Titel: | Ueber anormale Löslichkeit gewisser Substanzen in Seifen; von A. Livache. |
Autor: | Dte. |
Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 356 |
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Ueber anormale Löslichkeit gewisser Substanzen in
Seifen; von A. Livache.
[Ueber anormale Löslichkeit gewisser Substanzen in
Seifen.]
Seit einiger Zeit kommen unter dem Namen „Petroleumseifen“Auf der Pariser Weltausstellung 1878 sind Petroleumseifen von Vincent und Lecanu in Havre
ausgestellt. Producte in den Handel, welche in der Weise hergestellt
sind, daſs man den gewöhnlichen Rohstoffen für die Seifen Petroleum, das mit einer
bestimmten Menge Carnaubawachs gemischt ist, zusetzt. Unterwirft man diese Producte
bei mäſsiger Wärme der Destillation, so läſst sich das Petroleum unverändert
abdestilliren und auch die zurückbleibende Seife zeigt sich vollkommen unverändert;
bringt man diese Petroleumseifen in Wasser, so lösen sie sich darin, während weder
Petroleum, noch Carnaubawachs sich ausscheiden, selbst nicht in Form einer Emulsion.
Dabei ist bekanntlich Seife in Petroleum unlöslich, und man kann das letztere weder
in Seife beim Versieden, noch in Seifenwasser lösen.
Aus diesen Thatsachen schloſs A. Livache (Comptes rendus, 1878 Bd. 87 S. 249), daſs der Gehalt an
Carnaubawachs den Petroleumseifen die Löslichkeit ertheilt. Carnaubawachs ist ein
zusammengesetzter Körper; ein Theil läſst sich mit Alkalien verseifen, während ein
anderer Theil, Myricylalkohol, dabei frei wird. Dieser letztere muſs als die
wirkliche Ursache der gedachten eigenthümlichen Erscheinung angesehen werden. Und in
der That, gieſst man Myricylalkohol in Seifenwasser, so läſst sich eine vollkommen
klare Lösung erhalten. Erdöl und Myricylalkohol mischen sich in jedem Verhältniſs;
setzt man solche Mischungen zu Seifenwasser, so lösen sie sich ebenfalls darin. Man
muſs demnach die Sache so ansehen, daſs der Myricylalkohol oder das Carnaubawachs,
welches denselben enthält, zugleich das Seifenwasser und das Petroleum in Lösung
halten. Nachdem Livache diese Thatsache erkannt hatte,
suchte er sie zu verallgemeinern und fand bald, daſs die Eigenschaft, Petroleum in
Seife löslich zu machen, allen den Verbindungen zukommt, die zugleich in Seife und
in Petroleum sich zu losen vermögen. So konnte er mit Hilfe geringer Mengen von
Methyl- und Amylalkohol 50 bis 100 Proc. Petroleum in den gewöhnlichen Seifen lösen
und Producte erhalten, die im Wasser vollkommen löslich waren. Steinkohlenöl gab
ähnliche Resultate. – Harzseifen verhalten sich in diesem Falle ganz wie gewöhnliche
Seifen.
Dte.