Titel: | Neue Brauereieinrichtungen. |
Autor: | F. |
Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 437 |
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Neue Brauereieinrichtungen.
Mit Abbildungen auf Tafel 38.
(Schluſs von S. 345 dieses Bandes.)
Neue Brauereieinrichtungen.
Schock's selbstthätiger
Faſsreiniger.Fig.
1 Taf. 38 zeigt eine in Amerika vielfach gebräuchliche Vorrichtung zum
Spülen der Bierfäſser. Durch das Gewicht des auf die vier Arme gelegten Fasses
öffnet sich ein damit verbundenes Ventil, das Wasser spritzt in das Innere des
Fasses und reinigt dasselbe in wenigen Secunden.
Faſspichapparate werden von Novak und A. Köster in der Allgemeinen Zeitschrift für Bierbrauerei, 1877 S. 404
und 650 beschrieben.
Apparate zum Pasteurisiren des Bieres. Nach C. Leyser in Augsburg (Das
Musterbrauhaus, 1877 S. 104) besteht das erprobteste Mittel, um Exportbiere
haltbar zu machen, in der Anwendung von Wärme, da erfahrungsgemäſs die Hefe im
feuchten Zustande schon bei 53° getödtet wird. Will man Flaschenbier durch das
Erwärmungsverfahren (Pasteurisiren) haltbar machen, so ist ein Hauptaugenmerk auf
die Verkorkung zu richten, da von einem vollkommen luftdichten Verschluſs mit der
Erfolg abhängt; einen solchen herzustellen, ist man aber nur dadurch im Stande, daſs
man tadellose Korke anwendet, welche vor ihrer Verwendung entweder im Wasser
einzuweichen oder mit Paraffin zu imprägniren sind, und diese mittels der
Verkorkungsmaschine in den Hals der Flaschen eintreibt. Die verkorkten Flaschen
bringt man nun in ein Gefäſs mit Wasser und steigert die Temperatur des letztern so
langsam als möglich auf 56°, was entweder durch freies Feuer oder mittels Dampf
bewerkstelligt werden kann. Hat das Wasser diese Temperatur angenommen, so läſst man
die Flaschen zur gehörigen Durchwärmung ihres Inhaltes ½ bis ¾ Stunden darin
verweilen. Die Befürchtung, daſs bei dieser Temperatur wohl die Hefe und deren
Sporen, nicht aber die übrigen Pilzgebilde getödtet würden, ist unbegründet.
Ein Brauereibesitzer in Augsburg, welcher ein umfangreiches
Exportgeschäft nach Südafrika betreibt und seine aus 16 bis 17 proc. Stammwürzen
erzeugten Biere nach obiger Methode conservirt, hat von seinen Abnehmern noch nie
die Klage hören müssen, daſs das Bier im hefentrüben Zustande angelangt wäre,
trotzdem dasselbe nach der 40 Tage andauernden Seereise noch weitere 14 Tage zu Land
transportirt werden muſs, bis es an seinem Bestimmungsorte angelangt und dort, unter
dem Einflusse einer tropischen Hitze, noch wochenlang bis zu seinem vollständigen
Verbrauch aufbewahrt wird. (Vgl. 1872 204 339.)
Bei diesem Verfahren hat man bisher etwa 4 Proc. Bruch; um diesen
zu vermeiden, hat Ch. Roſs (D. R. P. Nr. 252 vom 7.
August 1877) den in Fig. 2 bis
5 Taf. 38 dargestellten Apparat construirt, in welchem die Erhitzung in
einem geschlossenen Kessel unter starkem Druck vorgenommen wird. Es ist A ein aus starkem Eisenblech hergestellter Kessel mit
einem Dom B. Am hinteren Ende (Fig. 4) ist
der Kessel mit einer guſseisernen Thür a verschlossen,
während das Vorderende (Fig. 5) mit
einer gebräuchlichen Kessel-Endplatte von Schmiedeisen vernietet ist. In den inneren
Raum des Kessels werden durch die Thür a
schmiedeiserne, mit den zu pasteurisirenden Flaschen gefüllte Körbe hineingebracht,
von denen im Durchschnitt Fig. 2 drei
Stück gezeichnet sind. Fig. 3 zeigt
die Anordnung dieser Körbe und deren Unterbringung im Kessel in einer Endansicht.
Diese Körbe ruhen auf zwei im Kessel befestigten Schienen r und s. Nachdem der Kessel mit den
entsprechenden Körben besetzt ist, wird die Thür a
sicher geschlossen und durch das Rohr b der Kessel mit
Wasser bis etwa zur halben Domhöhe gefüllt; das Ventil c des Füllrohres b wird darauf geschlossen, ebenso der Hahn d eines Luftrohres e,
welches während des Füllens geöffnet wird, um die im Kessel befindliche Luft
entweichen zu lassen. Das Wasser im Kessel wird nun durch die kupferne Rohrleitung
o mittels durchgeleiteten Dampfes auf die zum
Pasteurisiren erforderliche Temperatur erhitzt, wodurch gleichzeitig die Spannung im
Kessel auf die entsprechende Höhe gebracht wird. Das Sicherheitsventil H dient zur Verhütung von Explosion, und ein Manometer
und der Regulirhahn m, welcher von der Hand bewegt
werden kann, dienen zur Controle und. Regulirung der festgesetzten Kesselspannung,
während die Temperatur des Kesselwassers durch ein hinter der Vorderplatte des
Kessels angebrachtes Thermometer z beobachtet werden
kann. Nach Beendigung des Verfahrens wird die Dampfzuführung abgesperrt und
Kühlwasser durch das Rohr g in das obere Rohrsystem i eingeführt und durch das Rohr k entfernt. Nachdem das Wasser im Kessel und die Flaschen oder Gefäſse in
demselben genügend abgekühlt sind, wird das Kesselwasser durch das Ablaſsrohr w entfernt; dann werden die einzelnen Körbe durch die
Thür a wieder aus dem Kessel herausgenommen.
R. Portner (Amerikanischer
Bierbrauer, 1878 S. 137) hat den in Fig. 6 und
7 Taf. 38 gezeichneten Apparat construirt, um damit erwärmtes Bier auch
in kleinen Transportgebinden verschicken zu können; derselbe besteht aus einer Reihe
Röhren A, welche durch Kniestücke A1 an ihren Enden
verbunden sind. Das Bier wird bei a eingelassen, bewegt
sich der Pfeilrichtung nach durch das Röhrensystem und verläſst es wieder bei b. Drei der Röhren A sind
von Dampfröhren C, drei von Wasserröhren D umgeben. Fig. 7 zeigt
diese Rohreinrichtung deutlicher. Der Dampf tritt bei C1 ein und bei C2 wieder aus; das Kühlwasser wird durch
D1 zugeführt und
flieſst bei D2 wieder
ab. Thermometer zeigen die Temperatur des Bieres beim Eintritt des Dampfes und nach
geschehener Abkühlung. Das Bier kann somit ohne Berührung mit der atmosphärischen
Luft aus den Lagerfäſsern in den Apparat zur Durchführung des Proceſses gebracht
werden, ohne seine Kohlensäure zu verlieren oder seinen Geschmack zu ändern, da es
rasch wieder abgekühlt wird.
J. Bersch (Amerikanischer
Bierbrauer, 1877 S. 157) will das Bier auf 112° erhitzen, um auch die
Eiweiſsstoffe völlig abzuscheiden. Das in Röhren erhitzte Bier wird mit Eiswasser
gekühlt, mit Kohlensäure gesättigt, filtrirt und auf Flaschen gefüllt. Der Apparat
ist theuer, seine Behandlung schwierig, so daſs wir die praktische Anwendung
desselben bezweifeln.
F.