Titel: | Neue Fördermaschinen-Anlage von Friedrich Köpe. |
Autor: | R. |
Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 117 |
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Neue Fördermaschinen-Anlage von Friedrich
Köpe.
Mit Abbildungen auf Tafel 10.
Köpe's Fördermaschinen-Anlage.
Der Erfinder, Grubendirector in Zeche Hannover bei Bochum, legt der Anordnung seines
Fördersystems (D. R. P. Nr. 218 vom 1. August 1877) den glücklichen Gedanken zu
Grunde, die beiden Förderkörbe, statt sie mit getrennten Seilen über zwei Fördertrommeln der Maschine auf- und
abzuwinden, mit einem gemeinsamen Seile zu verbinden,
welches über eine einzige Seilscheibe mit nur einer Spurrinne gelegt ist und durch
diese von der Maschine angetrieben wird. Auf dem Umfange dieser Scheibe, welche
gegenüber der kostspieligen Seiltrommeln der früheren Systeme allein schon eine
wesentliche Ersparung erzielt, befindet sich eine passende Armirung der keilförmigen
Nuth mit Holz oder Leder, so daſs das Gewicht der beiden Förderkörbe allein weitaus
genügt, ein Gleiten des Seiles zu verhüten. Es können dann, wenn die Maschine direct
über dem Schachte angeordnet ist, entweder unmittelbar die beiden Seilenden von der
Antriebsscheibe S in den Schacht hinab laufen, oder,
wie in Fig. 1 und 2 Taf. 10,
durch Vermittlung zweier Leitrollen l auf die
gewünschte Distanz der Förderkörbe gebracht werden; findet sich endlich die Maschine
seitlich vom Förderthurme, so sind die Leitrollen l
anzuordnen, wie in Fig. 3,
welche den Umbau der Fördermaschine auf Zeche Hannover andeutet.
Diese in ihrer Einfachheit so vortreffliche Anordnung hat auſserdern, daſs sie an den
Seilkörben spart, noch den weiteren Vortheil, die Hälfte des Seiles entbehrlich zu
machen, und bietet gleichzeitig die denkbar vollendetste Sicherheitsvorrichtung
gegen das „Uebertreiben“ der Förderkörbe. Während nämlich bei gewöhnlichen
Fördermaschinen mit doppelten Seilen nur zu oft schon der Unglücksfall eintrat, daſs
der Maschinist bei verkehrter Handhabung der Steuerhebel den oben befindlichen
Förderkorb noch weiter in den Förderthurm hinaufhob, bis er anstieſs und hier
zerschmettert wurde, oder durch Seilbruch in den Schacht hinabstürzte, so ist dies
bei Köpe's Construction völlig unmöglich. Wie nämlich
der obere Korb zu Tage getreten ist, sitzt der untere auf der Sohle auf; ein
weiteres Drehen der Antriebscheibe in derselben Richtung müſste das hinabhängende
Seiltrumm schlaff machen und das Gewicht des unteren Förderkorbes auſser Wirkung
setzen; bei entsprechender Anordnung wird dann aber die Reibung am Seilumfang so
gering, daſs das Seil schleift und der obere Korb nicht weiter bewegt wird.
Unterstützt wird die sichere Wirkung dieser Vorrichtung noch dadurch, daſs durch ein
an den Boden der Förderkörbe angehängtes Gegenseil, welches an der Schachtsohle um
eine Rolle k geht (Fig. 1 und
2), oder auch ganz frei hinabhängt, das Seilgewicht völlig ausbalancirt
wird. Dadurch wird auch die Inanspruchnahme der Maschine stets eine gleichmäſsige, und
die Köpe'sche Fördermaschinen-Anlage gewinnt so die
weiteren Vortheile mit einer weit schwächeren Maschine auszukommen und dieselbe für
alle späteren Schachtvertiefungen gleichmäſsig weiter benutzen zu können.
Dagegen ergibt sich eine bedeutende Gefahr dadurch, daſs bei einem Seilbruch beide
Körbe verloren sind und in die Tiefe stürzen. Dies zu beheben, suchte Köpe eine verläſslichere Sicherheitsvorrichtung als die
gewöhnlichen Fangarme und ähnliche Constructionen und fand dieselbe in der
Verwendung zweier Sicherheitsseile, welche, wie aus Fig. 1 und
2 ersichtlich, je mit dem einen Ende am unteren, mit dem anderen am obern
Förderkorb befestigt sind und über zwei Laufrollen s
unterhalb der Antriebscheibe S gelegt werden. Beide
Rollen s sind auf einer gemeinsamen Welle; um jedoch
bei nicht vollkommen gleichem Durchmesser der Scheiben stets beide Seile gleich
angespannt zu halten, ist die eine der beiden Scheiben lose aufgesetzt. In Fig.
4 ist eine Sicherheitsscheibe s sammt Welle
und Lager in vergröſsertem Maſsstabe herausgezeichnet; letzteres ruht auf zwei
Balken, die nicht fest mit dem Thurmgerüste verbunden sind, sondern durch
Vermittlung von vier starken Bufferfedern aufsitzen, welche beliebig gespannt werden
können, damit die Sicherheitsseile stets einen Theil der Last der Seilkörbe tragen
und somit beim Bruch des Hauptseiles nicht plötzlich angerissen werden. Wie jedoch
beim Seilbruche die ganze Last der Körbe auf die beiden Sicherheitsseile kommt,
senken sich die Lager der Scheiben s derart, daſs der
flachgedrehte Umfang der Scheiben auf den Bremsklötzen b (Fig. 4)
aufsitzt und dadurch jede weitere Bewegung der Förderkörbe aufgehalten wird.
Diese Sicherheitsseile ebenso wie das Gegengewichtsseil (welches hier natürlich auch
noch die Sicherheitsseile ausbalanciren muſs, so daſs die Kosten der Seile
schlieſslich doch noch beträchtlicher werden als bei einer gewöhnlichen
Förderanlage) sind allerdings schon vor der Köpe'schen
Construction wiederholt angewendet worden und fanden im Allgemeinen wenig Anklang,
da die ungleichen Wege, welche die Körbe zu gleichen Zeiten zurücklegen,
verschiedene Unzukömmlichkeiten zur Folge hatten; hier aber, wo die von beiden
Körben zurückgelegten Wege stets absolut gleich sind, verschwinden diese Nachtheile,
so daſs die ganze Anlage tadellos arbeitet.
Köpe'sche Förderanlagen sind schon an verschiedenen
Orten im Betrieb: ihre Einführung besorgt Civilingenieur M.
Neuerburg in Cöln.
R.