Titel: | Herstellung von Chrom-Tiegelstahl; von S. Kern in St. Petersburg. |
Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 505 |
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Herstellung von Chrom-Tiegelstahl; von S. Kern in
St. Petersburg.
Kern, über Herstellung von Chrom-Tiegelstahl.
Das gewöhnliche Verfahren, Fluſsstahl in Tiegeln herzustellen, leidet an dem
Uebelstande, daſs das Product, in Folge der groſsen Verschiedenheiten im
Kohlenstoffgehalt des dabei zur Verwendung kommenden Puddelstahles, sehr
unzuverlässig ist. Ferner liefert das als Zusatz benutzte Ferromangan gewöhnlich die
Qualität des Stahles schädigende Mengen von Phosphor und Schwefel. S. Kern (Iron, 1877 Bd. 10
S. 586) schlägt auf Grund der von ihm angestellten Versuche folgendes Verfahren vor,
um einen möglichst hohen Grad von Regelmäſsigkeit in Bezug auf die Qualität des
Fabrikates zu erzielen. Anstatt des Puddelstahles (Schweiſsstahl) verwende man
Bessemer- oder Siemens-Martin-Stahl (Fluſsstahl), welcher auſser der Eigenschaft
gröſserer Zuverlässigkeit auch billiger als ersterer ist. Das Ferromangan ersetze
man durch Chromeisenstein und gebrannten Kalk. Wenn die Analysen der zur Verwendung
kommenden Rohmaterialien bekannt sind, so lassen sich nach den Erfahrungen des
Verfassers genaue Vorschriften zur Herstellung jeder beliebigen Stahlsorte in Bezug
auf die Mischungsverhältnisse machen. Nachstehende Procentzusammenstellungen geben
hiervon einige Beispiele.
1) und 2) Gewalzte Stäbe aus Bessemerstahl.
Gebundener Kohlenstoff
0,100
bezieh.
0,250
Silicium
0,006
„
0,010
Mangan
0,020
„
0,030
Schwefel
Spuren
„
0,005
Phosphor
0,010
„
Spuren
Kupfer
0
0
3) und 4) Gewalzte Stäbe aus Siemens-Martin-Stahl.
Gebundener Kohlenstoff
0,400
bezieh.
0,600
Silicium
0,020
„
0,020
Mangan
0,030
„
0,130
Schwefel
0,010
„
0
Phosphor
Spuren
„
0,001
Kupfer
Spuren
„
0
Schmiedeisen
Gefeintes Guſseisen
Gebundener Kohlenstoff
0,12
4,25
Graphit
Spuren
0,10
Silicium
0,02
0,03
Mangan
Spuren
0,01
Schwefel
0
0
Phosphor
0
0
Chromeisenstein
Gebrannter Kalk
Chromoxyd
65,51
Calciumoxyd
90,750
Eisenoxydul
31,65
Kieselsäure
1,500
Schwefel
0
Eisenoxyd
2,750
Fremde Substanzen
2,60
Schwefel
0,010
Kupfer
0
Phosphor
0,005
Der Chromeisenstein und der gebrannte Kalkstein werden gestampft, die übrigen
Rohmaterialien in 25mm groſsen Würfeln verwendet.
Als Mischungsverhältnisse zur Darstellung des Fluſsstahles aus obigen Materialien
werden nun folgende angegeben.
k
k
Bessemerstahl Nr. 1
24,00
bezieh.
10,00
„ Nr. 2
5,00
„
22,00
Schmiedeisen
5,00
„
2,00
Chromeisenstein
0,75
„
0,65
Kalkstein
0,25
„
0,35
Der hieraus entstehende Stahl enthält 0,20 bis 0,25, bezieh.
0,45 bis 0,55 Proc. Kohlenstoff.
k
k
Martin-Stahl Nr. 3
20,50
bezieh.
2,00
„ Nr. 4
4,50
„
19,00
Gefeintes Guſseisen
8,75
„
12,00
Chromeisenstein
0,75
„
1,25
Kalkstein
0,50
„
0,75
Der hieraus entstehende Stahl enthält 0,80 bis 0,90, bezieh.
1,0 bis 1,3 Proc. Kohlenstoff.
Der Stahl wird in vorher erhitzten Tiegeln aus feuerfestem Thon geschmolzen. Auf den
Boden derselben schüttet man zunächst die Mischung aus Chromeisenstein und
gebranntem Kalk und legt auf diese die geschnittenen Stäbe der übrigen zur
Verwendung kommenden Materialien.