Titel: | Ueber die Abnutzung der Dampfkessel; von Ferd. Fischer. |
Autor: | Ferd. Fischer |
Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 134 |
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Ueber die Abnutzung der Dampfkessel; von Ferd.
Fischer.
(Schluſs von S. 45 dieses Bandes.)
F. Fischer, über die Abnutzung der Dampfkessel.
Eigenthümlich ist die Wirkung des Fettes auf die Kesselbleche.
Einerseits haben Renner (1857 146 221), Bolley (1861 162 164), E.
Schmidt (1864 173 23), Weber (1866 180 254),
LambertsZeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure,
1874 S. 440., Birnbaum (1874 213
488) u.a. die ungemein rasche Zerstörung der Kesselbleche in Folge einer aus dem
fetthaltigen Speisewasser abgesetzten dünnen Schicht, welche die Benetzung der
Bleche hinderte, beobachtetDerartige Bildungen sind neuerdings angeblich ohne Fett beobachtet. So sind
in der Fabrik von Quack in Jüchen durch
Eindrücken eines Flammrohres zwei Arbeiter getodtet worden. Nach dem Bericht
von R. Bredo im Geschäftsbericht der Dampfkesselgesellschaft zu M. Gladbach, 1878
S. 22 setzte das Speisewasser im Kessel ein eigenthümliches weiſses Pulver
von kohlensaurer Magnesia und kohlensaurem Kalk ab, welches sich nicht zu
Boden senkt, sondern oben auf dem Wasser schwimmt. Taucht man den Finger
oder einen sonstigen Gegenstand in dieses Wasser ein, so wird er nicht
benetzt. Auch an einem anderen neuen Zweiflammrohrkessel in Bergheim wurden
die Feuerplatten eingedrückt, da ein solcher Absatz die Benetzung derselben
hinderte. Das verwendete Speisewasser soll frei von Fett sein.;
ähnlich J. FarcotEngineering and Mining Journal, 1875 Bd. 20 S.
40. und Jourdain.Revue industrielle, 1875 S. 499.
Dagegen hat Lermer (1868 187 441. 188 341) keine
schädliche Wirkung des Fettes im Kessel gesehen, trotz Bildung eines stark
fetthaltigen Kesselsteines. Auch MertensZeitschrift der Dampfkessel-Untersuchungs- und
Versicherungsgesellschaft a. G., 1878 S. 5. hat keine
Schädlichkeit beobachtet, obgleich sich in einem Doppelkessel auſser Kesselstein und
Schlamm kleine, grau gefärbte Kugeln gebildet hatten von folgender
Zusammensetzung:
Wasser
12,16
Fettsaure
77,44
Kalk
8,12
Magnesia
0,34
Eisenoxyd
0,95
Thon
1,58
––––––
100,59
Wartha (1876 219 252) berichtet, daſs ein Vorwärmer
durch fettiges Condensationswasser zerfressen wurde, und daſs Oelsäure Eisen stark
angreift. Ein anderer Kessel wurde rasch zerstört, dessen Speisewasser durch
Stearinsäure verunreinigt war.Textile Manufacturer, 1877 S. 273.
Daſs namentlich die mit Condensationswasser gespeisten Schiffskessel stark
angegriffen werden, ist bekannt.Engineering, 1875 Bd. 20 S. 426. Iron, 1876 Bd. 7 S. 168.
Die schädliche Wirkung der namentlich bei Gegenwart von
kohlensaurer Magnesia gebildeten, schwer benetzbaren Schicht ist unzweifelhaft.
Minder allgemein anerkannt ist die zerfressende Wirkung. Sehen wir zunächst die
entsprechenden Vorgänge im Dampfcylinder an.
In einer Retourdampfleitung, bestehend aus Blei, Kupfer und Eisenröhren, hatte sich
eine Masse angesammelt, die nach KammererZeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure,
1875 S. 390. folgende Zusammensetzung besaſs:
Wasser
3,928
Fettsauren
65,112
Kupferoxyd
4,967
Eisenoxyd
3,933
Bleioxyd
21,320
Kalk
0,143
In Salzsaure unlöslicher Rückstand
0,504
–––––––
99,907
Der Cylinder der Maschine wurde mit säurefreiem Talg vom Schieberkasten aus mit Fett
versehen, welches im Cylinder bei hohem Druck und durch Wasserdampf zersetzt wurde.
Die gebildeten Fettsäuretheilchen sind offenbar mechanisch in die Retourdampfleitung
mit übergerissen worden und haben auf die Metalle Kupfer, Eisen und Blei eingewirkt,
wodurch obige Masse entstand; namentlich hatte das Blei durch den Vorgang stark
gelitten. Das hierbei erhaltene Condensationswasser reagirte durch die Gegenwart von
Fettsäuren stark sauer.
Nach A. SchondorffZeitschrift für das Berg-, Hutten- und
Salinenwesen, 1875 S. 162. Vgl. Annales des
Mines, 1877 Bd. 11 S. 333. fand sich beim Oeffnen des
groſsen Dampfcylinders einer Woolf sehen Balancier-Wasserhaltungsmaschine auf dem
Albertsschachte der königl. Steinkohlengrube Gerhard-Prinz-Wilhelm bei Saarbrücken zu Anfang des J. 1875 in den
Hohlräumen des Dampfkolbens und unmittelbar auf letzterem eine eigenthümliche
braune, wachsharte Masse in der bedeutenden Menge von über 150k vor, welche folgende Zusammensetzung hatte:
Organische Substanz
in„
Alkohol„
löslichunlöslich
26,775,70
Kieselsäure
0,83
Eisenoxyd
60,09
Hydratwasser
6,61
––––––
100,00.
Die in Alkohol lösliche Substanz bestand aus Fettsäuren und
Fett. Der Dampfcylinder war etwa 1 Jahr in Betrieb gewesen, ohne gereingt zu werden;
während dieser Zeit waren 192k Talg zum Schmieren
der Maschine verwendet. Dieses Fett war durch den heiſsen Wasserdampf theilweise
zersetzt, die freien Fettsäuren hatten das Innere des Dampfcylinders angegriffen,
vielleicht zunächst eine Eisenoxydulseife gebildet, die durch den aus dem
Speisewasser stammenden Sauerstoffgehalt des Dampfes wieder zerlegt wurde und so
Eisenoxyd bildete.
O. AllaireComptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 929.
bestreitet die Zersetzung des Fettes in den Dampfcylindern; er meint, daſs diese
Zerstörungen den im verwendeten Schmieröle bereits vorhandenen freien Fettsäuren
zuzuschreiben seien – eine Annahme, die bei Verwendung von Olivenöl theilweise
zutreffen mag.
In dem Cylinder einer hiesigen Dampfmaschine fanden sich eine ganze Anzahl schwarzer
Kugeln von 2 bis 4cm Durchmesser. Dieselben
bestanden aus 74,42 Proc. Eisenoxydul und Oxyd, Spuren von Kupferoxyd und 25,14
Proc. organischen Stoffen. Mit Salzsäure-haltigem Aether ausgezogen, lösten sich
18,98 Proc. eines braunen festen Fettes. Aether-Alkohol ohne Säure löste 11,39 Proc.
Es war demnach ohne Frage ein Theil des Fettes als Eisenseife vorhanden. Daſs diese
anders gebildet sein soll als durch Zersetzung des Fettes im Cylinder und Lösen des
Eisens durch die freien Fettsäuren unter Mitwirkung des im Dampf enthaltenen
Sauerstoffes (aus dem Speisewasser), ist nicht anzunehmen. Daſs ein mit diesen
theilweise zersetzten Fetten geschwängertes Condensationswasser die Kesselbleche
vielleicht direct angreifen, jedenfalls aber die Zerstörung durch den Sauerstoff des
Speisewassers begünstigen wird, ist wohl unzweifelhaft.Hierfür spricht auch folgender Versuch von E.
Raillard (Die Eisenbahn, 1877 Bd. 7 S.
78). In den Dampfraum des Betriebskessels einer Maschinenfabrik in Mahren
wurde ein guſseisernes Gefäſs gehängt, in welches ganz reines neutrales Fett
mit etwas Wasser gebracht wurde und in dieses Stücke von Guſseisen,
Schmiedeisen, Guſsstahl und Bessemerstahl. Dieses Gefäſs mit seinem
erwähnten Inhalt war durch 9 Monate dem Dampfdrücke im Kessel ausgesetzt.
Bei Herausnahme der Probestücke zeigte sich die Einwirkung auf Guſsstahl
wenig, auf Bessemerstahl merklich, aber auf Schmiedeisen und Guſseisen so
bedeutend, daſs dadurch hinreichend ersichtlich war, daſs reines Fett unter
dem Drucke und hoher Temperatur auf Metalle zerstörend einwirke.
Wo daher Condensationswasser verwendet werden soll, empfiehlt es sich, das Fett
durch Zusatz von Kalkwasser abzuscheiden, oder mit Soda zu verseifen. Am besten wird
das mit wenig Kalkmilch versetzte Wasser aus einem Behälter nach dem Absitzenlassen
mit der Vorsicht verwendet, daſs weder die oben schwimmende Schicht Fett, noch die gefällte Kalkseife
in den Kessel kommt. Auch die Entfettung mit Erdöl soll sich bewährt haben (vgl.
1872 204 511. 1873 209
235).
Es ist ferner mehrfach beobachtet, daſs Dampfkessel, welche mit
Wasser aus Torfmooren (vgl. 1864 172 111) gespeist wurden, sehr stark angegriffen
waren.Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure,
1871 S. 732. Engineering, 1875 Bd. 20 S.
427. Auch der Hannoversche Dampfkesselverein besitzt enge
Flammröhren aus einem mit Torfwasser gespeisten Röhrenkessel, die völlig zerfressen
sind. Eine 8 bis 10mm dicke, braune, ziemlich lose
Kesselsteinschicht aus einem mit Torfwasser gespeisten Cornwall-Kessel hatte
folgende Zusammensetzung:
Eisenoxyd
11,38
Kalk
28,15
Magnesia
6,82
Schwefelsäure
2,16
Unlöslich (Kieselsäure)
14,42
Organische Stoffe
24,18
Wasser
3,09
Kohlensäure
9,80
–––––––
100,00.
Ein Theil des Kalkes war daher mit den Torfsäuren verbunden.
Ob derartige Wässer aber wirklich die Kesselbleche angreifen oder nicht vielleicht
nur die Oxydation beschleunigen, bedarf noch weiterer Untersuchungen, wie auch die
AngabeZeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure,
1871 S. 732., daſs Kieselsäure-haltiges Wasser die Kessel stark
angreift.
HeräusArchiv der Pharmacie, 1874 Bd. 202 S.
317. hat beobachtet, daſs Wasser, welches Stickstoff-haltige, in
Zersetzung begriffene Stoffe aus Kloaken enthält, die Kessel stark angreift.
Vielleicht ist diese Erscheinung auf das bei der Fäulniſs gebildete Ammoniak
zurückzuführen.
Es ist mehrfachZeitschrift der Dampfkessel-Untersuchungs- und
Versicherungsgesellschaft a. G., 1878 S. 11.
vorgeschlagen, zur Vermeidung dieser Zerfressungen die Kesselbleche mit Theer oder
mit Petroleumrückständen zu bestreichen (vgl. 1850 115 463). Gyſsling fordert, daſs der Anstrich erst vollkommen trocken sein muſs,
bevor der Kessel wieder in Betrieb gesetzt wird, da sonst, namentlich bei Verwendung
von Theer, Wasserstandszeiger, Sicherheitsventile, Dampfmaschine u.s.w. stark
verunreinigt werden und das Wasser. leicht aufschäumt und überkocht. Da ein
derartiger Anstrich jedenfalls den Uebergang der Wärme erschwert, so ist er nur mit
groſser Vorsicht anzuwenden.
Zur Verhütung dieser Zerstörungen ist zunächst bei der Kesselconstruction darauf zu
sehen, daſs sich nirgend Luftblasen ansammeln können, sowie daſs die Bleche nirgend
überhitzt werden. Es ist ferner empfehlenswerth, das Wasser in offenen Vorwärmern zu
erwärmen, um den
Sauerstoffgehalt zu verringern, sowie durch Anwendung von Soda oder Kalk das Wasser
schwach alkalisch zu machen und für möglichste Entfernung der Magnesia zu
sorgen.
Bezüglich der Verhütung der Kesselsteinbildungen (vgl. 1876 220 172) will ich mich
hier darauf beschränken, einige falsche Angaben über das sogen. Magnesiapräparat
(vgl. 1877 226 94 und 531) richtig zu stellen.
Der Arbeitgeber, Juni 1878 S. 15 u. 366 bringt ein
angebliches Gutachten des Hannoverschen Dampfkesselvereines über Bohlig's Magnesiapräparat.„Verfahren zum Reinigen von Wasser unter Anwendung von Magnesiumoxyd oder
basisch kohlensaurer Magnesia“ ist für E.
Bohlig in Eisenach unter Nr. 3187 vom 4. Juli 1877 ab im Deutschen
Reich patentirt worden. Nach einem mir vorliegenden Schreiben
dieses Vereines hat derselbe, überhaupt kein Gutachten darüber abgegeben; übrigens
war der in Rede stehende Kessel bei der Revision nicht metallisch blank, wie
behauptet wurde, sondern stark verrostet.
E. BohligZeitschrift für analytische Chemie, 1878 S.
301. führt aus, daſs bei Temperaturen bis zu 100° die abgesetzte
Steinkruste bei genügendem. Gypsgehalte des Speisewassers stets vollkommen frei von
Magnesia sei, in Dampfkesseln jedoch sämmtliches im Wasser enthaltene
Magnesiumbicarbonat und Sulfat als kohlensaure Magnesia, über 3at aber als Magnesia vorkommen (vgl. 1874 212
215).
"Bei gewöhnlicher Temperatur und bis wenig über 100° hinauf setzt
sich die einfach kohlensaure Magnesia mit Gyps in gelöst bleibendes Magnesiumsulfat
und niederfallenden kohlensauren Kalk um, während bei Temperaturen über 120°, wie
sie in Dampfkesseln herrschen, gerade der umgekehrte Proceſs stattfindet. Beide
Processe verlaufen vollkommen glatt, so zwar, daſs gewöhnliche Wässer nach kurzer
Digestion mit Magnesiumoxyd bei einer Wärme von 30 bis 400 völlig frei von Kalk
sind, vorausgesetzt, daſs der Gypsgehalt natürlich eine gewisse Grenze nicht
überschreitet: CaO,2CO2
+ MgO,2CO2 + 3(CaO, SO3) nach Zusatz von 2MgO
gibt: 4(CaO, CO2) + 3(MgO, SO3).
Ebenso glatt verläuft der umgekehrte Proceſs in den höheren
Temperaturen der Dampfkessel. Gelöstes Magnesiumsulfat neben kohlensaurem Kalk
verschwindet sofort unter Rückbildung von Gyps und kohlensaurer Magnesia....
Bezüglich der Einwirkung der kohlensauren Magnesia auf Kalksalze muſs bemerkt
werden, daſs dieser Umsetzung schon 1790 im Chemischen
Wörterbuch von Leonhardi Erwähnung geschieht.
Daſs dagegen die Einwirkung des Magnesits auf Gyps schon E.
Mitscherlich bekannt gewesen sei, gehört zu den leeren Vermuthungen, da
eine solche nicht stattfindet. Selbst kochendes Kalkwasser entzieht dem natürlichen
Magnesit keine Kohlensäure.... Jedenfalls bleibt es in hohem Grade auffallend, daſs
man auf der einen Seite die Entstehung der natürlichen Bitterwasser durch
Wechselzersetzung von Magnesit und Gyps, welche nicht
stattfinden kann, ohne Bedenken erklärt, während man auf der andern Seite die
wirklich stattfindende und sich mit gröſster Leichtigkeit vollziehende Umsetzung der
gefällten kohlensauren Magnesia mit Gyps in der Mineralwasseranalyse allgemein ignorirt hat."
Dagegen muſs bemerkt werden, daſs zunächst die letzte Angabe nicht richtig ist; so
hebt schon BineauAnnales de Chimie et de Physique, November
1857. hervor, daſs Wässer, welche gleichzeitig kohlensauren Kalk
und kohlensaure Magnesia enthalten, beim Verdunsten nur kohlensauren Kalk abscheiden, und daſs
es unstatthaft sei, neben MgCO3 in Lösung CaCL2 oder CaSO4,
anzunehmen. Die von Bohlig als leere Vermuthung
bestrittene Umsetzung des Magnesits mit Gyps wird auſser Mitscherlich von G. SuckowZenker: Taschenbuch von Jena, 1836 S.
182. und H. LudwigH. Ludwig: Die natürlichen Gewässer, 1862 S. 70.
96. 98. angeführt. Ich kann allerdings bestätigen, daſs Magnesit
(aus Frankenstein) und krystallisirter Gyps, mit ausgekochtem destillirtem Wasser
übergössen, selbst nach 8 Tagen nicht auf einander einzuwirken scheint; 1l der Lösung enthielt 1265mg CaSO4, aber
keine Magnesia. Da aber das in den Boden eindringende Meteorwasser stets Kohlensäure enthält, so wurde nun durch das
Gemisch etwa 1 Stunde lang ein schwacher Kohlensäurestrom geleitet und dann
verstopft über Nacht stehen gelassen, 1l Lösung
enthielt nun (nach dem Absetzen und Filtriren):
Schwefelsäure
257mg
Kalk
191
Magnesia
71
Davon wurden durch Kochen gefällt:
Kalk
101mg
Magnesia
3.
Demnach war schon nach dieser kurzen Zeit fast die Hälfte des
gelösten Gypses in Bittersalz übergeführt; das gleiche Verhältniſs ergab sich bei
einem zweiten Versuch. Die Umsetzung von Gyps mit Magnesit findet demnach allerdings
statt, und muſs die Angabe Bohlig's als nicht richtig
zurückgewiesen werden.
Bohlig bemängelt fernerArchiv der Pharmacie, 1878 Bd. 10 S.
14. die AngabeF. Fischer: Chemische Technologie des Wassers
(Braunschweig 1878), S. 132., bei der Untersuchung der
Kesselspeisewasser diejenige Menge von Kalk und Magnesia zu bestimmen, welche als
Bicarbonat vorhanden ist und durch längeres Kochen als einfach kohlensaure
Verbindungen ausgeschieden wird. Da die kohlensaure Magnesia hierbei in
schwefelsaure, salzsaure und salpetersaure Magnesia übergeführt und die
entsprechenden Kalkverbindungen als kohlensaurer Kalk gefällt würden, sei diese
Untersuchungsmethode falsch. Fresenius bemerkt hierzu
bereits, daſs diese Angabe jedenfalls nicht in allen Fällen zutreffend sei, da nach
seinen Untersuchungen aus dem Hunyadi-János-Bitterwasser, welches neben etwas
Chlornatrium groſse Mengen von Natron und Magnesia und eine kleinere Quantität Kalk,
gebunden an sehr viel Schwefelsäure und wenig Kohlensäure, enthält, beim Kochen
keineswegs kohlensaurer Kalk, sondern blos kohlensaure Magnesia niederfällt.
Aehnliche Erfahrungen habe ich bei Untersuchung von Wasser gemacht (vgl. 1874 212
213 und 218). Aber davon ganz abgesehen, ist es bei der Untersuchung von Dampfkessel
– Speisewasser völlig gleichgiltig, in welcher Form Kalk und Magnesium gelöst sind;
es kann nur in Frage kommen, wie sich das Wasser beim Erhitzen oder bei der Reinigung mit Chemikalien
verhält, und dies erfährt man am besten durch Kochen des Wassers und getrennte
Untersuchung des Absatzes und der gebliebenen Lösung.
Ingenieur RochowGewerbeblatt für das Groſsherzogthum Hessen,
1878 S. 261. gibt in nachstehender Tabelle die Betriebsergebnisse
der Speisewasserreinigung nach de Haën und Bohlig von 10 Fabriken im Groſsherzogthum Hessen:
Fabrik
StundlicherWasser-verbrauch
Gyps in 1l
Chlorbarium-Reinigungauf 1cbm
Magnesia-Reinigungauf 1cbm
Bemerkungen
Zusatz
Kosten
Zusatz
Kosten
l
g
k
Pf.
k
Pf.
1
525
0,200
0,410
7,38
0,18
9,0
1
2
120
0,400
0,820
14,76
0,23
11,5
2
3
500
0,187
0,385
6,90
0,10
5,0
3
4
1100
0,365
0,671
11,74
–
–
4
5
900
0,129
0,200
3,60
–
–
5
6
1800
0,105
0,133
2,39
–
–
6
7
1761
0,141
0,260
68
0,26
10,4
7
8
930
0,129
0,238
4,04
0,086
3,4
8
9
150
0,340
0,690
12,42
0,441
17,64
9
10
4170
0,106
0,289
4,90
0,285
11,4
10
1 Nach mehrmonatlicher Reinigung mit Magnesia zeigte sich hier
2mm,5 starker Kesselstein, und ist der
Besitzer wieder zur Reinigung mit Chlorbarium zurückgekehrt.
2 Die Reinigung mit Chlorbarium hatte sich seither zur
Zufriedenheit bewahrt, die mit Magnesia ist noch nicht genügend
ermittelt.
3 Nach mehrmonatlichem Betriebe und Reinigung mit Magnesia war
3mm starker Kesselstein vorhanden, weshalb
die Reinigung mit Magnesia aufgegeben ist.
4 Bei Untersuchung des Kessels nach 6monatlichem Betriebe war
derselbe ohne Kesselstein und wird das Wasser weiter mit Chlorbarium
gereinigt.
5 Wie vorher, der Kessel war bei der Untersuchung absolut
rein.
6 Wegen zu geringen Gypsgehaltes ist die Reinigung jetzt ganz
aufgegeben.
7 Der Magnesia-Verkäufer hatte 0k,16 auf 1cbm angegeben, worauf sich
das Ergebniſs wie bei 3 zeigte. Man setzte nun 0k,26, also 60 Proc. mehr zu wodurch allerdings der Kesselstein
beseitigt wurde, aber im Reinigungsbehälter Klumpen ungelöster Magnesia, von
Schlamm eingehüllt, trotz starken Rührens mit einem Gebläse sich vorfanden. Da
somit die Magnesia-Reinigung zu theuer war, kehrte man zur Chlorbarium-Reinigung
zurück.
8 Nach 18wöchentlichem Betriebe hatte sich (trotz eifrigen und
langen Rührens mit einem Gebläse) 2mm starker
Kesselstein gebildet, weshalb der Besitzer die Magnesia-Reinigung wieder
aufgegeben hat.
9 Der Magnesia-Verkäufer hatte 0k,21 auf 1cbm angegeben, wobei sich
trotz sorgsamer Bedienung und tüchtigen Umrührens des Wassers im Mischbehälter
Kesselstein im Kessel fand. Der Besitzer nimmt jetzt 0k,441 auf 1cbm, wodurch sich die Reinigung stark vertheuert. Ergebniſs hiervon
ist noch nicht ermittelt.
10 Ergebniſs wie in der Fabrik 1.
Auch in einer hiesigen chemischen Fabrik hat man die Reinigung mit Magnesia bald
aufgegeben, da sie zu theuer war. Es kamen noch nicht 40 Proc. des Präparates zur
Wirkung. Da ferner bei der Behandlung mit Magnesia Chlorcalcium-haltige Wässer (vgl. 1877 226 95
und 99) Chlormagnesium bilden, welches, wie hervorgehoben, den Kesselblechen
gefährlich werden kann, so bestätigt sieh immer mehr, daſs die Reinigung mit
Magnesia weder die billigste (vgl. 1878 228 471), noch die beste ist. In vielen
Fällen ist die Reinigung mit Chlorbarium, wohl immer die mit Soda und Kalk
vorzuziehen, welche zugleich den Kessel vor Corrosionen schützt.