Titel: | Mittheilungen von der Weltausstellung in Paris 1878. |
Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 97 |
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Mittheilungen von der Weltausstellung in Paris
1878.
Mit Abbildungen.
(Fortsetzung von S. 11 dieses Bandes.)
Mittheilungen von der Weltausstellung in Paris 1878.
H. P. Fenbys Dampfmaschine (Fig. 1
bis 4 Taf.
7).
Die von Greenwood und Batley ausgestellte Maschine
dieses Systemes macht mit ihren 76mm
Cylinderdurchmesser und 152mm Hub zwar mehr den
Eindruck eines Modelles als einer Betriebsmaschine, bietet aber so vieles
Interessante und Praktische in ihrer Construction, um sie auch für Ausführungen im
Groſsen geeignet erscheinen zu lassen. Sie ist speciell für hohe Tourenzahlen
bestimmt, und muſste in Folge dessen von vornherein auf die Anwendung einer modernen
Auslösesteuerung verzichtet werden; die von Fenby
angewendeten 4 Corliſs-Schieberhähne stehen dauernd unter dem Einflüsse des
Steuerungsorganismus. Derselbe besteht für die beiden unten liegenden
Ausströmschieber (vgl. Taf. 7 Fig. 1
Aufriſs und Fig. 2
Grundriſs) aus einem Excenter A, welches mittels der
Stange a mit beiden Ausströmschieberhähnen gemeinsam
verbunden ist; für die Einströmschieber dagegen aus zwei an einander liegenden
Kammscheiben D und E, von
denen die erstere den Dampfeintritt, letztere den Dampfabschluſs bestimmt. Von den
beiden oberen Schieberhähnen steht nämlich der vordere mittels der Stange e1, der hintere mittels
e2 mit den Enden je
eines Hebels in Verbindung, welche auf beiden Seiten der Schwungradwelle gelagert
sind und in der Mitte mit Rollen r1 und r2 die ganze Breite beider Kammscheiben bestreichen
(Fig. 2); eine Schraubenfeder, welche beide Hebel verbindet, hält die
Rollen in steter Berührung mit den Steuerscheiben und erzielt so deren Einwirkung
auf die Einlaſsschieber. Werden die Rollen r1 und r2 nach auswärts gepreſst, so geht die arbeitende
Kante des entsprechenden Schieberhahnes nach einwärts und bewirkt Dampfabschluſs;
umgekehrt wird, wenn die Rollen sich der Schwungradwelle nähern, der entsprechende
Dampfschieber geöffnet. Indem nun die Contour der Kammscheibe D für den Dampfeintritt beiläufig zur Hälfte mit
kleinerem, zur Hälfte mit gröſserem Radius gezogen ist (vgl. Fig. 3), und
die beiden Rollen r1,
und r2 sich gerade gegenüber stehen, so
folgt daraus zunächst, daſs der eine Schieber stets offen ist, wenn der andere
schlieſst und umgekehrt. Dem entsprechend sehen wir die Rolle r2 in Fig. 3
hinausgedrückt und deren Schieber somit geschlossen; die Rolle r1 sollte demnach nach
innen treten und ihrerseits öffnen, kann dies aber nicht, da die Kammscheibe E, deren Breite sie ja auch bestreicht, so gegen D verdreht ist, daſs die Erhöhung von E die Vertiefung von D
deckt und die Rolle r1
wieder hinauspreſst. Letztere war somit nur für die Strecke αβ nach innen getreten, unter gleichzeitiger Oeffnung des vorderen
Einströmschiebers; bei β wurde r1 schon wieder nach auswärts geschoben
und die Expansion begann. Die Füllung wird daher um so kleiner, je näher α und β zusammenrücken, um
so gröſser, je mehr diese Kanten aus einander treten. Es braucht somit nur. E gegenüber D verdreht zu
werden, um verschiedene Füllungsgrade zu erzielen, während D, auf der Schwungradwelle festgekeilt, Voreinströmung und lineares
Voreilen bei allen Füllungsgraden constant erhält.
Die Verdrehung der Scheibe E, und zwar derart, daſs
Füllungen von 8 bis etwa 90 Proc. stattfinden, wird in einfacher Weise mittels des
Regulators bewirkt. Derselbe steht über dem hinteren Wellenlager, hinter welchem das
Schwungrad fliegend aufgesetzt ist, und erhält mittels Kegelradübersetzung seinen
Antrieb direct von der Schwungradwelle. Den Regulatormuff umfaſst ein doppelarmiger
Hebel (Fig. 4), dessen anderes Ende mittels Zugstange einen Winkelhebel bewegt,
der endlich in einen Muff auf der Schwungradwelle eingreift. Dieser Muff trägt innen
einen Keil, mit dem er in eine schraubenförmige Nuth der Schwungradwelle eingreift,
und enthält auſsen eine gerade Keilnuth für einen zweiten Keil, welcher in der
verlängerten Nabe der Expansionsscheibe E befestigt
ist; letztere ist an einer Längsverschiebung gehindert und kann somit, wenn der Muff
der Schwungradwelle verschoben wird, nur an dessen Drehung theilnehmen. Auf diese
Weise wird die automatische Verstellung der Expansion mittels des Regulators
erzielt:, um dabei die Empfindlichkeit zu reguliren, hat der doppelarmige
Regulatorhebel keinen festen Drehungspunkt, sondern läſst diesen in einem Schlitz
verschieben, so daſs das Verhältnis der Hebelarme und damit auch der Grad der
Einwirkung des Regulatorspieles auf die Steuerung beliebig verändert werden
kann.
Die weiteren Details dieses netten Maschinchens ergeben sich aus den Zeichnungen. Die
ganze Anordnung des Bettes ist sehr gelungen, der Kreuzkopf, welcher aus einem
guſseisernen Hohlcylinder mit Trennungswand und quer durchgestecktem Bolzen besteht,
speciell in seiner Einfachheit bemerkenswerth; ferner die guſseiserne Treibstange
mit federndem Stangenkopfe und Klemmschraube, die der Leichtigkeit halber aus
Gasrohr hergestellten Steuerungsstangen, endlich die Stopfbüchsenpackung, welche
wohl mit Rücksicht auf ihre erschwerte Zugänglichkeit derart construirt ist, daſs sie keiner
Erneuerung bedarf. Zu diesem Zwecke ist die Stopfbüchsenbohrung in
auſsergewöhnlicher Länge hergestellt und mit 36 direct auf einander gelegten
Metallscheiben ausgefüllt, von denen die sechste immer um einige Millimeter weiter
als die Kolbenstange gelocht ist. Dadurch bilden sich zwischen Cylinder und
Stopfbüchsenende sechs Kammern, von denen jede mit etwas schwächer gespanntem Dampfe
erfüllt ist wie die vorhergehende, so daſs die letzte schon nahezu die Spannung der
äuſseren Atmosphäre hat und daher der zum Ueberfluſs noch angebrachten Hanfpackung
kaum mehr bedarf.
M-M.
Molard's Dampfmaschine (Fig. 5
und 6 Taf.
7).
Die in den Zeichnungen auf Taf. 7 in 1/10 n. Gr. dargestellte oscillirende Dampfmaschine,
deren Erfinder Molard aus Lunéville sich schon durch
verschiedene Neuerungen bekannt gemacht hat (vgl. *1877 224 26), arbeitet in der Ausstellung in ganz vortrefflicher Weise, dürfte
aber doch wohl mehr als Curiosum, denn als entwicklungsfähige Construction zu
betrachten sein.
Auf gemeinsamem Bette sind in Drehzapfen zwei oscillirende Dampfcylinder gelagert,
nicht einander gegenüber, sondern um die Cylinderbreite versetzt; zwischen denselben
findet die doppelt gekröpfte Schwungradwelle ihr Mittellager, rechts und links davon
die Auſsenlager, auſserhalb welcher die Schwungräder fliegend aufgesetzt sind. Durch
den einen Drehzapfen der Cylinder findet, wie aus Fig. 5
ersichtlich, Dampfeintritt, durch den anderen Dampfaustritt statt; die Kreuzköpfe,
gleichzeitig Kurbelzapfenlager, sind in Führungen, die am vorderen Cylinderdeckel
aufgeschraubt sind, geführt, welche aber wohl ohne jeden Schaden weggelassen werden
könnten.
Die innere Steuerung erfolgt durch einen von auſsen bewegten Grundschieber und einen
expandirenden Rückenschieber, der, von einem fixen Anschlag des Schieberdeckels
arretirt, nach Art des Farcot'schen Schleppschiebers wirkt. Als besonderen Vorzug
führt Molard die rostartige Construction der
Schiebermuschel an, vermöge welcher in der Mittelstellung des Schiebers der mittlere
Ausströmkanal verdeckt wird und in Folge der negativen inneren Ueberdeckung der
Dampf von der einen Cylinderseite zur anderen übertreten kann. Dies hat bei einer
schwach expandirenden Maschine den Vortheil, daſs der schädliche Raum der nun zur
Arbeit kommenden Cylinderseite mit höher gespanntem Dampfe ausgefüllt wird; ob
dadurch aber die theilweise Behinderung der Ausströmung, welche durch die Querrippen
entsteht, ausgeglichen werden kann, ist doch sehr fraglich. Die obere Oeffnung der
Ausströmmuschel des Grundschiebers, welche stets vom Rückenschieber überdeckt
bleibt, soll wohl dessen theilweise Entlastung bewirken.
Am interessantesten ist die äuſsere Steuerung, welche ohne jedes Excenter arbeitet
und doch sowohl Expansion als Umsteuerung gestattet. Es geschieht dies durch ein
eigenthümliches Hebelsystem. Zunächst ein Winkelhebel w, dessen Lager am Schieberkasten befestigt ist und mit dem oscillirenden
Cylinder schwingt; der abwärts gerichtete Arm desselben steht durch zwei seitliche
Schubstangen s mit dem Kreuzkopf der Schieberstange in
Verbindung und vermittelt so die Bewegung des Grundschiebers; der andere Arm dagegen
wird durch eine Lenkerführung entweder nach der Linie xx oder yy geführt. Beschreibt der Endpunkt
dieses Armes die Linie xx, so findet die
Bewegungsrichtung der Steuerungstheile nach den Pfeilen der Fig. 6 und
somit Vorwärtsgang der Kurbel statt; wird dagegen der obere Endpunkt des Hebels w nach der Curve yy
geführt, so ist die entgegengesetzte Drehung eingeleitet. Gegen die Mittelstellung
zwischen xx und yy hin
finden selbstverständlich immer geringere Füllungen statt.
Es bleibt hiernach nur mehr zu erörtern übrig, in welcher Weise der eine Endpunkt des
Hebels w nach der Curve xx
oder yy geführt wird. Zu diesem Zweck ist ein
angenäherter Ellipsenlenker verwendet, dessen Verhältnisse jedoch nicht so gewählt
sind, daſs er als Geradführung fungirt. Der obere Fixpunkt o dieses Lenkersystem es befindet sich an einem aus dem Maschinenbett
hinaufragenden Arme, der zweite Drehpunkt u, der
gleichzeitig eine geradlinige Bewegung mitmachen muſs, wird von dem Ende einer
Stange h gebildet, die um einen im Maschinenmittel
befindlichen fixen Drehpunkt z schwingt. Von demselben
Punkte z geht eine zweite Stange h nach dem Lenkersystem des zweiten Cylinders. Der vom
Punkte u ausgehende Arm a
wird im Punkt p von dem um o schwingenden Hebel t erfaſst, die in der
Nähe von p liegenden Punkte des Armes a werden somit, genau wie bei der Brown'schen Steuerung (*1878 229 497), in einer
Geraden, senkrecht zur Verbindungslinie beider Fixpunkte, geführt; dagegen wird der
weit über p hinaus liegende Verbindungspunkt des Hebels
w mit dem Arm a zwar
nicht mehr von einer Geraden, doch aber derart im Bogen geführt, daſs dessen Sehne
beiläufig normal zur Richtung ou steht. Wird sonach der
Punkt u nach rechts geschoben, so wird die
Führungscurve xx allmälig verdreht, bis sie in die
Linie yy übergeht. Diese Verschiebung des Punktes w, welche für beide Cylinder nach derselben Seite
erfolgen muſs, wird einfach dadurch bewirkt, daſs sich der Drehungspunkt z der beiden Stangen h in
Verbindung mit einer Schraubenmutter befindet, welche durch die Reversirspindel v nach rechts oder links verschoben wird.
Es wird hiernach die Wirkungsweise des ganzen Steuerungsmechanismus wohl verständlich
sein und möge nur noch zugefügt werden, daſs auſser dem Arm a, welcher die Punkte u, p und den Endpunkt
des Hebels w verbindet, auch noch auf der anderen Seite
des Hebels t (in Fig. 6
links) eine kurze Lasche m die Drehpunkte u und p verbindet.
Die ganze Disposition ist recht interessant und gelungen durchgeführt; speciell
findet rasche Eröffnung der Dampfwege statt und im Vergleiche mit einer
Coulissensteuerung mit zwei Excentern, Coulisse, Hängeeisen u.a. dürfte die Molard'sche Steuerung nicht allzu complicirt
erscheinen.
Müller-Melchiors.
Apparat zum Untersuchen von
Pflasterungsmaterial (Fig. 7
Taf. 7).
Derselbe ist im Pavillon der Stadt Paris ausgestellt und wird von der städtischen
Verwaltung schon längere Zeit benutzt, um die Widerstandsfähigkeit verschiedener
Pflasterungsmaterialien durch bestimmte Coefficienten ausgedrückt zu erhalten. Zu
diesem Zwecke werden auf einem in Drehung befindlichen Mühlstein zwei Würfel
aufgesetzt, in Rahmen seitlich festgehalten und durch Hebel und Gewichte angepreſst.
Von diesen Würfeln besteht der eine aus dem Normalstein, welcher als
Vergleichungseinheit bei allen Prüfungen angewendet wird, der andere Würfel ist das
zu untersuchende Material. Nach einer bestimmten Umdrehungszahl des Mühlsteines wird
jeder Würfel abgewogen und aus dem Verhältniſs der Abnutzungsvolume der gewünschte
Coefficient gebildet. – Dem Apparate liegt also im Wesen dieselbe Idee zu Grund wie
der von Liernur und Price
vorgeschlagenen Schienen-Prüfungsmethode *1869 193 181. 344.
Wn.
Allen's tragbare Nietmaschinen
(Fig. 1
bis 6 Taf.
8).
Von John F. Allen in New-York sind zwei recht handliche
tragbare Nietmaschinen zur Ausstellung gebracht, und zwar die eine durch Allen und Roeder (304 Broadway in New-York), in der
amerikanischen Abtheilung hinter der zu ihrem Betriebe erforderlichen
Luftcompressionsmaschine und dem zugehörigen Luftbehälter ziemlich versteckt, die
zweite durch Jul. Le Blanc und Comp. (52 rue du
Rendez-Vous in Paris) in der französischen Abtheilung. Erstere ist nach der durch
Fig. 1 dargestellten Construction zum Nieten einer Quernath an zwei
theilweise zusammen genieteten Ringen eines Kesselrohres vorgerichtet, horizontal im
Kesselmittel aufgehängt, wie aus Fig. 2
ersichtlich:, letztere nach Fig. 3
construirt und zum Nieten einer Längsnath eines Kesselrohres vorgerichtet.Auch letztere Maschine ist ziemlich versteckt, einerseits durch die zunächst
die Aufmerksamkeit fesselnden interessanten und vorzüglich ausgeführten Le Blanc'schen Schmiedemaschinen für
Schraubenmuttern, Nieten und Schraubenbolzen, welche an der Vorderseite
stehen, andererseits wieder durch die zu ihrer Bedienung erforderliche
Luftcompressionsmaschine und den Luftbehälter. Sie würden wohl den
Ausstellungsbesucher durch den mit ihrem Betrieb unvermeidlich verbundenen,
von den Hammerschlägen herrührenden Lärm sofort an ihr Vorhandensein gemahnt
haben, durften jedoch eben deswegen nur ganz ausnahmsweise in Gang gesetzt
werden. Auch hier wurden bei den im Ausstellungsraume thatsächlich ausgeführten
Nietungen nur Nieten aus Blei zur Anwendung gebracht, weil, wie schon einmal
bemerkt, das Erhitzen eiserner Nieten nicht gestattet ist.
Die in Fig. 4 dargestellte Nietmaschine ist in der amerikanischen Abtheilung von
Allen und Roeder in der Zeichnung ausgestellt und
dient zum Nieten von diagonalen Versteifungen von Trägern, wozu sich diese
Construction ganz besonders eignen soll.
Allen's Nietmaschine wirkt nicht durch Druck wie jene
von Tweddell (*1878 229
505), sondern durch die aufeinander folgenden Schläge eines kleinen, durch
comprimirte Luft betriebenen Hammers. Dadurch ist eben die leichte Construction
derselben begründet, wie sie schon aus dem Vergleich der Figuren hervorgeht. Es wird
hier der Nietkopf genau wie bei der Handnietung durch eine Anzahl von Schlägen
angeschellt, nachdem die Maschine selbst der in das Nietloch gesteckten Niete
gegenüber gehörig eingestellt wurde. Diese Einstellung aber erfolgt bei den
Maschinen Fig. 1 und
4 principiell wie das Nieten bei Tweddell's
Nietmaschine durch Luftdruck; nur wird hier blos das Schelleisen, welches sich gegen
den fertigen Setzkopf der Niete anlegt, gegen die Niete gepreſst, der gegenüber
liegende Maschinentheil dagegen, der Hammercylinder, jedoch neben der Niete an das
Kessel blech angedrückt.
In dem Hammercylinder spielt ein Kolben, welcher mit der Kolbenstange und dem
Schelleisen in einem Stücke geschmiedet ist und nahe am unteren Ende eine
eingedrehte Nuth für das Sperr werk enthält, das bei jedem Hube eine kleine
Verdrehung der Kolbenstange und somit des Schelleisens bewirkt. Fig. 5 zeigt
dieses Stück herausgezeichnet. Der Kolben hat 76mm, die Kolbenstange dagegen 54mm
Durchmesser, ist also im Verhältnisse zum Kolben ziemlich dick. Eine besondere
Abdichtung des Kolbens oder der Kolbenstange ist nicht vorhanden. Die auf der
Ausstellung zum Betriebe des Hammers verwendete verdichtete Luft besitzt eine
Pressung von 1at,5 Ueberdruck. Es wird daher der
Hammerkolben mit einem totalen Beschleunigungsdrucke von 10k,8 gehoben und mit einem solchen von 90k,6 auf die Niete niedergeschleudert. Bei der in
der Zeichnung ausgestellten Maschine ist das Schelleisen besonders hergestellt und,
wie in Fig. 4. ersichtlich, in der Kolbenstange befestigt.
Dem Hammercylinder gegenüber befindet sich ein entsprechend schwerer Vorhalter. Beide
Theile sind bei der Maschine zum Nieten der Quernäthe (Fig. 1 und
2) und bei jener zum Nieten der Träger (Fig. 4) an
den Enden der langen Hebelarme zweier Doppelhebel angebracht, welche an den kurzen
Hebelarmen einerseits einen Preſscylinder, andererseits einen Preſskolben tragen,
wodurch das Oeffnen und Schlieſsen der Hebelenden und das feste Anlegen des
Hammercylinders und des Vorhalters an Blech und Niete bewirkt wird. Bei der ersten
Maschine ist die Länge
der Arme so groſs, daſs die breitesten Bleche (1320mm) dazwischen gefaſst werden können, um daran Quernäthe herzustellen,
(Fig. 2). Diese Maschine wird an der abgebogenen Verlängerung der
Drehachse an einem Flaschenzuge aufgehängt, welcher auf einer Schiene an der Decke
des Gebäudes verschoben werden kann, wenn Längsnäthe hergestellt oder aus anderen
Gründen Ortsveränderungen vorgenommen werden sollen. Dieselbe kann horizontal im
Kesselmittel, also an der Stelle zur Verwendung kommen, welche besonders bei groſsen
Kesseln die vortheilhafteste Arbeit gestattet. Uebrigens ist es auch möglich,
dieselbe in jeder beliebigen anderen Stellung anzuwenden.
Wenn Kessel am äuſseren Rande genietet werden sollen, ist es am zweckmäſsigsten, die
Hebel wegzulassen und einen besonderen Vorhalter anzubringen; es eignet sich hierfür
also die Construction Fig. 3 am
besten. Der Vorhalter dient hier zugleich zur Feststellung des Hammercylinders.
Letzterer ist nämlich an einem Winkelstücke befestigt, welches unten einen
vorstehenden Bolzen trägt. Aus Fig. 6 ist
ersichtlich, wie dieser durch ein Nietloch eingeführte Bolzen a, durch das runde Loch im Ansätze des Vorhalters b gesteckt, mit seinem flachen Theile in den engeren
Schlitz des Ansatzes geschoben werden kann, um sofort Vorhalter und Hammercylinder
zu verbinden.
Die Ingangsetzung des Niethammers erfolgt durch leichtes Niederdrücken des Knopfes
c (Fig. 3) an
dem durch den Luftdruck stets geschlossen erhaltenen Einlaſsventile. Bei den
Maschinen Fig. 1 und
4 wird gleichzeitig auch durch einen Handhebel der Eintritt der
comprimirten Luft in den Preſscylinder bewerkstelligt, welcher Hammercylinder und
Vorhalter an Blech und Niete zur Anlage bringt. Durch den genannten Handhebel,
welcher seitlich des oberen Armes (Fig. 1)
entlang läuft, wird ein Zweiweghahn (vgl. * D. R. P. Nr. 614 vom 28. August 1877)
gedreht und dadurch die comprimirte Luft bald auf die eine, bald auf die andere
Seite des Preſskolbens zur Wirkung gebracht. Sobald das Einlaſsventil geöffnet ist,
tritt die verdichtete Luft unter den Kolben und hebt diesen empor. Oben angelangt,
stöſst der Kolben einen Stift radial aus dem Cylinder und bewegt dadurch einen
Winkelhebel, welcher die Umsteuerung bewirkt und die frische comprimirte Luft über
den Kolben, jene unterhalb desselben dagegen ins Freie treten läſst. Der Hammer wird
dadurch abwärts geschleudert, der genannte Winkelhebel aber zugleich durch den
Luftdruck wieder in seine frühere Stellung zurückgeführt und damit auch der Zutritt
der verdichteten Luft unterhalb des Kolbens und der Austritt oben bewerkstelligt.
Dieses Spiel dauert so lange fort, als der Knopf c
(Fig. 3) des Einlaſsventiles niedergedrückt erhalten wird. Die Steuerung
erfolgt also selbstthätig durch den Druck der comprimirten Luft und erfordert
keinerlei besondere Bewegungsmechanismen. Auch ist leicht ersichtlich, daſs die
Fallhöhe des Hammers automatisch der Verkürzung der Niete bei fertig werdendem Nietkopfe entsprechend
regulirt ist. Durch das bereits erwähnte Sperrwerk wird der Hammerkopf nach jedem
Schlage um eine bestimmte Strecke verdreht, um dem Nietkopfe eine regelmäſsige Form
zu ertheilen.
Die Zahl der Schläge beträgt 300 bis 400 in der Minute. Die zur Vollendung einer
Niete von 19mm Durchmesser erforderliche Zeit
beträgt ungefähr 6 Secunden, und können bei fortgesetzter Arbeit 4 Nieten in der
Minute mit Leichtigkeit eingezogen werden. Dabei werden die rothwarmen Nieten von
einem Jungen in die Nietlöcher eingesteckt. Die Handhabung der Nietmaschine mit
Preſscylinder (Fig. 1 und
4) besorgt ein einziger Mann, bei jener mit eigenem Vorhalter (Fig.
3) sind zwei Mann erforderlich. Bei erstem sind also der Handarbeit
gegenüber zwei Mann, der Zuschläger und der Vorhalter, erspart.
Beim Nieten von Quernäthen muſs der Kessel um seine Achse gedreht werden, um die
Nietlöcher der Reihe nach an den Platz der Maschine zu bringen. Allen hat zu diesem Zwecke einen Sattel construirt,
welcher in Fig. 2 und
3 dargestellt ist. Auf zwei Sätteln ruhend wird der Kessel mittels
Schnecke und Schneckenrad im Kreise gedreht. Jeder Sattel besitzt zwei Tragrollen.
Eine derselben ist mit dem Schneckenrade verbunden und trägt am Umfange
vorspringende Stifte, welche in die auf einander folgenden Nietlöcher eingreifen.
Wird der Sattel mit dieser Tragrolle unter eine bereits fertige Quernath gestellt,
so dienen die Nietköpfe selbst als Vorsprünge und sind denselben entsprechend
passende Vertiefungen am Umfange der mit dem Schneckenrade verbundenen Tragrolle
angebracht.
Der Hauptvortheil dieser Maschine besteht wie jener der hydraulischen Nietmaschine
von Tweddell, abgesehen von der gröſseren Festigkeit
und Dichte der Maschinennietung, darin, daſs man das schwere Arbeitsstück nicht zur
Nietmaschine zu schaffen hat, sondern die viel leichtere Nietmaschine zum
Arbeitsstücke bringen kann, was bei den stabilen Dampf-Nietmaschinen nicht thunlich
ist. Ein weiterer Vortheil ist der, daſs man mit dieser Maschine 1200 bis 2000
Nieten im Tag einziehen kann, während von fast allen Kesselfabrikanten angenommen
wird, daſs man bei der Handnietung gewöhnlich nur 200 Nieten (von 16mm) im Tag mit je einer Arbeitspartie zu Stande
bringt. Als ganz besonderer Vorzug der Allen sehen
Nietmaschine dürfte aber der zu nennen sein, daſs bei ihrer Anwendung die
Nothwendigkeit der Anschaffung kostspieliger Apparate, wie sie bei Dampf- und
hydraulischen Nietmaschinen erforderlich sind, entfällt und daſs sie deshalb
vielleicht mehr als jede andere Nietmaschine geeignet erscheint, die allgemeinere
Einführung der Maschinennietung zu fördern. Es ist nämlich hier auſser der
Nietmaschine selbst nur noch eine kleine Luftcompressionsmaschine und ein ebenfalls
verhältniſsmäſsig kleiner, leicht gebauter Luftbehälter erforderlich, aus welchem
die auf 1 bis 1at,5 verdichtete Luft in Kautschukröhren zu der
an einem beliebigen Platze aufgestellten Nietmaschine geleitet wird. Jede der beiden
in Verbindung mit den Nietmaschinen ausgestellten Luftcompressionsmaschinen (eine
mit directem Dampfbetriebe, die zweite mit Riementrieb) liefert hinreichend viel
Luft für 3 Nietmaschinen.
J. P.
Smith und Coventry's
Werkzeughalter (Fig. 7
bis 18 Taf.
8).
Der Gedanke der Anwendung von Werkzeughaltern mit kleinen Stückchen besten
Werkzeugstahles einfacher Form, statt der noch immer fast ausschlieſslich
gebräuchlichen groſsen Werkzeugstähle mit angeschmiedeter Schneide, welcher Gedanke
seitens der Hersteller von Werkzeugmaschinen schon vielseitig gefaſst und
verwirklicht wurde, leider aber noch immer und ohne hinreichende Begründung von den
Benutzern der Maschinen fast unbeachtet blieb, ist in den von Smith und Coventry in Salford bei Manchester zur
Ausstellung gebrachten, vorzüglich ausgeführten Werkzeughaltern in sehr
zweckmäſsiger Weise verwirklicht, und dürfte die Möglichkeit allgemeiner Einführung
solcher Werkzeughalter wohl einleuchten, wenn wir anführen, daſs in den gesammten
Werkstätten von Smith und Coventry keine anderen
Werkzeugstähle in Verwendung stehen, daſs sämmtliche Hobelmaschinen,
Shapingmaschinen, Stoſsmaschinen und Drehbänke mit diesen Haltern und einer Garnitur
dazu gehöriger Messerstähle einfachster Form versehen sind. Ein Mann, der beständig
beim Schleifsteine beschäftigt ist, dessen Werkzeugmaschine also der Schleifstein
repräsentirt, kann das Nachschleifen der stumpf gewordenen Messerstähle für eine
Werkstätte mit 200 Arbeitern besorgen. Und welche enorme Menge an Arbeitszeit
dadurch verloren geht, daſs jeder einzelne an einer Werkzeugmaschine beschäftigte
Arbeiter sein Werkzeug zurecht schmiedet, feilt, härtet und schleift, dies vermag
der Leiter einer Maschinenfabrik, einer Eisenbahnwerkstätte o. dgl. am besten zu
sagen. Freilich kostet die Einführung eines auf Werkzeughalter basirten
Werkzeugsystemes viel Geld, und dies ist der erste Grund, welcher davor abschreckt,
meist aber auch der einzige Grund. So wenig stichhaltig er aber auch sein mag, man
hält ihn dennoch aufrecht und dies nur zum eigenen Nachtheile. Was kostet denn die
Einrichtung einer der in Rede stehenden Fabriken in Hinsicht auf das bisher, wie
schon erwähnt, fast ausschlieſslich gebräuchliche Werkzeugsystem? Man weiſs es nicht
und hält das Bessere einfach deshalb zu theuer, weil man nur von ersterem genau
weiſs, was es kostet. Würde man die Calculation für die alten Werkzeuge ausführen,
also genau wissen, wieviel dieselben im Jahr Nachschaffungen bedingen, würde man
dazu endlich noch einen Procentsatz der totalen Arbeitszeit als Verlust rechnen,
dann erst würde man erkennen, wie viel billiger ein auf Werkzeughalter begründetes
System in Hinsicht der Neubeschaffung und der Erhaltung kommt. Dann aber würde ohne Zweifel die
allgemeinere Einführung des letzteren bald gesichert sein.
Folgendes von Smith und Coventry
selbst berechnetes Beispiel wird dies deutlich machen. Daſselbe ist auf einen
Arbeiterstand von 120 Mann im Ganzen basirt, worunter 43, welche die Werkzeughalter
in Gebrauch haben. Unter Voraussetzung des gewöhnlich gebräuchlichen
Werkzeugsystemes ohne Anwendung von Werkzeughaltern ergibt sich:
Lohn
für
den
Schmied,
40
Stunden
die
Woche
zu
0,68
= 27,20 M.
"
"
"
Zuschläger,
40
"
"
"
"
0,38
= 15,20
22 Dreher, 6 Tage zu ¾ Stunde d. s.
99 Stdn.
"
0,68
= 67,32
11 Lehrjungen
49½
"
"
0,13
= 6,43
4 Hobler
18
"
"
0,56
= 10,08
3 Shapingmaschinen-Arbeiter
13½
"
"
0,48
= 6,48
3 Stoſsmaschinen-Arbeiter
13½
"
"
0,44
= 5,94
–––––––––
Verlorene Arbeitszeit
193½ Stdn.
Entgang der Leistung der Maschinen für obige
193½ Stdn.
Stillstand in der Woche zu 0,38
= 73,53
––––––––––
Wöchentliche Kosten
212,18 M.
Die durch dieses Werkzeug verschuldete
wöchentliche Aus- lage beträgt demnach für eine Fabrik, welche 120
Arbeiter beschäftigt
212,18 M.
Unter Voraussetzung der Verwendung der Werkzeughalter von Smith und Coventry dagegen ergibt sich:
Lohn für das Einsammeln und Schleifen der
Messer- stähle, 27 Stunden in der Woche zu
0,38 =
10,26 M.
Lohn für den Schmied für das Harten, 2
Stunden in der Woche zu
0,68 =
1,36
Lohn für den Zuschlager, 2 Stdn. in der
Woche zu
0,38 =
0,76
–––––––
Wöchentliche Kosten
12,38 M.
Die Messerstähle der Werkzeughalter werden nämlich nur alle 14
Tage gehärtet, wenn eine hinreichende Zahl derselben eingesammelt ist. Es ergibt
sich demnach 12,38 M. als wöchentliche Auslage für die Instandhaltung der neuen
Werkzeuge gegenüber 212,18 M. bei dem gewöhnlichen System, d. i. eine Mehrauslage
von 199,80 oder rund 200 M. bei einem Gesammt-Arbeiterstand von 120 Mann. Dies macht
im Jahr zu 50 Wochen die runde Summe von 10000 M. Mehrauslagen für die
Instandhaltung der gewöhnlichen Stähle gegenüber den Smith
und Coventry'schen Messerstählen.
Die Gesammtauslage für die Beschaffung der in diesem Falle
erforderlichen Werkzeughalter und der Messerstähle, einschlieſslich des
Schleifsteines und patentirten Schleifsteintroges beträgt aber nur 6910 M., welche
Auslage, ganz abgesehen von den Kosten des Werkzeugstahles selbst, die ebenfalls
noch zu Ungunsten des alten Werkzeugsystemes ausfallen, in weniger als ¾ Jahr durch
die verminderten Kosten der Instandhaltung gedeckt ist.
Bei den Werkzeughaltern von Smith und Coventry, die
bereits 1867 in Paris ausgestellt waren und in diesem Journal (*1869 194 192) bereits beschrieben wurden, welche daher mit
Bezug auf die jetzigen Mittheilungen hier nur mehr in den seither in der Praxis
bewährten Formen vorgeführt werden sollen., wird nämlich keinerlei geschmiedetes
Messer zur Anwendung gebracht, woraus eine groſse Oekonomie in der Ausnutzung des
Stahles selbst entspringt. Die in den Werkzeughaltern zur Verwendung kommenden
Messerstähle sind durchwegs gerade, cylindrisch oder prismatisch; die schneidende
Kante an denselben wird einzig und allein durch Schleifen erhalten. Das
Nachschleifen des stumpf gewordenen Messerstahles erfolgt an der Stirnfläche
desselben und bedingt
deshalb keinerlei weiteren Verlust durch Formveränderung, wie er beim Zuschmieden
der Schneidkante der gewöhnlichen Werkzeugstähle unvermeidlich ist. Sämmtliche
erforderlichen Zuschärfungswinkel sind von vornherein, auf Grund praktischer
Erfahrung bestimmt, in zwei Lehren aus Stahlblech (Angle
gauge und Angle gauge for swivel cutters
genannt) festgestellt. Der das Schleifen besorgende Arbeiter schleift sämmtliche
Messerstähle genau nach dieser Lehre, und kein Dreher darf an den Schleifstein, um
sich seinen Messerstahl etwas anders zuzuschleifen; letzteres ist eben durchaus
nicht nothwendig. Auf diese Weise ist aber jede Werkzeugmaschine unabhängig von der
Geschicklichkeit des einzelnen Arbeiters oder von dem mangelnden Verständnisse für
das Werkzeug und stets mit einem richtig geformten und zugeschliffenen Werkzeugstahl
versehen, welcher auch vermöge der Construction der Werkzeughalter nur richtig gegen
das Arbeitsstück angestellt in den Support eingespannt werden kann. Der
Anstellungswinkel des Werkzeuges ist nämlich durch den Halter selbst gegeben, indem
dieser mit einer ganz bestimmten gehobelten Fläche auf den Supportobertheil der
Werkzeugmaschine zur Auflage kommt; die Lage des Messerstahles im Halter in Bezug
auf diese Auflagfläche aber kann eben nur eine ganz bestimmte sein.
Ein Blick auf die Fig. 7 bis
11 Taf. 8, welche die Typen der jetzt ausgestellten Werkzeughalter
darstellen, zeigt dies sofort. Fig. 7 und
8 stellen den Werkzeughalter für den Schroppstahl in der Ansicht und in
der Draufsicht dar. Der darin zur Verwendung kommende Messerstahl ist cylindrisch
mit kreisförmigem Querschnitte und schief angeschliffener Stirnfläche. Zur Aufnahme
desselben ist eine cylindrische Bohrung im Halter vorhanden, deren Achse gegen die
Auflagfläche desselben unter dem bestimmten erforderlichen Anstellungswinkel geneigt
ist, der sich im Schnitte nach xy (Fig. 8 und
12) findet. α zeigt dort den durch den
Halter selbst festgestellten Anstellungswinkel des Werkzeugstahles gegen die
bearbeitete Fläche, also beim Drehstahle gegen die tangirende Ebene in der
Angriffslinie der Werkzeugschneide, σ den durch die
Messerwinkellehre festgestellten Zuschärfungswinkel; beide Winkel geben somit in
ihrer Summe den ebenfalls unveränderlich festgesetzten Schneidewinkel s = α + σ. Ist der Werkzeughalter richtig mit einer gegen die
Auflagfläche unter dem Winkel α geneigten Bohrung
versehen, so ist dieser Winkel für das durch den Halter repräsentirte Werkzeug stets
vorhanden, ganz unabhängig von der Individualität des die Werkzeugmaschine
bedienenden Arbeiters. Es kommt also hier zunächst nur darauf an, den
Anstellungswinkel α ein für alle Mal für das bestimmte
zu bearbeitende Material zu ermitteln und dann specielle Vorrichtungen zu
beschaffen, welche die Einhaltung dieses Winkels bei der Anfertigung des
Werkzeughalters sichern. Die Feststellung des Messerstahles in diesem Halter erfolgt
in höchst einfacher
Weise durch zwei an der inneren Endfläche mit eingedrehten Nuthen und vorstehenden
Riefen versehene Druckschrauben, welche an ihren äuſseren Enden mit viereckigen
Köpfen versehen und in den Werkzeughalter versenkt sind. Der kleine handliche
Aufsteckschlüssel, welcher zum Anziehen oder Lösen dieser Schrauben erforderlich
ist, findet mit seinem auſsen cylindrisch abgedrehten Kopfe in den eingefrästen
Vertiefungen des Werkzeughalters Platz.
Nach diesem Typus sind für jede Maschine zwei Werkzeughalter nothwendig, der eine mit
vorn nach rechts (Fig. 8), der
andere mit vorn nach links geneigter Bohrung. Sie geben das rechts- und das
linksgehende Schroppmesser, gewöhnlich, nach dem beim Drehen erhaltenen Gewindegange
umgekehrt, das linke und rechte Schroppmesser genannt. Der Messerstahl kann in
diesem Halter ohne Schwierigkeit höher oder tiefer festgestellt werden, was
insbesondere bei der Drehbank von groſsem Werthe ist, wo es sich darum handelt, die
Schneidkante in bestimmter Höhe (Spitzenhöhe) einzustellen.
Diese Werkzeughalter dienen sowohl für die Bearbeitung von Schmiedeisen, als auch von
Guſseisen. Es werden daher diese beiden Materialien mit einem Werkzeuge von
demselben Anstellungswinkel bearbeitet, was bekanntlich erfahrungsgemäſs ganz
zulässig ist. Nur der Zuschärfungswinkel ist ein anderer für Guſseisen und ein
anderer für Schmiedeisen, und dieser ist für beide Fälle durch die Lehre
festgestellt. Fig. 13
zeigt einen Werkzeughalter kleinerer Sorte für schwächeren Stahl und mit nur einer
Druckschraube, zur Verwendung bei geringerer Spanstärke geeignet; Fig. 9 bis
11 zeigen den Halter für die verschiedenen gebräuchlichen Schlichtmesser.
Derselbe besitzt einen drehbaren, zweitheiligen Einsatz zur Aufnahme des
prismatischen Messerstahles, welcher mittels einer aufgeschraubten Mutter in
beliebiger Stellung mit dem Halterstiele fest verbunden werden kann. Die
Drehungsachse dieses Einsatzes steht senkrecht zur Auflagfläche des Werkzeughalters,
also parallel zur Richtung der Schnittbewegung des Arbeitsstückes, bezieh. des
Werkzeuges. Daraus geht aber sofort hervor, daſs der in irgend einer Stellung des
Einsatzstückes im Halter eingespannte Messerstahl stets den gleichen
Anstellungswinkel aufweisen wird. Die Lage des Messerstahles gegen die
Drehungsachse, des Einsatzstückes ist nun bei diesem Werkzeughalter so gewählt, daſs
die obere Fläche des Stahlprismas mit dieser Drehungsachse den für das
Schlichtmesser erforderlichen Schneidewinkel s = α +
σ einschlieſst. Wird demnach der Messerstahl
ebenso, wie bei dem vorigen Werkzeughalter besprochen, an der Stirnfläche
angeschliffen, daſs diese Fläche mit der bereits genannten oberen Prismenfläche den
richtigen Zuschärfungswinkel σ einschlieſst, so ist
dadurch auch schon das Vorhandensein des richtigen Anstellungswinkels α = s – σ im Werkzeughalter gesichert.
Die verschiedenen in diesem Halter zur Verwendung kommenden prismatischen
Messerstähle sind in Fig. 14
dargestellt; Fig. 15
zeigt die zugehörige Messerwinkellehre (Angle gauge for
swivel cutters). Dazu mag bemerkt werden, daſs nach den 4 mit a bezeichneten Typen (Fig. 14)
sowohl nach links (wie hier gezeichnet), als auch nach rechts gehende Messerstähle
angefertigt werden. Die mit b, c und d bezeichneten Stähle dagegen sind rechts wie links
symmetrisch. Das erste der Messer a ersetzt das
gewöhnliche Seitenmesser und ist dementsprechend nach rechts oder nach links zu
abgeschliffen, wodurch der Zuschärfungswinkel a
gebildet ist. Der Anstellungswinkel a dagegen ist hier
schon durch die Querschnittsform des Messerstahlprismas und die Lage desselben im
Werkzeughalter festgestellt. Es ist also einleuchtend, daſs man auch hier durch
einfaches Anschleifen der oberen Fläche nach der Messerwinkellehre den
Zuschärfungswinkel er und mit diesem schon ohne weiters auch den richtigen
Schneidewinkel s = α + σ erhält. Die Werkzeughalter dieses Systemes enthalten,
wie schon erwähnt, die Schlichtmesser; sie haben aber ferner die Aufgabe dort
einzutreten und die Arbeit zu vollenden, wo die zuerst genannten Halter vermöge des
runden Stahlquerschnittes nicht weiter benutzt werden können. Sie dienen deshalb
insbesondere zur Herstellung von ziemlich scharfen Ecken.
In Fig. 16 und 17 Taf. 8
ist dieser Werkzeughalter zum Ausdrehen einer solchen ziemlich scharfen Ecke in
Verwendung in der Ansicht und Draufsicht gezeichnet. Ein Blick auf Fig. 10
zeigt noch, daſs derselbe Halter mit nach rechts gedrehtem Einsatzstücke ohne
weiters zum Andrehen eines Bundes an der rechten Seite des Arbeitsstückes verwendet
werden kann, wie er hier zum Andrehen eines Bundes an der linken Seite gezeichnet
ist, ohne daſs hierzu ein Umspannen des ganzen Halters im Drehbanksupport nothwendig
wäre. Daraus leuchtet aber wieder eine besondere Oekonomie der Werkzeughalter
hervor. Der Dreher hat nicht nöthig, erst den mitunter ziemlich schweren, nach
rechts gehenden Drehstahl aus dem Supporte auszuspannen, wegzulegen, den nach links
gehenden Messerstahl hervorzusuchen und neuerdings einzuspannen, um dann erst einen
linksseitigen Bund andrehen zu können; er hat hier nur das kleine Stückchen
Messerstahl zu wechseln und das Einsatzstück des Werkzeughalters zu verdrehen. Die
in letzterem Falle auszuführenden Handgriffe sind aber ungleich einfacher und daher
weniger zeitraubend. Das Lösen sowohl des Einsatzstückes, als auch des Messerstahles
ist durch das Lösen der Mutter, welche den Einsatz mit dem Werkzeughalterstiel
verbindet, gleichzeitig bewerkstelligt. Das Kästchen, in welchem die kleinen
Messerstähle aufrechtstehend in einzelne Löcher eingesteckt sich befinden, ist stets
zur Hand, der Messerstahl ist auſserordentlich rasch gewechselt und mit dem
Einsatzstücke richtig eingestellt, wonach ein Zug am Mutterschlüssel wieder gleichzeitig Einsatz und
Messerstahl in der eingestellten Lage mit dem Werkzeughalterstiele verbindet. In
noch höherem Grade tritt diese Seite der Oekonomie der Werkzeughalter bei den
Hobelmaschinen hervor. Natürlicher Weise gestatten die Werkzeughalter des zweiten
Systemes nicht die Lostrennung so kräftiger Späne wie jene des ersten. Dies wird
aber auch gar nicht verlangt, indem ihnen ja ohnedies nur die leichtere Arbeit
zufällt.
Das vorgenannte, aus Holz gefertigte Kästchen hat noch einen ganz besonderen Zweck;
es soll nämlich auch sofort erkennen lassen, welche Messerstähle bereits so weit
abgenutzt sind, daſs sie nachgeschliffen werden müssen. Jede Maschine ist auſser mit
den Haltern mit einer Anzahl passender Messerstähle versehen, welche sie in den
Stand setzt, ohne Unterbrechung auch dann fortarbeiten zu können, wenn ein oder der
andere Messerstahl stumpf geworden ist. Der die Maschine bedienende Arbeiter steckt
dann nur den stumpf gewordenen Messerstahl umgekehrt in das Holzkästchen und nimmt
einen anderen scharfen heraus. Die scharfen Messerstähle stecken alle mit den
Schneiden nach oben, die stumpfen dagegen mit den Schneiden nach unten. Kommt nun
der am Schleifsteine beschäftigte Arbeiter vorbei, um die stumpfen Stähle
einzusammeln, so erkennt er auf den ersten Blick, welche Messerstähle er mitzunehmen
hat, um sie nachzuschleifen.
Das Schleifen selbst erfolgt auf einem gewöhnlichen Schleifsteine (Sandstein),
welcher in dem von Smith und Coventry patentirten
Schleifsteintroge (Fig. 18
Taf. 8) gelagert ist; letzterer ist rückwärts mit einer Auflage für die gewöhnliche
Handschleiferei versehen und trägt vorn den Schleifsupport. Wie aus der Figur zu
ersehen ist, besitzt der Support Kreuzbewegung durch Schraubenspindeln und Muttern
und einen drehbaren Obertheil mit horizontaler Drehungsachse. Ein eigener
Werkzeughalter, in welchen die zu schleifenden Messerstähle der Reihe nach
eingespannt werden, ist am Supportobertheil befestigt und laſst den Messerstahl
unter dem bestimmten erforderlichen Winkel gegen den Schleifstein zur Anlage kommen.
Der Schleifstein dreht sich in der Pfeilrichtung vom Supporte nach oben, bei der
Handauflage nach unten. Um fortwährend Wasser auf die Schleifstelle zu bringen, ist
ein Blechgefaſs mit biegsamem Rohr vorhanden, welches stets nach Bedarf zurecht
gerichtet werden kann. Um bei abnehmendem Steindurchmesser nicht zu geringe
Schleifgeschwindigkeit zu erhalten, ist zum Antrieb des Schleifsteines eine
Stufenscheibe angebracht. Die Arbeit auf diesem Schleifsteine beansprucht keine
besondere Geschicklichkeit seitens des Schleifers, und es genügt, wie schon eingangs
erwähnt, ein einziger Schleifer für eine Werkstätte mit 200 Arbeitern.
Prof. Josef Pechan.
Automatische Vacuum-Bremsen auf der
französischen Nordbahn (Fig. 19
bis 21 Taf.
8).
Mit der Vacuumbremse sind auf der französischen Nordbahn jüngst Versuche angestellt
worden, wobei die Bremsen automatisch durch die Distanzsignale in Thätigkeit gesetzt
wurden. Der dazu verwendete Apparat ist eine Erfindung von Lartigue, Forest und Digney und wurde von Ed. Delebecque und D.
Banderali in die für den vorliegenden Zweck geeignete Form gebracht. Nähert
sich der Zug einem auf Halt stehenden Signale, so kommt eine Drahtbürste an der
Maschine mit einem Contacte neben der Schiene in Berührung und schlieſst eine
Batterie, worauf – ohne Zuthun einer Person – die elektrische Dampfpfeife ertönt und
der Dampf in den das Vacuum erzeugenden und die Bremsen bewegenden Ejector
zugelassen wird. Zugleich sind in den Wagen erster Klasse und im Zugführerwagen noch
Contacte angebracht, durch welche die Klingeln am Anfang und Ende des Zuges zugleich
mit der Pfeife und den Bremsen in Thätigkeit gebracht werden können.
Auf der Nordbahn sind auch Versuche mit einer von Achard
erfundenen, ebenfalls von Delebecque und Banderali im Einzelnen durchgeführten Bremse gemacht
worden, bei welcher die Bremsklötze unmittelbar durch kräftige Elektromagnete gegen
die Räder gepreſst wurden. Der dazu erforderliche Strom wird mittels eines auf der
Maschine befindlichen walzenförmigen Umschalters geschlossen; der Umschalter dreht
sich, sobald das Signal (oder ein Passagier) den Strom durch den Elektromagnet der
Pfeife sendet, indem dann der den Dampfzutritt zur Pfeife eröffnende Hebel einen
Fallhebel frei läſst, welcher die Contactwalze des Umschalters umdreht. Sollen dann
die Bremsen wieder gelüftet werden, so wird der Fallhebel mit der Hand wieder
gehoben; dabei sendet der Umschalter zunächst einen Strom von entgegengesetzter
Richtung durch die Brems-Elektromagnete, um in diesen den remanenten Magnetismus zu
zerstören, und unterbricht darauf den Strom ganz, worauf die Gegengewichte an den
Bremsen die Klötze von den Rädern entfernen.
In Fig. 19 bis 21 Taf. 8
ist die Einrichtung des Apparates zum Oeffnen des Dampfhahnes des Ejectors für die
Vacuumbremse abgebildet. Hierin ist A die automatische
elektrische Bremse von Lartigue, Forest und Digney, B der Hughes'sche Elektromagnet derselben mit
seinem Anker C; so lange der Magnet den Anker C angezogen hält, schlieſst der Ankerhebel mittels der
Stange O des einarmigen Hebels G das Dampfventil l der Pfeife H. Der durch die Klemmen L,
L' zugeführte Strom schwächt den von B in den
Kernen der Spulen D inducirten Magnetismus so weit,
daſs die Spiralfeder E den Anker C abzureiſsen vermag; dadurch öffnet G nicht allein das Ventil I und läſst
die Pfeife ertönen, sondern nimmt zugleich den pendelnden Arm M mit, welcher bisher den zweiarmigen Hebel J sammt dem verstellbaren Gewichte K trug und so das doppelsitzige, äquilibrirte
Dampfventil des Ejectors geschlossen hielt. An dem Kopfe der Stange O sitzt nämlich ein Stift N, welcher in einen Schlitz des Pendels M
eingreift und so dessen Bewegung bedingt, während der Griff P dazu dient, das Pendel mit der Hand zu bewegen. Mittels des Griffes R wird der Hebel J wieder
emporgehoben. Wird die Knagge Q unter den Hebel
gebracht, so verhindert sie das Niedergehen des Hebels J.
X ist die Schutz wand.
Das auf Halt stehende Distanzsignal schlieſst einen Contact, von welchem ein Draht
nach dem im Bereiche der Drahtbürste befindlichen Contacte läuft. Wird durch die
Bürste oder vom Zuge aus der Strom einer Batterie in der Richtung + – geschlossen,
so reiſst E den Anker C
ab, und J öffnet darauf das Ventil S und setzt die Bremse in Wirksamkeit; zugleich wird
aber auch das Ventil I geöffnet und die Alarmpfeife H ertönt. Nachdem das Pfeifenventil wieder geschlossen
und damit der Hebel G in seine Ruhelage gebracht worden
ist, wird der Arm J mit der Hand mittels des Griffes
Q gehoben.
Die erwähnten Versuche fanden am 15. Juni statt und sollten sowohl
der Vacuumbremse selbst, als auch der elektrisch-automatischen, vom Locomotivführer
unabhängigen Verwendung derselben gelten. Der Probezug bestand aus:
Gewicht unter Ein-wirkung der
Bremse.
Nicht mit Bremsen aus-gerüstetes
Gewicht.
t
t
Maschine Nr. 2844
27
10,5
Tender Nr. 2844
21
–
2 Gepäckwagen
15
–
7 Wagen erster Klasse
44
–
1 Salonwagen
–
8,0
––––––
––––––
Summe:
107
18,5.
1) Station Villiers-le-Bel. Distanzsignal auf Halt, bringt den Zug
automatisch zum Stehen, indem es in der beschriebenen Weise elektrisch das Ventil
öffnet, während der Regulator offen gelassen wurde. Geschwindigkeit 55km,5; Steigung 1 : 200; noch durchlaufene Strecke
177m, in 16 Secunden.
2) Louvres. Zug aufgehalten durch den Zugführer im hintersten
Gepäckwagen mittels Elektricität.
3) Survilliers. Zug aufgehalten von einem Personenwagen aus.
Geschwindigkeit 64km; Fall 1 : 1000; noch
durchlaufen 204m, in 20 Secunden.
4) Orry-la-Ville. Automatische Bremsung durch Reiſsen einer
Kuppelung. Die Rohre wurden am Ende des 7. Wagens offen gelassen, wo, wie
vorausgesetzt wurde, das Reiſsen eingetreten war. Das Gesammtgewicht des gebremsten
Zugtheiles betrug jetzt 87t; Geschwindigkeit 69km; Fall 1 : 200; noch durchlaufen 398m, in 35 Secunden.
5) Chantilly. Zug angehalten durch den Locomotivführer.
Geschwindigkeit 99km,5; Fall 1 : 200; noch
durchlaufen 457m in 28 Secunden.
Von den auf der Rückfahrt bewirkten Bremsungen des Zuges ist noch
hervorzuheben:
6) Goussainville. Automatische Bremsung durch das Distanzsignal.
Geschwindigkeit 88km; Fall 1 : 200; noch
durchlaufen 401m, in 25 Secunden.
Das Gewicht der Passagiere ist nicht mit gerechnet. Auch wurde
nirgends Sand angewendet. Die automatisch-elektrische Einrichtung Banderali's wirkte augenblicklich und das Anhalten
vollzog sich ohne unliebsame Stoſse, selbst bei den groſsten Geschwindigkeiten; die
Fahrenden merkten die Anwendung der Bremse nur aus dem vom Ejector herrührenden
Geräusche und aus der allmaligen Verminderung der Geschwindigkeit.
E–e.
(Fortsetzung folgt.)