Titel: | Ueber nasse Processe bei der Kupfergewinnung; von Friedr. Bode, Civil-Ingenieur in Hannover. |
Autor: | Friedrich Bode |
Fundstelle: | Band 231, Jahrgang 1879, S. 357 |
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Ueber nasse Processe bei der Kupfergewinnung; von
Friedr. Bode,
Civil-Ingenieur in Hannover.
(Fortsetzung von S. 265 dieses
Bandes.)
Bode, über nasse Processe bei der Kupfergewinnung.
II. Auslaugen der löslichen
Kupfersalze.
Hierüber ist in Vorstehendem bereits mancherlei angemerkt. Man laugt entweder durch
Filtration und Verdrängung oder auch unter Umrühren, so z.B. beim Hunt und
Douglas-Processe. Systematische Laugerei, die sich über mehrere Laugbottige
gleichzeitig erstreckt, ähnlich dem Auslaugen der Rohsoda nach Shank's Methode, ist wegen der dicht liegenden Massen
schwierig durchführbar. Für die Herstellung der Lauggefäſse bleibt häufig kaum ein
anderes Material als Holz anwendbar. Die Verbindungen werden mit Kitten
verschiedener Art gedichtet, auſserdem eiserne Anker oder hölzerne Rahmen um die
Gefäſse gelegt. Wo das Laugen mit Erwärmung verbunden ist, sei es durch directe oder durch den
Proceſs selbst hervorgerufene, da ist trotzdem die Dauer der Holzgefäſse nur eine
kurze. Man wird daher die Sohle des Laugereigebäudes asphaltiren, damit die
ausrinnenden Laugen gesammelt werden können.
Die Extractionsgefäſse haben häufig einen falschen Boden, der von durchlöcherten
Thonplatten gebildet sein kann und auf welchem man eine Filterschicht von
verschiedenen Materialien (Kokes, Stroh, Haidekraut) anordnet. Hähne unter dem
falschen Boden zum Ablassen der Laugen dürfen nicht von Eisen genommen werden,
sondern womöglich von Thon. Bei kleineren Operationen und Betrieben wendet man auch
Gefäſse von Thon an. Das Laugen selbst soll womöglich eine schnelle und vollständige
Erschöpfung der Masse bewirken und ist daher genügend für frisches Wasser (oder
Lauge) zu sorgen, sobald sich die mit dem Erze in Berührung befindliche Lauge in
gewünschtem Grade beladen hat.
Zum Laugentransport nimmt man entweder Dampfstrahl-Apparate aus Hartblei (Oker),
deren Dampfdüsen sich aber ziemlich schnell, besonders bei salzsauren Laugen,
erweitern, oder Schöpfräder (Stadtbergen) oder Montejus, diese aber auch von Holz,
unter Benutzung comprimirter Luft. Vielleicht lieſsen sich auch offene Thongefäſse
als Montejus verwenden, die man in ein eisernes geschlossenes Gefäſs stellt, in
welches man comprimirte Luft derart treibt, daſs ein in das Thongefäſs nieder
tauchendes Druckrohr die Lauge wegführt. Das Thongefäſs hätte so keinen einseitigen
Druck auszuhalten und könnte schon ziemlich groſs genommen werden. Allerdings
müſste, da die Controle der Füllung mit Lauge schwierig ist, das Einlassen der Lauge
nach abgemessenen Mengen, bezieh. über Gefäſse von etwas kleinerem Inhalt als
derjenige des Thongefäſses stattfinden, damit letzteres nicht überlaufen kann.
Für Leitungsrohren verwendet man Thon oder Kautschuk. Rohrverschlüsse erfolgen durch
Quetschhähne. Auch führt man die Laugen in offenen transportablen Rinnen, die man
bei Reparaturen leicht durch vorräthige ersetzen kann.
III. Behandlung der
Kupferlaugen.
Man hat hier zweierlei zu beachten, nämlich einerseits die Beseitigung von solchen
Verunreinigungen, welche die Qualität des Kupfers verschlechtern würden,
andererseits die Abscheidung von Silber und Gold aus denselben. Daſs mechanische
Verunreinigungen möglichst fern gehalten und zum Absitzen gebracht werden, versteht
sich von selbst.
1) Beseitigung von Verunreinigungen. In erster Linie
handelt es sich um die Wegschaffung von Arsen und Antimon, welche, in den Erzen
enthalten, wenigstens in Antheilen mit in die Laugen und in das Cementkupfer übergehen. Down (1878 224 195) behandelt die bei Verarbeitung der
Kiesabbrände nach Henderson's Verfahren erhaltenen
sauren Laugen mit so viel Kalk, daſs die Säure ziemlich abgestumpft wird und die in
Lösung befindlichen Eisensalze nieder zu fallen beginnen. Wie Down angibt, sollen Arsen und Antimon nur aus stark
saurer Lösung mit dem Kupfer zugleich niederfallen, in schwach saurer Lösung aber
gelöst bleiben; nach Kinzgett und Lunge (1876 219 330) aber sollen sie sich mit dem Eisen
in einer dem Scheele'schen Grün ähnlichen Verbindung niederschlagen. Auch Gibb behauptet, nach der Kupferfällung mit Eisen nie
mehr Arsen in den Rückstandslaugen gefunden zu haben.
In Agordo (Wagner's Jahresbericht, 1877 S. 161)
enthalten die Kupferlaugen erhebliche Mengen von schwefelsaurem Eisenoxyd, welches
durch das vom Eisen schon gefällte Kupfer zu Oxydul reducirt wird (Fe2
O3, 3 SO3 + Cu = 2 FeO, SO3
+ CuO, SO3), wodurch
das gebildete Kupfersulfat neuerdings durch Eisen zerlegt werden muſs:, auch
zerfällt ein Theil des schwefelsauren Eisenoxyds in basisches Salz Fe2
O3, SO3 und Eisenvitriol.
Das erstere fällt in den Kupfercementschlieg. Zoppi,
welcher dies fand, behandelte die Laugen in einem Thurme mit schwefliger Säure (Fe2
O3, 3SO3 + SO2 = 2 FeO, SO3
+ 2 SO3), reducirte
hierdurch das Eisenoxydsalz, beseitigte die Abscheidung des basischen Eisensalzes
und verminderte erheblich den Bedarf an Fällungseisen; auch war das Kupfer weniger
mit Arsen verunreinigt (vgl. 1877 224 458).
2) Entsilberung der Laugen. Bei der
Extraction der Pyritabbrände nach Henderson's Verfahren
war, soweit ich nachkommen kann, Claudet der Erste, der
die Laugen regelmäſsig entsilberte (vgl. 1870 198 306. 1871 199 53. 305). Die ersten
Laugen, welche 95 Proc. des gelösten Silbers als Chlorsilber enthalten, werden mit
Jodkalium in bestimmtem Antheile versetzt, wodurch Jodsilber (wohl auch Jodblei, das
den Verbrauch an dem nicht billigen Niederschlagsmittel erhöht) ausfällt. Der
gewaschene, noch feuchte Niederschlag, mit Salzsäure angesäuert, gibt mit Zink
Jodzink, Jodblei und Silber, von denen ersteres zur Entsilberung neuer
silberhaltiger Laugen verwendet wird (vgl. auch Wedding
und Ulrich, S. 315). Lunge
(1874 214 467) meint, daſs der Jodverlust nicht ganz unbedeutend sein kann. Nach Claudet (1872 206 30) wurden auf einem Werke zu Widnes
im J. 1871 aus 16300t Abbrand erhalten 333k,24 Silber und 3k,17 Gold; es blieben nach Abzug der Feinungskosten 80800 Franken übrig
und 137k Jod gingen in Verlust. Durch die Höhe des
letzteren veranlaſst, versuchte Claudet an Stelle von
Jodkalium Varechlaugen anzuwenden und sollen damit sehr befriedigende Resultate
erzielt sein. Das Gold der Abbrände scheint bei der Röstung in Chlorgold übergeführt
und bei der niedrigen Rösttemperatur nicht zerlegt zu werden.
Gibb (1874 214 468) entsilbert die Kupferlaugen durch
partielle Fällung mit Schwefelwasserstoff, aus Sodarückstand erzeugt. Mit den zuerst
niederfallenden 6 Proc. Schwefelkupfer fällt zugleich der gröſste Theil des Silbers.
In Oker versuchte man dieselbe partielle Fällung mit Schwefelnatrium (vgl. 1878 228
149). Während das ohne Silberscheidung erzielte Kupfer im Mittel 0,069 Proc.
enthält, finden sich, nach Gibb entsilbert, nur noch
0,0069 bis höchstens 0,0137 Proc. Silber; die gefällten 6 Proc. Kupfersulfid
enthalten dagegen 6k,85 Silber in 1t Kupfer.
Der Silberkupfer-Niederschlag wurde früher calcinirt und ¼ des Kupfers auf Vitriol
verarbeitet, worauf Silber rückständig blieb; der Kupferrest war als Oxyd, wohl auch
als Oxychlorid vorhanden. Später laugte Gibb, um die
Erzeugung des Kupfervitriols zu vermeiden, das calcinirte Product mit Wasser und
fällte die vitriolische Lösung, die höchstens 34g
Silber in 1t Kupfer enthält, mit Eisenschwamm. Der
abgelaugte Rückstand wurde dann mit heiſser gesättigter Kochsalzlauge ausgezogen und
auf trockenem Wege weiter verarbeitet. Aus der noch immer schwach kupferhaltigen
Silberlauge werden mit Kalkmilch die Metalle niedergeschlagen und aus dem
ausgewaschenen Niederschlage das Kupfer mit verdünnter Schwefelsäure herausgelöst.
Der Rückstand mit 9 Proc. Silber wird abgesetzt. Aus dem Abbrand erhält man so
0,0017 Proc. Silber bei höchstens 0,75 M. Unkosten, entsprechend 1,75 M. Reingewinn
für 1000k Abbrände.
Snelus (Wagner's
Jahresbericht, 1876 S. 146) schlägt aus den Laugen der Kiesabbrände durch
Einblasen von fein vertheiltem Eisenstaub unter Umrühren etwa 19 Proc. Kupfer
nieder, mit welchem etwa 80 Proc. des gelösten Silbers ausfallen.
Chadwick und Jardine (Wagner's Jahresbericht, 1877 S. 104) wollen nach einer
unverständlichen Patentbeschreibung das Silber der Laugen von Kiesabbränden mit
Bleizucker niederschlagen, den Niederschlag durch heiſse verdünnte Schwefelsäure
entkupfern und mit Zink und Schwefelsäure reduciren.
Clark und Smith (Wagner's Jahresbericht,
1876 S. 146) laugen das chlorirte Erz mit kaltem Wasser, dann mit einer Lösung von
unterschwefligsaurem Natron oder mit Gaswasser, um Chlorsilber in Lösung zu bringen,
aus welcher Silber galvanisch niedergeschlagen wird und vereinigen die Restlauge von
dieser Operation mit derjenigen Lauge, welche der Auszug des Erzes mit heiſsem
Wasser liefert, um das Kupfer abzuscheiden.
IV. Ausfällung des
Kupfers.
a) Eisen findet bisher die allgemeinste Anwendung zur
Abscheidung des Kupfers aus den Laugen. Schmiedeisen ist wirksamer als Guſseisen;
graues Roheisen löst sich schneller als weiſses; auch Eisensauen werden zur Fällung verwendet
(vgl. B. Kerl: Handbuch, Bd. 2 S. 598). Am besten wirkt
Eisenschwamm.
Leithner (1874 211 349) lieſs sich ein Verfahren für
Oesterreich-Ungarn patentiren, um kupferhaltiges Eisen (Fällungseisen) aus Abbrand
von kupferarmen Kiesen zu gewinnen. Die Abbrände sollen vollständig entschwefelt und
mit Kalkhydrat auf Roheisen verschmolzen werden, welches bei der Cementation seinen
Kupfergehalt im Cementschlieg zurückläſst. Ueber die Darstellung von schwammförmigem
Eisen ist von Lunge (1876 219 325) ausführlich
berichtet, auch mit eingehender Berücksichtigung der älteren und neueren Literatur;
ich verweise auf den Aufsatz selbst. Auch in der erwähnten Broschüre „The Hunt and Douglas Proceſs“ befindet sich ein besonderes Kapitel
über Darstellung und Gebrauch des Eisenschwammes. Die Darstellung geschieht für die
Fällung von Kupfer wohl ausschlieſslich aus den ausgelaugten Rückständen (purple ore) der Kupferhütten (mit 95 Proc. Eisenoxyd).
Zwar wollten G. Bischof und Gossage direct Abbrände (mit etwa 80 Proc. Eisenoxyd) verwenden, wobei
deren Kupfergehalt, wie nach Leithner's Verfahren, bei
der Fällung mit ausgebracht werden würde; doch enthalten die meisten Abbrände Arsen
(auch Blei), welches die Qualität des Cementkupfers vermindern wird. Bei der
Reduction des „purple ore“ zu Eisen werden 30 Th. Kohle auf 100 Rückstand
angewendet.
Den Preis des Eisenschwammes gab Lunge im J. 1874 zu 45
M. für 1t mit Einrechnung des vollen Werthes des
„purple ore“ und billiger als dünnes Brucheisen an. Auch soll es
leicht sein, nicht mehr als 1 Proc. Ueberschuſs bei Anwendung des Schwammes im
Kupfer zu lassen.
Die Apparate bei der Fällung mit Eisen anlangend, so bestehen dieselben am
einfachsten aus gröſseren Kästen, in die ein Dampfrohr zur Erwärmung eintaucht und
welche mit einem Ueberschusse von altem Eisen beschickt werden. Auch hat man
Apparate mit Rührwerken, in welche das Brucheisen in einer von den Rührerarmen nicht
erreichten Abtheilung eingetragen wird (vgl. Wedding
und Ulrich, S. 312). Schwammförmiges Eisen wird unter
Umrühren der Lauge und in gemahlenem Zustande angewendet. Das Rühren geschieht durch
Hand oder Maschine, auch durch Gebläse. – Für die Fällung mit Eisenspänen und
Eisenabfällen construirte A. Hauch (1877 223 286) einen
continuirlich wirkenden Trommelapparat, ebenso G.
Bischof (Deutsche Industriezeitung, 1869 S.
158).
Bousfield fand, daſs beim Fällen mit Eisen die Basen
einer Anzahl in der Lauge enthaltener Salze, das Kupfer verunreinigend, sich
ausscheiden, nachdem letzteres aus der Lösung vollständig fortgeschafft ist (Wagner's Jahresbericht, 1877 S. 164). Er läſst daher
die Kupferlauge behufs ihrer Ausfällung in einer Reihe von mit einander durch
Heberrohre verbundener Bottige umlaufen, welche mit Blei ausgeschlagen sind, und
leitet die Circulation durch einen Laugeninjector ein.
Der Verbrauch an Fällungseisen ist ein sehr verschiedener, je nach der
Zusammensetzung der Laugen. Auf das Kupfer bezogen, beträgt er in Stadtbergen 126
bis 127 Proc.; in Oker bei dem Henderson'schen
Verfahren 100 Proc. Bei dem Hunt und Douglas-Processe reducirt sich der Eisenbedarf um so
mehr bis zu einer gewissen Grenze, je mehr Kupferchlorür in den Laugen enthalten,
welches zu seiner Zersetzung nur halb so viel Eisen braucht als das Chlorid oder die
ihm gleichwerthigen Verbindungen; die Angaben über den Eisenbedarf schwanken von 60
bis 75 Proc. In Agordo betrug im J. 1874 der Aufwand an Roheisen 3,27 auf 1
Fällkupfer und hatte der Cementschlieg 54,97 Proc. Kupfer. Im Fällkupfer waren
enthalten 24,84 Proc. basische Salze mit 9,14 Proc. Kupfer. Nach den von Zoppi eingeführten Verbesserungen ergab sich für das J.
1875: Roheisenverbrauch 2,55, Cementschlieg mit 60,06 Proc. Kupfer, basische Salze
keine.
Durch eine zweckmäſsige Methode der Aufarbeitung der Rückstandslaugen des Henderson'schen Processes gelang es Gibb, den Eisenverbrauch ganz zu beseitigen. Hierüber
weiter unten das Nähere.
b) Schwefelwasserstoffgas. Von Sinding war zu Foldal in Norwegen schon früher Schwefelwasserstoff zur
Kupferfällung in Anwendung gebracht (Wagner's
Jahresbericht, 1862 S. 124). Später kommt H.
Wagner (1867 183 388) wieder auf dieses Gas, aus Schwefelbarium mit
Salzsäure erzeugt, zurück. Er laugt, wie wir sahen, mit Salzsäure aus und
beabsichtigt, durch die Fällung von Schwefelkupfer mit Schwefelwasserstoff die
verbrauchte Salzsäure wiederherzustellen. Auch Langsdorf bediente sich bei seinen Versuchen der Extraction mit
kohlensaurem Ammoniak des Schwefelwasserstoffes, aus Schwefelbarium und Salzsäure
erzeugt. Derselbe wird ferner angewendet von Cobley
(Wagner's Jahresbericht, 1875 S. 190) und beim Snowdon-Proceſs. Die partielle Fällung der Kupferlaugen
zum Zwecke der Entsilberung nach Gibb wurde bereits
erwähnt.
c) Kalk als Niederschlagsmittel wird verwendet von Krassinsky und Wissocq
(Wagner's Jahresbericht, 1869 S. 136); auf der
Braubacher Hütte (vgl. 1866 180 164), wo das aus warmer salzsaurer Lösung
ausgefallene Kupferoxydhydrat ausgepreſst, im Krummofen auf Schwarzkupfer
verschmolzen wird; ferner von Gibb bei seiner
Silberscheidung, ebenso von Whelpley und Storer (vgl. 1867 185 285), welche Kupferoxydhydrat aus
Chlorürlaugen abscheiden und damit zugleich ihr Chlorcalciumbad regeneriren.
(Schluſs folgt.)