Titel: | Ueber die Herstellung manganreichen Roheisens. |
Autor: | – r. |
Fundstelle: | Band 231, Jahrgang 1879, S. 428 |
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Ueber die Herstellung manganreichen
Roheisens.
Jordan, über die Herstellung manganreichen Roheisens.
Auf der Eisenhütte Saint-Louis bei Marseille, wo seit längeren Jahren Ferromangan mit
einem Mangangehalte bis zu 87,4 Proc. erzeugt wird, hat man in letzterer Zeit ganz
eigenthümliche Beobachtungen in Betreff des Verhaltens von Mangan im Hochofen
gemacht.
Nach den Mittheilungen von P. Jordan in der Revue
industrielle, 1878 S. 268 konnte das in den
verhütteten Erzen enthaltene Mangan niemals vollständig in dem erzeugten Ferromangan
und in der Schlacke wiedergefunden werden. Die bei den verschiedenen Berechnungen
erhaltenen Differenzen beliefen sich bis auf 10 Proc. des Mangangehaltes. Zur
Controle dieser Erscheinung wurden calorimetrische Berechnungen angestellt und
Vergleiche gezogen zwischen den dem Hohofen zugeführten und ihm entzogenen
Wärmemengen, wobei sich, selbst die Ungenauigkeit solcher Rechnungen vorausgesetzt,
so bedeutende Unterschiede ergaben, daſs man annehmen muſste, ein Theil des in den
Erzen enthaltenen Metalles gehe in Dampfform verloren. Dies veranlaſste die
Ingenieure des gedachten Hüttenwerkes zu einer genaueren Untersuchung obiger
Erscheinungen, wobei sich Folgendes herausstellte.
Der in den Gasleitungen abgelagerte Gichtstaub nimmt mit der Entfernung vom Hohofen
an Zink- und Eisengehalt ab, während der Mangangehalt unverändert bleibt. Der
Gichtrauch, welcher im Augenblick des Entweichens aus dem Hohofen weiſs ist, wird
nach der Verbrennung röthlich, was darauf schlieſsen läſst, daſs derselbe Mangan in
Dampfform enthält. Während des Abstechens sehr manganreicher, 20 bis 25proc.
Eisensorten sieht man aus letzteren unmittelbar vor dem Stichloch röthliche Dämpfe
aufsteigen, welche auf der nächsten Umgebung der Guſsrinne ein leichtes Pulver
absetzen. Dieses enthält nach der Analyse auſser Silicium, Calcium u.s.w.
beträchtliche Mengen von Manganoxyd, Ebenso sind die Masseln von hoch manganhaltigem
Eisen nach dem
Erkalten oft mit einer Schicht von rothem Manganoxyd bedeckt. Bei Hohöfen mit
geschlossener Brust entwickeln sich zuweilen unmittelbar vor der Schlackenform Gase,
welche im Innern der ausflieſsenden Schlacke mit rothem Manganoxyd überzogene Kanäle
zurücklassen. Daraufhin wurden im Hüttenlaboratorium zu Saint Louis Versuche
angestellt, um festzustellen, zu welchen Schlüssen diese Beobachtungen
berechtigen.
Man brachte in einen mit Kohlengestübbe gefütterten Tiegel 200g Ferromangan mit 84,9 Proc. Mangangehalt, setzte
ersteren in einem Windofen während 2½ Stunden einer möglichst hohen
Schmelztemperatur aus und fand beim Abwiegen des entstandenen Metallkönigs, daſs
sich dessen Gewicht um 9g und sein Mangangehalt
auf 84,2 Proc. vermindert hatte. Der Gewichtsverlust entsprach dem verschwundenen
Mangan. Die Tiegelmasse war mit Manganoxyd ganz durchdrungen, welches aus Dämpfen
entstanden sein muſste, die ihren Weg durch die Kohlengestübbe gefunden hatten.
Zu einem anderen Versuche wurden zwei Graphittiegel verschiedener Gröſse in einander
gesteckt. Sowohl der Zwischenraum zwischen beiden Tiegeln, als die Innenwände des
kleineren wurden mit Kohlenstübbe gefüttert und letzterer mit 252g 84,9proc. Ferromangans beschickt. Nach
4½stündiger Schmelzung in einem Windofen hatte der Metallkönig 9g an Gewicht verloren und war auf 84,4 Proc.
Mangangehalt reducirt. Die Berechnung des verschwundenen Mangans stellt sich demnach
auf (252 × 0,849) – (243 × 0,844) = 8g,82. Der
äuſsere Tiegel war fast vollständig geschmolzen, in der Masse des inneren fanden
sich nur 1g,98 Mangan wieder.
Es geht hieraus unzweifelhaft hervor, daſs Mangan bei den Temperaturgraden, wie sie
in Schmelzöfen stattfinden, flüchtig ist, und dies gibt uns einen Fingerzeig, daſs
es sich wahrscheinlich mit manchen anderen leichtschmelzigen Metallen, z.B. Blei,
ebenso verhält, um so mehr als wir beim Gieſsen von Legirungen, welche diese Metalle
enthalten, stets auf der Oberfläche flammende Gase beobachten, welche die
Anwesenheit solcher Metalle charakterisiren.
– r.