Titel: | Zur Kenntniss des Cementes. |
Autor: | F. |
Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 141 |
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Zur Kenntniſs des Cementes.
(Schluſs von S. 75 dieses Bandes.)
Zur Kenntniſs des Cementes.
Der Einfluſs des Wassers auf den Cement. Auf der
Generalversammlung wurde auch der Einfluſs der Temperatur des Wassers und der Luft
auf die Erhärtung des Cementmörtels erörtert. Es wurde hervorgehoben, daſs der
Cement allgemein im Sommer rascher bindet als bei niederer Temperatur, daſs er aber
im letzteren Falle fester wird; Frost unmittelbar nach der Verarbeitung hindert
dagegen die Erhärtung wesentlich. Schumann hat
gefunden, daſs die Festigkeit der Cementproben in Amöneburg von April an allgemein
abnahm, während der Junihitze am niedrigsten wurde und nun bis zum Herbst wieder
stieg. Weitere Versuche zeigten, daſs die Probekörper im Sommer, wenn sie einen Tag
an der Luft liegen, stark austrocknen und dadurch an Festigkeit verlieren. Wird
dieses Austrocknen durch Bedecken mit einem feuchten Tuche verhütet, so erreicht man
bei Sommerhitze dieselbe Festigkeit, als bei kühler Temperatur. Die Temperatur des
Wassers, in welchem der Cement erhärtet, hat, zwischen 5 und 22° wenigstens, keinen
Einfluſs auf die Festigkeit.
Hieraus erklärt sich die Nothwendigkeit frische Cementarbeiten in der ersten Zeit
feucht zu halten.
Bezüglich der Beschaffenheit des Wassers auf die Festigkeit theilt Michaelis folgende Tabelle mit:
Cement
Sand
Auf 100 Trockensubstanz
Alter
Zug-festigkeit
1
3
12 Brunnenwasser
7 Tage28
8,2511,23
1
3
12 destillirtes Wasser
728
7,7410,87
1
3
10 Brunnenwasser
728
7,4410,25
1
3
10 destillirtes Wasser
728
6,71 9,45
Hartes Wasser gab also eine groſsere Festigkeit; – nur Schade,
daſs nicht angegeben wird, welcher Art diese Härte des Wassers war, ob kohlensaurer
Kalk oder Gyps, oder ob auch Chloride und Nitrate vorhanden waren.
Ueber die Festigkeitssteigerung des Portlandcementes bei
steigendem Kalkgehalt. L. Erdmenger (Thonindustriezeitung, 1878 S. 176. 185. 193) zeigte bereits früher (1874
211 13. 214 40. 1875 216 69), daſs mit steigendem Kalkgehalt die Festigkeit
des Cementes zunimmt. Es waren die damaligen Versuche mit reinem Cement gemacht
worden und mittels des alten Prufungsverfahrens, des Brechens von rechtwinklig
prismatischen Probekörpern. Um aber die Ergebnisse dieser alten Methode mit der
jetzt üblichen in Uebereinstimmung zu bringen, hat er statt
k=\frac{2.55\,Pl}{4\,bh^2} die Formel
k=\frac{6\,Pl}{4\,bh^2} angewendet. Von den mitgetheilten
neuen Versuchsreihen möge hier nur folgende Tabelle Platz finden:
Verhältniſs der Saurebestand-theile
zum Kalk.
Festigkeit der Proben aus 1 Cement zu 3
Sandnach 28 Tagen
Durchschnitt
Maximum
Minimum
k
k
k
1,68
7,3
10,0
5,8
1,83
13,5
19,0
8,5
1,95
14,4
21,0
11,8
2,02
19,8
23,7
15,5
2,11
26,0
28,3
19,1
Auch diese neuesten Versuche bestätigen, daſs, vollkommenste Fabrikation
vorausgesetzt, für möglichst hohe Werthigkeit des Cementes das Verhältniſs der
Saurebestandtheile zum Kalk am günstigsten nahe bei 2,0 liegt.
Zur Prüfung des Cementes. L. Erdmenger zeigt in der Thonindustriezeitung, 1878 S. 147, 158 und 167, daſs
die Absaugproben, sobald sie zugleich noch mit dem Spatel geschlagen werden, bis sie
die Dichte der Normalproben haben, fester sind als diese. Werden umgekehrt die
Normalproben nur so weit eingedrückt, daſs sie gleiche Dichte mit den Absaugproben
haben, so stehen sie doch fast stets, oft erheblich, noch an Festigkeit hinter den
Absaugproben zurück. Erst bei weiterer Verdichtung durch Schlagen erreicht ihre
Festigkeit die der weniger dichten Absaugproben allmälig, und bei noch weiterem
Einschlagen und Dichten wird die Festigkeit der Absaugproben überschritten. Dies
gilt für den für die Normalproben normirten geringen Wasserzusatz von 10 Wasser auf
100 G.-Th. Trockensubstanz. Wird aber gar dieselbe Wassermenge, welche zum Anmachen
der Absaugproben zugegeben wird, auch auf undurchlässiger Unterlage genommen und gleiche Dichte mit
den Absaugproben hergestellt, so ist gleichwohl trotz dieser gleichen Dichte die
Festigkeit viel geringer. Sobald also die Proben nach dem Normal verfahren erheblich
über die Dichte der Absaugproben hinaus eingeschlagen werden, stehen sie in der
Festigkeit meist höher, oft aber auch nur gleich, zuweilen auch sogar dann noch
darunter. Die Festigkeit wird nicht allein durch gröſseres Dichten, sondern auch
schon dadurch ganz erheblich gesteigert, daſs die Proben bald nach dem Anmachen nur
möglichst wenig Wasser enthalten. Zur Erläuterung dieser Ausführungen möge noch
nachfolgende Festigkeitstabelle beigefügt werden.
Art
derFormung
a
b
b1
c
d
e
f
Auf undurchlässigerGrundlage
eingeschla-gen wie beim Normen-verfahren
Normenverfahren
Wie b, nur etwas zuwenig dicht
einge-schlagen
Absaugen auf gut sau-gender Gypsplatte
mitRutteln
Wie a eingeschlagen,aber nur bis
zurDichtevon c
Absaugen ohne Ruttelnauf gut
saugenderGypsplatte
Eingeschlagen aufundurchlassiger
Grundlagebis zur Dichte derAbsaugprobe e
Wasser auf1000gTrocken-substanz
83,3
100
100
150
83,3
150
150g
7 Tags-festigkeit
18,5
16,0
13,8
13,9
13,7
11,0
8k,4auf 1qc
Gewicht derTrocken-substanzeiner
Acht
155,3
154,5
149,4
147,0
146,7
146,0
146g
Zur Erhärtungstheorie des Portlandcementes. Kommt nach
L. Erdmenger (Thonindustriezeitung, 1878 S. 231) Cement mit Wasser in Berührung, so wird
der nur in so hohen Hitzegraden leicht aufgenommene und bei gewöhnlicher Temperatur
nur unter einer gewissen Spannung und viel loser in so reichlicher Menge
festgehaltene Kalk von dem Wasser theilweise wahrscheinlich zu Hydrat umgewandelt,
in das Innere der Masse sodann abgelagert und verfilzt, nach Michaëlis' Ausdruck, so die ganze Mörtelsubstanz. Zu je festerer
chemischer Verbindung, zu je gröſserer Dichte die Cementmasse erbrannt ist und je
gleichmäſsiger sie fällt, desto gleichmäſsiger, im Allgemeinen desto langsamer und
so den Zusammenhang des Mörtels mehr und mehr nur festigend, weniger zugleich
zerstörend bezieh. lockernd wirkend, geht die Kalkentziehung, Hydratisirung und
Ablagerung vor sich. Je schneller durch Wasser zerlegbar, desto reichlicher kann die Kalkhydratabscheidung
eintreten und dann oft dem noch nicht genügend erstarkten Zusammenhalt des Ganzen
gefährlich werden, zuweilen bis zu dem Grade, daſs Treiben, Zerklüften auftritt.
Selbst bei nur normaler und sogar geringerer Kalkhydratausscheidung, wie z.B. bei
thonreichen Cementen, kann bei vollkommenster Rohmischung, aber ungenügendem
Dichtbrennen – durch zu viel oder zu wenig Hitze – Treiben bezieh. Zerklüften
auftreten, weil dann der Cement oft ein so schwacher ist, daſs er selbst den
Gegendruck einer geringeren Kalkhydratausscheidung, im frischen Zustande wenigstens,
noch nicht überwinden kann. Dieses im Anfange oft zu rasche bezieh. zu reichliche
Kalkausscheiden führt indeſs oft nur eine anfängliche Schwächung herbei, die, einmal
überwunden, bei sonst vorzüglichem Cemente, später oft wieder ein rasches
Vorschreiten ermöglicht, zuweilen sogar bis zu dem Grade, als wenn eine Schwächung
erst gar nicht stattgefunden hätte. Während Michaëlis
den Kalk für die Wirkung des Treibens nur bei ungewöhnlicher Wärmeentwicklung
verantwortlich macht, hat nach Erdmenger jeder Cement
an sich auch unter gewöhnlichen Verhältnissen neben seiner Erhärtungsfähigkeit auch
ein gewisses Bestreben zum Treiben, welches sich in den meisten Fällen beim Lagern
mehr und mehr verliert; jedoch können nicht selten gewisse Umstände dieses Bestreben
nachtheiliger zum Ausdruck bringen und so ein Zurückdrücken der Festigkeit
herbeiführen.
Diese Doppelarbeit des Kalkhydrates, bezieh. der sich aufschlieſsenden
Cementsubstanz, die Ausscheidung mit Dehnungsbestreben und die nachherige
Festigkeitserhöhung durch Verfilzung und Schlieſsung der Poren gibt zugleich
Aufschluſs über die zuweilen eintretenden Festigkeitsschwankungen des erhärtenden
Portlandcementes. Ein stark erhärtender, aber noch ziemlich frischer Cement gab
z.B., nach der Normenprüfung aus dem Wasser untersucht, nach einer Woche 18,5 und
nach 4 Wochen nur 15k,7 Festigkeit, nach weiterem
Liegen von einer Woche an der Luft aber sogar 40k,8. Hier war also von der ersten bis zur vierten Woche so viel Cementsubstanz
aufgeschlossen, bezieh. so viel Kalkhydrat ausgeschieden, daſs sie beim Liegen im
Wasser nicht einmal so verarbeitet werden konnte, um die Monatsfestigkeit wenigstens
auf gleicher Stufe mit der Wochenfestigkeit zu halten; sobald die Probe aber trocken
gelegt wurde, trat dieser bereits aufgeschlossene, aber nur ungenügend zur
Wirksamkeit gelangte Antheil in Thätigkeit und bewirkte die Nachhärtung.
Die Adhäsion von Cementmörtel zum Mauerwerk. Auf der
mehrfach erwähnten Generalversammlung der Cementfabrikanten machte Bernoully darauf aufmerksam, daſs Cement nicht nur auf
Druck in Anspruch genommen werde, sondern auch nicht selten, z.B. bei Hochbehältern,
beim Verputz von
Wandflächen, auf seine Adhäsion zum Mauerwerk. Nach von ihm ausgeführten Versuchen
beträgt die directe Adhäsion des Cementes zur Steinfläche noch nicht 1 Proc. der
Druckfestigkeit und kaum 10 Proc. der Zugfestigkeit. Uebrigens ist es
bemerkenswerth, daſs die Kittfestigkeiten verschiedener Mörtel unter einander
keineswegs immer in demselben Verhältnisse steht wie deren Zugfestigkeit. Nach den
bisherigen Versuchen scheinen sich namentlich die an Kieselsäure und Eisen reichen
Cemente durch verhältniſsmäſsig groſse Kittfestigkeit auszuzeichnen.
Zunahme der Bindekraft des Cementes bei guter Lagerung.
Nach dem Vortrage von Schumann gewinnt der
Portlandcement bei guter Lagerung an Bindekraft, weil er feiner wird,
volumbeständiger und langsamer abbindend. Die Thatsache aber, daſs langsam bindende
Cemente gröſsere Festigkeitszahlen liefern als rascher bindende, erklärt sich leicht
durch die Vorgänge, welche bei der Erhärtung des Cementes stattfinden. Es laufen
dabei zwei Processe, nämlich ein mechanischer und ein chemischer, neben einander
her. Der mechanische Proceſs besteht darin, daſs sich nach dem Anmachen des Mörtels
die Partikel auf einander ablagern, wodurch der Mörtel eine gewisse Dichte erlangt.
Diese Dichte wird um so gröſser ausfallen, je mehr Zeit man für die Ablagerung
gewährt. Mit dem Momente, wo der parallel laufende chemische Proceſs so weit
vorgeschritten ist, daſs der Cement erstarrt, d.h. daſs der Mörtel als
„abgebunden“ zu betrachten ist, hört die Wirkung des mechanischen
Processes auf und von da an bleibt der chemische Proceſs allein in weiterer
Wirksamkeit.
Ist nun ein Cement rasch bindend, so wird der mechanische Proceſs durch den
chemischen Proceſs früher unterbrochen, und es haben die Theilchen nicht die nöthige
Zeit, um sich eben so dicht auf einander zu lagern, als sie bei langsam bindendem
Cement dies thun würden. Wenn daher bei dem langsam und dem rascher bindenden Cement
der gleiche chemische Proceſs wirkt, so wird bei den näher an einander gelagerten
Theilchen des langsamer bindenden Cementes die Verkittung eine innigere sein, als
bei den weiter aus einander liegenden Theilchen des rascher bindenden Materials. –
Im gleichen Sinne spricht sich L. Erdmenger in der Thonindusiriezeitung, 1878 S. 222 aus.
Ueber die Versendung des Cementes in Säcken macht R. Dyckerhoff die Mittheilung, daſs er voriges Jahr
über 200000 Säcke verschickt habe. Der Versandt in Säcken sei für Producenten und
Consumenten vortheilhaft; dementsprechend werde auch in England für fast alle
groſsen Bauten, auch für Regierungsbauten, der Cement nur noch in Säcken
bezogen.
Dyckerhoff und Sohne stellen den
Preis, wie dies auch beim Tonnenversandt geschieht, einschlieſslich der Verpackung.
Sie rechnen den gleichen Preis sowohl für 1 Tonne von 180k Brutto und 170k Netto, als auch für 3 Säcke von 180k Brutto, jedoch
178k Netto; der billigere Preis von 3 neuen
Säcken gegenüber einer guten Tonne gestattet dieses Mehrquantum von 8k Cement zum gleichen Preis zu liefern, so daſs
hieraus schon für den Consumenten ein Vortheil von nahezu 5 Proc. erwächst. Die
leeren Säcke, welche neu jetzt mit 45 bis 52 Pf. das Stück je nach Qualität bezahlt
werden, nehmen sie zu 30 Pf. das Stück wieder zurück und machen die Rücksendung zur
Bedingung; die niedrigen Transportkosten für die Rücksendung sind kaum anzuschlagen.
Die Preisdifferenz zwischen dem bei der Calculation in Anrechnung gebrachten
Neuwerth und den 30 Pf., welche sie jedesmal wieder bezahlen, deckt die Abnutzung
der Säcke bis zum vollständigen Verbrauch, sowie die Reparaturkosten. Während sie
also 3 Säcke zu 30 Pf. mit 90 Pf. zurücknehmen, hat eine gebrauchte Tonne
durchschnittlich keinen höheren Werth als 50 Pf., weil häufig noch ansehnliche
Rückfracht darauf kommt; der Consument erspart sonach hierdurch weitere 40 Pf., oder
abermals 4 bis 5 Proc. Die Transportkosten für das 5mal schwerere Gewicht der Tonne
sind namentlich beim Bahntransport des Cementes auf weite Entfernungen ebenfalls in
Betracht zu ziehen. Gröſsere Säcke als von 60k
sind nicht empfehlenswerth, weil ihre Handhabung zu schwer und die Gefahr des
Zerplatzens gröſser wird.
In Norddeutschland will man im Allgemeinen noch nichts von der Versendung des
Cementes in Säcken wissen.
Ueber den Einfluſs, welchen der Grad der Zerkleinerung auf
die Eigenschaften des Cementes hat (vgl. 1877 224 188) berichtet Delbrück. Derselbe bestätigt, daſs der staubfeine
Cement hauptsächlich wirksam ist bei der Erhärtung mit Sandzusätzen. Es ist nun
klar, daſs man die Absiebung viel vortheilhafter betreiben kann, wenn man seine
Mahlgänge theilt und mit dem einen Theile verschrotet und absiebt, dasjenige, was
nicht durch das Sieb geht auf anderem Wege feinmahlt und wieder hinzumischt, so daſs
immer das Gröbere wieder auf die Mahlgänge kommt und das Feinere abgesiebt wird. Man
erspart dadurch an Maschinenkraft, die Abnutzung der Steine wird eine geringere, die
Erhitzung des Mahlgutes nicht so groſs, als wenn man von vorn herein möglichst fein
mahlt. Entsprechende Versuche ergaben aber, daſs, wenn das ganze geschrotene
Mahlproduct durch ein 600-Maschen-Sieb ging, und das ganze fein gemahlene
Mahlproduct gleichfalls durch ein 600-Maschen-Sieb, so gab das Siebfeine, welches
auf diese beiden Arten gewonnen war, ein ganz verschiedenes Resultat, wenn man nun
dieses Siebfeine auf dem 900-Maschen-Siebe absiebte; d.h. das Siebfeine des
600-Maschen-Siebes von dem Feingemahlenen gab einen viel geringeren Rückstand auf
dem 900-Maschen-Siebe, als das Siebfeine des Grobgemahlenen, gewissermaſsen nur
Geschrotenen. Wenn man beide Sorten auf dem 2500-Maschen-Sieb absiebte, war der
Unterschied noch gröſser. Es beweist dies also klar, daſs, wenn man auch das Sieb
von 600 Maschen einschaltete, doch die Art der Mahlung noch immer eine groſse Rolle
spielte. Beispielsweise gab der Cement, der grob geschrotet und durch das
600-Maschen-Sieb hindurchgegangen war, nachher auf dem 900-Maschen-Siebe einen
Rückstand von 18 Proc. und der feingemahlene Cement, der durch das 600-Maschen-Sieb
gefallen war, gab, auf dem 900-Maschen-Sieb nachgesiebt, nur einen Rückstand von 10 Proc. Die
feinere Mahlung bringt also eine viel feinere Zertrümmerung der feineren Theile
hervor. Wer aber hohe Festigkeit mit Sandzusätzen haben will, muſs auf feine Mahlung
sehen. Bei Verwendung von reinem Cement ist jedoch eine solch feine Mahlung nicht
erforderlich.
Heintzel hebt hervor, daſs feiner Cement auch ohne Sand
dieselbe Festigkeit zeige als grober; nur müsse dafür gesorgt werden, daſs die
Proben dieselbe Dichte erhalten als jene.
Ueber Zerkleinerungsapparate. Schiffner hebt hervor,
daſs bei der Construction und Anwendung von Zerkleinerungsmaschinen immer zu
beachten ist, daſs ein Zerkleinerungsapparat nie ein Universalapparat für
Zerkleinerung beliebiger Materialien sein kann, sondern daſs die physikalische
Beschaffenheit der letzteren stets berücksichtigt werden muſs, und daſs wenigstens
in den meisten Fällen die Construction einer Maschine, welche die Zerkleinerung
gleich bis zur Vollendung ausführen soll, als unrichtig angesehen werden muſs und
immer dem Proceſs der feinsten Zerkleinerung die Arbeit der Vorzerkleinerung
vorangehen soll. Zur Vorzerkleinerung des Cementes benutzt man wohl allgemein den
bekannten Blake'schen Steinbrecher, dessen
Leistungsfähigkeit jetzt dadurch vergröſsert ist, daſs man ihn doppeltwirkend macht
(vgl. 1877 224 249). Man hat dies entweder in der Art erzielt, daſs man an dem
feststehenden Zapfen zwei Schwingen neben einander aufhängt, welche je durch einen
Kniehebel bewegt und abwechselnd gegen die feste Platte hin bewegt werden, so daſs,
wenn die eine Schwinge drückt, die andere im Rückgange sich befindet, oder daſs man
auf beiden Seiten der Schwinge feststehende Platten anbringt, so daſs die Schwinge,
welche dann durch Pleuelstangen und Excenter ihre hin- und hergehende Bewegung
erhält, abwechselnd das zwischen ihr und den beiden festen Platten befindliche
Material zerkleinert. Nach den Erfahrungen Schiffner's
hat sich letztere Construction bewährt.
Die bisher üblichen Walzen sind dadurch verbessert worden, daſs man die Durchmesser
derselben vergröſsert hat. Die Renette'sche Mörsermühle
(*1878 227 59) ist ebenfalls sehr empfehlenswerth; dagegen wird der Carr'sche Desintigrator (1874 211 102. 214 18) nicht
mehr verwendet.
Zur Fertigstellung des Cementes ist, abgesehen von den bekannten Mahlgängen, in
letzterer Zeit der Apparat von Vapart (1877 225 609)
angewendet, mit welchem Erfolg ist nicht bekannt. Schiffner hat zum Ersatz der Mahlmühlen folgenden Apparat construirt. Auf
einer horizontalen Welle sitzt ein Flügelrad, welches mit einem feststehenden
Gehäuse umgeben ist. Die Wandung dieses Gehäuses ist im verticalen Querschnitt zu
dreiviertel des Umfanges cylindrisch, wogegen der vierte Quadrant (einer der oberen)
durch geradlinige, an die Cylinderfläche tangirende Wände abgeschlossen ist. Seitlich ist das
Gehäuse durch Deckel dicht abgeschlossen, von welchen der eine jedoch eine centrale
Oeffnung zur Einbringung des Materials hat. Dieses wird von den Flügeln erfaſst und
gegen die cylindrische Peripherie des Gehäuses getrieben und dann in dem vierten
Quadranten desselben gegen die verticale Wand, welche als Rost aus Guſsstahlstäben
hergestellt ist, geworfen und zwar so lange, bis die Feinheit des Kornes das
Passiren der freien Oeffnungen zwischen den Roststäben gestattet, welche letztere
nach Belieben gestellt werden können. Statt der Roststäbe kann man auch je nach
Umständen eine maſsive Guſsstahlplatte mit Schieber anwenden. Die mit einem
Versuchsapparat erzielten Ergebnisse sind nach Schiffner günstig und beweisen, daſs es möglich ist, einen sehr hohen
Procentsatz staubfeines Material zu gewinnen.
Sachsenberg's Kugelmühle (*1876 221 418) hat sich in
Wolgast nicht bewährt; die Temperatur in derselben stellte sich so hoch, daſs sich
die Siebe verstopften.
Kaemp meint, daſs man den gebrannten Cement nur durch
Druck zerkleinern solle, will daher nur Walzen anwenden. Wie groſs der Kraftverlust
der Mahlgänge ist, erhellt aus folgender Betrachtung. Eine Fabrik liefert z.B.
stündlich 40 Tonnen gemahlenen Cement mit ihren Mühlen; die Temperatur des von den
Gängen kommenden Mehles ist durchschnittlich 50° höher als die des Aufschüttgutes.
Rechnet man die specifische Wärme des gebrannten Cementes zu 0,2, so würden 1e,13 erforderlich sein, in einer Secunde 1k Cement um 1° zu erwärmen, oder hier für die
Erwärmung von 2k in der Secunde um 50° theoretisch
113e, praktisch also wohl jedenfalls 226e. Die Mahlgänge arbeiten demnach mit einer
groſsen Kraftverschwendung, die bei Anwendung von Walzen jedenfalls geringer
ist.
F.