Titel: | Maschinen für Steinbrucharbeiten; von F. Reifer. |
Autor: | F. Reifer |
Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 512 |
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Maschinen für Steinbrucharbeiten; von F. Reifer.
Mit Abbildungen auf Tafel 41.
Reifer, über Wardwell's Steinstemm-Maschinen.
Die nach G.
J. Wardwell's Patente gebauten directwirkenden Steinstemm-
oder Meiſselmaschinen, welche von der Steam Stone Cutter
Company in Rutland (Vermont) zur Ausstellung in
Philadelphia 1876 gesendet waren, haben den speciellen
Zweck, die Theilungsfugen für die einzelnen abzulösenden Steinblöcke im Steinbruche
auszustemmen; sie werden vorzüglich bei Marmor-, Sand- und Kalksteinbrüchen
angewendet und sind entweder mit einem Satze von Sternmmeiſseln ausgerüstet, oder
mit zwei zu beiden Seiten der Maschine angebrachten Meiſselsätzen versehen (vgl.
Fig. 4 und 5 Taf. 41).
Mit der einfachen Maschine können einfache, vertical nach abwärts gehende, oder bis
zu 45° geneigte Fugenkanäle bis 3m,5 Tiefe und 30
bis 50mm Breite ausgestemmt werden. Die
Doppelmaschine macht gleichzeitig zwei und zwar zu beiden Seiten der Maschine je
einen solchen Fugenkanal. Die fahrbare Maschine arbeitet auf einem im Steinbruche
gelegten Schienengleise, und ist der Kessel, die Dampfmaschine und der Stemmapparat
auf einem starken schmiedeisernen Gestelle aufmontirt.
Der Stemmapparat der Doppelmaschine Fig. 5
besteht aus einer von der Kolbenstange direct bewegten Triebwelle, die auf jedem
Ende eine als Schwungrad dienende Kurbelscheibe A mit
verstellbaren Zapfen trägt. Die Drehzapfen der Hebel B
und F sind, wie aus der Figur ersichtlich, im Gestelle
gelagert. Das freie Ende des Hebels B wird durch den
Zapfen der Kurbelscheibe mittels einer Coulisse hin- und herbewegt. Das freie Ende
des Hebels F geht durch einen auf der Rückseite des
Bügels G angebrachten Schlitz. Die Bewegung wird vom
oberen auf den unteren Hebel mittels Klammern übertragen, zwischen welchen
Kautschukfedern D und E
eingelegt sind, und gibt das freie Ende des Hebels F
den mit Klammern fest verbundenen fünf Stemmmeiſseln die für die Arbeit
erforderliche auf- und abgehende Bewegung.
Die Schneidekanten der Meiſselstangen I sind diagonal,
die der anderen senkrecht zur Arbeitsfuge gestellt. Der mittlere Meiſsel H reicht am tiefsten herab. Je nach der Richtung, in
welcher die Maschine sich bewegt, arbeiten stets die drei vorderen Meiſsel, wobei
der mittlere die Arbeit vollendet. Die diagonalen Meiſselschneiden sollen einen
ebenen Grund des Fugenkanales herstellen.
Zur Verschiebung der Maschine dient das auf der Triebwelle sitzende Schneckenrad J, welches mit dem unter demselben befindlichen
Zahnrade in Eingriff steht. Eine fix gelagerte Welle, auf der dieses Zahnrad sitzt,
geht zum hintern Ende der Maschine diagonal nach abwärts und hat auf dem untern Ende
ein Kegelrad befestigt. Auf dem Schaft der hinteren Laufachse der Maschine sind bei
L zwei Kegelräder angebracht, welche sich durch den
Handhebel M verschieben lassen.
Ist die Maschine in Thätigkeit, so wird mittels des Schneckenrades J das Zahnrad und somit auch das an derselben Welle auf
dem entgegengesetzten Ende befestigte Kegelrad gedreht. Je nachdem man mittels des
Handhebels M das rechte oder linke der auf dem Schaft
der Laufachse bei L befindlichen Kegelräder mit dem vom
Schneckenrade
J ununterbrochen gedrehten Kegelrade in Eingriff
bringt, wird die Maschine vorwärts oder rückwärts bewegt. Soll die Maschine während
der Arbeit auf einer Stelle stehen bleiben, so darf keines der Kegelräder in
Eingriff stehen. Durch Einlegung des am Fuſse des Handhebels M angebrachten kurzen Hebels m werden die auf
der Laufachse verschiebbaren Kegelräder in der ihnen gegebenen Stellung
festgehalten.
Die Winden O dienen zum Ausheben der Meiſselstangen aus
den Fugenkanälen. Die Meiſselstangen sind von Guſsstahl und je nach der Tiefe des
auszustemmenden Fugenkanales 2,5 bis 4m lang.
Die Länge einer doppeltwirkenden Maschine ist 3m und wird dieselbe in drei verschiedenen Breiten
zum Ausstemmen von parallelen Fugenkanälen, welche eine Breiten-Entfernung von 1,2
bis 1m,9 haben, gebaut.
Nach den Angaben des Fabrikanten ist das Gewicht einer
doppeltwirkenden Maschine etwa 5000k und das der
einfachen Maschine 3000k. Die Kessel arbeiten mit
5k,6 Druck; die Doppelmaschine mit 6, die
einfache mit 5e. Der Stemmapparat soll etwa 150
Stöſse in der Minute machen und die Maschine nach jedem Stoſse um 12mm. somit in der Minute um etwa 1800mm sich verschieben.
Die Leistungsfähigkeit einer einfachen Maschine soll im Tag 3,7
bis 7qm,4 Fugenfläche in Marmor oder Kalkstein,
sowie 7,4 bis 9qm,3 in Sandstein sein, welche
Leistung der Arbeit von 25 Mann gleich wäre. Die Doppelmaschine soll 7 bis 14qm Fugenfläche in Marmor oder Kalkstein und 14 bis
18qm,5 in Sandstein im Tag arbeiten, was einer
Arbeitsleistung von 50 Mann gleich käme. Zur Bedienung der in Gang gesetzten
einfachen Maschine sind 2 Mann und für die Doppelmaschine 3 Mann ausreichend. Die
Betriebskosten sollen sich auf beiläufig 10 Dollars im Tag stellen. Die Kosten einer
einfachen Maschine sind 3500, die einer doppelten 5000 Dollars.
Daſs durch Anwendung solcher Maschinen sehr viel Steinmaterial
erspart wird, ist einleuchtend; bei Berücksichtigung dessen, daſs seit dem J. 1863,
wo die ersten Versuche mit den Wardwell'schen
Steinstemm-Maschinen gemacht wurden, bis Ende Juni 1875, zu welcher Zeit bei 44
Steinbruch-Besitzern 92 solcher Maschinen in Thätigkeit waren, läſst sich über die
praktische Verwendbarkeit dieser Maschinengattung ein günstiges Urtheil abgeben.
Am Schlusse sei noch erwähnt, daſs die mit der Wardwell'schen Maschine an den verticalen Seiten
abgetheilten rechteckigen Steinblöcke, die dann nur mehr mit ihrer untern Fläche an
den Felsen halten, von denselben getrennt werden, indem man eine Reihe horizontaler
Löcher längs des Bodens bei den einzelnen Blöcken bohrt und die Blöcke dann mit
Keilen vom Felsen absprengt. Sind die Formationsschichten derart, daſs sich der
Felsen leicht und geradlinig spalten läſst, so werden die Theilungskanäle mit der
Maschine blos nach einer Richtung ausgestemmt. Die langen Steinblöcke werden hierauf
in der vorerwähnten Weise vom Felsen losgerissen und gewöhnlich mittels Keile. in kürzere Stücke getheilt.