Titel: | Ueber Neuerungen in der Spiritusfabrikation. |
Fundstelle: | Band 231, Jahrgang 1879, S. 332 |
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Ueber Neuerungen in der
Spiritusfabrikation.
Mit Abbildungen auf Tafel 31.
(Fortsetzung von S. 168 dieses
Bandes.)
Ueber Neuerungen in der Spiritusfabrikation.
E. Leinhaas in Freiberg (*D. R. P.
Nr. 2951 vom 4. September 1877) schlägt für den Henze'schen Dämpfer folgende Zerkleinerungsvorrichtung vor. Im unteren Theil
des Dämpfers sind zwei auf einander gleitende Rostplatten a (Fig. 1 Taf.
31) eingepaſst, welche mit der Spindel n so verbunden
sind, daſs von auſsen die Schlitze der Rostspalten auf 1 bis 10mm Oeffnungsweite gestellt werden können. Ist der
Dämpfer mit Mais, Korn oder Kartoffeln gefüllt, so fügt man wie gewöhnlich Wasser zu
und läſst durch die Rohre c und d Dampf einströmen. Wird nach beendeter Dämpfung die Mündung f geöffnet, so preſst der Dampf die Masse durch den
Rost a, dann durch die nur 2mm weiten Spalten des zweiten festen Rostes b und schleudert sie gegen den von der Mündung f
zurückgeschobenen
Verschluſskegel, so daſs sie als feiner Brei in den Maischbottig gelangt. – Anstatt
den horizontalen stellbaren Rost a in dem unteren Theil
des Dämpfapparates anzuordnen, ist derselbe nach dem Zusatzpatent * Nr. 3800 vom 16.
März 1878 senkrecht in einer eigenen Vorlage angebracht, welche an der unteren
Seitenöffnung des Dämpfapparates angeschraubt ist. Diese Einrichtung hat den Vorzug
bequemer Reinigung und Reparatur.
Zur besseren Kühlung sind bereits Vormaischbottige angegeben von
J. Hampel, Köhler, A. Oeser und A. Wernicke, sowie von der Leipzig-Reudnitzer Maschinenfabrik, vormals Götjes, Bergmann und Comp. in
Reudnitz (*D. R. P. Nr. 1867 vom 24. October 1877). Die von letzterer Firma
angegebene „Wasserstrahl- und Doppelwand-Kühlung“ ist in Fig. 2 und
3 Taf. 31 dargestellt. Der Maischbottig a
trägt im zweckentsprechend angebrachten Lager die horizontale Welle b, von der mittels conischer Getriebe die verticale
Welle e getrieben wird; letztere bewegt durch ihren
horizontalen Arm f die verticalen Rührer g. Der Bottig a ist
ungefähr bis zur Höhe der Maische von einem zweiten Cylinder h umgeben und bildet so mit diesem einen Doppelcylinder, ihre beiden Böden
i, k aber einen Doppelboden. Bei o tritt aus der Druckwasserleitung Wasser in den durch
beide Cylinder gebildeten ringförmigen Raum, welches in letzterem aufsteigt und
durch passend angebrachte Abfluſsröhren p über der
Maischhöhe abflieſst. In der Mitte des Maischraumes steht der aus den Cylindern m und n zusammengesetzte
zweite Doppelcylinder, der durch eine passend angebrachte Traverse mit Fuſslager die
verticale Welle e trägt. Der ringförmige Raum zwischen
den Cylindern m und n wird
aus der Wasserleitung bei q mit Wasser gefüllt, welches
in dem Raum in die Höhe steigt und durch einen Stutzen bei r oberhalb der Maischhöhe sich in den inneren Cylinder n ergieſst. Die auch mit den Spritzröhren s in Verbindung stehende Wasserleitung versorgt erstere
mit Wasser, so daſs sie ihren Inhalt in beliebig vielen Strahlen gegen die innere
Wandung der cylindrischen Gefäſse t abgibt; das an den
Wandungen hinunterflieſsende Wasser tritt in den Doppelboden und steigt von hier
durch eine Oeffnung in Richtung des Pfeiles in das Innere des Cylinders n, von wo es gemeinschaftlich mit dem Wasser von r durch das Ueberfallrohr u abflieſst; dadurch, daſs letzteres in den Cylinder n hineinragt, wird der Doppelboden stets voll
Kühlwasser gehalten.
Der Maische wird durch diese Einrichtung die gröſstmögliche Abkühlungsfläche geboten.
Um den durch das Kühlwasser etwa an den inneren Wandungen der Kühlgefäſse t angesetzten Schleim leicht entfernen zu können, sind
diese Gefäſse mit Kapseln x bedeckt, die bequem
abgeschraubt werden können; ebenso lassen sich zugedachtem Zweck die inneren
Spritzrohre leicht entfernen. Die Bottige sind auſserdem mit den gewöhnlichen Raumlöchern, Wasser- und
Maischventilen versehen.
F. Rath in Neuhaldensleben (* D. R. P. Nr. 3450 vom 24.
April 1878) bringt die zu kühlende Maische in ein Gefäſs, dessen Wandungen gekühlt
werden, und in welchem sich eine hohle Welle mit Schaufeln dreht, durch die
ebenfalls Kühlwasser flieſst.
Maisch- und Kühlapparat von G.
Ellenberger in Darmstadt (*D. R. P. Nr. 1675 vom 9. September 1877). Um
auch schlechte Kartoffeln völlig zu zerkleinern, was übrigens ebenso wenig mit den
Apparaten von Hollefreund, Bohm und Krupski als mit dem Henze'schen Dämpfer erreicht wird, verbindet Ellenberger den mit Kühlvorrichtung versehenen Vormaischbottig mit einer
Zerkleinerungstrommel. Das zu verarbeitende Material (Kartoffeln, Roggen oder Mais)
wird in den Dämpfer A (Fig. 4 Taf.
31) gebracht; durch a wird Dampf eingelassen und das
erste Condensationswasser kann durch i entfernt werden.
Nach geschehener Dämpfung wird der Hahn f geöffnet, so
daſs die Masse auf die guſseiserne Trommel m mit
aufgeschraubten schiefliegenden Messern stürzt. Diese Trommel macht mit der Welle
o etwa 200 Umdrehungen in der Minute und wirkt mit
dem Grundwerk p im Bottig B in ähnlicher Weise zerkleinernd, wie der Holländer in der
Papierfabrikation. Die nicht durch f herausgepreſsten
gröberen Massen werden durch die Oeffnung g entfernt
und durch den Trichter h ebenfalls in den ovalen
Vormaischbottig B gebracht. Die zu zerkleinernde Masse
gelangt nun zwischen diese Messer und die auf und nieder zu stellende Platte p,
welche 9 bis 10 Rippen hat, wird über den Kropf z
getrieben und gezwungen, um die Scheidewand s herum
wieder zu der Messertrommel zu gehen. Die entwickelten Dämpfe werden passend durch
k abgesaugt. Inzwischen werden durch den Rohransatz
a die Zwischenräume r
der beiden Blechwandungen der Maischbütte und der damit in Verbindung stehenden
eisernen hohlen Scheidewand s mit Kühlwasser gefüllt,
welches durch y wieder abflieſst. Ist so die
Maischtemperatur von 65° erreicht, so läſst man das während des Dämpfens ebenfalls
in der Maischbütte B mit Wasser zu einer Milch
zerkleinerte Malz, welches dann aber in einen höher stehenden Behälter gepumpt
wurde, zuflieſsen und durch fernere Umdrehung der Trommel mit der Maische innig
mischen. Jetzt dient das in den Hohlwänden r und s befindliche Wasser, welches dieselbe Temperatur
angenommen hat, dazu, die Maische vor zu rascher Abkühlung zu schützen. Dieselben
Räume r und s mit Wasser
gefüllt, welches mittels durch w eingelassenen Dampf
zum Kochen gebracht wird, dienen auch dazu, Mais oder Korn im Innern des Bottigs auf
die zum Einmaischen nöthige höhere Temperatur zu bringen und zu erhalten.
Nach geschehener Zuckerbildung entfernt man den mit der Oeffnung b versehenen Deckel d, läſst das warme Wasser
aus v abflieſsen, und dann kaltes Wasser unter
fortwährendem Umdrehen der Trommel m durch die
Zwischenräume strömen. Ferner wird der Schieber l von
der Trommel theilweise abgezogen, so daſs ein groſser Theil Maische durch die rasche
Bewegung der Trommel fortwährend gegen den hohlen Mantel n geworfen wird, der ebenfalls für Wasserzufluſs und Abfluſs eingerichtet
ist und als Kühlfläche dient. Nach vollendeter Kühlung wird die Hefe zugesetzt und
die ganze Maische nochmals gemengt und dann nach den Gährbütten gefördert. Das
Reinigen der Trommel und des Mantels geschieht dadurch, daſs man auf die rotirende
Trommel Wasser zuströmen läſst, welches durch ein heftiges Umherspritzen Mantel und
Trommel sofort reinigt. Die übrigen Theile der Maschine sind sehr leicht zugänglich
und in kürzester Zeit zu reinigen.
Einen Zerkleinerungsapparat für
Kartoffeln, welche in einem gewöhnlichen hölzernen oder eisernen Dampfgefäſs ohne
Hochdruckdampf gekocht werden, hat H. Gährich in Berlin
(* D. R. P. Nr. 3286 vom 14. Februar 1878) angegeben. Derselbe besteht aus einem
guſseisernen Rahmen, welcher auf dem Vormaischbottig befestigt wird; in Rahmen ist
eine mit zahnförmigen Leisten besetzte Trommel gelagert und nahe an derselben eine
zweite glatte Walze. Die Kartoffeln werden in einen Rumpf aufgegeben, gelangen
zwischen die rotirenden Walzen und fallen fein zerrissen unten in den
Vormaischbottig.
Maischapparat von V.
Lwowski in Halle (*D. R. P. Nr. 2287 vom 25. September 1877). Um zu
verhüten, daſs, wie bei Ellenberger's Holländer, die
Maische mit viel Luft gepeitscht und dadurch schaumig wird, kann man sich mit
Vortheil des in Fig. 5 bis
7 Taf. 31 dargestellten Apparates bedienen. Derselbe besteht aus einer
horizontalen Mahlscheibe A aus Hartguſs, welche in dem
gezahnten Hartguſsgehäuse B jede Minute 300 Umdrehungen
macht, dabei mittels Centrifugalkraft die Maische durch die untere Oeffnung a dieses Gehäuses ansaugt und durch die Oeffnung b schräg nach oben drückt. Durch diese Vorrichtung wird
die Maische und das zugesetzte Malz fein gemahlen und gut gemischt; letztere
Operation wird noch durch einen gewöhnlichen Rührer unterstützt. Die ringförmige
Vertiefung b1 dient als
Steinfang.
Zerkleinerungskegel im Henze'schen Dämpfer von H. Schmidt in
Cüstrin (*D. R. P. Nr. 1016 vom 16. October 1877). Der Patentinhaber bringt unten in
den Henze'schen Dämpfer einen Zerkleinerungskegel mit
zugehörigem Einsatz, der ohne jede weitere äuſsere mechanische Kraft die
vollständigste Zerkleinerung der Kartoffeln, des Roggens oder Maises bewirken soll.
Der Kegel A (Fig. 8 Taf.
31) besteht aus acht über einander gelegten runden Scheiben, von denen die oberen
sieben mit rechtsgängigem, sehr steilem, vielgängigem Trapezgewinde versehen sind.
Die Entfernung von Mitte zu Mitte Zahn auf den sieben Scheiben, also die
Gewindetheilung, ist etwa 15mm, so daſs bei
Aufeinanderlegen der einzelnen Scheiben die Gewindezähne gegen einander versetzt
sind. Um ein Verschmieren der Zähne beim Arbeiten zu vermeiden, sind die Zähne auf
dem Reinigungskegel auf der unteren Seite der einzelnen Scheiben etwas abgeschrägt,
so daſs dem Maischgut leichteres Uebertreten von dem oberen nach dem unteren
folgenden Gewinde gestattet ist. Der zugehörige Einsatz B besteht aus elf über einander gelegten Ringen, welche auf der Innenseite
mit demselben vielgängigen, steilen, jedoch linksgängigen Trapezgewinde versehen
sind, wie die Scheiben des Kegels auf der Auſsenseite mit rechtsgängigem Gewinde. Da
die Gewindegänge auf dem Kegel rechtsgängig sind, so sind dieselben in den Ringen
linksgängig, um durch die sich steil kreuzenden Gewinde auch bei schlechten
Kartoffeln oder bei Mais und Korn ein vollständiges Zerkleinern zu bewirken. Der
unterste Ring des Einsatzes hat blos auf der oberen Hälfte Gewindezähne, ist auf der
unteren Hälfte glatt und bildet mit der unteren glatten Scheibe des Kegels ein
Ventil mit Ventilsitz f.
Der Zerkleinerungskegel ist auf eine runde Spindel a
aufgesteckt, die durch eine Stopfbüchse aus dem Dampffaſs dampfdicht austritt. Der
untere Theil der Spindel a ist mit einem Sechskant b und in der Achsenrichtung mit einer kurzen Bohrung
versehen, in welcher der obere Zapfen der darunter befindlichen Schraubenspindel c steckt. Die Spindeln a
und c sind ohne Verbindung mit einander, so daſs
Spindel a mit dem darauf steckenden Zerkleinerungskegel
sich beliebig drehen kann. Der Sechskant b an der
Spindel a hat den Zweck, letztere mit dem
Zerkleinerungskegel durch einen auf b gesteckten
Mutterschlüssel von auſsen drehen zu können, falls sich zwischen Kegel und Einsatz
Holzstücke oder Wurzeln festgesetzt haben.
Der Betrieb mit dem Zerkleinerungskegel ist sehr einfach. Beim Dämpfen wird die
Schraubenspindel c um 90° zurückgedreht, so daſs der
Zerkleinerungskegel nur wenig heruntersinken kann und das durch den Kegel und
Einsatz gebildete Ventil f um etwa 0mm,5 offen ist. Durch den geöffneten Hahn d kann das Condensationswasser bis zuletzt ablaufen,
ohne daſs beim letzten Dämpfen unten schon fertig gedämpfte Kartoffeln oder Mais
durch den Condensationshahn austreten können. Beim Ausblasen wird der
Zerkleinerungskegel so eingestellt, daſs das Ventil f
bei Mais und Korn etwa 3mm, bei trockenfaulen
Kartoffeln 6mm, bei wässerigen Kartoffeln 10mm, bei guten Kartoffeln 15mm geöffnet ist. Das Ausblaseventil g wird 6mm
geöffnet.
Ist die Stopfbüchse der Spindel a des
Zerkleinerungskegels lose, so fangen beide Theile bei enggestelltem Ventil
selbstthätig zu rotiren an. Dieses Drehen muſs jedoch durch etwas Nachziehen der
Stopfbüchse verhindert werden, da die Maische bei feststehendem Zerkleinerungskegel
feiner wird.
Dämpf- und Zerkleinerungsapparat von W. Schwarz in Königsberg, N-M. (*D. R. P. Nr. 651 vom
14. Juli 1877). Für diesen namentlich für Mais bestimmten Apparat (Fig. 9 und
10 Taf. 31) wird wieder Maschinenkraft beansprucht. Derselbe wird durch
das Mannloch M mit Mais gefüllt, dann so viel Wasser
zugelassen, daſs dasselbe etwa 4cm höher steht als
dieser, schlieſslich durch d Dampf zugeführt, so daſs
der Mais etwa l½ Stunden bei 3at kocht. Nun wird
die verticale Welle w mit den drei Armen r in Bewegung gesetzt, an deren unterem Ende ein im
Schnitt halbmondförmiges, in der oberen Ansicht kreisrundes, geripptes Stahlrad c sitzt, über dem sich eine ebenso gerippte Stahlfläche
befindet. Wird nun der vor b befindliche Ablaſshahn
geöffnet, so muſs der herausgepreſste Mais völlig zerkleinert werden und in diesem
Zustande in den Maischbottig gelangen.
Gaul und Hoffmann in
Frankfurt a. O. (* D. R. P. Nr. 3451 vom 20. März 1878) bringen ebenfalls in
Verbindung mit dem Henze'schen Apparat, und zwar
zwischen dem Oberkörper und Abdruckventil, einen Zerkleinerungsapparat an, welcher aber direct durch Dampf ohne jede
Zwischentransmission in Bewegung gesetzt werden soll. Auf der Achse eines rotirenden
Dampfmotors sitzt oben ein geriffelter Stahlkegel, welcher ringsum von einer
geriffelten Stahlhülse umgeben ist, die durch seitlich angebrachte Schrauben gehoben
oder gesenkt werden kann, je nachdem die Masse weniger oder mehr zerkleinert werden
soll.