Titel: | Ueber die Bedeutung des künstlichen Purpurins für die Färberei und Druckerei; von A. Dupuy. |
Autor: | Kl. |
Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 462 |
Download: | XML |
Ueber die Bedeutung des künstlichen Purpurins für
die Färberei und Druckerei; von A.
Dupuy.
Dupuy, über die Bedeutung des künstlichen Purpurins.
Die wichtige Entdeckung de Lalande's, das künstliche
Purpurin (vgl. 1875 215 161) 1876 221 191), hat bis jetzt in den Färbereien und Druckereien noch keine
praktische Verwerthung gefunden. A. Dupuy bespricht im
Bulletin de Rouen, 1878 S. 32 diese auffallende
Erscheinung, gestützt auf directe Mittheilungen de
Lalande's.
Die Darstellung des Purpurins mittels Arsensäure ergibt bei Versuchen im Kleinen eine
Ausbeute von 101 Th. Purpurin auf 100 Th. des angewendeten Alizarins; das gewonnene
Purpurin enthält Spuren von Alizarin. Beim Arbeiten im Groſsen mit 10 bis 15k trockenem, nicht gereinigtem Alizarin beträgt
die Ausbeute an Purpurin im Mittel 90 Proc.
Das Rohproduct stellt nach dem Auswaschen einen braunen Niederschlag vor, mit welchem
sich sowohl ein lebhaftes, als auch ein gelbes Roth färben läſst, wie mit den
Purpurin-haltigen Krappextracten. Für Dampfroth ist jedoch das Rohpurpurin nicht zu
gebrauchen, sofern es bei dieser Verwendung nur ein braunes, unechtes Roth liefert.
Nach der Angabe de Lalande's beruht dieses Verhalten
auf dem wenn auch noch so geringen Gehalt des für die Purpurinbereitung verwendeten
Alizarins an Isopurpurin. Die braun gefärbte Substanz, welche aus dem Purpurin
während der Behandlung des Alizarins mit Arsensäure entsteht, befestigt sich beim
Dämpfen auf der Baumwolle und verhindert die Befestigung des Purpurins, während
dieselbe braune Substanz beim Färben in der Flotte zurückbleibt und das Purpurin
allein sich mit dem Mordant verbinden läſst. Aus ganz reinem Alizarin kann man
allerdings ein künstliches Purpurin erhalten, welches dem Pernod'schen Krappextract gleichkommt; allein ein solches Alizarin ist
sehr selten und so kostspielig, daſs es sich vortheilhafter erweisen dürfte, mit 90
bis 95 proc. Alizarin zu arbeiten und das gewonnene Rohpurpurin einer Reinigung zu
unterwerfen. Zu diesem Zweck wird dasselbe mit einer Alaunlösung oder mit einer
Lösung von schwefelsaurer Thonerde von 1,0431 sp. G. ausgekocht; dann läſst man
erkalten, um beigemengtes unverändertes Alizarin zu entfernen, filtrirt hierauf und
versetzt die klare Flüssigkeit mit Schwefelsäure, worauf sich das reine Purpurin in
orangerothen Flocken abscheidet. Dieses so gereinigte Purpurin gibt wirklich ein
ebenso schönes Scharlachdampfroth wie Krappextract.
Bei den heutigen Preisen der gewöhnlichen Alizarinsorten wäre es wohl möglich, auf
diese Reinigung einzugehen und immer noch ein preiswürdiges Purpurin herzustellen.
Aber der Einführung des künstlichen Purpurins in die Farbenindustrie steht noch der weitere
Umstand im Wege, daſs das Isopurpurin billiger producirt wird als das Alizarin, der
Ausgangspunkt für die Purpurinfabrikation, und daſs das Isopurpurin in der Färberei
gewisse Vorzüge vor dem Purpurin voraus hat. Isopurpurin liefert unter Anwendung der
neu erfundenen präparirten Oele in der Färberei beinahe ein noch schöneres Roth als
das Purpurin; überdies widersteht ein solches Isopurpurinroth oxydirenden
Substanzen, insbesondere dem Chlor, besser als Purpurinroth. Wenn man zwei geölte
und mordancirte Baumwollflecke, den einen in Purpurin, den anderen in Isopurpurin
ausfärbt und beide gleich avivirt, so entfärbt sich der erstere in einer
Chlorkalklösung sehr schnell zu einem hellen Rosa, während der zweite dem Chlor
widersteht und nur braun nüancirt wird. Ebenso leicht wird das Purpurinroth auch in
einer alkalischen Lösung von Ferricyankalium entfärbt (vgl. J. Wagner 1876 220 444).
Wenn hiernach das Isopurpurin dem künstlichen Purpurin den Weg in die Färbereien
versperrt, so wird sich die Anwendung des letzteren auf die Druckereien beschränken
müssen. Um jedoch in den Druckereien Eingang zu finden, muſs das Purpurin zum
gleichen Preis wie der im Verhältniſs zum gewöhnlichen künstlichen Alizarin nicht
eben billige Krappextract hergestellt und möglichst rein geliefert werden können.
Die Reinigung des Rohpurpurins schlägt Dupuy vor, in
folgender Weise durchzuführen.
Nachdem bei der Darstellung des Purpurins eine zu energische Oxydation vermieden
worden ist, wird aus dem gewonnenen Rohpurpurin der gröſste Theil des Purpurins mit
Alaunwasser ausgezogen, der Rückstand mit kochender Alaunlösung behandelt und
kochend filtrirt. Auf dem Filter bleibt die vom Isopurpurin herrührende braune
Substanz, und aus der erkalteten Flüssigkeit scheidet sich Alizarin aus, welches,
weil frei vom Isopurpurin, selbst auch an Werth gewinnt, sofern es ein reineres
Dampfrosa liefert als das Isopurpurin-haltige Alizarin, von welchem bei der
Darstellung des künstlichen Purpurins ausgegangen worden ist.
Kl.