Titel: Wassermotor mit Hubregulirung; von J. Hastie und Comp. in Greenock (Schottland).
Autor: M.
Fundstelle: Band 231, Jahrgang 1879, S. 127
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Wassermotor mit Hubregulirung; von J. Hastie und Comp. in Greenock (Schottland). Mit Abbildungen auf Tafel 13. Hastie's Wassermotor mit Hubregulirung. Wir entnehmen dem Engineering, 1878 Bd. 26 S. 368 die auf Taf. 13 wiedergegebenen Skizzen eines äuſserst originellen Wassermotors, welcher, wie unsere Quelle angibt, bereits in 7 Exemplaren ausgeführt ist und praktisch befriedigende Resultate ergeben hat. Bekanntlich ist der principielle Mangel unserer gewöhnlichen Wassermotoren darin zu suchen, daſs sie bei constant gegebener Druckhöhe für eine variable Arbeit nicht geeignet sind und stets die gleiche Wassermenge verbrauchen, ob sie nun voll arbeiten oder durch Bremsung einem geringeren Kraftbedarf zu entsprechen haben; die unelastische Natur des Wassers erlaubt eben keine Expansionsausnutzung. Eine Regulirung der Arbeitsleistung durch gröſsere oder geringere Tourenzahl würde selbstverständlich eine variable Transmission bedingen, was nur auf complicirte Weise erreichbar ist. Genau dasselbe Resultat erzielt aber Hastie dadurch, daſs er den Hub des Arbeitskolbens veränderlich macht; bei der Maximalleistung durchmiſst der Kolben das volle Cylindervolum; sinkt der Kraftbedarf, so beschreibt der Kolben, bei gleichbleibender Tourenzahl einen immer kleineren Weg und liefert somit geringere Arbeit. Die Cylinder arbeiten dem entsprechend mit wechselnden schädlichen Räumen; es sind jedoch dieselben hier in Folge der unelastischen Natur des Wassers von keinem Nachtheil, da stets nur das vom Kolben beschriebene Volum zur Ausströmung kommt. Die Variation des Kolbenhubes geschieht, wie sich aus Fig. 1 und 3 ergibt, durch Verstellung des Kurbelzapfens in einer schwalbenschwanzförmigen Nuth und könnte in einfachster Weise nach Abstellen der Maschine von Hand geschehen, wie beim Antriebe des Messerhalters von Hobel- und Nuthstoſsmaschinen; schon hierdurch läſst sich unter Umständen groſse Ersparniſs erzielen; zur vollständigen Lösung des Problems hat aber Hastie diese Verstellung selbstthätig und dadurch seinen Wassermotor zu einem selbstregulirenden gemacht. Der Schwalbenschwanz, welcher den Kurbelzapfen trägt, hat an einem nach innen vorstehenden Zapfen eine Rolle aufgesetzt (in Fig. 2 oben) und auſserdem eine Platte innen angeschraubt, welche eine zweite Rolle trägt (in Fig. 2 unten); zwischen beiden Rollen ist eine doppelte Kammscheibe gelagert, letztere auf einer inneren Welle befestigt, während das die Schwalbenschwanzführung des Kuppelzapfens enthaltende Gehäuse, welches die Kurbelscheibe darstellt, auf einer Rohrwelle befestigt ist. Dreht man die Kurbelscheibe im Sinne des Pfeiles der Fig. 5, während die den Kamm tragende Welle festgehalten wird, so verschieben sich die Rollen und mit ihnen der den Kurbelzapfen tragende Schwalbenschwanz, und wenn der Kurbelzapfen für die in Fig. 5 gezeichnete Stellung seinen kleinsten Radius inne hatte, so wird er bei fortgesetzter Verdrehung der Kurbelscheibe über die Kammscheibe einen immer gröſseren Radius annehmen. Nun ist die Welle der Kammscheibe an ihrem hinteren Ende mit der Antriebsriemenscheibe verkeilt, welche wieder mit der Rohrwelle verbunden ist, aher nicht fest, sondern mittels einer eigenthümlichen, in dem inneren Raum der Riementrommel angebrachten Construction; dieselbe ist aus Fig. 3 ersichtlich. Die Rohrwelle trägt zwei Nasen, an welche Ketten, die beiderseits über Kettenrollen gehen, angebolzt und endlich an einen Kloben der Riemenscheibe verschraubt sind. Die Lager der Kettenrollen werden durch Schraubenfedern nach auswärts gepreſst und halten so die Ketten gespannt. Wenn die Maschine zu arbeiten beginnt, so dreht sich, unter dem Einflüsse der beiden Arbeitscylinder, zunächst die Kurbelscheibe um deren Rohrwelle; in Folge dessen werden die Ketten angezogen und erhalten das Bestreben, die Riemenscheibe sammt der mit ihr verbundenen Kammwelle mitzunehmen, vermögen dies jedoch erst dann, wenn die Federn der Kettenrollen einen gröſseren Widerstand dem Zusammendrücken entgegensetzen, als die Antriebsscheibe der Umdrehung. Es findet somit eine gewisse Drehung der Rohrwelle statt, ehe sich die Riemenscheibe und die mit ihr verbundene volle Welle mitzudrehen beginnt; durch diese relative Verschiebung der Kurbelscheibe zur Kammscheibe wird, wie oben ausgeführt, der Hub so lange vergröſsert, bis er der zu leistenden Arbeit entspricht; dies kann in einfacher Weise durch entsprechendes Anspannen der Ketten ein für alle Mal regulirt werden, und die Maschine ist dann vollkommen selbstregulirend, indem bei jeder Veränderung des Kraftbedarfes ein Nachlassen oder Anspannen der Schraubenfedern und in Folge dessen eine Hubregulirung erfolgt. Ein Verdrehen der Kammscheibe durch den Druck auf den Kurbelzapfen kann selbstverständlich nicht erfolgen, da die beiden Rollen in gleicher Linie mit dem Mittel der Kammwelle liegen und somit kein Drehungsmoment auftreten kann. Die übrige Construction dieses netten Maschinchens ist aus den Skizzen klar ersichtlich; die oscillirenden Cylinder sind an langen Zapfen überhängend gelagert und erhalten ihre Steuerung durch die Bewegung der Zapfen auf dem Lager; dabei ist in der Construction Sorge zu tragen, daſs auch bei dem kleinsten vorkommenden Hube die Einström- und Ausströmöffnungen genügend bleiben. M.

Tafeln

Tafel Tafel 13
Tafel 13