Titel: | Repetirgewehr von F. v. Dreyse. |
Autor: | F. Henisch |
Fundstelle: | Band 231, Jahrgang 1879, S. 135 |
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Repetirgewehr von F. v. Dreyse.
Mit Abbildungen auf Tafel 13.
Hentsch, über v. Dreyse's Repetirgewehr.
Das von F.
v. Dreyse construirte neue Repetirgewehr (* D. R. P. Nr.
2819 vom 18. April 1878) ist in Fig. 10 und
11 Taf. 13 abgebildet: Fig. 10
zeigt den Längenschnitt bei geschlossenem Magazin und geöffnetem Gewehre, Fig.
11 die Draufsicht bei herausgenommenem Verschluſsmechanismus.
Als Schloſs dient das schon beschriebene Schloſs des v.
Dreyse'schen Rotationsgewehres (* 1876 222 225); doch eignet sich der
Repetirmechanismus auch für andere Hinterladegewehre mit Cylinderverschluſs. An dem
Schlosse ist im Wesentlichen nichts verändert, nur sind an dem Verschluſskopfe A und der Abzugsvorrichtung geringe Verbesserungen
vorgenommen worden. Ersterer Theil hat eine kurze gerundete Ausfräsung erhalten, die
mit dem Kopfe b des Zubringerhebels B des Repetirmechanismus correspondirt. Die
Abzugsvorrichtung besteht nicht mehr aus Abzugsfeder und Abzug allein, und der
Abzugsfederstollen und der Abzug ist nicht mehr direct an der Abzugsfeder befestigt,
sondern ein neuer Theil eingeführt. Dieser, der Abzugshebel C, liegt an der unteren Seite der Hülse D; auf seinem hinteren Ende ist
der Abzugsstollen c und in einem gabelförmigen Theile
desselben Endes der Abzug angebracht. Sein vorderes Ende wird durch eine horizontale
Schraube zwischen zwei Backen d der Hülse D so befestigt, daſs er sich auf und nieder bewegen
kann. Die Abzugsfeder E ist hinter dem Hebel C an der unteren Hülsenseite befestigt und drückt gegen
die untere Seite des Hebels. Diese Construction soll vor der bisher gebräuchlichen
den Vorzug besitzen, daſs das Eintreten des Stollens c
in den Verschluſscylinder gesicherter ist, da die Feder E auch bei sehr gelöster Halteschraube doch stets den Hebel C an die Hülsenwand und den Stollen c in die Hülsenbohrung preſst, während bei der früheren
Construction ein Lösen der Abzugsschraube, was unter Umständen von selbst eintreten
kann, das Functioniren des Stollens in Frage stellt.
Die Hülse D entspricht im Allgemeinen der des
Rotationsmodelles; doch ist sie an ihrer unteren Seite mit zwei parallelen
senkrechten Backen d versehen, zwischen denen der
Repetirmechanismus und der oben beschriebene Abzugshebel C angebracht ist. Hierdurch erhält die Hülse in ihrem vorderen Theile
kastenartige Gestalt, und wird der Schaft in zwei getrennte Theile zerlegt. Die
Hülse ist vorn geschlossen und in der Vorderwand die Oeffnung für den Lauf und das
Magazin angebracht. Der Repetirmechanismus besteht zunächst aus dem Zubringer G und dem Zubringerhebel B
mit Feder. Der Zubringer G ist eine Eisenplatte, deren
vorderes Ende g nach unten umgebogen ist; dieser Theil,
Nase genannt, verschlieſst das Magazin im erforderlichen Momente. An dem hinteren
Ende ist der Zubringer durch eine Schraube zwischen den Hülsenbacken d so befestigt, daſs sein vorderer Theil, welcher durch
eine Oeffnung der Hülse nach oben hervortreten kann, sich auf und nieder zu bewegen
vermag. Der hintere Theil hat gabelförmige Gestalt, und befindet sich in ihm ein
kleiner Hebel H und der vordere Theil des
Zubringerhebels B. Dieser steht mit dem Zubringer G selbst durch einen Stift a in Verbindung, welcher in dem Hebel B
im verrückbar befestigt
ist, in dem Zubringer G aber in ovalen Schlitzen
Spielraum besitzt. Der Zubringer hat den Zweck, die Patronen hinter die Lauföffnung
zu heben. Um den Patronen aber eine wagrechte Lage zu geben, was durch den Zubringer
allein nicht möglich wäre, dient der oben erwähnte kleine Hebel H, welcher durch dieselbe Schraube wie der Zubringer
G gehalten wird. Der hintere Theil dieses kleinen
Hebels greift in eine Auslassung des Zubringerhebels B.
Letzterer besitzt an seinem vorderen Ende eine nach oben gerichtete, abgerundete
Verstärkung, den Kopf b, welcher durch eine an seiner
unteren Seite festgeschraubte, mit ihrem hinteren Ende gegen die untere Hülsenfläche
drückende Feder J gehoben wird. Der Hebel ist mit
seinem hinteren Ende in einer Auslassung der unteren Hülsen wand befestigt und kann
sich auf und nieder bewegen.
Zu jeder Seite der Hülse sind wagrechte und durch Schrauben gehaltene Hebel K angebracht, welche mit an ihrem vorderen Ende
befindlichen Verstärkungen durch Ausschnitte der Hülse D in deren Inneres greifen und zusammen eine Art Zange bilden. Die auf der
Auſsenfläche der Hebel mit ihrem vorderen Ende befestigten Federn L drücken mit ihrem hinteren Ende gegen die Hülse und
suchen die Hebelansätze k stets nach innen zu pressen.
Schlieſslich ist an der unteren Seite der Hülse ein Schieber N angebracht, welcher dazu dient, das Gewehr auch als Einzellader
gebrauchen zu lassen. Der Schieber umfaſst die Hülse D
im unteren Theile, greift mit zwei Ansätzen der inneren Seite in entsprechende
Nuthen der Hülse und wird durch eigene Federkraft festgehalten. Als Magazin dient
eine Längsbohrung des Schaftes unter dem Laufe.
Was nun die Wirkungsweise des Gewehres als Magazinwaffe betrifft, so ist zu diesem
Zwecke der Schieber N zurückgeschoben, so daſs der
vordere Theil der unteren Hülsenauslassung offen ist und die Nase g des Zubringers G
hindurch treten kann. Bei geschlossenem Gewehre ist letzterer gehoben, durch die
Nase g das Magazin abgesperrt und die übrigen
Schloſstheile nehmen die Stellung Fig. 10
ein. Wird hufs Ladens der Verschluſscylinder zurückgezogen, so tritt der Kopf b des Zubringerhebels B,
durch seine Feder J hierzu veranlaſst, nach oben und in
die entsprechend geformte Auslassung des Verschluſskopfes A, sobald dieser über ihm angelangt ist. In Folge dessen wird auch der
hintere Theil des Zubringers G gehoben, sein vorderer
Theil gesenkt, dadurch die Magazinöffnung frei, und eine Patrone gelangt durch diese
auf den Zubringer G; dieselbe wird durch die Zange K auf beiden Seiten gehalten und gegen etwaiges
Herausspringen bei heftiger Ausführung der Griffe geschützt. Das Nachrücken einer
zweiten Patrone aus dem Magazin wird dadurch verhindert, daſs die herausgetretene
Patrone gegen einen Absatz n auf der oberen Fläche des
Zubringers stöſst und auf letzterem nur Platz für eine Patrone ist. Bei dem
Zurückziehen des
Verschluſscylinders hat der Auszieher die leere Patronenhülse herausgenommen, und
verhindern die Ansätze k der Zangenhebel K ein Niederfallen derselben auf den Zubringer G. Nunmehr wird der Verschluſscylinder vorgeschoben,
hierbei der Kopf b des Zubringerhebels B und somit der hintere Theil des Zubringers G niedergedrückt, das vordere Ende der Patrone gehoben
und hinter die Lauföffnung gebracht. Um eine schräge und hinten gesenkte Lage der
Patrone und dadurch etwa entgegenstehende Hemmungen zu verhindern, tritt nun der
Hebel H des Zubringers G
in Thätigkeit. Das hintere Ende desselben wird durch den Zubringerhebel B niedergedrückt, der vordere gehoben; letzterer tritt
über den Zubringer G hervor, hebt das hintere Ende der
Patrone und bringt diese in die Richtung der Laufbohrung. Bei weiterem Vorschieben
des Verschluſscylinders schiebt dieser die Patrone ganz in den Lauf. Der Zubringer
G verharrt in seiner Stellung und hält das Magazin
geschlossen. Nach hergestelltem Verschlüsse geschieht das Abfeuern wie bei dem
Rotationsgewehre. Das Laden des Magazins erfolgt bei geöffnetem Verschluſs von
hinten, und wird das Heraustreten der Patrone durch die Nase n des Zubringers G verhindert.
Soll das Gewehr als Einzellader gebraucht werden, so wird bei geschlossenem Gewehre
der Schieber N nach vorn geschoben, wodurch die Nase
g vor dem Magazin und der Zubringer G und Zubringerhebel B in
derselben Lage wie bei geschlossenem Gewehre erhalten werden, auch wenn der
Verschluſscylinder geöffnet und zurückgezogen wird. Der Repetirmechanismus tritt
also vollständig auſser Wirkung. Ein Zurückschieben des Schiebers N macht die Nase g frei,
und der Repetirmechanismus ist wieder eingerückt.
F.
Henisch.