Titel: | Ueber Schwefelsäure-Verseifung. |
Autor: | Dte. |
Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 171 |
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Ueber Schwefelsäure-Verseifung.
Ueber Schwefelsäure-Verseifung.
In der Sitzung der französischen Akademie der Wissenschaften vom 1. Juli hielt E. FremyComptes rendus, 1878 Bd. 87 S. 5. einen Vortrag über
Schwefelsäure-Verseifung, in welchem er daran erinnerte, daſs er am 9. Mai 1836 der
Akademie eine Abhandlung „Action de l'acide sulfurique
sur les huiles“ überreicht habe, in welcher nachgewiesen ist, wie
die Fette, mit Schwefelsäure behandelt, Glycerin-Schwefelsäure und Sulfofettsäuren
bilden und aus diesen Säuren das Glycerin und die Fettsäuren durch kochendes Wasser
ausgeschieden werden, und daſs er am Schlüsse der Abhandlung den Gedanken
ausgesprochen habe, daſs die Resultate dieser Untersuchungen für die
Kerzenfabrikation von groſsem Nutzen werden könnten, – ein Gedanke, welcher, wie die
jetzige Pariser Ausstellung zeigt, vollständig zur That geworden ist.
Aus dem Vortrag, der nichts Neues enthält, ist höchstens noch hervorzuheben, daſs Fremy die Destillation zur Reinigung und Entfärbung der
aus saurer Verseifung hervorgegangenen Fettsäuren nie für absolut nothwendig
erachtet hat; er hat den Fabrikanten, welche sich der sauren Verseifung bedienen,
gerathen, die neutralen Fette zuvor sorgfältig zu reinigen und die Säure langsam und
mäſsig zur Anwendung zu bringen. Wenn Fremy weiter
sagt: „Tüchtige Fabrikanten haben vollkommen weiſse feste Fettsäuren, die aus
saurer Verseifung ohne Destillation hervorgegangen sind, ausgestellt“, so
ist damit wahrscheinlich A. de Milly gemeint, in dessen
Ausstellung sich u.a. sehr schöne weiſse Fettsäuren befinden, die durch sorgfältiges
Waschen und doppelte Pressung aus den schwarzen Fettsäuren der sauren Verseifung
gewonnen sind; doch muſs dazu erwähnt werden, daſs de
Milly die Destillation nicht ganz umgeht, indem er die von den Pressen
abflieſsenden und hauptsächlich aus Oelsäure bestehenden dunkeln Massen
destillirt.
Das einzige Verfahren, welches die Destillation ganz vermeidet, ist das von Bock (1872 205 560. 1873 208 229), welches die
Fettsäuren bekanntlich durch Kochen mit einer Lösung von übermangansaurem oder
saurem chromsaurem Kali reinigt. Ueber den Werth dieses letztern Verfahrens läſst
sich noch nichts Bestimmtes sagen; während die Fabrik von O.
F. Asp in Kopenhagen sehr gute Resultate damit erzielt haben soll, liegt
andererseits der Bericht eines Warschauer StearinfabrikantenNeue Seifensieder-Zeitung, 1878 Nr. 4. Chemiker-Zeitung, 1878 S. 81. vor,
welcher sehr ungünstig mit dem erwähnten Verfahren gearbeitet und es in Folge dessen
wieder aufgegeben hat.
In Frankreich ist zur Gewinnung der Fettsäuren jetzt fast allgemein ein combinirtes Verfahren in
Gebrauch: die Fette werden zunächst im Autoclaven unter einem Druck von 8 bis 10at mit 2 bis 1 Proc. Kalk verseift; nach
Zersetzung der Kalkseife werden dann die Fettsäuren, die immer noch mehr oder
weniger Neutralfette enthalten (vgl. Nitsche 1876 220
459), versäuert und schlieſslich destillirt.
Dte.