Titel: | Zur chemischen Technologie der Alkalien. |
Autor: | F. |
Fundstelle: | Band 231, Jahrgang 1879, S. 65 |
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Zur chemischen Technologie der
Alkalien.
Mit Abbildungen auf Tafel 8.
Zur chemischen Technologie der Alkalien.
Abdampfapparat für Salzlösungen von Schäffer und Budenberg in
Magdeburg (*D. R. P. Nr. 191 vom 4. Juli 1877). Der mit schlechten Wärmeleitern
eingehüllte Kessel A (Fig. 1 und
2 Taf. 8) ist mit Wasserstandsglas N und
Mannloch O versehen und wird durch L mit Salzlösung gefüllt. Im Inneren dieses Kessels
befindet sich ein zweites geschlossenes, aus über einander liegenden, hohlen Linsen
bestehendes Gefäſs B, welches jedoch auch irgend eine
andere Form haben kann; in dasselbe tritt durch das Rohr D Dampf von 2 bis 3at ein, während das
gebildete Condensationswasser aus einem kleinen, seitlich bei c angebrachten Rohr abflieſst, wegen seiner höheren
Temperatur aber noch zum Vorwärmen der zugeführten Soole dienen soll. Der aus der
Soole entwickelte Wasserdampf entweicht durch E; das
ausgeschiedene Salz wird durch Schaber, von denen in der Abbildung nur zwei, oben
f und unten g,
angegeben sind und die mittels Riemenscheibe x und
zweier Kegelräder bewegt werden, von den Wandungen des Gefäſses B gelöst und fällt nach Oeffnung des Schiebers H in das Rohr G. Nun wird
H geschlossen und J
geöffnet, so daſs das Salz durch K entfernt werden
kann.
Wo eine entsprechende Wasserkraft vorhanden ist, kann die Temperatur des
Wasserdampfes auch durch Compression erhöht werden; andererseits kann der aus E entweichende Dampf von 100° in ein zweites gleiches
Gefäſs zum Abdampfen neuer Salzlaugen geführt werden, der hier entwickelte Dampf von
80° in ein drittes Gefäſs, der aus diesem mit 60° entweichende Dampf in ein viertes
Gefäſs, dessen Dampf von 40° mittels Luftpumpe und Einspritzcondensator verdichtet
wird, nach dem sogen. Princip der vielfachen Wirkungen.
Nach gef. Mittheilung obiger Firma hat dieselbe das Ausführungsrecht des Piccard'schen Abdampfapparates (*1878 230 476)
erworben, welcher nach gleichem Princip construirt ist wie der vorstehend
beschriebene, aber eine gröſsere Leistungsfähigkeit besitzt.
Einen ganz ähnlichen Apparat beschreibt A. Eigner im Berg- und Hüttenmännischen Jahrbuch, * 1878 S. 192.
Dahin zielende Vorschläge wurden übrigens schon von Pelletan (1841 80 381) und Edwards (*1842 82
40) gemacht, welche dann durch Rittinger weiter
ausgebildet wurden.
A. Pütsch's Abdampfapparat. Zum Eindampfen von
Salzlösungen, namentlich auch solcher Flüssigkeiten, welche übelriechende Gase
entwickeln, empfiehlt A. Putsch in Berlin (*D. R. P.
Nr. 365 vom 6. September 1877) einen Apparat, der mit dem vorigen im Wesen einige
Aehnlichkeit hat. Die Luftpumpe A (Fig. 3 Taf.
8) preſst atmosphärische Luft durch das mit Sicherheitsventil a1 und
Regulirvorrichtung a2
versehene Rohr a in den Ofen B, welcher durch c mit Brennmaterial versehen wird, während aus y die Asche entfernt werden kann. Die entwickelten
Verbrennungsgase treten durch das ebenfalls mit Regulirvorrichtung versehene Rohr
d in das durchlöcherte Rohrkreuz d1 und von hier aus
fein vertheilt durch die im Kessel C befindliche
Flüssigkeit, welche zum Abdampfen aus der Cysterne h
entnommen ist. Um die Temperatur der Feuergase zu reguliren, speciell um sie zu
mäſsigen, kann durch das von dem Druckrohr a
abgezweigte Rohr r und den an diesem sitzenden
Rohrstutzen mit Regulirhahn t kalte Luft in den oberen
Theil des Ofens B hineingedrückt werden.
Die im Verdampfgefäſs C sich bildenden Dämpfe und Gase
gelangen nun durch das Rohr e mit Absperrventil e1 in den Doppelboden
f des Vacuumkessels D
und geben ihre Wärme an die hier befindliche Flüssigkeit ab, welche im Kessel C bereits theilweise abgedampft war, so daſs sich schon
im Doppelboden f die Dämpfe gröſstentheils verdichten.
Aehnlich wie in Zuckerfabriken werden nun die in D
entwickelten, durch das Rohr i nach dem Gefäſs E geführten Dämpfe condensirt, während die nicht
verflüssigten Gase mittels Luftpumpe durch l abgesaugt
werden; das durch k zugeführte Wasser gelangt durch das
Fallrohr m in den Behälter n. Die sich im Doppelboden f des
Vacuumkessels D durch Condensation ansammelnde
Flüssigkeit flieſst durch das geneigt liegende Rohr g
in den unteren Theil des Luftcondensators F. Durch
dasselbe Rohr g gelangen auch die nicht condensirten
Theile des Gas- und Dampfgemisches in den Luftcondensator, in welchem der letzte
Rest alles Condensirbaren verdichtet wird. Die gebildete Flüssigkeit gelangt durch
das Rohr o ebenfalls nach dem Behälter n, die Gase dagegen treten bei s aus dem Condensator F aus, um in den
Schornstein des Kessels der Betriebsmaschine oder in die Feuerung desselben geleitet
zu werden.
Die Füllung der Gefäſse C und D wird mittels Luftdruck bewirkt. Zu dem Ende ist die Luftpumpe A mit einem – nicht besonders gezeichneten –
Umsteuerungsmechanismus versehen, so daſs sie durch das Rohr a auch saugend wirken kann. Ist nun eine Verdampfoperation vollendet, so
wird die concentrirte Flüssigkeit, bezieh. der feste Rückstand aus dem Vacuumkessel
D nach Aufhebung der Luftleere durch Oeffnung eines
Lufthahnes durch das Mannloch x entfernt; dann werden
sämmtliche Absperrungen am Apparate geschlossen mit Ausnahme von e1, r2 und q1. Während durch die
Röhren a und r die
Luftpumpe A die Luft aus dem Vacuumkessel D saugt, treibt die äuſsere Atmosphäre die in dem
Gefäſs C befindliche Flüssigkeit durch das bis auf den
Boden von C reichende Rohr q in das Vacuum hinüber.
Um nach erfolgter Entleerung das Verdampfgefäſs C in
gleicher Weise mit neuer Flüssigkeit aus der Cysterne h
zu füllen, sind dann die Hähne r2 und q1 und das Absperrventil e1 zu schlieſsen, dagegen der Hahn p1 des vom oberen Theil
von C bis zum Boden der Cysterne h hinabreichenden Rohres p, sowie auch der Hahn r1 des Rohres r zu
öffnen. – Da beide Apparate eine Betriebskraft erfordern, werden sie wohl nur eine
beschränkte Anwendung finden können.
Der Abdampf- und Calcinirofen von
J. Schneider und S.
Menzel in Hasserode (*D. R. P. Nr. 241 vom 14. Juli 1877) soll namentlich
zur Wiedergewinnung der Soda aus den in Cellulosefabriken abfallenden Natronlaugen
dienen. Die in der Pfanne A (Fig. 4 bis
6 Taf. 8) vorgewärmte Lauge flieſst nach Oeffnung des Hahnes S in die beiden Vorwärmer D, von hier in die ebenfalls röhrenförmigen Vorwärmer E und steigt durch die Stutzen f in die untere Abdampfpfanne B. Dadurch
sollen die bereits eingedickten Massen in den vorderen Theil C der Pfanne geschoben werden, um hier völlig auszubrennen.
Die Anwendung derartiger Röhrenvorwärmer dürfte sich kaum als praktisch erweisen, da
durch solche Flüssigkeiten Röhren leicht verstopft werden, wie dies die Erfahrung
bei Wollschweiſslaugen (vgl. *1875 218 488. 1878 229 447) gezeigt hat; jedenfalls
ist eine Reinigung der Röhren sehr lästig.
Sulfatproceſs von J. Hargreaves in Widnes. Im Anschluſs an die früheren
Berichte über dieses Verfahren (vgl. 1875 215 58. *218 416. 1877 223 200. * 225 180)
mögen hier die neuesten Verbesserungen an demselben zur Vorbereitung der
Chloralkalien angeführt werden. (*D. R. P. Nr. 1956 vom 11. September 1877.
Englisches Patent Nr. 818 vom 28. Februar 1877.)
Die Schnecke s des neuen Apparates, von welchem Fig.
7 und 8 Taf. 8
Grundriſs und Seitenansicht zeigen, führt aus dem Lagerraum das Kochsalz in den
Trichter A, an dessen unterem Theile die beiden Walzen
x sich in entgegengesetzter Richtung drehen und die
Chlorverbindung in den
Kanal B schaffen; hieraus wird durch eine zweite
Schnecke das Salz vorwärts durch den verticalen Schlot C in einen abgeschlossenen Raum D gebracht,
in welchem sich der Transporteur D1 bewegt. In den Kanal B mündet das Rohr b, durch welches Dampf in
das durch die Schnecke bewegte Material geführt wird.
In dem Raum D, in welchem das Rohr C mündet, arbeitet der endlose Transporteur D1, der so aufgestellt
ist, daſs das Material in schräger Richtung nach der Kammer R hinaufgeführt wird, wobei es den Ofen O
passirt. Die Transportvorrichtung D1 besteht aus zwei über Scheiben gespannte endlose
Ketten, auf welchen kurze Platten ruhen und mittels Zapfen so befestigt sind, daſs
sie beim Aufsteigen des Kettenbandes eine glatte Fläche bilden, während sie am Ende
bei Umkehrung ihres Laufes ihre Schicht trockener Chlorverbindung abgeben und nach
unten hängen bleiben (Fig. 9), bis
sie vorn wieder aufgelegt werden.
Vor und hinter dem Rohr C ist je ein Trichter G und K angebracht, welche mit ihren unteren Enden in
den Raum D hineinragen. Beide Trichter haben an ihrem
spitzen Ende kleine geriffelte Speisewalzen, die durch den Transporteur in Drehung
versetzt werden. Durch den Trichter G wird mittels
einer Speisewalze trockenes pulverförmiges Chlorid auf die Transportplatten
gestreut, um das Ankleben der aus C zugeführten
feuchten Chlorverbindung zu verhüten, welche unter dem Trichter K ebenfalls mit trockenem Chlorid bestreut wird, um sie
gegen das Ankleben an den Stampfern m zu schützen.
Diese bestehen aus Hebeln, welche an einem Ende drehbar an einer Achse stecken,
während an dem anderen Ende bewegliche verticale Theile sitzen, die an ihrem unteren
Ende schräge, der Steigung des Transporteurs entsprechend gestellte Platten tragen.
Die Stampfhebel ruhen an passender Stelle auf Daumen, welche beim Drehen die
Stampfer abwechselnd lieben und fallen lassen, so daſs die Schicht auf den
Transporteurplatten fortwährend zusammengeschlagen wird. Durch die gelenkartige
Einrichtung der Stampfer wird vermieden, daſs die aus trockenem Material bestehende
Oberfläche der Schicht durch die Stampfplatten aufgerührt wird.
In dem Ofen O, in welchem der Transporteur den gröſseren Theil seines Laufes
verbleibt, werden die heiſsen Gase durch passend angebrachte Oeffnungen unter den
Transporteur eingeführt und streichen durch die vertical hängenden zurückkehrenden
Platten hinauf unter der obern Plattenreihe entlang, um vorn bei P abgeleitet zu werden.
Die Eintritts- und Austrittsöffnungen für den Transporteur in den Ofenraum werden
durch passend angebrachte Klappen abgeschlossen, während da, wo der rückkehrende
leere Transporteur in den Ofen zurückgeht, die vertical hängenden
Transporteurplatten den Abschluſs bilden.
F.