Titel: | Ueber Regeneratoren zur Winderhitzung für Hohöfen: von J. M. Hartman in Philadelphia. |
Autor: | –r. |
Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 456 |
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Ueber Regeneratoren zur Winderhitzung für
Hohöfen: von J. M. Hartman
in Philadelphia.
Hartman, über Winderhitzung für Hohöfen.
Man bedient sich bekanntlich zur Erhitzung der Gebläseluft für Hohöfen zweier
verschiedener Systeme von Apparaten. Bei den älteren derselben, den sogen.
Röhrenapparaten, geschieht die Erhitzung der Luft indirect, indem die auſsen
vorbeistreichenden brennenden Gase zunächst die guſseisernen Röhren erwärmen und
diese wieder die empfangene Wärme an den innen durchziehenden Luftstrom abgeben: die
hierbei erreichbare Windtemperatur beträgt im Maximum etwa 600°. Bei dem anderen
Systeme wird eine groſse Oberfläche bietende Masse feuerfester Steine erhitzt und
alsdann von der vorüberziehenden Luft bestrichen, welche derselben einen Theil der
empfangenen Wärme wieder abnimmt. Hierbei ist es nöthig, daſs Gase und Luft in
gewissen Zeitabschnitten abwechselnd in dieselben Räume zugelassen werden. Dieses System hat vor
dem ersteren den Vorzug, daſs es unzerstörbar ist und die Luft bis auf 1000°
erhitzt.
Man hat gefunden, daſs die günstigste Temperatur der Gebläseluft zum Zwecke von
Brennmaterialersparniſs 700 bis 750° beträgt, was gegen die äuſserste Grenze, bis zu
welcher man die Luft in Röhrenapparaten erwärmen kann, einer Ersparniſs von 68 bis
90k Kohle für 1l Roheisen gleichkommt. Der Werth hoch erhitzter Gebläseluft und der
Möglichkeit, rasch einen hohen Temperaturgrad zu erreichen, ist jedem Hüttenmann
bekannt. Wenn das Gestell eines Hohofens durch unregelmäſsigen Gang, durch zu
schwere Erzgichten, durch den Einfluſs der nassen Witterung oder durch Lecken der
Formen abgekühlt worden ist, so ist nichts geeigneter, diesen Uebelstand rasch zu
beseitigen, als hoch erhitzte Gebläseluft. Mit Apparaten aus feuerfesten Steinen hat
man es in der Hand, in wenigen Stunden eine Temperatur von annähernd 1000° zu
erreichen. Dies ist namentlich wichtig für Oefen, in denen das Verhältniſs von
Beschickung zu Brennmaterial so groſs ist, daſs letzteres vollständig ausgenutzt
wird, soweit wenigstens, als dies im Hohofen möglich ist.
Die Cedar Point Iron Company hat auf ihren Werken 4
Apparate von 6m,7 Durchmesser und 9m,14 Höhe mit einer Gesammtheizfläche von 3270qm errichtet. Ihre mittlere Windtemperatur beträgt
750, die höchste 9500. Sie haben 13qm,3 Heizfläche
für je 1cbm Luft, welche in der Minute passirt,
und liefern Nr. 3-Eisen, bei einem Beschickungsverhältniſs von 3,13 zu 1. Die
Apparate werden alle 2 Stunden gewechselt. Die verbrannten Gase entweichen mit einer
Temperatur von 900.
Zu Rising Fawn (Georgia) stehen 3 Apparate von 5m,48 Durchmesser, 9m,14 Höhe und mit einer
Heizfläche von 1616qm; die mittlere Windtemperatur
beträgt 540, die höchste 650°. Diese Apparate haben 6qm,6 Oberfläche für je 1cbm minutlich
passirenden Wind und ein Beschickungsverhältniſs von 2,35 zu 1. Die Gase entweichen
mit 340°, und die Apparate werden jede Stunde gewechselt. Man ersieht hieraus, daſs
die Ersparniſs um so gröſser, je gröſser die Heizfläche ist.
In Apparaten aus feuerfesten Steinen wird die Abgabe der Wärme an die Luft durch die
Dicke der Steine ganz bedeutend beeinfluſst. Man hat gefunden, daſs in Apparaten mit
228mm dicken Wänden, welche alle 2 Stunden
gewechselt wurden, nachdem die Temperatur auf ein Minimum reducirt und die Apparate
vollständig geschlossen worden waren, die Oberfläche der Steine innerhalb 3 Stunden
wieder heiſs wurde; dieser Versuch wurde zweimal hinter einander wiederholt und
beweist die Notwendigkeit dünner Wände und gröſser Oberfläche. Der Grund obiger
Erscheinung beruht lediglich in dem schlechten Leitungsvermögen der Steine.
Eine ganz besondere Aufmerksamkeit muſs den Ventilen gewidmet werden. Bei Hohöfen mit
geschlossener Gicht erleiden die Gaseinlaſsventile so leicht keine Gefahr. Ist die
Heizfläche des Apparates klein, so daſs die entweichenden Gase mit hoher Temperatur
den Schornstein erreichen, so müssen die Gasauslaſsventile mit Wasser gekühlt
werden. Die Warmwindventile werden entweder mit Wasser oder mit Luft gekühlt;
letzteres verdient den Vorzug, weil Wasserventile bei vorkommenden Undichtigkeiten
häufig Veranlassung zu Explosionen bieten. Es ist rathsam, so wenig Ventile wie
möglich anzuwenden, sowohl mit Rücksicht auf etwa vorkommende Brüche, als auf die
Mehrarbeit bei der Umsteuerung.
Die Reinigung der Apparate ist sehr einfach. Man kratzt den Flugstaub von den Wänden
ab und bläst ihn mittels der Gebläseluft hinaus.
Die Cedar Point-Werke haben ihre Apparate sowohl der
Einfachheit, als der Billigkeit wegen nach dem System Siemens-Cowper-Cochrane construirt, welches allen übrigen
Regeneratorapparaten für Winderhitzung vorzuziehen ist. Die Apparate sind äuſserlich
mit einem Blechmantel umkleidet, welcher nach innen 457mm dick ausgemauert ist. Im Inneren des Apparates befindet sich der 1m,22 weite und mit einem 355mm starken Steinmantel umgebene Schornstein,
excentrisch, dicht an einer der Seitenwände aufgestellt. Um den Schornstein herum
befinden sich die Generatorkammern. Dieselben bestehen aus hohlen Ziegeln mit 44mm dicken Wänden bei 95mm Höhe. Hierdurch erreicht man eine groſse
Heizfläche, während bei der Dünne der Wände eine rasche Abgabe der aufgesammelten
Wärme stattfindet. Wir schlagen vor, 3 Apparate anzuwenden – zwei im Gas und einen
im Wind – bei 16qm,5 Heizfläche für je 1cbm in der Minute passirende Luft. Bei diesem
Verhältniſs entweichen die Gase mit einer Temperatur von ungefähr 65°, was insofern
wichtig ist, als sie in diesem Falle wenig voluminös sind, wenig Kohlenoxydgas
enthalten und möglichst viel zur Erhitzung der Luft beigetragen haben.
Die Windpressung in einem Anthracit-Hohofen ist ungefähr doppelt so groſs, als
diejenige in einem Kokes-Hohofen. Hieraus folgt, daſs zur Dampferzeugung für den
Betrieb eines Anthracit-Hohofens eine viel gröſsere Menge Gas erforderlich ist als
bei einem Kokes-Hohofen. Es muſs also bei ersteren in dieser Beziehung die gröſste
Oekonomie obwalten.
Wenn ein Apparat, welcher in der Minute 283cbm Wind
durchläſst, angeheizt ist, so enthält er 32 Mill. Calorien, von denen die
Gebläseluft in dem Zeitraum von 1½ Stunden ungefähr ⅙ absorbirt. Der Regenerator
allein enthält nach dem Anheizen 16 Mill. Calorien und gibt nur ungefähr die Hälfte
davon an die Gebläseluft ab. Wegen des Flugstaubes, und um in jedem gegebenen
Augenblick eine Temperaturerhöhung eintreten lassen zu können, ist es zweckmäſsig,
die Apparate reichlich
groſs zu machen. Es befinden sich an denselben nur 5 Ventile und nur 1
Verbrennungskammer. Das Warmwindventil wird durch Luft gekühlt. Ein groſser Vorzug
besteht in der gänzlichen Abwesenheit von Wasserkühlungen. Cowper fand, daſs durch das Losschieſsen einer gewöhnlichen Jagdflinte
innerhalb des Apparates der Staub sich vollständig von den Wänden löste. Das beste
Mittel der Reinigung besteht indeſsen darin, daſs man eine an einem Drahte
befestigte Stahlbürste durch die Kanäle zieht. Um das Ansetzen von Staub möglichst
zu vermeiden, soll man alle Ecken abrunden und nirgendwo eine Steinkante vorspringen
lassen. Die dünnen Wände dieser Regeneratoren bieten den Gasen und der Luft ⅚ ihrer
Oberfläche dar. Durch die Zertheilung der Luft in eine groſse Anzahl dünner
Schichten wird die unmittelbare Berührung mit der erhitzten Oberfläche und somit die
Uebertragung der Wärme an die Luft auſserordentlich befördert. Bei sehr hohen
Apparaten wird ferner durch den bedeutenden Luftzug das Absetzen von Flugstaub
vermindert. Die Anlage von Windregulatoren ist bei diesen Apparaten unnöthig. Da bei
jedem Wechsel der Apparate ein bedeutender Temperaturunterschied eintritt, so ist es
zweckmäſsig, ein selbstthätiges Ventil anzubringen, welches gleichzeitig mit der
warmen auch eine gewisse Menge kalter Luft vermischt zuläſst. Auf diese Weise wird
nebenbei die in dem Apparat aufgespeicherte Hitze auch für längere Zeit
ausreichen.
Die Herstellungskosten dieser Apparate betragen, bei einem Preise von 34 M. für 1000
Stück bester feuerfester Steine, etwas über 10 M. für je 1cbm der minutlich zugelassenen Luftmenge; wenn der
Apparat nicht über 600° leisten soll, so wird er nicht theurer, wohl aber
dauerhafter als ein Röhrenapparat.
Cochrane in Dudley (England) theilt mit, daſs er nach 9
bis 11 monatlichen Versuchen zu folgenden Resultaten gelangt sei: Bei einem Ofen von
8m,47 Kohlensack und 23m,16 Höhe, mit 576cbm Inhalt und einer Windtemperatur von 480° kommen 1160k Kokes auf 1t
Eisen. Auf dieselbe Menge Eisen kommen bei 600° 1020k; bei 700° 957k und bei 800° 903k Kokes. Bei zunehmendem Ofeninhalt nimmt der
Brennmaterialverbrauch noch weiter ab. (Nach einem im American Institute of Mining
Engineers gehaltenen Vortrag durch Iron, 1877 Bd. 10
S. 519.)
–r.