Titel: | Schott und Ufer's Stosswechsel für mechanische Webstühle. |
Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 328 |
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Schott und Ufer's Stoſswechsel für mechanische Webstühle.
Mit einer Abbildung auf Tafel 27.
Schott und Ufer's Stoſswechsel für mechanische
Webstühle.
Der von Schott und Ufer in
Chemnitz verbesserte „Mechanismus zur Erzeugung des
Schützenwechsels bei mechanischen Webstühlen“ (D. R. P. Nr. 58 vom 24. Juli
1877) arbeitet auſserordentlich zuverlässig und wurde deshalb von der Sächsischen Maschinenfabrik, vormals Rich. Hartmann in Chemnitz für ihre
mechanischen Stühle angenommen.
Die drei Fallkästen der Wechsellade stehen durch eine Zugstange mit einem darunter
befindlichen Tritt in Verbindung, dessen hinteres Ende eine Rolle trägt, welche sich
in Stufen einer Scheibe einlegt, die mit dem Stoſsexcenter e (Fig. 7 Taf.
27) verbunden ist. Dieses Excenter erhält drei Stellungen, wodurch die obere,
mittlere oder untere Stufe über die Trittrolle zu liegen kommt, bezieh. die Kästen
sich tief, mittelhoch oder ganz gehoben zur Ladenbahn einstellen. Die Lage von e bestimmen die beiden Stoſshaken a und b vor jedesmaligem
Ablaufen der Schütze. Ein Kreisexcenter c und eine
Feder h wirken auf den mit a und b verbolzten und horizontal geführten
Schieber d ein. Im Augenblick des Wechsels stoſsen a und b nach links; nach
erfolgtem Wechsel werden sie von e wieder
zurückgezogen. Sind die Stoſshaken a und b, wie in der Figur gezeichnet, ganz gehoben worden, so
dreht sich e von oben nach rechts herum und die Kästen
stellen sich hoch; liegen a und b ganz unten, so dreht sich e entgegengesetzt
und die Kästen werden ganz gesenkt. Die Mittelstellung der Wechselkästen ergibt sich
bei mittlerer Stellung von a und b, wobei beide Stoſshaken in die äuſseren Hohlkehlen
von e eingreifen und dieses Excenter so stellen, daſs
die mittlere Stufe auf die Trittrolle wirkt.
Für die Einstellung von a und b in drei Höhenlagen verwendete die Sächsische
Maschinenfabrik eine kleine Mustermaschine, deren Karten aus Rollen von
drei verschieden groſsen Durchmessern zusammengesetzt waren, und welche auf eine
Platine einwirkten, die hierdurch drei Stellungen bekam und diese durch eine
Zugstange auf a und b
übertrug. An Schaftstühlen findet eine ähnlich wirkende Vorrichtung noch heute
Anwendung und ist die Wechselkarte auf denselben Cylinder gelegt, welcher die
Musterkarte trägt, also die Tritte der Schäfte einstellt. Arbeitet man
Jacquardmuster, so tritt der Uebelstand ein, daſs diese Mustermaschine ziemlich
theuer kommt. Für sehr groſsen Wechselrapport wird sie unausführbar, sehr
schwerfällig; es muſs die Wechselkarte ebenso viel Glieder bekommen, als in dem
Wechselrapport Schuſs liegen. Dies war Veranlassung zur Construction eines
Apparates, welcher durch Platinen der Jacquardmaschine und durch entsprechend
gelochte Karten derselben die Stoſshaken a und b einstellt. Im Laufe der Zeit hat diese Vorrichtung
einige Verbesserungen erfahren und nun die in Fig. 7
gezeichnete Ausführung erhalten.
Zwei Platinen f und g einer
gewöhnlichen Jacquardmaschine sind bei s
zusammengeschnürt, jedoch so, daſs f locker und g straff geschnürt ist, wenn beide auf dem
Platinenboden aufstehen, s ist mit dem bei k drehbaren Hebel i und
dieser durch eine bei l angehängte Feder und einen
Zugdraht l' mit dem Stoſshaken a und b verbunden. Die beiden Platinen können
ganz gesenkt sein, so daſs a und b tief liegen und die Fallkästen sich unten einstellen; oder die Platine f ist gehoben und g
gesenkt, so daſs s und i
etwas gehoben werden und a und b und die Kästen sich in die Mittelstellung begeben; oder endlich wie in
der Figur die Platine f ist gesenkt und g durch den Messerkasten gehoben, so wird der
Schnürungslänge zufolge der Hub von s doppelt so groſs
werden als zuvor, es werden a und b ganz oben sein und die drei Fallkästen sich
hochstellen.
Ein Winkelhebel om, welcher bei n seinen Drehzapfen hat, bestimmt durch seine Nasen p, q und r die drei
Stellungen, welche die Platinen dem Hebel i geben. o ist oben geschlitzt, so daſs i durchtreten und mit seitwärts angebrachten Nasen in p, q oder r sich einlegen
kann. In der Zeichnung liegt i auf r auf. Die Einstellung von i durch die Platinen f und g erfolgt bei dem Beginn der Messerkastenbewegung, also
zu der Zeit, wenn der Stoſswechsel durch a und b stattfindet. Hieraus ergibt sich, daſs das
Stoſsexcenter c auch für die Auf- und Abbewegung des
Hebels m verwendbar ist. Es springt o zurück nach links, während i durch f und g
eingestellt wird, und fällt durch das Uebergewicht von m hierauf wieder nach rechts zurück.
Die beschriebene Einrichtung ist doppelt angebracht, so daſs an beiden Seiten des
mechanischen Webstuhles der Sächsischen Maschinenfabrik
die drei Fallkästen beliebig, also auch sprungweise aufgestellt werden können.