Titel: | Das Cosinus-Pendel in seiner Anwendung bei Regulatoren und Tachometern. |
Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 458 |
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Das Cosinus-Pendel in seiner Anwendung bei
Regulatoren und Tachometern.
Mit Abbildungen.
Ueber die Anwendung des Cosinuspendels.
1) Das Pendel Der Cosinusregulator (*1877 224 19) wird
bei der weiten Verbreitung, welche er in der kurzen Zeit seines Bestehens erfahren
hat, und dem allgemeinen Interesse, das ihm von Seiten technischer Autoritäten
entgegengebracht worden ist, in Bezug auf Anordnung und Construction wohl jedem
Techniker bekannt sein. Ein wenig anders als mit der inneren Einrichtung dürfte es
sich dagegen mit der Wirkungsweise und den besonderen Eigenschaften verhalten,
welche diesen Regulator auszeichnen. Zwar haben fast alle und namentlich die
bedeutenderen technischen Zeitschriften theoretische Erörterungen und Darlegungen
der Gesetze des Cosinuspendels und Cosinusregulators gebracht; allein diese
Abhandlungen bestanden stets in umfangreichen, mathematischen Ableitungen mit vielen
und zum Theil ziemlich verwickelten Formeln, welche ein eingehendes und
zeitraubendes Studium erforderten, zu welchem wohl nur wenige Ingenieure Zeit und
Muſse gefunden haben dürften. Denjenigen Fachgenossen nun, denen daran liegt,
bedeutendere Neuerungen im Maschinenbau kennen zu lernen, welche aber bei der
Vielseitigkeit des Gebietes nicht jeder Erfindung ein eigentliches Studium widmen
können, wird es gewiſs erwünscht sein, eine kurze, klare und dabei doch erschöpfende
Erklärung des Cosinusregulators zu erhalten.
Das Charakteristische dieses Apparates besteht hauptsächlich darin, daſs seine zwei
Pendel wesentlich andere Eigenschaften besitzen, d.h. nach wesentlich anderen und
zwar einfacheren Gesetzen wirken als alle übrigen Rotationspendel. Aus weiter unten
anzuführenden Gründen ist jenen Pendeln der Name „Cosinuspendel“ beigelegt
worden. Der Erfinder des CosinusregulatorsDer Erfinder des Cosinusregulators ist bekanntlich Hr. Eduard Buſs in Firma: Buſs, Sombart und Comp. in Magdeburg. Derselbe hatte vor etwa 8
Jahren auch den nach ihm benannten Buſs'schen Regulator (1871 202 481) als Erstlingswerk erfunden, welchem
ebenfalls ein eigenthümliches, mit dem Cosinuspendel jedoch nicht verwandtes
Pendel zu Grunde liegt und der sich bis zum Erscheinen des Cosinusregulators
eine Reihe von Jahren als der vollkommenste Centrifugalregulator behauptet
hat. hat nun in neuester Zeit unter Zugrundelegung der nämlichen Cosinuspendel zwei
weitere Apparate construirt, die hier ebenfalls beschrieben werden sollen und welche
wohl geeignet sein dürften, das gleiche Interesse von Seiten der Techniker auf sich
zu lenken, wie der bereits bekannte Cosinusregulator.
Bevor wir jedoch zur Beschreibung jener beiden Apparate übergehen, soll erst eine
kurze und einfache Darlegung der in den Cosinuspendeln auftretenden Gesetze gegeben
werden.
Ist ein fester Körper von beliebiger Gestalt A (Fig. 1) um eine horizontale Achse c drehbar, ist letztere in einer unveränderlichen
Entfernung r mit einer Verticalen y starr verbunden und rotirt die horizontale Achse c gemeinschaftlich mit dem Körper A um die Verticale y, so
bildet der Körper A ein rotirendes Pendel. Das in dem
Watt'schen Regulator angewendete sogen, conische Pendel, welches aus einer Kugel und
einer geraden Stange besteht, das in irgend einer Entfernung von der rotirenden
Welle aufgehängt ist, wirkt, wenn das Gewicht der Stange unberücksichtigt bleibt,
derart, als wäre das ganze Gewicht der Kugel im Mittelpunkt derselben concentrirt.
Die an dem Pendel wirkende Centrifugalkraft ist dabei dem Kugelgewicht, dem Quadrat
der Winkelgeschwindigkeit und dem Abstand des Kugelcentrums von der Rotationsachse
proportional. Anders verhält es sich jedoch, wenn die Gestalt des Gewichtes
wesentlich von der Kugel abweicht, oder wenn mehrere Gewichte durch entsprechende
Arme mit einander verbunden sind und zusammen ein einziges rotirendes Pendel bilden.
Ein solches Pendel zeigt im Allgemeinen ein anderes Verhalten und läſst sich nicht
mehr durch ein einfaches conisches Pendel ersetzen. Es würde aber viel zu weit
führen, wollten wir hier die Wirkungsweise aller möglichen zusammengesetzten
Rotationspendel untersuchen. Wir müssen uns vielmehr darauf beschränken, dasjenige
Pendel oder, besser gesagt, diejenige Klasse von Pendeln herauszugreifen, welche den
hier zu behandelnden Apparaten zu Grunde gelegt sind.
Fig. 1., Bd. 230, S. 459
Unter dem groſsen Vorrath von möglichen und denkbaren zusammengesetzten
Rotationspendeln befindet sich nämlich eine Klasse, die der Cosinuspendel, welche in
Betreff ihrer Wirkungsweise noch weit einfacher sind als das schlichte conische
Pendel. Während bei letzterem, wie bereits erwähnt, die im Schwerpunkt angreifende
Centrifugalkraft mit dem Abstand dieses Punktes von der Rotationsachse wächst, ist
bei den in Rede stehenden Cosinuspendeln die ebenfalls im Schwerpunkt gemessene resultirende
Centrifugalkraft von der Lage des Pendels vollständig unabhängig und für alle
Pendellagen völlig gleich.
Denkt man sich ein rotirendes Pendel, welches, wie in Fig.
2 angedeutet, aus einem homogenen Cylinder besteht, dessen geometrische
Achse die Pendelachse bildet, so entspricht jedem in der oberen Pendelhälfte
gelegenen Massentheilchen a1, a2, a3... ein analoges, der
unteren Pendelhälfte angehöriges Massentheilchen b1, b2, b3..., dessen Centrifugalkraft derjenigen des ersten
Theilchens a1, a2, a3... das Gleichgewicht
hält, so daſs sich die Centrifugalkräfte aller Massentheilchen zu einer einzigen in
der Achse c angreifenden Horizontalkraft P vereinigen lassen. Da überdies die Pendelachse durch
den Schwerpunkt geht, so kann sich auch die Schwere des Pendels nur als verticaler
Achsendruck äuſsern. Das ganze Pendel steht also in Bezug auf Drehung um die Achse
c jederzeit im Gleichgewicht und zeigt, falls es
allmälig um c gedreht wird, so daſs ein im Pendel
liegender Radius ρ eine ganze Drehung um c vollzieht, nie das geringste Bestreben, diese Drehung
zu unterstützen oder zu hindern, gleichviel welches auch die Geschwindigkeit sei,
mit welcher das Pendel um die Verticale y rotirt.
Daſselbe gilt auch dann noch, wenn der Cylinder A durch
irgend einen homogenen Rotationskörper ersetzt und dessen geometrische Achse zur
Pendelachse gemacht wird. In dem Gesagten liegt auch der Beweis dafür, daſs die
Kugel des einfachen conischen Pendels sich so verhält, als wenn ihre ganze Masse im
Mittelpunkt concentrirt wäre. Würde die Kugel nämlich noch um eine zweite durch den
Kugelmittelpunkt gehende und zur Pendelachse parallele Achse drehbar sein, so hätte
eine etwaige Drehung der homogenen Kugel um ihre Centralachse nicht den geringsten
Einfluſs auf die an der Stange wirkenden Kräfte, und die Kugel würde auch keinerlei
Bestreben zeigen, sich um diese Achse zu drehen; folglich wird auch nichts an den
Kräften geändert, wenn die Kugel fest mit der Stange verbunden ist.
Fig. 2., Bd. 230, S. 460
Wird nun mit dem cylindrischen Pendel A (Fig. 3) irgend ein Gewicht C fest verbunden, so wirkt das auf diese Weise entstandene Pendel genau
so, als wäre der Cylinder A gar nicht vorhanden und als
bestände das ganze Pendel nur aus dem Gewicht C. Ist
das Gewicht C überdies von solcher Gestalt gewählt,
daſs seine ganze Masse als im Schwerpunkte concentrirt betrachtet werden kann, dann
wirkt das aus dem Cylinder A und dem Gewicht C zusammengesetzte Pendel genau wie ein einfaches
conisches Pendel von dem Gewicht C und der Pendellänge
l. Besteht aber die Umwandlung des Cylinders A
darin, daſs man, anstatt
einen Körper C hinzuzufügen, einen mit diesem
identischen Körper C1
(Fig. 3) aus dem Cylinder herausschneidet, so
entsteht ein Pendel, das sich genau gleich verhält wie ein conisches Pendel von dem
Gewichte C und der Länge l, mit dem Unterschiede jedoch, daſs die in s1 angreifende Kraft nun in umgekehrtem Sinne wirkt,
also nach innen gerichtet ist. Werden endlich mit dem cylindrischen Pendel A gleichzeitig beide vorhin angedeuteten Umwandlungen,
das Hinzufügen eines Körpers C und das Herausschneiden
eines identischen Körpers C1, vorgenommen und diese Operationen in solcher Weise ausgeführt, daſs die
beiden Punkte s und s1 einander genau gegenüber liegen und gleiche Radien
haben, so entsteht ein neues Pendel, dessen Wirkungsweise leicht zu verstehen
ist.
Fig. 3., Bd. 230, S. 461
Die von dem Körper C erzeugte, in s angreifende Centrifugalkraft ist, wenn das Pendel mit
irgend einer bestimmten unveränderlichen Winkelgeschwindigkeit rotirt, dem Abstände
p (des Punktes s von
der Rotationsachse) proportional. Die von dem Fehlen des identischen Körpers C1 herrührende, in s1 angreifende
Centripetalkraft dagegen ist für die nämliche unveränderliche Winkelgeschwindigkeit
dem Abstande p1
proportional. Stellt daher p die in s wirkende Centrifugalkraft dar, so muſs p1 der in s1 angreifenden
Centripetalkraft entsprechen. Nun wirken die Kräfte p
und p1 an gleichen
Hebelarmen k und k1 und sind beide bestrebt, das Pendel in gleichem
Sinne zu drehen (in der Figur durch Pfeile angedeutet). Sie lassen sich daher durch
eine einzige Kraft ersetzen, welche der Summe beider Kräfte p + p1 gleich ist und entweder im Punkte
s nach auſsen oder im Punkte s1 nach innen wirkt.
Nun ist die Linie p um das Stück e gröſser als der Aufhängeradius r, die Linie p1 dagegen um das gleiche Stück e1 kleiner als r, ihre Summe folglich 2r.
Der Abstand r ist aber eine von dem Neigungs- oder
Ausschlagwinkel φ des Pendels unabhängige
unveränderliche Gröſse. Folglich muſs bei unveränderter
Winkelgeschwindigkeit des Pendels auch die in dem Punkte s oder s1
gemessene resultirende Kraft unveränderlich und von dem
Ausschlagwinkel φ unabhängig sein. Da der Schwerpunkt des ganzen Pendels in
die gerade Verbindungslinie zwischen s und s1 fällt, so kann die
in s oder s1 gemessene Resultirende auch durch eine im
Schwerpunkts wirkende Horizontalkraft P ersetzt werden,
welche sich zu p + p1
verhält wie Linie sc zur Linie zc und die folglich ebenfalls von der Pendellage unabhängig ist. Das
Pendel gehört also in die bereits früher erwähnte Kategorie der Cosinuspendel.
Da die Resultirende P eine für alle Pendellagen
gleichbleibende Kraft ist, welche an dem Hebelarm h
angreift, so ist der Werth Ph oder das Moment der
Centrifugalkraft der Verticalen h und somit auch dem
Cosinus des Ausschlagwinkels φ proportional. Diesem
Umstände verdanken alle diejenigen Pendel, welche in ihrer Wirkungsweise mit dem
vorliegenden übereinstimmen, den bereits erwähnten Namen „Cosinuspendel“.
Werden gleichzeitig zwei cylindrische Körper C aus der
einen Pendelhälfte A2
herausgenommen und mit der andern Pendelhälfte A1 an den gegenüber liegenden entsprechenden Stellen
vereinigt, so entstehen zwei unveränderliche Resultirende, die sich zu einer
einzigen ebenfalls unveränderlichen Horizontalkraft vereinigen lassen, welche im
gemeinschaftlichen Schwerpunkt der beiden mit der Pendelhälfte A2 vereinigten Körper
angreift.
Ebenso gut lassen sich gleichzeitig drei, vier und mehr Cylinder und folglich auch
Körper von beliebiger Gestalt von der einen Pendelhälfte A1 nach den gegenüber liegenden Stellen
der andern Pendelhälfte A2 übertragen, und sie müssen stets wieder eine unveränderliche
Resultirende erzeugen, die im gemeinschaftlichen Schwerpunkt der in A2 hinzugefügten Körper
angreift und eine nach auſsen gerichtete Horizontalkraft ist. Wird auf diese Weise
die ganze Pendelhälfte A1 entfernt und derart mit der andern Hälfte A2 verbunden, daſs ein Halbcylinder von
doppelter Länge entsteht, so muſs die resultirende Centrifugalkraft, welche das
Pendel um die Achse c zu drehen sucht, immer noch eine
unveränderliche und im Schwerpunkt des ganzen Pendels angreifende Horizontalkraft
sein.
Besteht daher ein Rotationspendel aus einem homogenen halben Cylinder (wie A1 oder A2) und bildet die
Cylinderachse auch die Aufhängeachse des Pendels, so ist der halbe Cylinder ein
Cosinuspendel. Daſselbe gilt auch von der Hälfte irgend eines beliebigen homogenen
Rotationskörpers, der von einer durch die Achse des Rotationskörpers gelegten Ebene
in zwei Hälften getheilt wird. Pendel von dieser Form finden auch in den weiter
unten beschriebenen Apparaten Anwendung. Die Rotationspendel des bekannten
Cosinusregulators besitzen dagegen trotz ihrer übereinstimmenden Wirkungsweise eine
wesentlich abweichende Gestalt und machen deshalb auch eine besondere Untersuchung
erforderlich.
In Fig. 4 seien df und
eg zwei sich im Punkte c unter rechtem Winkel schneidende gerade Linien und die vier Abstände cd, ce, cf und cg gleich;
ferner seien die Punkte d, e, f und g die Mittelpunkte von vier gleichen Kugeln 1 bis 4 und das ganze
System bilde ein Rotationspendel, welches um die zu df
und eg rechtwinklige Achse c drehbar ist und um die Verticale y rotirt.
Werden nun die in den 4
Kugeln auftretenden Centrifugalkräfte durch ihre Abstände von der Rotationsachse y, d.h. durch die Linien p1 bis p4 dargestellt, während die Verticalen k1 bis k4 die zugehörigen
Hebelarme sind, so ergeben sich folgende Beziehungen.
Fig. 4., Bd. 230, S. 463
Die in den Gewichten 1 und 3 wirkenden Centrifugalkräfte suchen das Pendel in verschiedenem Sinne zu
drehen und erzeugen daher in f eine Resultirende,
welche der Differenz p3
– p1 oder der Linie 2
m gleich ist. Die von den Gewichten 2 und 4 erzeugte, in e gemessene Resultirende ist aus analogen Gründen
gleich dem Unterschiede p2
– p4 oder gleich der
Linie 2n. Das von den Gewichten 1 und 3 erzeugte Moment wird, da 2m die an dem Hebelarm k3 wirkende Kraft ist, von einem Rechteck
dargestellt, das doppelt so groſs ist als mk3. Ebenso entspricht das Rechteck nk2 dem halben von den
Kugeln 2 und 4 hervorgebrachten Moment. Die beiden
Rechtecke mk3 und nk2 sind, wie aus der
Figur leicht ersichtlich ist, identisch und stellen daher auch gleiche Momente dar,
welche, weil in umgekehrtem Sinne wirkend, einander das Gleichgewicht halten. Das
beschriebene Rotationspendel steht folglich ebenso gut wie das in Fig. 2 dargestellte cylindrische Pendel in jeder Lage
und für jede Winkelgeschwindigkeit im Gleichgewicht. Wird nun die Kugel 1 entfernt und mit 3
vereinigt, so bildet das umgewandelte System wieder ein Pendel, das sich so verhält,
als wäre in 3 eine Kugel mit nach auſsen gerichteter
Kraft p1 und in 1 eine Kugel mit nach innen gerichteter Kraft p1 vorhanden. Das
Pendel muſs daher ebenso gut wie das in Fig. 3
dargestellte ein Cosinuspendel sein.
Verlegt man gleichzeitig die Kugeln 1 und 2 nach 3 und 4, so treten bei gleichbleibender Geschwindigkeit in
f und g zwei gleiche
und unveränderliche Kräfte p1
+ p3 und p2
+ p4 auf, welche durch
eine einzige im Schwerpunkt angreifende constante Kraft ersetzt werden können. Auf
diese Weise wird ein Cosinuspendel erzeugt, das aus zwei gleichen Gewichten besteht,
welche an zwei gleichen, unter rechtem Winkel stehenden Armen befestigt sind. In dem
Pendel Fig. 4 lassen sich aber ohne Aenderung des
Gleichgewichtszustandes zwei gegenüberliegende Arme, z.B. die den Gewichten 1 und 3 angehörigen,
gleichmäſsig verkürzen oder verlängern, insofern nur die zugehörigen Gewichte
entsprechend vergröſsert oder verkleinert werden. Würden die Arme von 1 und 3 beispielsweise auf
die Hälfte oder den dritten Theil ihrer ursprünglichen Länge reducirt, so müſste
dementsprechend nicht allein die Kraft p3
– p1 sondern auch der
Hebelarm k3 je zwei-
oder dreimal kleiner ausfallen; das Moment würde folglich bei gleichbleibenden
Gewichten auf den vierten oder neunten Theil herabgezogen. Um den Gleichgewichtszustand
wieder herbeizuführen, ist folglich bei Verkürzung der Arme auf die Hälfte eine
Vervierfachung, bei Verkürzung auf ein Drittel eine neunfache Vergröſserung der
Gewichte erforderlich. Besitzen die an den veränderten Hebelarmen befestigten
Gewichte aber gerade diejenige Gröſse, bei der für alle Pendellagen Gleichgewicht
besteht, so kann das Pendel wieder in ein Cosinuspendel verwandelt werden und zwar
dadurch, daſs man zwei benachbarte Gewichte, z.B. 1 und
2, entfernt und jedes derselben mit dem
gegenüberliegenden Gewicht vereinigt, oder auch dadurch, daſs man zwei benachbarte
Gewichte einfach gänzlich wegfallen läſst. Auf diese Weise gelangt man endlich zu
demjenigen Pendel, welches im Cosinusregulator zur Anwendung kommt und das aus zwei
einfachen Pendeln zusammengesetzt ist, welche mit einander einen rechten Winkel
bilden und deren Gewichte sich umgekehrt verhalten wie die Quadrate ihrer
Pendelarme.
Nach dem Gesagten ist die von den Centrifugalkräften der zwei Gewichte dieses Pendels
erzeugte resultirende Horizontalkraft, welche im Schwerpunkt angreift und das Pendel
um seine Aufhängeachse zu drehen sucht, nur von der Winkelgeschwindigkeit, nicht
aber von der Lage des Pendels abhängig. Diese Kraft ist vielmehr für irgend eine
bestimmte Winkelgeschwindigkeit für alle nur denkbaren Pendellagen innerhalb einer
ganzen Umdrehung völlig gleich. Dagegen steigt und sinkt sie mit der
Winkelgeschwindigkeit und ist dem Quadrat derselben proportional. Es mag hier noch
bemerkt werden, daſs die Centrifugalkraft der Gewichte auſser der im Schwerpunkt
angreifenden, von der Pendellage unabhängigen Kraft noch einen horizontalen
Achsendruck erzeugt, welcher von der Pendellage abhängt und der Entfernung des
Schwerpunktes von der Rotationsachse proportional ist. Dieser Achsendruck hat aber
nur Einfluſs auf die von dem Pendel erzeugte Reibung.