Titel: | Ueber ein in Amerika gebräuchliches Verfahren zur Herstellung von Hochdruckplatten für die Buchdruckerpresse; von Adolf Ott. |
Autor: | Adolf Ott |
Fundstelle: | Band 231, Jahrgang 1879, S. 241 |
Download: | XML |
Ueber ein in Amerika gebräuchliches Verfahren zur
Herstellung von Hochdruckplatten für die Buchdruckerpresse; von Adolf Ott.
Mit einer Abbildung.
Ott, über Herstellung von Hochdruckplatten für
Buchdruck.
Die technischen Zeitschriften sind voll von Vorschlägen und
Beschreibungen von Verfahren, um auf heliographischem Wege Platten in erhabener
Manier für die Buchdruckerpresse herzustellen. In die Praxis übergegangen ist auf
dem Continente meines Wissens nur die Zinkographie oder
Chemigraphie, welche bekanntlich in einer
Einstäubung und Aetzung des auf Zinkplatten gezeichneten oder übertragenen Bildes
beruht und eine ziemlich ausgedehnte Anwendung erlangt hat. Ich wüſste aber nicht,
daſs auch nur ein einziges Institut von Bedeutung Nutzen zöge aus der so vielfach
besprochenen Eigenschaft einer belichteten Chromgelatineschicht in den lichten
Theilen des Negativs durch Aufquellung Vertiefungen, in
den dunklen umgekehrt Erhöhungen oder durch Auswaschung
in den lichten Erhöhungen, in den Schatten aber Vertiefungen zu bilden. Ueber diese
Versuche hier einen historischen Ueberblick zu geben, würde uns zu weit führen, und
wir wollen deshalb nur bemerken, daſs sich Poitevin,
Pretsch, Woodbury, Wharton Simpson, Fontaine, Scamoni, Husnik, Carey Lea,
Despaquis u.a. mehr oder weniger eingehend mit denselben beschäftigt
haben.
Diese Versuche bilden auch die Grundlage des zu besprechenden
amerikanischen Verfahrens. Ich hatte im Weltausstellungsjahre 1876 Gelegenheit, die
beiden bedeutendsten Ateliers Nordamerikas für Anfertigung von Hochdruckplatten zu
besuchen und alle Operationen, ausgenommen die Herstellung des zum Abklatsch
dienenden Relief, kennen zu lernen. Wenn ich daher erst jetzt mit meinen Erfahrungen
vor die Oeffentlichkeit trete, so geschieht dies vornehmlich deshalb, weil mir erst
späterhin die Gelegenheit zu Theil wurde (als Chemiker in der Photographischen
Anstalt von Braun und Comp. in Dornach i. E.), die
Herstellung photographisch erzeugter Reliefs experimentell in die Hand zu nehmen,
welche auch den wichtigsten Theil des ganzen Processes bildet.
Die Photo-Engraving Company, welche
unter der Leitung von Moſs, einem gebornen Amerikaner,
steht, befindet sich in Park Place, New-York, und nimmt ein Gebäude von sechs
Stockwerken fast ausschlieſslich in Anspruch. Zur Zeit meines Besuches beschäftigte
sie über 70 Personen, darunter etwa 30 Zeichner und Retoucheure, ferner Operateure,
Schriftgieſser, Stecher u.s.w. Wie mir der Director versicherte, ist es im Stande,
jährlich die Arbeit von 1000 Holzschneidern zu verrichten. Um ein Namhaftes kleiner
ist schon das ebenfalls in New-York befindliche, später entstandene Geschäft von Oesterreicher, das sich aber jedenfalls jetzt um ein
Ansehnliches ausgedehnt haben muſs. Aehnliche Anstalten bestehen in Philadelphia und
Chicago, und es macht diese fälschlich genannte „Photogravüre“ der
Xylographie ganz bedeutende Concurrenz; ja es sind in Folge derselben viele
geschickte Holzschneider gezwungen worden, sich in diesen Anstalten zum Corrigiren
der fertigen Platten um einen geringern Entgelt ihren Unterhalt zu suchen, während
andererseits tüchtige Zeichner weit mehr verlangt sind.
Auf meine Frage, wie es möglich sei, daſs die anscheinend viel
einfachere Chemigraphie durch das bezügliche Verfahren
in ihrer Existenz bedroht sei (thatsächlich wird erstere in den Vereinigten Staaten
sehr wenig ausgeübt), wurde mir stets die Antwort zu Theil: Es erfordert allerdings
mehr Betriebskapital, dabei kann aber die Arbeit weniger geschickten Kräften
überlassen werden und die Resultate sind mindestens eben so fein.
Anfertigung der Zeichnung. Wenn es mit den heutigen
Mitteln der Heliographie auch möglich ist, Hochdruckplatten mit Korn direct von
einer photographischen Aufnahme herzustellenEin von einer solchen Platte angefertigter Abdruck findet sich als Beilage in
dem neuen Werk von Prof. Husnik: Die
Heliographie. (Wien 1878. J.
Hartleben.), wo also die Halbtöne in ein mehr oder
minder feines Korn umgewandelt wurden, so sind doch solche Platten mit den
bestehenden Mitteln der Buchdruckerkunst nicht gehörig druckbar. Wenn daher von
einem Gegenstand nicht schon Drucke oder Stiche in Strichmanier vorliegen, ist es
nöthig, daſs zuerst eine Zeichnung in völlig schwarzen Linien angefertigt werde, um
davon die Herstellung eines Relief zu ermöglichen, dessen sämmtliche Striche vollkommen gleiche Höhe haben. Die beiden oben
erwähnten Anstalten verwenden auſserordentlich groſse Sorgfalt auf die Anfertigung
solcher Zeichnungen, weil davon das Gelingen der späteren Arbeiten in hohem Maſse
abhängt. Ich werde daher hier die Vorschriften der Photo-Engraving Company wiedergeben. Wo Photographien vorhanden sind, und
dies ist ja gewöhnlich der Fall, wird auf diese selbst gezeichnet; die Photographie
wird hernach mit Chlorquecksilberlösung entfernt.
Man benutze eine feine, weiche Feder (Gillot Nr. 170 und 290), eine völlig schwarze
Tusche und ein glattes, weiſses Papier, z.B. Bristol Carton (Bristol board). Whatman's Zeichenpapier,
überhaupt alle Papiere mit rauher Oberfläche, sind nicht verwendbar. Für gewisse
Zeichnungen kann man auch Glanzcarton nehmen; man legt darauf ganze Flächen mit
Tusche an und radirt die Weiſsen mit einer Nadel heraus. Zu dem Ende ist es gut, die
Tusche mit etwas Glycerin zu versetzen. Besonders ist darauf zu achten, daſs jede
Linie ein kräftiges Schwarz zeige und die Schattirung nicht etwa durch eine mehr
oder minder intensive Tiefe der Tusche, sondern durch die Breite der Striche und
ihre Entfernung von einander angezeigt sei. Der Zeichner, der sich genau hieran
hält, kann sich sonst die gröſste Stylfreiheit erlauben und neue und originelle
Methoden zur Erzielung hübscher Effecte anwenden. Zur Fertigstellung besonders
feiner Abdrücke ist es erwünscht, die Zeichnung 2 bis 2½ Mal so groſs auszuführen,
als man sie wünscht. Im Allgemeinen wird man sich indeſs mit einer Darstellung
begnügen, die ½ Mal oder ⅓ gröſser ist als das zu erzielende Cliché. Weiſse Linien
können über schwarze, sei es mit der Feder, sei es mit dem Pinsel, gezogen werden.
Man benutze eine
reichlich mit Gummi versetzte Tusche und füge, wenn thunlich, einige Tropfen
präparirte Ochsengalle dazu. Empfehlenswerth ist Windsor und
Newton's bestes Chinaweiſs; man wende es ziemlich consistent an und gehe
nicht ein zweites Mal über eine Linie, ehe die erste ganz trocken ist.
Im Allgemeinen sind folgende Winke zu beachten: Man ziehe nie Querlinien, ehe die
bereits gezogenen trocken sind. Die Illustrationen sind nicht verkehrt auszuführen.
Bleistiftlinien sind auszulöschen. Nasse Tusche ist niemals mit Löschpapier
aufzunehmen. Für die photographische Aufnahme lasse man einen Rand von 1cm um die Zeichnung herum.
Herstellung des Relief. Wie bereits eingangs bemerkt,
ist das Relief sowohl durch Aufquellung, als durch Auswaschung einer belichteten
Chromgelatineschicht zu erzielen. Im ersteren Falle ist ein photographisches
Diapositiv erforderlich, im letzteren genügt ein gewöhnliches Negativ. Exponirt man
nämlich eine empfindlich gemachte Gelatinelage unter einem photographischen
Glasbilde, so werden die belichteten Theile unlöslich werden, die nicht belichteten
dagegen löslich bleiben. Während aber die letzteren durch Eintauchen der Platte in
kaltes Wasser aufquellen, somit Erhöhungen bilden, werden sie durch Auswaschen mit
heiſsem Wasser vertieft erscheinen.
Angenommen, das betreffende Gelatinerelief solle in Gyps abgeformt werden und diese
Form soll zum Abklatsch in Schriftmetall dienen, ferner, es sei eine Zeichnung auf
weiſsem Grunde zu reproduciren, so wird von einem Diapositiv durch Aufquellung ein
Relief ähnlich wie die herzustellende Druckplatte erhalten; der hiervon abgeformte
Gypsabguſs wird richtig, das Metallcliché aber wieder verkehrt sein, wie es zur
Erzielung eines Abdruckes in richtiger Stellung auch sein soll. Bei Wegwaschung der
löslichen Theile mit heiſsem Wasser würde man indeſs eine Druckplatte in richtiger
Stellung mit der Illustration en cremt, d. i. vertieft gewinnen; nimmt man aber ein
Negativ zum Ausgangspunkt, so erhält man ebenfalls ein brauchbares Cliché.
Ich habe die Methode der Herstellung von Reliefs durch Aufhellung nicht experimentell
studirt; nach Allem, aber was unzweifelhafte Autoritäten, wie z.B. Husnik, darüber geschrieben haben, bietet das Verfahren
für Hochdruckplatten, wenn man nicht zum Mittel der Nachätzung greifen will, ihre
besonderen Schwierigkeiten, welche indeſs durch die Auflösungs-Methode gänzlich wegfallen, indem man mittels letzterer nicht
allein unmittelbar ein genügend ausgeprägtes Relief,
sondern zudem eine fabelhafte Feinheit und Schärfe zu gewinnen im Stande ist.
Ob man diese Methode in den beiden Ateliers zu New-York anwendet, kann ich nicht
sagen, da gerade dieser Theil als besonderes Geheimniſs betrachtet wird; indeſs habe ich bei Braun und Comp. Gelegenheit gehabt, hunderte von
Reliefs auf jene Weise anzufertigen, und wenn dieselbe auch zu einem ganz anderen
Zwecke, nämlich für die Woodburytypie benutzt wurden, so sind sie doch auch zum
Abguſs in Gyps vollkommen geeignet, so daſs ich bei den ungemein sichern, wenig
umständlichen Operationen gar nicht anstehe, die bezügliche Methode hierfür zu
empfehlen.
In der Ausführung übergieſst man eine nivellirte, gut mit Federweiſs eingeriebene
Glasplatte mit 1 proc. Normalcollodion, ohne dieses ablaufen zu lassen. Für eine
Scheibe von 24 und 30cm nimmt man etwa 45cc. In der Zwischenzeit bis zum Trocknen bereitet
man sich eine Mischung von 100g Amber-Gelatine
(von Nelson, Dale und Comp.) und 400cc Wasser. Man läſst die Gelatine in einem kühlen
Räume aufweichen, bis das Wasser ganz aufgesaugt ist, gibt dann das Gefäſs in ein
Warmwasserbad und fügt 25g weiſsen Zucker, 10cc Glycerin und 5cc Ammoniak hinzu, färbt ganz leicht mit sehr fein zertheiltem Ruſsschwarz
und zwar nur so stark, daſs ein Tropfen, auf eine Glasplatte gebracht, noch
durchscheinend ist, und gibt zur vollständigen Lösung schlieſslich 7g,5 Kaliumbichromat in Wasser gelöst, rührt gut
um, filtrirt einige Mal durch Leinwand und läſst das Gemisch für 1 Stunde an einem
warmen Orte stehen, damit die Blasen Zeit finden, aufzusteigen. Mit dieser
MischungIn Bezug auf dieselbe mag hier angemerkt werden, warum sie gerade so und
nicht anders, als angegeben, zusammengesetzt sein darf. Vorerst ist eine
leicht lösliche und reine Gelatine erforderlich; als solche eignet sich
vorzüglich die näher bezeichnete. Zucker und Glycerin sind nothwendig, damit
die Gelatine unter dem Einflüsse des Lichtes nicht verhärte, sondern ihre
Löslichkeit beibehalte. Den Zusatz von Aetzammoniak machte ich auf den
Vorschlag Husnik's, dessen Ansicht dahin geht,
daſs das Ammoniak die Wirkung des Bichromates auf die Gelatine im nassen
Zustande aufhebe, und die Färbung gibt dem zu erzielenden Relief eine viel
gröſsere Schärfe, weil durch dieselbe die Reflexion der Lichtstrahlen von
rückwärts verhindert wird., welche man, damit das Kaliumbichromat
keine Reduction erleide, bei möglichst niedriger Temperatur bereiten muſs,
übergieſst man die collodionirten Glasplatten, wiederum ohne ablaufen zu lassen, und
zwar ist jene Menge hinreichend, um 3 bis 4 Platten von obiger Dimension zu
bedecken. Nach erfolgter Coagulation legt man die Platte in Holzrähmchen so zwar,
daſs nur die Ecken aufliegen, und bringt sie über blecherne Cüvetten, deren Böden
mit Chlorcalcium bedeckt sind, die Gelatineseite natürlich gegen die hygroskopische
Substanz. Auf diese Weise trocknen sie innerhalb 3 bis 4 Tagen; in freier Luft würde
das Trocknen eine Woche in Anspruch nehmen. Empfindlich bleiben diese Folien
immerhin 8 Tage.
Vorbedingung zur Belichtung ist ein Negativ mit völlig klaren Linien und ganz
undurchsichtigem Grund; da indeſs hierfür genug Vorschriften bestehen, so ist es
unnöthig, sich dabei aufzuhalten. Wenn ganz trocken, wird die empfindliche Folie mit
einem Messer an einer Ecke abgehoben, mit der Collodionseite mit dem Negativ in Berührung gebracht und
in einem Copirrahmen eingelegt. Zur innigen Berührung legt man hinter den
Papierbausch eine Kautschuktafel und spannt fest zu. Wie beim Pigmentproceſs muſs
auch hier das Negativ mit undurchsichtigen Papierstreifen umrändert werden.Vgl. Dr. Vogel: Anleitung zur Ausübung des
Pigmentrerfahrens. Die Belichtung kann sowohl im
Sonnenlichte, als im zerstreuten Lichte stattfinden; doch ist ersteres vorzuziehen.
Die Photo-Engraving Company wendet an dunklen Tagen
auch das elektrische Licht an. Arbeitet man mit diesem oder an der Sonne, so muſs
man darauf Rücksicht nehmen, daſs die Strahlen möglichst senkrecht auf das Cliché
fallen, und den Rahmen daher von 5 zu 5 Minuten drehen. Indeſs darf man es nicht
warm werden lassen; findet dies dennoch statt, so stellt man den Rahmen wieder für
kurze Zeit an den Schatten. Ueber die Dauer der Exposition läſst sich nichts
bestimmtes sagen; sie kann von 30 Minuten bis zu mehreren Stunden dauern, je nach
der Kraft des Negativs und der Stärke des Lichtes. Man kann sie jedoch leicht
überwachen; erblickt man von der Rückseite der Folie alle Details der Zeichnung, so
wird sie unterbrochen. Die Folie ist alsdann zur Entwicklung des Relief bereit.
Zum Auswaschen wird das belichtete Blatt mit der Collodionseite auf eine Glastafel
gepreſst, die man Tags zuvor mit 2 bis 3 proc. Kautschuklösung dünn übergössen hat.
Nachdem die Ränder zum besseren Anhaften noch mit einer derartigen Lösung bepinselt
worden sind, stellt man die Tafel in ein mit Rinnen versehenes Gefäſs, das man mit
Wasser von etwa 30° gefüllt hat. Man steigt von ¼ zu ¼ Stunde um 5°, bis man die
Temperatur von 45° erreicht hat, und läſst bis zur völligen Ausentwicklung, die sich
nur durch Erfahrung beurtheilen läſst, Wasser zuflieſsen. Gewöhnlich ist sie in Zeit
von 3 bis 4 Stunden beendet. Hierauf läſst man noch einen Strahl kalten Wassers über
das Relief flieſsen, stellt die Platte für 2 bis 3 Stunden oder auch für länger in
Alkohol von 40 Proc. und schlieſslich für einige Minuten in doppelt so starken. Dann
läſst man an freier Luft trocknen, was ziemlich schnell von statten geht. Das Relief
ist nun zum Abguſs bereit.
Die zur Herstellung eines Gelatinerelief erforderliche Zeit dauert, falls man
lichtempfindliche Folien in Bereitschaft hat, nicht über 24 Stunden, und solche
Folien müssen in einem Atelier von irgend welcher Bedeutung doch jeden Tag
angefertigt werden. Das Relief wird um so höher sein, je intensiver das Negativ war.
Die Schärfe läſst bei richtiger Exposition nichts zu wünschen übrig. Im
Ausstellungsraum der französischen Abtheilung für Photographie zu Paris 1878 hatte
Michaud einige auf heliographischem Wege erzeugte
Kupferplatten, sowie
nach seinem Verfahren hergestellte Bilder ausgestellt, welche die Bewunderung aller
Kenner erregten. Nach den in die Oeffentlichkeit gedrungenen Mittheilungen fertigt
er ebenfalls durch Auswaschung ein Relief an, gieſst dieses mit einer sehr niedrig
schmelzenden Metalllegirung aus und macht hiervon auf galvanischem Wege eine
Kupferplatte. Michaud bemerkt, daſs er bei jeder
Wiederholung des Versuches sich über die Treue, das sammtartige Ansehen, kurz über
die anderen bisher bekannten Methoden gegenüber unvergleichliche Vollkommenheit des
Klatsches wundert. Ueber die Herstellung des Relief, welche indeſs nach keiner
anderen, als nach der obigen Methode geschehen kann, gibt er freilich keine näheren
Angaben. Es beweisen aber auch die von dieser Seite erzielten Resultate, daſs ein
durch Auswaschung gewonnenes Relief, wie bereits oben bemerkt, in Bezug auf Feinheit
und Schärfe allen praktischen Anforderungen genügt.
Das Abgieſsen in Gyps und Metall und das Fertigstellen des
Gliche findet auf die nämliche Weise statt, wie beim Stereotypiren; nur
nimmt man dazu den feinsten Alabastergyps. Das auf der Glasplatte befindliche Relief
wird zunächst mit Olivenöl eingepinselt und mit einem Metallrahmen von geeigneter
Gröſse umgeben, welcher an seinen vier Ecken mit Schrauben versehen ist, so daſs man
die Form nach ihrem Erstarren leicht loszulösen im Stande ist. In dem zum Anmachen
des Gypsbreies benutzten Wasser löst man etwas Salz auf, damit die Form eher erhärte
und beim Ausgieſsen mit Metall weniger dem Zerspringen ausgesetzt sei. Zuerst gieſst
man nur eine kleine Menge über das Relief, um sie unter schwachem Druck mittels
einer kleinen, mit einer Handhabe versehenen Rolle in die Vertiefungen
hineinzuwalzen. Diese Rolle soll mit Buckskin umgeben sein, unter welchem eine Lage
Flanell liegt. Man achte darauf, daſs alle Luftbläschen aufsteigen; ist dies der
Fall, so füllt 'man den Rahmen ganz aus und streicht glatt ab. Wohl
selbstverständlich ist es, daſs man den Brei von der richtigen Consistenz zu wählen
hat; doch darüber entscheidet die Praxis. In ungefähr 15 Minuten wird die Form zum
Abheben erstarrt sein. Sie wird geprüft und falls sie fehlerfrei ist, wird sie zum
Abguſs in Metall vorbereitet. Ich habe in New-York viele solche Gypsformen gesehen
und muſs gestehen, daſs sie sich meist durch groſse Schärfe und eine wenig poröse
Beschaffenheit auszeichneten.
Das Ausgieſsen in Metall findet mit der gewöhnlichen
Legirung für Schriftguſs mittels der hier dargestellten Guſsform statt. Auf ihrem
Boden befindet sich ein sogen. „floater,“ wie
der englische Ausdruck lautet, d. i. eine eiserne Platte von der Gröſse des Bodens,
aufweiche der Gypsabguſs, mit dem Intaglio nach unten, zu liegen kommt. Der Deckel
wird dann auf seiner untern Seite eingekreidet und auf die Form aufgeschraubt. Ihre
Höhe ist so berechnet, daſs ein Raum von etwa 3mm zwischen der
Rückseite des Gypsabgusses und dem Deckel bleibe, so daſs das zu erzielende Cliché
die gehörige Stärke erhalte. Das flüssige Metall, welches man durch die Oeffnungen
an den vier Ecken und die runden Löcher nahe der Mitte einflieſsen läſst, findet
nämlich leicht seinen Weg zwischen die Gypsform und die vorerwähnte eiserne Platte
und, da die Form leichter ist, wird sie gegen den Deckel angedrückt. Ist alles so
weit vorbereitet, so wird die Form mit dem in jeder Gieſserei aufgestellten Krahn
gefaſst und auf das schmelzende Metall niedergelassen, wo man sie für eine Weile zur
Vorwärmung läſst. Hierauf läſst man sie so weit sinken, daſs das Metall eben durch
die Oeffnungen einflieſsen kann, um sie hernach völlig in die Legirung hinein zu
pressen. In dieser bleibt sie, bis Luft und Feuchtigkeit entwichen sind.
Textabbildung Bd. 237, S. 247
Wichtig ist es, daſs das Metall von der richtigen Temperatur sei; ist es nämlich
nicht warm genug, so flieſst es nicht leicht, und ist es zu heiſs, so springt die
Gypsform. Die gewöhnlich angestellte Probe besteht darin, daſs man ein Stück steifes
Schreibpapier eintaucht; bräunt sich dieses leicht, so ist die Temperatur recht;
wird es aber dunkelbraun, oder verbrennt es gar, so ist der Wärmegrad zu hoch.
Neben dem Ofen befindet sich ein Kühltrog, der etwa doppelt so groſs ist als die Form
und in der Mitte eine vollkommen nivellirte ebene Erhöhung darbietet, auf welche man
die Form niederläſst; doch soll das Wasser die Erhöhung anfangs nur bedecken.
Während der Abkühlung gieſst ein Arbeiter noch etwas Metall nach, damit die durch
Contraction entstandenen Zwischenräume überall ausgefüllt werden. Nach völliger
Abkühlung entfernt man die Form, legt sie auf einen eigens dazu hergerichteten
Block, öffnet den Deckel, wendet sie um und läſst den Guſs mit leichtem Schlag
herausfallen.
Waren mehrere Gypsplatten in der Form, so werden dieselben zur Fertigstellung zuerst
aus einander gesägt; hierauf ebnet man ihre Rückseiten, so daſs sie schön glatt
werden und überall eine gleiche Stärke darbieten. In gröſseren Anlagen bedient man
sich zu dem Ende zweier Maschinen, nämlich einer gröſseren, durch Dampfkraft
getriebenen, welche die gröbere Arbeit verrichtet und einer kleineren Handmaschine, welche ganz genau
ajustirt ist und eine völlig horizontale Fläche herstellt. Zum Ausstechen der
Weiſsen dient ebenfalls eine besondere Maschine, die mit leichten Abänderungen auch
für die Xylographie dient (sogen. „stereotype routing
machine“). Schlieſslich werden von einem Stecher noch alle
Unvollkommenheiten beseitigt.
Um zum Schlüsse noch einen kurzen Vergleich dieser Methode mit den Operationen der
Chemigraphie anzustellen, so ist zu bemerken, daſs
bei beiden das Zeichnen, die Anfertigung des Negativs und theilweise die Arbeiten
zum Fertigstellen dieselben bleiben. Bei dem beschriebenen Verfahren fallen zwischen
diese Hantirungen die Herstellung des Gelatinerelief und der zweimalige Abguſs, bei
der Chemigraphie dagegen das Umdrucken, das Verstärken und Anreiben des
Ueberdruckes, das Einstauben, die Scharfätzung und Reinätzung. Alle diese
Operationen erfordern ebenso viele geschickte Kräfte, während dort eigentlich nur
die Vollendung des Relief einen Mann von Fach benöthigt. Diesen Gründen wohl ist es
zuzuschreiben, wenn dieser „Photo-Engraving Proceſs“ die Chemigraphie in den Vereinigten
Staaten zu verdrängen droht, oder ihr wenigstens einen sehr schweren Stand
bereitet.
Was die Qualität der Arbeit anbetrifft, so kann sich Verfasser nur im höchsten Grade
günstig darüber aussprechen; die rasche Ausdehnung der betreffenden Anstalten
beweist übrigens, daſs hier wieder ein Bedürfniſs nach guter und billiger Arbeit
seine Erledigung gefunden hat.