Farbe
Alaun
Schwefelsäure
Kupfervitriol
Chromalaun
g
g
g
g
Braunmit Krapp
–
–
–
650
Olivemit Krapp
–
–
50
630
Schwarz
–
–
–
625
Rothbraun
–
50
60
625
Kaffeebraun
–
40
100
600
Dunkelblau
500
50
50
450
Lichtblau
500
50
–
400
Dunkelgrün
600
60
100
500
Lichtgrün
300
60
–
625
Violett
500
50
(40g
Zinnsalz)
500.
Beim Ausfärben fallen die Farbstoffe langsam, aber vollkommen gleichmäſsig an, durch
Kochen gewinnt die Farbe an Stärke und Echtheit. Im Uebrigen haben die mit Chrom
alaun und die mit Bichromat hergestellten Farben den gemeinsamen Vortheil, wenig
oder gar nicht abzuschmutzen, sowie das Hart- und Brüchigwerden der Wolle zu
verhindern.
Nach dieser Auffassung der Rolle des Chromoxydes in der Wollfärberei können die
sogen. Weinsteinsurrogate und Weinsteinpräparate, meist Rückstände von der
Salpetersäure- und Salzsäurefabrikation, nicht als Ersatzmittel für den Weinstein
gelten, wo sie in Verbindung mit Bichromat angewendet werden, da ihnen die
Eigenschaft abgeht, letzteres zu Chromoxyd zu reduciren.