Titel: | O. Greiner's Garnwindemaschine. |
Autor: | F. H. |
Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 471 |
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O. Greiner's Garnwindemaschine.
Mit Abbildungen auf Tafel 40.
Greiner's Garnwindemaschine.
Wir haben bereits in D. p. J. *1876 222 219 eine
Maschine von Nicolet und Blondel beschrieben, welche den Zweck hat, das noch fast allgemein von
Hand vorgenommene Auswinden gefärbter Garnsträhne mechanisch zu verrichten. Diese
Maschine ist ziemlich einfach, doch auch noch sehr unvollkommen; denn sie trägt der
wesentlichen Bedingung keine Rechnung, daſs bei Strähnen verschiedener Nummern das
Auswinden nicht gleich weit getrieben werden darf, wenn nicht die Gefahr des
Reiſsens von Garn eintreten soll, wobei dann der Strähn unvollständig entwässert
wird. Es ist schon damals darauf hingewiesen, daſs die selbstthätige Ausrückung der
Maschine beim Eintreten einer gewissen Spannung im Strähn die rationellste Lösung
wäre; da dieselbe aber voraussichtlich schwer zu erzielen sein dürfte, so scheint
uns der Weg beachtenswerth, welchen O. Greiner in
Berlin (*D. R. P. Nr. 465 vom 19. August 1877) bei seiner neuen Wringmaschine für
Garnsträhne eingeschlagen und der darauf hinausgeht, für verschiedene Garnnummern
eine veränderliche Zahl von Windungen des Strähnes zu ermöglichen, die günstigste
Zahl von Fall zu Fall zu ermitteln und die Maschine dann hiernach einzustellen.
Greiner's Maschine, welche als doppelte ausgeführt wird,
ist in Fig. 1 bis 4 Taf. 40 in
verschiedenen Ansichten wiedergegeben. Der auszuwindende Garnsträhn wird über die
Rollenpaare a, a1
gelegt; die mit ihrer gemeinschaftlichen Achse fest verbundenen Rollen a1, vertreten den Windestock, während
die losen Rollen a an den kurbelartigen Enden der bei
c gelagerten Wellen b
als Färbeknebel dienen. Die Wellen b sind mit den mit
ihnen auf Drehung verbundenen hohlen Achsen der Getriebe C verschiebbar und durch die Flachschienen d
mit den Gewichtshebeln g verbunden, welche auf Achsen
lose sitzen, die Rollen a, a1 von einander zu entfernen trachten und dadurch den aufgelegten
Garnsträhn spannen. Die Gröſse dieser Spannung hängt von der Stellung der
Gewichtshebel g ab. Damit letztere unabhängig von der
Länge des Strähnes sein kann, lassen sich die Gewichtshebel an verschiedenen Stellen
mit den Stangen d kuppeln.
Die zum Auflegen der Strähne erforderliche Näherung der Rollen a, a1 wird durch
Niederdrücken der Hebel d2 erzielt, welche mittels der Daumen e die
Gewichtshebel g heben. Nach Auflegen der Strähne werden
die Hebel d2 wieder
losgelassen, dagegen drückt man den Einrückhebel v
nieder, wobei durch die geschlitzte Stange u der Hebel
t1 auf der Achse
S des Riemenführers t
mitgenommen und durch letzteren der Riemen auf die Vollscheibe der Antriebsachse J der Maschine geschoben wird. Diese Achse trägt ein
Getriebe F, welches in das Kurbelrad G greift. Jede Drehung dieses Rades hat ein Vor- und
Zurückschwingen des mit ihm durch die Stange E
verbundenen Zahnsegmentes D zur Folge, welches wieder
den Getrieben C und damit auch den Rollen a eine bestimmte Zahl von Vorwärts- und
Rückwärtsdrehungen zum Auswinden des Strähnes ertheilt. Diese Drehungszahl läſst
sich nun dadurch ändern, daſs die Schwingungsgröſse des Segmentes D durch Benutzung der gröſseren oder kleineren Kurbel
des Rades G oder durch Versetzen des Kuppelbolzens
zwischen der Kurbelstange E und dem Segment D verändert wird.
Sind durch das Zurückschwingen des Zahnsegmentes die Kurbeln an den Wellen b in die todte Lage gekommen, so erhalten die Strähne
durch Drehung der Rollen a1 eine ruckweise Verschiebung, damit jene Stellen, welche eben an den
Rollen anlagen, bei der folgenden Drehung der Kurbeln ebenfalls ausgerungen werden.
Mit der Achse der Rollen a1 ist zu diesem Zwecke eine Schnurscheibe p
durch Sperrrad und Klinke q so gekuppelt, daſs sich
dieselbe unabhängig von dieser Achse dreht, sobald die um die Rolle geschlungene
Schnur n der Bewegung des Hebels i1 folgt, welcher lose
auf der Achse K des Zahnsegmentes sitzt. Ein zweiter
auf dieser Achse fester Hebel i trägt an seinem Ende
einen durch eine Feder in seiner Lage gehaltenen Winkelhebel kk1, dessen mit einem Stahlbacken
versehene Seite k beim Vorwärtsschwingen der
Segmentachse K hinter den Stahlbacken l des Hebels i faſst und
denselben beim Zurückschwingen mitnimmt, bis unmittelbar vor dem Ende der Bewegung
das andere Hebelende k1
gegen die Stellschraube m stöſst. Hierdurch wird k von l abgezogen, das
Gewicht o am anderen Ende der Schnur n kann fallen und die auf diese Weise hervorgerufene Drehung der Rolle
p wird durch das Gesperre auf die Rollen a1 übertragen, welche
dem Strähn die gewünschte Verschiebung ertheilen. Die Gröſse dieser Verschiebung ist
durch die Begrenzung der Rückschwingung des Hebels i
mittels eines verstellbaren Gummibuffers z veränderlich
gemacht.
An dem Hebel i ist noch eine durch Feder y in ihrer Lage gehaltene Sperrklinke x angebracht, welche bei jedem Hin- und Hergang des
Zahnradsegmentes D den Ausrückhebel um einen seiner
vier Zähne aufwärts schiebt. Je nachdem man nun den Anschlagbolzen u1 von u in das obere oder untere Loch steckt oder ganz
herausläſst, tritt ersterer oder die Anschlagstelle u2 nach zwei, drei oder vier Perioden
derartig mit dem Umschützhebel t1 zusammen, daſs dieser gehoben und damit S gedreht und der Riemen auf die lose Riemenscheibe
geschoben wird, wodurch Stillstand der Maschine bewirkt ist. Durch Hilfe des
Gewichtes des Zahnradsegmentes tritt die Ruhe stets ein, wenn die Rollen a ihre ursprüngliche horizontale Stellung wieder
erreicht haben. Die Hebel d2 werden nun herabgezogen, die lose aufliegenden Strähne durch neue
ersetzt und das Spiel beginnt von vorn.
F. H.