Titel: | Gruey's Gyroskop. |
Autor: | A. P. |
Fundstelle: | Band 231, Jahrgang 1879, S. 237 |
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Gruey's Gyroskop.
Mit einer Abbildung.
Gruey's Gyroskop.
Dieser kleine, nachstehend veranschaulichte physikalische Apparat ist eine
Modification des Bohnenberger'schen Maschinchens.
Ertheilt man der Scheibe T durch Abziehen eines um ihre
Achse t gewundenen Fadens eine sehr schnelle Drehung,
indem man zugleich auf den äuſseren Ring A einen Druck
mit dem Finger nach der einen oder der anderen Drehungsrichtung der Verticalachse
a ausübt, so empfindet man jenen bekannten
Widerstand, welcher auf der Tendenz der Achse t beruht,
während der Rotation ihre Richtung im Baume unveränderlich zu erhalten. Dabei dreht
sich der innere Ring B um seine Achse b und die Achse t der
Scheibe nähert sich der Verticallinie a. Wenn man nun
in dem Augenblick, wo t die Verticale passirt, den Ring
A nach einer der vorigen entgegengesetzten Richtung
zu drehen sucht, wobei man dem gleichen Widerstände begegnet, so fährt die Achse t fort, sich mit dem Ring B in der ursprünglichen Richtung um b zu
drehen, während A scheinbar unbeweglich bleibt. Auf
diese Weise ist es durch rechtzeitigen Wechsel der Druckrichtung möglich, der Achse
t eine continuirliche Drehung um b zu ertheilen. In der Wirklichkeit ist der Ring A nicht absolut unbeweglich; er oscillirt mit einer
sehr geringen Amplitude um a, und jede dieser kleinen
Oscillationen entspricht einer Umdrehung von t oder B um b.
Textabbildung Bd. 237, S. 237
Um nun die fragliche Erscheinung sicher und regelmäſsig hervorbringen zu können, ist
dem Bohnenberger'schen Apparate gegenüber eine
Kurbelscheibe M gelagert, deren Seitenfläche eine
concentrisch angeordnete wellenförmige Rinne enthält. Eine an dem äuſseren Ringe A befestigte horizontale Stange m trägt an ihrem Ende ein Röllchen, welches mit sanfter Reibung in dieser
Rinne läuft. Durch Drehung der Scheibe M ist man nun im
Stande, dem Ringe A sehr kleine, wegen ihrer
Schnelligkeit nicht sichtbare Oscillationen zu ertheilen, so daſs A
und die Achse b unbeweglich erscheinen, während B nebst rotirendem Kreisel mit einer Geschwindigkeit
von 50 bis 60 Touren in der Secunde um die Achse b sich
dreht.
Dieser kleine Apparat löst also das Problem der gleichzeitigen Rotation eines
Kreisels um zwei rechtwinklig sich schneidende Achsen t
und b unter dem Einflüsse der Vibrationen des scheinbar
unbeweglichen Ringes A. (Nach den Comptes
rendus, 1878 Bd. 87 S. 395.)
A. P.