Titel: | Ueber Sake, das alkoholische Getränk der Japaner; von O. Korschelt. |
Autor: | O. Korschelt |
Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 172 |
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Ueber Sake, das alkoholische Getränk der Japaner;
von O. Korschelt.
(Fortsetzung von S. 80 dieses Bandes.)
Korschelt, über Sake.
2) Moto. Ist am Abend des 1. Tages, sagen wir der Kürze
wegen des 1. Novembers, der Reis zur Koji-Bereitung
gedämpft worden, so wird am 3. November Abends wieder entschälter Reis gedämpft und
bis zum andern Morgen auf Matten ausgebreitet. Natürlich geht auch hier dem Dämpfen
das Waschen und Einweichen des Reises vorher. Am 4. November früh 6 Uhr wird der
gedämpfte Reis mit Koji und kaltem Wasser zu einem
dicken Brei angerührt. Die Mengenverhältnisse werden dabei in jeder Brauerei etwas
anders genommen; doch sind die Unterschiede unbedeutend. Ich gebe die folgenden
Zahlen, die auf 10 Vol.-Th. Reis bezogen sind:
Brauerei
Koji
Reis
Wasser
I
4
10
13
II
4
10
12
III
4
10
10
IV
3,4
10
9,6
V
3
10
12
VI
3
10
10
Mittel
3,6
10
11,1.
Die für Koji gegebenen Zahlen
sind die Volumtheile Reis, welche in Koji verwandelt
wurden. Das Volum nimmt bei dieser Umwandlung natürlich zu. Das Gemenge von Koji, Reis und Wasser enthält, wenn man von dieser
Volumvermehrung absieht, im Durchschnitt 55 Proc. Reis und 45 Proc. Wasser. Die
Grenzfälle sind I und V mit 52 Proc. Reis und III und IV mit 58 Proc. Reis.
In der Sake-Brauerei in Tokio wird Moto gewöhnlich in der folgenden Weise bereitet: 12 to (216l) Reis werden
gedämpft und in 24 Han-kiri zu gleichen Theilen
vertheilt. Man gibt darauf Koji, das aus 5 to Reis erhalten wurde, ebenfalls in gleichen Theilen
zu. Zuletzt werden noch 6 sho (10l,8) Wasser in jedes Han-kiri zugesetzt. Dies geschieht am 4. November Morgens. Die Han-kiri sind niedrige cylindrische Gefäſse, im Lichten
34cm hoch und mit einem Durchmesser von 78cm, halten also etwa 167l Reis, Koji und
Wasser betragen zusammen 31,4 to oder 6hl, auf 1 Han-kiri
entfallen also blos 25l. Man läſst die Masse bis
zum Abend ruhig stehen. Das Wasser zieht sich ganz in den Reis, so daſs ein dicker
Brei entsteht. Um 6 Uhr Abends beginnt man denselben zu rühren, erst mit der Hand,
später arbeiten 3 Mann zugleich mit ruderartigen Rührscheiten, die auch Kai (Ruder) genannt werden, die Masse tüchtig durch.
Die Myceliumfäden werden so von den Koji-Körnern
abgedrückt und durch die Masse vertheilt und die Reiskörner werden zum Theil
zerquetscht. Nach dem Rühren werden die Wände der Han-kiri mit der Hand reinlich abgestrichen, wie überhaupt im ganzen
Processe auf Reinlichkeit streng gehalten wird. Bis zum 10. oder 11. November wird
Tag und Nacht hindurch alle 2 Stunden gerührt, später immer kürzere Zeit hindurch
und von einem Mann allein. Jeden Tag vertheilt man den Inhalt von 3 Han-kiri auf die übrigen Gefäſse, so daſs nach 6 Tagen,
am 10. November, die ganze Masse sich in 6 Han-kiri befindet.
Auf jedes kommt dann IM, wenn man die beim Versetzen des Reises mit Wasser
stattfindende Volumverminderung nicht in Betracht zieht.
Nachdem das Rühren der Masse begonnen hat, wird sie nach und nach dünnflüssiger. Im
Anfang liegt der Brei so dick in den Han-kiri, daſs er
beim Neigen derselben sich kaum bewegt- nach 2 oder 3 Tagen könnte man schon einen
guten Theil milchiger Flüssigkeit abgieſsen. Die entstandene Flüssigkeit hat einen
stark süſsen Geschmack, die Stärke wird durch das Koji
in Zucker umgebildet, womit die Verflüssigung der Masse zusammenhängt. Die
Temperatur der Masse ist während der Zuckerbildung nie höher als etliche Grade über
Null und richtet sich ganz nach der Lufttemperatur. In einem Falle, im Anfang
Januar, trat die Verzuckerung ein, als die Masse zwischen 0 und 1° hatte. Die Sake-Brauer wuſsten auch nichts davon, daſs die
Verzuckerung bei sehr niedriger Temperatur mehr Zeit erfordere; sie brauchen für
diesen Proceſs niemals mehr als 6 Tage. Die gewöhnliche Temperatur der Masse während
der Zuckerbildung wird im Monat November nicht viel über 10° liegen, im December ist
sie jedenfalls nicht höher als 5^. Ich werde später zeigen, daſs Koji viel rascher bei höherer Temperatur (50° und mehr)
Zucker-bildend wirkt. Der Sake-Brauer kann aber den
Proceſs nur in der Kälte vor sich gehen lassen, weil bei nicht viel über 10° der
Pilz anfangen würde, Sporen zu bilden, besonders aber, weil es dann nicht zur
Bildung von Hefe kommen würde. Dies ist der Grund, warum die Sake-Saison auf 3 bis 4 Monate im Jahre beschränkt ist. Wäre höhere
Temperatur nur während der Gährung schädlich, wie beim Biere, so würde der Betrieb
vielleicht nur 4 Monate lang ausgesetzt werden brauchen, während er jetzt 8 Monate
lang ganz ruht. Ein kleiner Eiskeller, in dem das Verzuckern des Reises vorgenommen
würde, und Gährkeller sowie Lagerkeller für den fertigen Sake, die beide nicht einmal Eis brauchen würden, würden genügen, den
Betrieb continuirlich zu machen.
Ist am 11. November die Masse in den 6 Han-kiri
zusammen, so stellt dieselbe eine Lösung der Verzuckerungsproducte der Stärke dar,
in welcher noch ein Theil ungelöst gebliebene Stärke, die nicht umwandlungsfähigen
Substanzen des Reises und der Myceliumfäden des Koji
sich befinden. Am 11. November wird der Inhalt von 3 Han-kiri in einen Gährbottich gegossen, der 80cm hoch ist, einen oberen Durchmesser von 1m hat und etwa 6hl faſst. Ein Moto füllt zwei solcher Gährbottiche, die Moto-yoshi-oke genannt werden.
Während sich die Maische noch in den Han-kiri befindet,
tritt eine langsame Gährung in derselben ein, ohne daſs irgend ein Hefezusatz
stattgefunden hätte. Die Schaumbildung ist im Anfange so ungeheuer gering, daſs man
für den Eintritt der Gährung kaum einen bestimmten Tag angeben kann. Auch läſst die
breiige Beschaffenheit der Maische in den ersten Tagen die Kohlensäureblasen schwer
bemerken. Erst am 3. Tage des Maischens, in unserem Beispiele also am 7. November,
ist der Schaum deutlich sichtbar; doch scheint mir, daſs sofort nach der
Zuckerbildung die Gährung, wenn auch noch so schwach, ihren Anfang nimmt. Mit jedem
Tage nimmt die Gährung zu, bleibt aber noch immer sehr schwach. Die Maische enthält
am 6. oder 7. Tage, wenn sie in den Bottichen gesammelt worden ist, noch nicht 0,1
Proc. Alkohol. Einen Tag lang, bis zum 12. November, bleibt die Maische in den
Gährbottichen ruhig stehen. Die Temperatur derselben ist dann noch unverändert
dieselbe wie die mittlere Lufttemperatur. Am 12. November wird mit dem Erwärmen der
Maische begonnen. Man bedient sich hölzerner Fäſschen von conischer Form, 50cm hoch, 30cm
oberer und 23cm unterer Durchmesser, von etwa 1hl Inhalt; sie heiſsen Daki. Sie werden mit kochendem Wasser gefüllt und je eins in einen
Gährbottich geworfen. Sie tauchen völlig in der Maische ein und erwärmen dieselbe
allmälig. In der ersten Stunde nach dem Einsetzen des Wärmfäſschens wird dreimal, in
der zweiten Stunde zweimal, in der dritten einmal, dann in zwei Stunden einmal
u.s.w. immer weniger häufig umgerührt. Dies geschieht mit dem Daki selbst, das dabei mit groſser Anstrengung in der
dicken Maische hin und her geschoben und gerollt wird. Die Ausgleichung der
Temperaturunterschiede bleibt aber trotzdem immer unvollständig. Die Fäſschen werden täglich
frisch mit kochendem Wasser gefüllt, im December und Januar wird auch täglich
zweimal gewechselt, weil die Temperatur der Maische sonst zu langsam steigen würde.
Treten warme Tage ein, so wird mit dem Einsetzen der Fäſschen gewartet, um den
Proceſs nicht zu sehr zu beschleunigen. Ist es aber sehr kalt, so sammelt man die
Maische schon vor dem 10. Tage in den Gährbottichen und setzt die Wärmfäſschen ein.
Die Sake-Brauer halten es für sehr wichtig, den Proceſs
genau in der festbestimmten Zeit von 18 Tagen zu Ende zu führen und ihn weder zu
beschleunigen, noch abzukürzen. Die kunstgerechte Führung der Moto-Gährung scheinen sie für den schwierigsten Theil
der ganzen Sake-Bereitung anzusehen.
Hat die Erwärmung der Maische begonnen, so werden die Gährbottiche, um die
Wiederabkühlung zu verhindern, mit Strohmatten umwickelt. Zuerst werden die Wände
der Bottiche mit den dichten Matten umgeben, dann noch 3 oder 4 Matten oben
aufgelegt und die überhängenden Enden derselben durch ein um den Bottich
geschlagenes Strohseil fest angeschnürt. Man fängt ungefähr einen Tag nach dem
Einsetzen der Wärmfäſschen mit dem Einpacken der Bottiche an und nimmt die Matten
erst wieder ab, wenn die Maische in voller Gährung steht und keine Wiederabkühlung
zu befürchten ist; es geschieht dies am 17. Tage des ganzen Processes. Die
Temperatur der Maische beträgt dann etwa 200. 5 Tage lang bleiben also die
Gährbottiche eingepackt. In der Zwischenzeit werden die Matten nur dann abgenommen,
wenn neue Fäſschen eingesetzt oder dieselben umgerührt werden sollen.
Die Erwärmung der Maische ist eine ziemlich langsame. Sie wird so geführt, daſs nach
4 Tagen, am 16. November also, die Temperatur der Maische etwa 130 beträgt. Bis zu
diesem Zeitpunkte ist die Gährung trotz der Erwärmung der Maische nur wenig
kräftiger geworden. Dann aber fängt sie an, lebhafter zu werden. Durch die Wärme,
welche die Gährung selbst entwickelt, wird die Temperatur der Maische und dadurch
auch wieder die Gährung erhöht und so steigt vom 16. bis 18. Tage anfangs langsamer,
später immer rascher sowohl Temperatur der Maische, als die Lebhaftigkeit der
Gährung. Die Temperatur, die am 16. Tage etwa 13°, am 17. Tage 200 beträgt, ist am
18. Tage auf 30°, in manchen Fällen auf 35° gestiegen. Die höchste Temperatur,
welche bei der Gährung unserer Branntweinmaische einzutreten pflegt, ist dieselbe,
30° oder wenige Grade darüber. Dies beweist allein schon, daſs die Moto-Gährung an Intensität der Gährung unserer
Branntweinmaischen nicht nachsteht, wie auch der Augenschein lehrt. Eine Decke wird
im Anfang der Gährung nicht gebildet, weil der Reis vor dem Maischen enthülst wurde.
Eine rein weiſse Schaumdecke liegt am 16. Tage noch ganz niedrig, der noch schwachen
Gährung entsprechend, auf der Maische. Am 18. Tage steht der Schaum, wenn die
Gährung am kräftigsten ist, etwa 30cm hoch. Die
Gährungsform ist die spritzende, wie es bei der dicken Maische nicht anders zu
erwarten ist. Groſse Kohlensäureblasen folgen sich rasch und zerplatzen mit
klatschendem Geräusche. Die Maische spritzt mitunter hoch auf. Neben dem stechenden
und dem geistigen Gerüche tritt noch ein feiner obstartiger Geruch auf. Am Abend des
18. Tages pflegt die Hauptgährung vorüber zu sein. Der Sake-Brauer fährt nun mit einem Finger längs durch den Schaum; wird die
Spur, die der Finger im Schaume hinterläſst, von den noch aufsteigenden Blasen bald
wieder ausgefüllt, so wird noch gewartet. Bleibt die Spur aber eine Zeit lang
stehen, so ist das Moto fertig und die noch gährende
Masse wird in Han-kiri übergeschöpft, in welchen sie
schneller abkühlt, weil sie flacher sind. Die Gährung geht in denselben noch etliche
Tage weiter, wird aber immer schwächer. In einem Falle fand ich am 19. Tage die
Temperatur der noch gährenden Maische im Han-kiri zu
250. Hat das Moto schlieſslich die Temperatur der Luft
angenommen, so wird es in San-shaku-oke (d.h.
Drei-Fuſs-Fässer) angesammelt und zum spätem Gebrauch aufgehoben.
Die Temperatur der Maische vom Einsetzen der Daki bis
zum Ende der Hauptgährung wurde bei 4 Operationen mit folgendem Resultat
beobachtet:
I
II
III
IV
11. Tag
–
–
3°
3°
Lufttemperatur 5°
12. „
8°
8°
11
10
Daki eingesetzt
13. „
7
8
7½
7½
14. „
10
9½
9
8
15. „16. „
12½12
1313
1714
1613
Anfang der Haupt- gahrung
17. „
17
18
24
23
18. „
32
29
29
33
19. „
25
25
–
–
in den Han-kiri.
Der Sake-Brauer beurtheilt die Güte des erhaltenen Moto nach dem Geschmack desselben. Es hat einen
fünffach verschiedenen Geschmack, wie er sagt, nämlich amai,
korai, nigai, sibuku, suppaku, d.h. suſs, scharf (alkoholisch), bitter,
zusammenziehend und sauer. Dieser fünffach verschiedene Geschmack ist in der That
vorhanden. Der suſse Geschmack rührt von unvergohrenem Zucker her, der scharfe vom
Alkohol, der saure von Milchsäure und Essigsäure und der bittere und
zusammenziehende wahrscheinlich von der Hefe. Nach der Ansicht der Sake-Brauer soll in gutem Moto der suſse und saure Geschmack nur wenig vorhanden sein. Nur selten
soll ein Moto gar nicht suſs, also vollständig
vergohren sein. Bitteres und zusammenziehend schmeckendes Moto soll am besten sein und sich gut halten. Wie man sieht sind diese
Ansichten ganz richtig.
3) Der Hauptproceſs. Während das Moto bereitet wird, wird zugleich das zum Hauptproceſs nöthige Koji dargestellt. Hat man so im Koji das Mittel, die Maische zu verzuckern, und im Moto die Hefe, um die Gährung der Maische einzuleiten, so beginnt die
eigentliche Sake-Bereitung. Ich will wie früher das
Verfahren in der Sake-Brauerei von Tokio beschreiben,
weil ich da ganz von der Richtigkeit der Zahlen, die ich geben werde, überzeugt
bin.
Die Bottiche, die beim Hauptprocesse gebraucht werden, haben drei verschiedene
Gröſsen und werden nach ihrer Höhe San-, Shi- oder Roku-shaku-oke genannt, d.h. Bottiche, die 3, 4 oder 6
Fuſs hoch sind; die Durchmesser betragen ½ bis 1 Fuſs mehr als die Höhen, und ist
die obere Weite immer etwas groſser als die untere; der Inhalt beträgt 10, 20
bezieh. 65hl. Diese und die schon erwähnten
Gefäſse werden nur aus weichem Holze gemacht. Man nimmt dazu gewöhnlich Sugi (Crip tomerie),
selten Tosa (?).
Ungefähr am 22. November Abends, wenn das vergohrene Moto auf die Temperatur der Luft abgekühlt ist, bringt man in ein
3-Fuſs-Faſs, das mit Nr. 1 bezeichnet sei:
1,0
koku
Reis
0,4
„
Koji
1,1
„
kaltes Wasser
1,4
„
Moto.
Der Reis ist vorher gedämpft worden, wie schon früher
beschrieben wurde. Man rührt das Ganze zu einer gleichmaſsigen Mischung und läſst
dieselbe bis zum 24. November Abends ruhig stehen. Dann bringt man die Hälfte der
Masse in ein 3-Fuſs-Faſs Nr. 2. An demselben Abend werden in 3-Fuſs-Faſs Nr. 3:
1,0
koku
Reis,
0,4
„
Koji
1,1
„
kaltes Wasser
1,5
„
Moto
gemischt und stehen gelassen. An demselben Abend werden im
3-Fuſs-Faſs Nr. 4
2,0
koku
Reis
0,4
„
Koji
1,3
„
kaltes Wasser
gut gemischt und zu gleichen Theilen auf Nr. 1 und Nr. 2
vertheilt, so daſs Nr. 1, 2 und 3 gefüllt sind, Nr. 4 aber ganz leer ist. Am 25.
November Abends wird Nr. 1 ganz und Nr. 2 zur Hälfte in den eigentlichen
Gahrbottich, ein 6-Fuſs-Faſs entleert. An demselben Abend werden in einem
4-Fuſs-Faſs:
3,0
koku
Reis
0,8
„
Koji
3,9
„
kaltes Wasser
gut gemischt und sofort zu ¾ in das 6-Fuſs-Faſs und zu ¼ in
Faſs Nr. 2 übergeschöpft, so daſs Faſs Nr. 1 und 4 leer, Nr. 2 und 3 aber gefüllt
sind. Am 26. November Abends wird Faſs Nr. 2 ganz in den 6-Fuſs-Bottich entleert und
die Hälfte des Inhaltes von Faſs Nr. 3 in eines der drei leeren 3-Fuſs-Fässer, z.B.
Nr. 4, üb er geschöpft. In dem schon erwähnten 4-Fuſs-Bottich mischt man an
demselben Abende:
2,0
koku
Reis
0,4
„
Koji
2,6
„
kaltes Wasser
und vertheilt die Mischung zu gleichen Theilen auf Faſs Nr. 3
und Nr. 4. Diese sind nun ganz gefüllt, Nr. 1 und 2 sind ganz leer. Am 27. November
wird der Inhalt von Nr. 3 und Nr. 4 zur Hälfte nach Nr. 1 und Nr. 2 gebracht, so
daſs alle 4 Bottiche nun zur Hälfte gefüllt sind. An demselben Abend werden im
4-Fuſs-Faſs:
3,0
koku
Reis
0,8
„
Koji
3,9
„
kaltes Wasser
gut gemischt und sogleich zu gleichen Theilen auf Nr. 1 bis 4
vertheilt. Zu einem Gebräue nimmt man also:
2,9
koku
Moto
3,2
„
Koji
12,0
„
Reis
13,9
„
Wasser
––––––––––––––––––––––
32,0
koku
= 57hl,7.
Wie man sieht, werden zwei Maischen genau in derselben Weise bereitet und angestellt.
Die eine ist der andern um 2 Tage voraus. Am fünften Maischtage ist die erste
Maische bereits einen Tag lang im Gährbottiche und die zweite Maische fertig
gemischt.
Sofort nach dem Einmaischen beginnt die Zuckerbildung durch die Einwirkung des Koji auf den Reis. Die anfangs dickbreiige Maische wird
rasch flüssiger und so gut wie gleichzeitig mit der Zuckerbildung tritt die Gährung
ein. Dieselbe ist am ersten Tage sehr schwach und nimmt am zweiten Tage etwas zu.
Dabei erhöht sich auch die Temperatur um 1 oder 2°. Die Anfangstemperatur der
Maische wird ungefähr 6 bis 8° betragen. Kaum ist die Gährung etwas lebhafter und
die Maische etwas wärmer geworden, so kühlt der am 3. Tage geschehende Zusatz die
Maische wieder ab und verlangsamt die Gährung. Durch die Zusätze erhält die Maische
keine Hefe mehr. Auf dieselbe Menge Hefe kommt nach dem ersten Zusatz schon mehr als
die doppelte Menge Maische, als Anfangs. Die schwache Gährung, die schon
stattgefunden hat, kann nicht so viel Hefe neugebildet haben, um diese relative
Verringerung der Hefe auszugleichen. Die Gährung nach dem ersten Zusatz und noch
mehr natürlich nach dem zweiten wird in Folge dessen noch schwach bleiben. Die erste
Hälfte der Maische, die am 5. Maischtage in dem 6-Fuſs-Gährbottich sich befindet,
hat daher 10°, höchstens 120. Erst in diesem Bottiche fängt die Gährung an, sich
besser zu entwickeln. Künstliche Erwärmung der Maische, wie bei der Moto-Gährung, ist wegen der gröſseren Menge Hefe, die
jetzt vorhanden ist, unnöthig. Die Gährung wird nicht so intensiv wie beim Moto, wo die Hauptgährung 1 oder 2 Tage dauerte. Sie
hält dafür aber viel länger an, 10 Tage oder mehr, wobei die Temperatur der Maische
einige 20° beträgt. Während dieser 10 Tage wird die zweite Hälfte der Maische, die
am 6. Maischtage in das 3-Fuſs-Faſs Nr. 1 bis 4 fertig gemischt war, nach und nach
zugegossen. Am 7. Maischtage, dem 28. November, fängt man mit dem Ueberschöpfen der
zweiten Hälfte der Maische an. Wenn die Gährung nachläſst, was man an dem Fallen der
Schaumdecke erkennt, wird eine frische Menge Maische zugefügt. Die Zeit, wann der
Zusatz geschieht, und die Menge desselben werden so einzurichten gesucht, daſs die
Gährung ohne Unterbrechung in derselben Stärke weiter geht. In der zweiten Hälfte
der Maische, so lange sich diese noch in dem 3-Fuſs-Faſs befindet, geht die Gährung
in derselben schwachen Weise fort. Die Temperatur der Maische liegt dabei zwischen
10 und 13°. Am 14. Maischtage, dem 5. December, ist das Ueberschöpfen beendigt und
der Gahrbottich mit der ganzen Maische gefüllt, die immer noch etwas über 20° warm
ist. Am nächsten Tage nimmt die Kraft der Gährung bereits ab. Man wartet noch einige
Tage und beginnt am 17. Maisch tage, am 8. December also, mit dem Auspressen der
Maische.
Sobald die Gährung schwächer wird, verschlieſst man den Gahrbottich lose mit einem
Deckel. Ferner wird die Maische in allen Bottichen, auch im Gahrbottich, alle 6
Stunden einmal mit dem schon erwähnten Scheite umgerührt. Das Rühren mag dazu
dienen, die Zuckerbildung zu befördern und die durch die Gährung nach oben
getriebene Hefe wieder unterzutauchen. Ich konnte nichts über etwaige Anzeichen in
Erfahrung bringen, mit Hilfe deren der Verlauf der Gährung beurtheilt wird. Es
scheint daher der Proceſs sehr selten fehl zu gehen. Daſs eine Maische durch
Sauerwerden verdirbt, soll fast nie vorkommen, obgleich nach unseren Vorstellungen
die Bedingungen dazu erfüllt wären. Trotzdem die Maische 10 Tage lang auf 20°
erwärmt ist. enthält sie doch schlieſslich viel weniger freie Säure als die Moto-Maische, die nur 3 Tage eine der Säurebildung
günstige Temperatur hat. Ich weiſs keinen Grund für diese Verschiedenheit
anzugeben.
In der Sake-Brauerei in Tokio wurde mir noch ein anderes
Verfahren beschrieben, welches einfacher ist und älter zu sein scheint; wenigstens
kam es in diesem Winter nicht zur Anwendung. Am ersten Tage Abends 10 Uhr werden im
4-Fuſs-Faſs:
0,7
koku
Moto
0,4
„
Koji
1,0
„
Reis
1,1
„
kaltes Wasser
gemischt. Zuckerbildung und Gährung beginnt gleichzeitig wie
im anderen VerfahrenVerfahran und die Temperatur steigt allmälig auf etwa 120. Die Maische wird ein oder
zwei Mal des Tages umgerührt und am 3. Tage Abends 10 Uhr mit:
0,3
koku
Koji
1,2
„
Reis
1,6
„
kaltem Wasser
und am 4. Tage um dieselbe Zeit mit:
0,3
koku
Koji
1,4
„
Reis
1,8
„
kaltem Wasser
versetzt. Es befinden sich dann im Bottiche im Ganzen:
0,7
koku
Moto
1,0
„
Koji
3,6
„
Reis
4,5
Wasser
––––––––––––––––––––
9,8
koku
Maische.
Sofort nachdem das letzte am 4. Tage zugesetzt und vermischt worden ist, werden 3/4 der ganzen Maische in den 6-Fuſs-Gahrbottich
übergeschöpft. Nach 2 bis 3 Tagen beginnt in demselben die Hauptnahrung, nach 3 bis
5 Tagen fällt der Schaum. Dann gibt man das letzte Viertel der Maische dazu, setzt
den Deckel auf und rührt von nun an alle 6 Stunden um. Die Gährung belebt sich dann
noch einmal für 1 oder 2 Tage. Nach weiteren 8 Tagen ist die Maische vergohren und
fängt an, sich abzukühlen. Sie wird dann ausgepreſst.
In den meisten Fällen wird nicht blos in einem 4-Fuſs-Faſs eingemaischt, sondern
gleichzeitig in zwei oder drei. Man schöpft dann zu derselben Zeit ¾ der Maische von
jedem 4-Fuſs-Faſs in einen und denselben 6-Fuſs-Bottich über und läſst so die
einzeln bereiteten Maischen zusammen vergahren. Der Verlauf des Processes ist genau
derselbe wie bei der Verarbeitung von Maische in 3-Fuſs-Fassern.
Es wurde mir noch von einigen anderen Verfahren berichtet. Dieselben unterschieden
sich aber in nichts Wesentlichem von den zwei hier ausführlich mitgetheilten Verfahren. Die
Mischungsverhältnisse und die Zeit, in welcher die Zusätze gemacht werden, waren ein
wenig anders, als in einem der beiden beschriebenen Verfahren. Ich lasse deshalb
diese Angaben aus.
Uebrigens sei noch als Sonderbarkeit erwähnt, daſs, wenigstens in der Brauerei in
Tokio, die Arbeiten immer in der Nacht ausgeführt wurden. Nachmittags fing man an,
den Reis zu dämpfen, Abends um 10 Uhr nahm man die Mischung vor, und wenn noch
übergeschöpft werden muſste, wurden die Arbeiter erst um 2 Uhr Nachts fertig. Am
Tage ist dann nichts zu thun. Irgend ein Aberglaube muſs der Grund zu dieser
sonderbaren Zeiteintheilung sein.Es scheinen überhaupt viel abergläubische Gebräuche bei der Sake-Bereitung in Uebung zu sein. Als ich
einmal gährende Moto-Maische ansehen wollte,
die in einem mit Matten verschlossenen Bottich stand, wurden nach dem
Oeffnen mit Feuersteinen Funken über die Maische geschlagen.
Beide hier beschriebene Verfahren brauchen vom Einmaischen bis zum Beginn des
Auspressens genau dieselbe Zeit, nämlich 17 Tage. Von diesen 17 Tagen entfallen beim
ersten Verfahren auf die Zeit vor der Hauptgährung, in welcher die Verzuckerung
hauptsächlich stattfinden wird, im Durchschnitt 4 Tage; nämlich bei der ersten
Hälfte der Maische im Durchschnitt 2 Tage, bei der zweiten Hälfte 6 Tage. Die
Hauptgährung dauert 11 Tage und die Nachgährung 2 Tage. Beim zweiten Verfahren
vertheilen sich die 17 Tage auf die drei Abschnitte in anderer Weise. Nur 2½ Tage
dauert die Verzuckerung und 8½ Tage die Hauptgährung; dagegen entfallen 6 Tage auf
die Nachgährung. Die Verzuckerung wird also beim ersten Verfahren eine
vollständigere sein als beim zweiten, da sie beinahe doppelt so lange dauert. Die
Gährung dauert bei beiden Verfahren gleich lange, da ja schon während der
Verzuckerung eine Vorgährung stattfindet. Der Umstand aber, daſs die Hauptgährung
beim ersten Verfahren um die Hälfte länger, die Nachgährung dagegen beim zweiten
Verfahren dreimal länger dauert, beweist, daſs auch die Vergährung der Maische im
ersten Verfahren vollständiger ist. Dazu kommt noch, daſs durch den allmälig während
7 Tagen geschehenden Zusatz der zweiten Hälfte der Maische die Hauptgährung beim
ersten Verfahren während ihrer ganzen Dauer in immer gleicher Kraft erhalten wird.
Das zweite Verfahren ist auch in dieser Beziehung mangelharter. Es verläuft bei
demselben die Hauptgährung in zwei ungleichen Abschnitten. Nachdem ¾ der Maische
ziemlich vergohren sind, wird das letzte Viertel zugesetzt. Die Gährung kommt aber
nicht mehr zu ihrer früheren Kraft: immer schwächer werdend, zieht sie sich noch
lange hin.
Das erste Verfahren ist also das bei weitem vollkommenere. In allen Einzelheiten fein
ausgearbeitet, ist es von hoher Vollendung und zeugt dafür, daſs die Sake-Brauer ein überraschendes Verständniſs von dem
Wesen der Gährung besitzen. Es ist dieses Verfahren aber auch das jüngere und
beweist dadurch, daſs die Japaner sehr wohl verstehen, ihnen Ueberliefertes
selbstständig weiter zu entwickeln. Auſser den beiden schon angeführten
Verfahrungsweisen erhielt ich noch von einer Brauerei in Hachioji die dort üblichen
Mengenverhältnisse. Die näheren Angaben über das Verfahren erscheinen mir aber zu
unzuverlässig, so daſs ich von ihrer Mittheilung abstehe. Daſselbe gilt von dem
Berichte, den das schon erwähnte Buch San kai mei san dzu
kai vom Hauptprocesse gibt. Ich führe deshalb auch von diesem nur die
Zahlen an. In der folgenden Zusammenstellung sind die Mengenverhältnisse in Procente
umgerechnet. (I und II: Erstes bezieh. zweites Verfahren der Brauerei in Tokio, III:
Brauerei in Hachioji, IV: in Itami, V: in Nagareyama nach Dr. Hoffmann).
I
II
III
IV
V
Moto
8,7
9,0
7,5
8,5
9,9
Koji
9,6
9,5
10,0
17,7
11,7
Reis
36,0
35,7
35,7
44,7
39,2
Wasser
45,7
45,8
46,8 (?)
29,1
39,2.
Die unter III für Wasser gegebene Zahl fehlte in den Notizen und ist unter der
Voraussetzung berechnet, daſs das Koji 10 Proc. des
Ganzen betrage. Man sieht, daſs die unter I bis III gegebenen Zahlen, die ich selbst
gesammelt habe, unter sich vollständig übereinstimmen, – der beste Beweis, daſs sie
richtig sind. Die unter IV gegebenen Zahlen sind von vornherein höchst
unwahrscheinlich. Würde alle Stärke in einer diesen Zahlen entsprechend
zusammengesetzten Maische in Lösung gebracht, so würde eine 50proc. Extractlösung
und durch deren Vergährung ein Sake von über 25 Proc.
Alkohol entstehen. Atkinson besuchte in diesem Jahre
die Brauereien in Itami und hatte die Freundlichkeit, mir mitzutheilen, daſs dort
folgende Verhältnisse üblich sind: Moto 7,1, Koji 10,8, Reis 35,9 und Wasser 46,2. Die Zahlen
stimmen mit denen unter I bis III ganz überein. Die Angaben des Buches San kai mei san dzu kai sind also falsch. Auch von den
nur wenig von den anderen abweichenden Angaben Dr. Hoffmann's glaube ich, daſs sie durch nochmalige Erkundigung in Nagareyama
mit den anderen Angaben in Uebereinstimmung gebracht werden würden.
4) Pressen und Klären. Am 8. December oder am 38. Tage
des ganzen Processes beginnt das Auspressen. Die Maische im 6-Fuſs-Faſs ist immer
noch in langsamer Gährung begriffen. Man füllt die vergohrene Maische in feste,
baumwollene Beutel von cylindrischer Form, die 60cm lang sind und einen Durchmesser von 15cm haben. Nach der Füllung der Beutel werden dieselben, um sie zu
verschlieſsen, am offenen Ende umgeschlagen. Darauf werden die Beutel in einen
Kasten (Fune) eingetragen, in dem sie ausgepreist
werden sollen. Dieser Kasten ist 1m,36 lang, 0m,77 breit und ebenso hoch. Seine Wände sind 4cm stark und sorgfältig in einander verzapft, um
bei dem starken Drucke nicht nachzugeben. Die Beutel werden der kürzeren Seite
parallel so eingelegt, daſs der folgende Beutel immer an der anderen Längsseite
anliegt. Da die an der offenen Seite umgeschlagenen Beutel kürzer sind als die
lichte Breite des Kastens, so bleibt neben jedem Beutel eine freie Stelle, in
welcher die ausgepreiste Flüssigkeit sich sammeln kann. Jede folgende Schicht wird
genau wie die erste gelegt. Ist der Kasten endlich gefüllt, so ist neben jeder
senkrechten Reihe von Beuteln ein schachtartiger Raum frei geblieben. Dann wird eine
dicke, ziemlich genau in die Oeffnung des Kastens passende Bohle aufgelegt, auf
diese folgen noch mehrere immer kleinere. Dicht am Kasten, an der Mitte der einen
Längsseite, ist ein starker Stamm in den Boden gelassen. Durch eine Oeffnung
desselben ist der Druckbaum geschoben und durch einen Riegel am Ausrutschen
verhindert. Am Ende des Druckbaumes, der 4m lang
ist, werden schwere Steine angehängt. Im Anfang genügt schon das Gewicht des
ungeheuren Balkens, um den Sake zum Ausflieſsen zu
bringen; dann hängt man nach und nach die Steine an, bis zu 20 Stück, von denen
jeder etwa 65k wiegt, so daſs, wenn man die
Wirkung des Hebels berücksichtigt, schlieſslich ein Druck von etwa 7t auf die Beutel ausgeübt wird. Der Sake sammelt sich in den schachtartigen Zwischenräumen
und in einem doppelten Lattenboden an und flieſst in ziemlich gleichmässigem Strahle
durch ein Sieb in ein fast ganz in den Boden eingegrabenes groſses Thongefäſs. Von
den festen Bestandtheilen der Maische gelangt beim Auspressen fast nichts in den Sake, welcher nur eine ganz schwache Trübung
besitzt.
Die Preiskasten sind eine verhältniſsmäſsig neue Erfindung. Sie werden erst seit d.
J. 1670 in den Sake-Brauereien angewendet. Vor dieser
Zeit brachte man die Maische oder Moromi in Körbe und
lieſs sie durch dieselben filtriren. Die Preiskasten sind nach der Gröſse der
Brauerei verschieden groſs. Sie enthalten zwischen 150 und 500 Beutel. Die Beutel
werden, wenn sie das erste Mal in Gebrauch genommen werden sollen, vorher mit einer
Gerbstoff-haltigen Flüssigkeit getränkt und damit getrocknet, um sie dauerhafter und
weniger durchlässig zu machen.
Die Maische, welche durch die Mischung von im Ganzen 32 koku Reis, Wasser, Koji und Moto entstanden war und am Ende der Hauptgährung
ungefähr 25 koku beträgt, wird in 850 Beutel gefüllt.
Ein Beutel faſst mithin 3 sho oder beinahe 6l. Der Preſskasten von den oben gegebenen
Dimensionen kann 240 Beutel in 20 Schichten aufnehmen, so daſs also 12 in einer
Reihe liegen. Ein
Gebräue von 32 koku reicht zu 3½ Füllungen des
Preiskastens hin, die in 2 Tagen ausgepreist sind. Jede Füllung braucht ungefähr ½
Tag.
Der ausgepreſste Sake, jetzt Sei-shi (klarer Wein) genannt, wird aus dem Sammelgefaſse in die
Klärbottiche übergeschöpft. Dieselben sind 1m,5
hoch und haben am Boden einen Durchmesser von 1m,125. Der obere Durchmesser ist wie bei den Gährbottichen ein wenig gröſser.
Die Klärbottiche fassen also etwa 16hl. In den
Brauereien von Hachioji fand ich sie gröſser. Sie enthielten da 26hl. Jeder Klärbottich hat 2 Spundlöcher, das eine
ist direct über dem Boden, das andere etwa 20cm
höher. In diesen Bottichen macht der Sake eine
Nachgährung durch: es bildet sich neue Hefe, die sich zu Boden setzt und in dem
Räume zwischen den beiden Spundlöchern ansammelt. Soll der Sake sofort verkauft werden, so wird er zwar auch auf die Klärbottiche
gefüllt, aber blos um die beim Auspressen mitgerissenen Reistheilchen absetzen zu
lassen. Man zieht dann aus dem oberen Spundloche täglich einmal 2 sho Sake ab, was das Absetzen befördern soll. Am 5.
Tage, ehe die Nachgährung eingetreten sein kann, füllt man dann den Sake in die Versandtfässer (Taru); zwei derselben bilden 1 Dan oder eine
Pferdelast, welche man zu 8 to (144l) rechnet. Ein Taru
enthält also 4 to. Am 15. December oder am 45. Tage vom
Anfange des Processes an, kann also, wenn keine Pausen zwischen den einzelnen
Processen stattfinden, der fertige Sake verkauft
werden.
Soll der Sake nicht sofort verkauft und dann ohne Verzug
getrunken werden, so läſst man ihn in den Klärbottichen die Nachgährung durchmachen.
Man legt dann einen Deckel auf und verklebt alle noch bleibenden Ritzen aufs
sorgfältigste mit Papier. Wenn ein besonders reines Product hergestellt werden soll,
so zieht man nach etlichen Wochen den geklärten Sake
aus dem oberen Spundloche ab und wiederholt dieselbe Operation noch zweimal. In
beiden Fällen bringt man aber zuletzt den geklärten Sake auf den Lagerbottich, der 2m hoch
ist und einen Durchmesser von 2m,2 hat, also 75hl faſst. Dr. Hoffmann hat in Nagareyama sogar Lagerbottiche von 300hl gesehen. Der Lagerbottich wird mit einem Deckel
verschlossen- die Ritzen werden noch viel sorgfältiger mit Papier verklebt, als dies
bei den Klärbottichen der Fall war. Im Lagerbottich bewahrt man den Sake bis zu 1 Jahr lang und noch länger auf. Die
Nachgährung ist wahrscheinlich, schon lange vor Ablauf dieser Zeit zu Ende;
wenigstens fand ich, daſs käuflicher Sake in Fehling'scher Lösung gar kein Kupferoxyd reducirt.
Durch das Lagern soll der Sake schwächer werden, wie
die Brauer behaupten. Ich glaube nicht, daſs dies einer Verringerung des
Alkoholgehaltes zuzuschreiben ist. Frischer Sake hat
einen etwas rauhen, kratzigen Geschmack, der sich beim Lagern nach und nach
verliert. Sake von 150 Tagen Lager soll den besten
Geschmack haben.
Droht der Sake in den Sommermonaten umzuschlagen, so
wird er pasteurisirt (vgl. 1878 229 436). Man füllt ihn
dann in eiserne Kessel und erhitzt ihn so weit, daſs man die Hand nicht lange
eintauchen kann, ohne daſs sie schmerzt. Nachdem der Sake wieder abgekühlt ist, bringt man ihn auf einen Lagerbottich zurück,
den man in der bekannten Weise mit Papier verklebt. Wenn es nöthig werden sollte,
wird während des Sommers der Sake noch ein-, mitunter
noch zweimal erhitzt. 4 Monate lang (Juni bis September) ist die. mittlere
Temperatur zwischen 20 und 25°; einige Wochen lang pflegt sie sogar auf nahe 30° zu
steigen. Bei diesen hohen Temperaturen und dem Fehlen der Keller würde ohne das
Hilfsmittel des Pasteurisirens das Aufbewahren des Sake
bis zum nächsten Winter sehr schwierig sein. Das zwingende Bedürfniſs ist die
Veranlassung gewesen, daſs die Japaner Jahrhunderte vorher, ehe Pasteur daran dachte, das Verfahren erfanden,
alkoholische Flüssigkeiten durch Erhitzen zu conserviren. Das Verfahren muſs den
Japanern wenigstens seit 300 Jahren bekannt sein; denn so lange ist es her, wie ich
oben erwähnte, daſs der Sake im ganzen Lande im Groſsen
dargestellt wird, und ohne die Möglichkeit, den Sake
bis zum Frühjahr des nächsten Jahres aufzubewahren, zu welcher Zeit das neue Product
fertig ist, wäre ein Fabrikbetrieb gar nicht denkbar. Für das hohe Alter des
Verfahrens in Japan spricht auch der Umstand, daſs das im J. 1797 geschriebene Buch
San kai mei san dzu kai das Pasteurisiren als allgemein
üblich erwähnt und über die Zeit der ersten Anwendung desselben nichts angibt.
Die Preſsrückstände, Kasu genannt, werden auf Alkohol
verarbeitet. Auf einen guſseisernen Kessel, dem oben ein Rand angegossen ist, wird
ein hölzerner, cylindrischer Bottich mit durchlöchertem Boden fest aufgesetzt. Der
Bottich erhält einen zuckerhutförmigen Verschluſs mit einem breiten Rande, der aus
Eisen gegossen ist. Derselbe ragt mit der Spitze nach unten in den Bottich hinein,
seine Höhlung wird mit Wasser gefüllt. Im Kessel läſst man Wasser kochen, die Dämpfe
steigen durch den durchlöcherten Boden und durchdringen die Alkohol-haltigen
Preſsrückstände, die auf demselben liegen. Sie nehmen da den Alkohol auf und
verdichten sich an dem zuckerhutförmigen Kühler. Unter der Spitze desselben ist ein
hölzernes Schälchen angebracht, in welches das am Kühler herabflieſsende Destillat
tropft. Das Schälchen ist auf einem etwas geneigt durch den Bottich gehenden
Bambusrohr angebracht. Vom Boden des Schälchens aus ist ein Loch durch dasselbe und
das Bambusrohr gebohrt. Durch dasselbe flieſst das Destillat ins Rohr und durch
dessen knieförmig gebogenes Ende ins Sammelgefäſs ab. Der zuerst übergehende Antheil
ist ziemlich stark. So unvollkommen der Apparat ist, so kann man doch mit demselben
durch oft wiederholtes Destilliren, allerdings unter groſsen Verlusten, einen 60 bis
70proc. Spiritus darstellen.
Die Preſsrückstände werden nach dem Destilliren als Dünger verkauft.
(Fortsetzung folgt.)