Titel: | Zur Herstellung von Kunstbutter. |
Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 228 |
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Zur Herstellung von Kunstbutter.
Mit einer Abbildung auf Tafel 23.
Zur Herstellung von Kunstbutter.
Um sogen. Kunstbutter (vgl. 1877 224 204) oder Butterin herzustellen, wird nach J. Jaroslawsky in New-York (*D. R. P. Nr. 1591 vom 4.
November 1877) der täglich frisch aus den Schlächtereien bezogene Nierentalg (im
Sommer in Eispackung) zuerst mit kaltem Wasser gewaschen, bis alle anhängenden
Fasern, Häutchen und Bluttheile vollständig entfernt sind; dann wird er in heiſsem
Wasser mäſsig erwärmt und der Zerkleinerungsmaschine übergeben, die ihn in einen
zarten Brei verwandelt. Da zur Erzielung eines haltbaren und angenehm schmeckenden
Productes keine gröſsere Wärme als 40° angewendet werden darf, so verwendet der
Patentinhaber ein geschlossenes, guſseisernes Gefäſs (Fig. 18
Taf. 23) mit Rührvorrichtung g versehen und umgeben mit
einem Dampfmantel; der Dampf tritt durch i ein, das
Condensationswasser wird durch i abgelassen. Ist der
Apparat durch das Mannloch b zu etwa ⅔ gefüllt, so wird
dieses geschlossen, das Rührwerk in Bewegung gesetzt und Dampf eingelassen, bis das
Thermometer t höchstens 40° zeigt. Ist der Talg nach
etwa 2 Stunden geschmolzen, so wird durch d Wasser
eingelassen, das sich ebenfalls auf 40° erwärmt und nach Abstellung des Rührers den
flüssigen Talg allmälig durch den Helm und das Rohr k
in ein messingenes Absatzgefäſs hinübertreibt, welches ebenfalls mit Dampfmantel
umgeben ist. Von hier aus gelangt der Talg in kleine Blechformen von etwa 2k Inhalt, erkaltet in denselben auf 27°, wird dann
in Preſstücher geschlagen und in eine hydraulische Presse eingesetzt. Das
ausgepreſste Oleomargarin wird bei 17 bis 18° mit wenig Sahne, Salz und Zucker in
einer Buttermaschine verarbeitet, bis es eine Butter ähnliche Masse gibt.
Zur Reinigung des Schmelzgefäſses läſst man die Flüssigkeit durch das Rohr e abflieſsen und öffnet die beiden Mannlöcher b und c.
J. Nootenboom (Englisches Patent Nr. 2709 vom 14. Juli
1877) behandelt das mit Dampf ausgeschmolzene Fett mit Magnesia, dann mit Milch und
mischt das so erhaltene Fett mit Butter.
H. Mège zerkleinert das frische Fett zwischen Walzen,
versetzt mit Wasser und für je 200k Fett mit dem
klein geschnittenen Magen eines Schafes, etwas SalzsäureSalzssäure, phosphorsauren Kalk und läſst 1 Stunde lang bei 45 bis 50° stehen. Das an
der Oberfläche abgeschiedene gelbe Fett versetzt man mit 0,25 Proc. Kochsalz, läſst
bei 25° krystalisiren und preſst den noch flüssigen Theil ab. Dieser wird mit 0,1
Proc. Natriumbicarbonat, 1 Proc. Kuheuter und 12 bis 20 Proc. Rahm ½ Stunde gebuttert, abgekühlt, nochmals durch
Walzen gequetscht und entsprechend verpackt. Das auskrystallisirte Stearin wird zu
Kerzen verarbeitet.