Titel: | Dr. H. Macagno's Untersuchungen über die Zersetzbarkeit verschiedener Flaschenglassorten; von Dr. H. E. Benrath zu Glashütte Lisette bei Dorpat. |
Autor: | H. E. Benrath |
Fundstelle: | Band 231, Jahrgang 1879, S. 145 |
Download: | XML |
Dr. H. Macagno's Untersuchungen über die Zersetzbarkeit
verschiedener Flaschenglassorten; von Dr. H. E. Benrath zu Glashütte Lisette bei Dorpat.
Benrath, ü. Macagno's Untersuchung verschiedener
Flaschenglassorten.
Die Chemical
News, 1878 Bd. 38 S. 5 brachte eine Studie von Dr.
H. Macagno, Director der landwirthschaftlichen
Versuchsstation zu Gattinara, die Zusammensetzung verschiedener Sorten Flaschenglas und ihre Zersetzbarkeit durch Wasser und eine schwache Weinsäurelösung betreffend,
durch deren Ergebnisse sich der Autor u.a. zu dem Schluſsresultate berechtigt
glaubt, die Kenntniſs der chemischen Zusammensetzung eines
Glases genüge nicht, um über seine Resistenzfähigkeit ein Urtheil zu
fällen, der Alkali- und Kalkgehalt sei nicht
bestimmend für den Grad der Zersetzbarkeit.
Auf Grundlage seiner eigenen, sowie der ihm bisher bekannt gewordenen fremden
Erfahrungen auf diesem allerdings noch lange nicht genügend bearbeiteten Gebiete hat
Referent bisher stets die entgegengesetzte Ansicht vertreten; es ist daher wohl
begreiflich, daſs er den Macagno'schen Untersuchungen
mit lebhaftem Interesse gefolgt; aber auch nach parteiloser Durcharbeitung der
reichen vorliegenden Zahlenergebnisse der fleiſsigen Arbeit sieht er sich durchaus
nicht veranlaſst, zu der neuen Lehre überzutreten,
da die in Rede stehende Studie einmal eine Menge Fragen, die hier von gröſster
Wichtigkeit, gänzlich unberührt gelassen, dann auch die Art und Weise der Ableitung
der allgemeinen Resultate durchaus uncorrect erscheint.
Die Zahlenergebnisse seiner Untersuchungen, auf die selbstverständlich im Einzelnen
zurückgegriffen werden muſs, will man sich über den Werth der abgeleiteten Schlüsse
orientiren, hat Macagno in der nachstehend der oben angeführtenangeführlen Quelle entnommenen Tabelle I zusammengestellt, zu deren Erläuterung nur
noch zu erwähnen wäre, daſs, nach Angabe des Autors, das specifische Gewicht und die
Procentzusammensetzung
„in gewöhnlicher Weise bestimmt wurden“ und letztere betreffend ein
durchgängig nur geringer Magnesiagehalt, der auſser in den Nrn. 3, 16, 17, 19, 21,
24, 27 und 34 nur Spuren betrug, wo
I) Tabellarische Uebersicht über Macagno's Untersuchungen.
Nr.
Bezeichnung der Flaschensorte
nachdem Weine
Spec. Gew.
Procentige Zusammensetzung
Löslich-keitin Wasser
Corro-sionsgrad
Herkunft
Alkalien
Kalk
Thonerdeu. Eisen-oxyd
Kiesel-säure
12345
WeiſsesGlas(w.)
RheinweinBordeauxLunel 1. GattungLunel
2. „Chianti
2,4232,4292,4892,4612,462
13,4813,2216,1018,4511,29
7,56 8,89 8,54 6,64 9,65
1,83 1,75 1,82 1,13 3,09
77,1376,1473,5473,9575,97
2,6052,4502,7402,9302,360
1,6501,2752,1002,7502,325
OesterreichFrankreich „ „Italien
678
Hellgrün(hgr.)
Tokayer 1. Qualität „ 2. „Fellner
2,4082,4842,529
13,8214,5818,16
7,09 6,40 9,69
4,93 4,00 7,48
74,1675,0064,67
2,9004,4602,170
3,0005,7753,150
Ungarn „ „
910111213141516171819
Gewöhn-lichgrünesGlas.(gr.)
Rheinwein „Bordeaux „ „ „Champagner „RohitscherXeres „
2,5132,4922,5592,6002,5772,7022,659–2,5222,5612,516
19,4220,89 3,7510,76 7,94 3,88 6,59 4,4815,62 9,6717,18
7,89 6,0116,0615,0215,0923,5919,3628,1511,4911,9411,55
5,37 3,3514,2713,96 8,7916,2511,96 7,21 8,2715,61 6,68
67,3267,7565,9260,2668,1856,2863,0958,5264,6262,7864,59
4,7007,6002,5501,6501,4501,5301,000–1,7401,4802,300
6,9759,5252,5501,3501,5001,5752,325–2,4001,1252,700
Oesterreich „Frankreich „
„ItalienFrankreichItalienUngarnSpanien
„
2021
Dunkelgrün(dgr.)
Burgunder „
2,674–
2,86 3,91
23,3629,81
14,92 6,15
58,8658,32
1,270–
1,275–
FrankreichItalien
222324252627
Roth-braunesGlas(rbr.)
Rheinwein „BurgunderRusterRohitscherRheinwein
2,5132,5192,5102,4622,578–
19,3419,6817,7620,019,828,04
6,94 8,4911,29 4,7513,1221,08
7,45 6,56 5,60 3,5711,22 6,91
66,2765,2765,3571,7665,8462,21
4,6103,1803,3504,5801,630–
6,6755,1003,9007,2651,500–
Oesterreich „FrankreichUngarn
„Frankreich
28293031323334
Gelb-braunesGlas(gbr.)
BordeauxMadeira 1. Qualität
„ 2. „MalagaMoslerXeresChampagner ½
Flasche
2,6292,5372,5652,5192,5562,511–
3,8219,0715,6819,1116,7517,6810,21
26,2510,2511,7511,5110,1110,4220,11
11,17 5,8610,53 7,9610,32 5,14 5,14
58,7664,8262,0461,4262,9166,7663,15
1,3702,4702,3802,6602,6703,470–
1,5003,3002,9254,1253,7504,725–
„Spanien „
„CroatienSpanienItalien
er gröſser „geschätzt und dem Kalkgehalt zugerechnet“
worden ist. Die „Löslichkeit in Wasser“ wurde festgestellt, indem 100g feingepulvertes Glas mit 5l Wasser eine Stunde lang im Sieden erhalten, die
Menge der hierbei vom Wasser aufgenommenen Substanz in nicht näher bezeichneter
Weise bestimmt und nach unerwähnt gelassener Gewichtseinheit in die entsprechende
Rubrik eingetragen wurde. Der „Corrosionsgrad“ wurde ausgedrückt durch die Menge Säure, die sich
neutralisirt erwies, nachdem 100g Glaspulver mit
5l einer 0,33 proc. Weinsäurelösung eine
Stunde lang bei Siedetemperatur digerirt worden. In beiden Fällen war durch einen
umgekehrten Liebig'schen Kühler dafür gesorgt, daſs das
verdampfende Wasser condensirt und zurückgeführt werde, das Flüssigkeitsvolum somit
stets das nämliche blieb.
Wenden wir nun vorstehender Uebersicht eingehendere Aufmerksamkeit zu, so ist
zunächst zuzugestehen, daſs sie uns eine Fülle einheitlich untersuchten Materials
bietet, wie wir eine solche auf diesem Gebiete bisher nicht besessen, welche sich
daher vielversprechend ansieht, um so mehr aber vermissen wir, gehen wir auf die
einzelnen Daten ein, einige Bestimmungen, durch welche die Untersuchungen erst
vollen Werth gewonnen hätten. Beginnen wir mit dem analytischen Theile, so fehlt gleich die Trennung von Kali und Natron, es
fehlt die Bestimmung der Quantität des im Glase so gut wie nie fehlenden Sulfates,
endlich die Scheidung der Thonerde von den Oxyden des Eisens und Mangans. Ob der als
„Alkali“ aufgeführte Gehalt des Glases, welcher überdies in den meisten
Nummern, in denen die Summe der Einzelbestimmungen gerade 100 Proc. beträgt, dem Procentdeficit, nach Feststellung der Mengen der
übrigen Bestandtheile, gleich gesetzt erscheint, mehrfach also sogar Alkali und
Sulfat sein dürfte, Kali oder Natron, oder die Summe beider, ist, wo es sich um
„chemische Zusammensetzung“, also doch auch um Sättigungsfragen handelt,
unbedingt nicht gleichgültig, und ob es für die
Zersetzbarkeit eines Glases unwesentlich, ob dasselbe einen gewissen Procentgehalt
an Eisen- und Manganoxyden, oder einen gleichen an Thonerde enthält, dies zu
behaupten, fehlen uns bisher auch nicht weniger als alle positiven Grundlagen.
Waren die eben hervorgehobenen analytische Unterlassungssünden, die schwerwiegend
werden, weil es durch sie zu keiner Präcision der Resultate der Arbeit kommen kann,
so führt die von Macagno angewendete Methode der
Verwerthung seiner directen Ergebnisse auf Irrwege. Durch Addition und Division der
gewonnenen Zahl durch die Zahl der Summanden bildet er z.B. Ausdrücke für die
„mittlere Zusammensetzung“ des weiſsen, grünen u.a. Glases, welche in die
vorstehende, im Uebrigen mit dem Originale gleichlautende Uebertragung seiner
Tabelle nicht aufgenommen worden, weil derartige „Mittel“, wie darauf
Referent bereits vor einem Jahrzehnt aufmerksam gemacht, im günstigsten Falle
nichtssagend sind; denn was ist ein Mittel aus einer Gruppe von Zusammensetzungen
verschiedener
Gläser, welche zwar die Farbe gemein haben, in allem Uebrigen aber gänzlich von
einander verschieden sind, das eine z.B. unter den „gewöhnlich grünen“
Gläsern, über 20 Proc., das andere noch nicht einmal 4 Proc. Alkali, das eine 56
Proc. das andere 67 Proc. Kieselsäure u.s.w. enthält, das eine die „Löslichkeit
in Wasser“ = 1,0, das andere = 7,6 zeigt, das eine somit das praktisch
beste, das andere das schlechteste der von Macagno
untersuchten zu sein scheint? Solchen Mitteln aber legt unser Autor allem Anscheine
nach Werth bei, nur auf sie kann u.a. seine Behauptung, die rothbraunen und
gelbbraunen Gläser seien in Bezug auf Resistenzfähigkeit gegen Wasser und Weinsäure
die schlechtesten, gestützt sein; denn unter beiden Gruppen finden sich einzelne
Proben, die wenigstens den mitgetheilten Zahlenangaben nach zu den besten
zählen.
Stöſst man nun bei Durchsicht der in Rede stehenden Arbeit von vornherein auf
Uebelstände wie die erwähnten, so wird durch solche das Vertrauen zu dem in unserem
ersten Absatze aufgeführten allgemein gefaſsten Schluſsresultate entschieden
gänzlich untergraben; es drängt sich aber dagegen die Frage auf, ob nicht am Ende
sich ganz andere Schlüsse als die Macagno's aus seinen
Zahlen ziehen lassen? – Hierzu ist es dann aber zunächst erforderlich, Macagno's analytische Ergebnisse in eine
übersichtichere Form zu bringen, als sie die Procentzusammensetzung bietet.
Gelegentlich seiner Untersuchungen über die Normalconstitution bleifreien Glases
(Aachen 1868) hat Referent bereits darauf hingewiesen, wie für solchen Zweck sich
Aequivalentformeln empfehlen, und wie es, auch im Interesse der Uebersichtlichkeit,
zweckmäſsig erscheine, wenigstens bei gewöhnlichem weiſsen Glase die gefundenen
Mengen Thonerde, nebst dem hier nur in geringer Menge vorhandenen Eisenoxyde, sich
als, mit einer entsprechenden Menge Kieselsäure zu Thon (Al2
O3
2SiO2) verbunden, im
Glase gelöst zu denken und solchen „Thongehalt“ dann neben der
Zusammensetzung des nun thonfreien „Glases“ aufzuführen. Muſs nun auch
zugestanden werden, daſs eine solche „Thon“-Berechnung, abgesehen von anderen
Einwürfen, welche sich gegen dieselbe erheben lassen, im vorliegenden Falle, in dem
es sich meist um relativ groſse Mengen von Eisenoxyden und gelegentlich auch
Manganoxyden handelt, von nur fraglichem Werthe sei, so schien doch keine andere
Annahme – und Positiveres war durch die versäumte Trennung unmöglich gemacht worden
– eine zuverlässigere Gruppirung zu gestatten; es wurde daher das besprochene
Verfahren auch hier angenommen und dabei (ebenfalls, weil es, wo Sicheres fehlte,
noch am wahrscheinlichsten erschien) angenommen, alles von Macagno aufgeführte „Alkali“ sei Natron und keine Galle im Glase
vorhanden gewesen. Werden dann die untersuchten Bouteillengläser nach ihrer
„Löslichkeit im Wasser“ geordnet und berechnet, wie viel Aequivalente der nach Abzug des
„Thones“ im Glase noch vorhandenen Basen (Alkalien und alkalische Erden),
die Gesammtmenge derselben = 100 Aequivalente gesetzt, Natron, sowie, wieviel
Aequivalente Kieselsäure im „Glase“ auf 100 Aequivalente Basen vorhanden, so
ergeben sich die in den ersten Spalten der nachstehenden Tabelle II aufgeführten
Werthe. Ordnete man nach dem „Corrosionsgrade“, so änderte sich die
Reihenfolge der Proben, wenn auch meist nicht sehr bedeutend, und ging in die in den
letzten beiden Spalten wiedergegebene über.
Tabelle II.
Löslich-keitin Wasser
Im „Glas“:
„Thon“-gehaltProc
Macagno'sNr.
Corro-sionsgrad
Macagno'sNr.
Von 100 Aeq.Basen sindNatron
Auf 100 Aeq.Basen Aeq.Kieselsäure
1,000
24
174
26,4
15
1,125
18
1,270
9
142
32,8
20
1,275
2
1,370
11
152
24,4
28
1,275
20
1,450
32
225
19,3
13
1,350
12
1,480
43
193
34,3
18
1,500
13
1,530
13
122
35,9
14
1,500
26
1,630
40
238
24,4
26
1,500
28
1,650
39
160
31,0
12
1,575
14
1,740
55
193
18,3
17
1,650
1
2,170
63
193
16,5
8
2,100
3
2,300
57
189
14,7
19
2,325
5
2,360
51
329
6,8
5
2,325
15
2,380
55
170
23,1
30
2,400
17
2,450
57
318
4,0
2
2,550
11
2,470
63
189
13,0
29
2,700
19
2,550
17
224
31,5
11
2,750
4
2,605
62
342
4,0
1
2,925
30
2,660
60
163
17,6
31
3,000
6
2,670
60
179
22,7
32
3,150
8
2,740
63
279
4,0
3
3,300
29
2,900
64
316
10,8
6
3,750
32
2,930
72
281
2,4
4
3,900
24
3180
68
197
14,5
23
4,125
31
3,350
58
193
12,3
24
4,725
33
3,470
61
207
11,2
33
5,100
23
4,460
67
323
8,8
7
5,775
7
4,580
80
257
7,9
25
6,675
22
4,610
72
213
16,5
22
6,975
9
4,700
70
266
11,9
9
7,265
25
7,600
76
224
11,9
10
9,525
10
Vergleicht man die in dieser Weise ausgedrückten Werthe unter einander, so zeigt
sich, daſs namentlich bei Gläsern, welche eine gröſsere „Löslichkeit“ und
einen höheren „Corrosionsgrad“ aufweisen, diese beiden Eigenschaften im
Groſsen und Ganzen – und nur hierum kann es sich bei so unpräciser Rechnungsbasis
handeln – nicht allzu sehr differiren, und läſst sich für einzelne der Gläser,
welche je nach der Anordnung nach der einen oder der andern Richtschnur eine
bedeutend veränderte
Stellung einnehmen, solche Abweichung sogar leicht und ungezwungen erklären. Gehen
wir dann näher auf die Daten der vorstehenden Tabelle ein, so tritt in ähnlich
zusammengesetzten Proben eine gewisse Relation zwischen steigendem Alkali- und
fallendem Kieselsäuregehalte einerseits und einer Zunahme der „Löslichkeit“
oder des „Corrosionsgrades“ andererseits – eine Beziehung, die sich
gelegentlich bis zur Proportionalität steigert – erkennbar hervor; aber ist etwa
hiermit eine direct verwerthbare Einsicht gewonnen?
Bereits vor mehr als 20 Jahren machte Pelouze (1856 142
121) darauf aufmerksam, daſs durch siedendes Wasser dem Glase vornehmlich Natronsilicat – in seinen Versuchen der Formel 4 NaO9SiO2 entsprechend
– entzogen werde, und ob und in wie weit 0,3 Proc. Weinsäure hier, abgesehen von
einer wenigstens scheinbar gelegentlich eintretenden Abscheidung von Kieselsäure aus
sauren Silicaten, anders wirke als Wasser, muſs wenigstens vorläufig noch als
fraglich angesehen werden. Unter solchen Umständen ist es dann unerklärlich, wie Macagno seinen Löslichkeiten oder Corrosionsgraden
irgend welchen directen Werth zusprechen will, ohne die
Frage, „was ist dann in Lösung gegangen“ – eine Frage, die einerseits auf der
Hand liegt, andererseits leicht entschieden werden konnte, endlich als wichtige doch
nicht zu verkennen ist – vorher beantwortet zu haben. War das Gelöste, wie dies nach
Pelouze's Angaben sowie nach Erfahrungen, welche
Referent gelegentlich gemacht, im Wesentlichen Natronsilicat, so erscheint die
Parallelität von Natrongehalt und „Löslichkeit“, welche, wie erwähnt,
mehrfach erkennbar, jedes Auffallenden beraubt.
Geht man nun von der letzterwähnten allerdings hypothetischen, aber dem Referenten
recht wahrscheinlich dünkenden Auffassung aus, nimmt also an, das Extrahirte sei im Wesentlichen Natronsilicat, und zwar ein Silicat von einer der des
Glases nach Abzug des Thones entsprechenden Sättigung mit Kieselsäure gewesen, wobei
ein Theil der Säure immerhin als nur „gelöst“ gedacht werden mag (Ebell), und fragt dann nach den Mengen Glas, die durch Wasser oder Weinsäure zersetzt worden,
so stellt sich der Corrosionsgrad allerdings ganz anders, als ihn Macagno in seiner Tabelle aufführt. – Bezeichnen wir allgemein die Menge
des durch Wasser ausgezogenen Natronsilicates mit a,
und kommen in diesem Silicate auf 100 Aeq. Natron b
Aeq. Kieselsäure, so ist die Menge des Natrons im Auszuge, da die
Aequivalentgewichte des Natrons (= 31) und der Kieselsäure (= 30) so wenig
differiren, daſs sie hier, wo Schärfe nicht beansprucht werden kann, für gleich
gelten können, n=\frac{100\,a}{100+b}. Bezeichnen wir ferner den
analytisch bestimmten Procentgehalt einer Glassorte an Natron mit c, so ergibt sich in Betreff der dem ausgezogenen
Natron entsprechenden Menge zersetzten Glases, dieses =
x gesetzt:
\frac{x}{100}=\frac{n}{c}\,m;
x=\frac{100\,n}{c}\,m=\frac{10000\,a}{(100+b)\,c}\,m
wo m eine das Verhältniſs der
Gewichtseinheiten für die Bestimmung von ursprünglicher Substanz und Auszug
ausdrückende Constante ist, daher für unseren Zweck, bei dem es sich nur um relative
Werthe handeln kann, aus der Rechnung fällt. Ordnen wir dann die von Macagno untersuchten Gläser nach steigendem x, so erhalten wir die nachstehende Uebersicht:
Tabelle III.
Relative
MengezersetzterGlas-substanz
Im Glase enthalten
FarbederProbe
Nr. derProbein Tab. I
ThonProc.
In 100 Aeq.Basen Aeq.Natron
auf 100 Aeq.Basen Aeq.Kieselsäure
3,8
18,3
55
193
gr.
17
4,1
16,5
63
193
hgr.
8
4,1
2,4
72
281
w.
4
4,3
4,0
62
342
w.
1
4,4
13,0
68
189
gbr.
29
4,4
4,0
57
318
w.
2
4,5
4,0
63
279
w.
3
4,6
14,7
57
189
gr.
19
4,9
24,4
40
238
rbr.
26
4,9
6,8
51
329
w.
5
5,1
10,8
64
316
hgr.
6
5,2
34,3
43
193
gr.
18
5,3
17,6
60
163
gbr.
31
5,4
14,5
68
197
rbr.
23
5,5
26,4
24
174
gr.
15
5,6
23,1
55
170
gbr.
30
5,6
19,3
32
225
gr.
13
5,7
22,7
60
179
gbr.
32
5,8
31,0
39
160
gr.
12
6,4
12,3
58
193
rbr.
24
6,4
11,2
61
207
gbr.
33
6,4
7,9
80
257
rbr.
25
6,6
11,9
70
266
gr.
9
7,2
8,8
67
323
hgr.
7
7,6
16,5
72
213
rbr.
22
11,2
11,9
76
224
gr.
10
14,2
24,4
11
152
gbr.
28
17,2
35,9
13
122
hgr.
14
18,0
32,8
9
142
dgr.
20
20,8
31,5
17
224
hgr.
11
Soll nun ein Schluſsresultat aus den vorstehenden Rechnungen und Betrachtungen
gezogen werden, so muſs man zunächst im Auge behalten, daſs, wie bereits wiederholt
erwähnt, Macagno's Daten nicht genau und specialisirt
genug sind, um die Erwartung zu erregen, es könne sich aus ihnen eine bis ins
Einzelne verfolgbare Gesetzmäſsigkeit des Zusammenhanges zwischen der Constitution
und dem Angegriffenwerden durch Wasser ableiten lassen; nicht miſszuverstehende
Andeutungen einer solchen glaubt Referent indeſs in der nachstehenden Zusammenstellung von Mittel- und
Einzelwerthen für Gläser mit annähernd gleichem relativem Natrongehalte, die auf
Grundlage unserer letzten Uebersicht ausgeführt ist, zu erkennen. Es ergibt sich
nämlich:
RelativerNatron-gehalt des
„Glases“
Sättigungdes
„Glases“mit Kiesels.
RelativeZersetz-barkeit
(„Thon“-gehalt)
Nummern der Proben(Tab. I)
Aeq.11
Aeq.139
16,5
(31,0)
Mittel aus Nr. 14, 20, 28.
17
224
20,8
(31,5)
Nr. 11.
32
225
5,6
(19,3)
Nr. 13.
40
191
5,3
(28,6)
Mittel aus Nr. 12, 15, 18, 26, 30.
(51
329
4,9
(6,8)
Nr. 5.)
59
188
5,4
(16,2)
Mittel aus Nr. 17, 19, 24, 31, 32, 33.
(63
329
4,6
(7,4)
„ „ Nr. 1 und 6.)
66
193
4,6
(14,7)
„ „ Nr. 8, 23, 29.
69
270
6,4
(10,1)
„ „ Nr. 3, 4, 7, 9, 22.
78
240
8,8
(9,9)
„ „ Nr. 10, 25.
Durch die Klammer, in welche die Daten für die Gläser mit dem Natrongehalte 51 und 63
eingeschlossen, soll angedeutet werden, daſs sie ihres hohen Kieselsäuregehaltes
wegen mit den anderen Proben nicht direct vergleichbar
sind; ebenso wurde der „Thon“-Gehalt eingeklammert, weil sein Einfluſs hier
jedenfalls noch ganz unklar ist.
Hervorzugehen scheint nun doch aus dem Vorstehenden, zum Wenigsten mit groſser
Wahrscheinlichkeit, daſs: 1) mit steigendem
Kieselsäuregehalte des Glases auch seine Resistenzfähigkeit gegen Wasser –
und ebenso wohl auch gegen Säuren – zunimmt; 2) es einen gewissen relativen Natron – und wohl überhaupt
Alkali- – Gehalt gibt, welchem, caeteris paribus, ein
Maximum der Resistenzfähigkeit entspricht, und daſs solcher Natrongehalt
in der Nähe des Verhältnisses gleicher Aequivalente
von Natron und Kalk zu suchen ist, wie dies auch bereits durch frühere einschlagende
Untersuchungen recht wahrscheinlich geworden.
Auffallend ist allerdings das Verhalten der Probe mit 17 Aeq. Natron, wie auch, geht
man auf die Einzeluntersuchungen ein, das mancher andern Probe; aber wo die zu
Grunde liegende Untersuchung, wie im vorliegenden Falle, nur eine rohe ist, verfällt
der Werth der einzelnen Bestimmungen gegen den des Mittels, welches Nebenumstände
nur geschwächt beeinflussen. Im Uebrigen ist Referent der Letzte, der eine
Bestätigung bezieh. Widerlegung seiner Ableitungen aus Macagno's Arbeit durch genauere und umfassendere
Experimentaluntersuchungen, für überflüssig erachtet.