Titel: | Fabrikation künstlicher Perlmutter- u. Marmorimitationen aus Leim; von Fabrikdirector Ed. Fleck in St. Petersburg. |
Autor: | Ed. Fleck |
Fundstelle: | Band 231, Jahrgang 1879, S. 532 |
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Fabrikation künstlicher Perlmutter- u.
Marmorimitationen aus Leim; von Fabrikdirector Ed. Fleck in St. Petersburg.
Fleck, über Perlmutter- u. Marmorimitationen aus Leim.
Es soll in vorliegender Abhandlung, die auf Laboratoriumsversuche in gröſserem
Maſsstabe beruht, ein Fabrikationsverfahren zur Herstellung von Marmor- und
Perlmutterimitationen entwickelt werden; dasselbe zerfällt in fünf Hauptoperationen:
1) in die Vorbereitung der Platten, 2) in die Darstellung der Leimlösungen, 3) in
das Aufgleisen der gefärbten Leimmassen auf die Platten, 4) in das Uebertragen der
Leim- auf eine Gelatineschicht und 5) in das Trocknen und Loslösen der Furnüre von
der Platte.
1) Vorbereitung der Platten. Die Fabrikation beginnt mit
der Reinigung der Marmor- oder Glasplatten für Marmorimitationen, bezieh.
ausschlieſslich der Glasplatten, zur Erzeugung der Perlmutterimitationen. Die
Glasplatten sind geschliffen, brauchen jedoch nur 3 bis 4mm stark zu sein. Für beide Arten von Imitationen
richtet man sich erst Glasplatten vor, die rein gewaschen und getrocknet für
Perlmutter ohne weiteres verwendet werden, für Marmor aber mit einem in Oel
getränkten Leinwandlappen abgerieben werden müssen. Andere Glas- bezieh. Marmorplatten werden
erst, nachdem sie sorgfältig gewaschen, mit einer Mischung von geschlämmtem
Englischroth und Wasser abgerieben, mittels eines Leinwandlappens von anhaftendem
Roth befreit und derart geschichtet, daſs die so sorgfältig gereinigte Fläche der
Platte nicht mit der nicht gereinigten anderen Fläche verwechselt werden kann. Diese
so gereinigte Fläche der Platte wird hernach erst mit bereits gebrauchtem
Federweiſs, dann mit reinem Federweiſs abgerieben, indem man ganz wenig mit dem mit
Federweiſs eingepuderten und zu einem Ballen gewickelten Leinwandlappen andrückt.
Der überschüssige Federweiſsstaub wird durch schiefes Aufschlagen mittels eines
Leinwandstückes entfernt.
2) Darstellung der für die Furnüre zu verwendenden
Leimlösungen. Die Gewichtsverhältnisse beziehen sich auf die Herstellung
von einem Dutzend Platten von je 0qm,1 Fläche:
900g guten, möglichst farblosen Leimes aus
Hornschläuchen werden im Wasser 24 Stunden aufquellen gelassen, das überschüssige
Wasser abgegossen und nun im Wasserbade geschmolzen. Nachdem sich der Leim
vollkommen verflüssigt (die Bildung einer Haut muſs durch anhaltendes Rühren
verhindert werden), rührt man 100g Glycerin ein.
Behufs Darstellung zweifarbiger Marmorimitationen versetzt man 600 bis 700cc dieser Leimlösung mit den unten angegebenen
Gewichten gut abgeriebener Erdfarben; der Rest des Leimes wird mit 180g fein abgeriebenen Zinkweiſses gemischt. Für
dreifarbigen Marmor mischt man 400cc der
Leimlösung mit dem einen, 400 mit dem anderen Farbstoff zusammen, den Rest mit
Zinkweiſs. Für vierfarbige Marmorsorten nimmt man endlich je 300cc Leim für jeden der drei Farbstoffe, den Rest
mit 130g Zinkweiſs.
Die Gewichtsverhältnisse der Mischungen für beispielsweise unten angeführte 10 Sorten
von Marmor- und Emailimitationen sind folgende:
a) 600cc Leimlösung, 50g Kolkothar mit 70g Zinkweiſs gemischt, oder 50g Bohlerde.
Den Rest des Leimes mit 180g Zinkweiſs
verrieben.
b) 600cc Leimlösung, 50g Kolkothar. Rest des Leimes mit 180g Zinkweiſs versetzt.
c) 400cc Leimlösung, 35g Zinkweiſs mit 30g Kolkothar gemischt. 400cc Leimlösung
mit 30g gelben Ocker. Rest des Leimes mit 150g Zinkweiſs versetzt.
d) 400cc Leimlösung, 30g Kolkothar, 400cc Leimlösung, 25g Sepia, Rest mit
150g Zinkweiſs.
e) 600cc Leimlösung mit 30g ziemlich concentrirter und filtrirter
Nitrosinlösung versetzt. Rest des Leimes mit 180g
Zinkweiſs.
f) 300cc Leimlösung mit 25g Kolkothar, 300cc Leimlösung mit 25g gelben Ocker,
300cc Leimlösung mit 25g Sepia. Rest des Leimes mit 130g Zinkweiſs.
g) 600cc Leimlösung mit 40g Kienruſs. Für Grau mische man noch je wach dem
beabsichtigten Farbenton die entsprechende Menge Zinkweiſs zu. Rest mit 180g Zinkweiſs.
h) 300cc Leim mit 25g Umbra, 300cc
mit 25g Bohlerde, 300cc mit 25g Ocker. Rest des Leimes mit
130g Zinkweiſs.
i) Für Emaille verwendet man 600cc Leimlösung mit 30g Ultramarin. Rest
mit 180g Zinkweiſs.
k) 600cc Leimlösung mit 40g Chromgrün. Rest mit 180g Zinkweiſs.
Zur Erzeugung von Perlmutter-Furnüren werden 12g
Silberbronze, die nicht
echt zu sein braucht, mit wenig Leim oder Wasser verrieben und in die mit Glycerin
versetzte Lösung von 900g Leim eingetragen und
verrührt. Das Bronzepulver darf nicht trocken in die Leimmasse eingerührt werden, da
sich sonst Kügelchen bilden, welche die Furnüre fleckig machen. Statt Bronze kann
man die allerdings viel theurere Fischschuppenessenz anwenden. Diese so behandelte
Leimlösung wird nun mit verschiedenen Aniliofarbstoffen je nach Absicht der Färbung
versetzt und zwar:
a) Zur Herstellung gelblicher Furnüre verwendet man die Leimlösung
ohne jeden Zusatz von Farbstoff oder mit Zusatz von Pikrinsäurelösung.
b) Für farblose oder schwach ins Röthliche spielende Farben mit
mehr oder weniger Tropfen einer concentrirten Fuchsinlösung, welche in ganz geringer
Menge die gelbe Farbe des Leimes ausgleicht oder in etwas gröſserer Menge schwach
ins Röthliche spielen läſst. Für diese Arten von Perlmutter-Furnüren kann man sich
auch ganz concentrirter Lösungen von Gelatine, die mit 15 Proc. Glycerin versetzt
ist, bedienen, namentlich bei Anwendung von Fischschuppenessenz.
c) Für Blau versetzt man die Leimlösung mit „Bleu du Lyon“;
doch muſs man sich hüten, davon zu viel anzuwenden, da sonst die Imitation zu
undeutlich wird. Man prüft die richtige Färbung dadurch, daſs man einige Tropfen der
gefärbten Leimlösung auf eine Glasplatte auffallen läſst.
d) Für Roth verwendet man Fuchsinlösung oder eine Karminlösung,
die man durch Auflösen des käuflichen Karminpulvers in Ammoniak erhält. Furnüre, aus
mit Karmin gefärbter Leimlösung dargestellt, sehen ganz besonders feurig aus.
e) Orangefarben erhält man durch Zusatz einer Vesuvinlösung.
Violett durch Zusatz von Dahliaviolett. Grün durch Zusatz einer Lösung von
Methylgrün. – Für diese sowie für die mit Fuchsin gefärbte Leimmasse darf die Platte
absolut nicht mit Oel abgerieben werden, weil diese Farbstoffe selbst durch geringe
Oelspuren beim Trocknen entfärbt oder das Furnür wenigstens farblose Flecken erhält.
– Grau in verschiedenen Schattirungen erhält man durch Zusatz von mehr oder weniger
einer Nigrosinlösung, die vorher filtrirt worden.
3) Das Aufgieſsen der gefärbten Leimmassen auf die
Platten. Für Marmor- und Emailimitationen werden die mit Oel abgeriebenen
Glasplatten genau horizontal gelegt, mit der bestrichenen Fläche nach oben, dann der
einer Platte entsprechende Theil der weiſsen Grundmasse, nachdem selbe etwas
dicklich geworden, aufgegossen, indem man die durch das Gieſsen frei gebliebenen
Lücken mittels eines messerartigen Instrumentes aus Bein oder Hörn ausfüllt und
überzieht. In diese weiſse Grundmasse werden nun die betreffenden
verschiedenfarbigen Leimlösungen in Zickzackform oder in parallelen Streifen oder
fleckenweise aufgegossen und mittels eines Glasstabes je nach beabsichtigter
Zeichnung durch die weiſse Grundmasse gezogen. Sind mehrere Leimlösungen mit
verschiedenen Erdfarben aufzugieſsen, wie z.B. oben unter 2) f) angegeben, so gieſse
man sie rasch der Reihe nach so auf, daſs die folgende Farbe in die vorhergehende
einflieſst oder so, daſs zwischen jeder Farbe ein weiſser Streifen oder Fleck
bleibt. Das Ganze wird dann ebenfalls mittels des Glasstabes durch einander gezogen.
Soll die Zeichnung scharf abgegrenzte Linien oder Flecken bekommen, so verwendet man
die betreffenden mit Leim versetzten Farben etwas dicklicher; soll die Zeichnung
etwas verschwommen ausfallen, so nimmt man die Leimlösungen etwas wärmer.
Nachdem die Leimmasse fest geworden, stellt man die Platten behufs späterer
Behandlung für 2 bis 3 Stunden an einen kühlen Ort.
Aehnlich werden auch Malachitimitationen angefertigt, zu welchem Behufe man sich drei
oder vier Leimlösungen mit verschieden schattirtem Grün bis zur hellsten Nuance
darstellt, welche Lösungen man in verschiedenartigen den Malachit nachahmenden
Biegungen und Kurven parallel in eine nur ganz schwach grünlich gefärbte Grundmasse
eingieſst und mit einem Kamm, dessen Zähne verschieden weit abstehen, diesen Kurven
und Bändern nachfährt.
Die für Perlmutterimitationen bestimmten Glasplatten brauchen nur rein geputzt und
nicht erst mit Baumöl eingerieben zu werden, da auch ohne Oel bei der späteren
Uebertragung der Leimmasse auf die zweite Glasplatte erstere sich leicht ablösen
läſst, während der mit Erdfarben versetzte Leim ohne Oel stark am Glase anhaftet und
die Furnüre Risse bekommen würden. Der Vorrath der Leimlösungen muſs über dem
Wasserbade warm gehalten und vor jedem Aufguſs gut durchgemischt werden. Die Bildung
einer Haut auf der Oberfläche des Leimes hat man auch hier durch öfteres Durchrühren
desselben zu verhindern. Zum Abfüllen bezieh. Aufgieſsen der Leimmasse bedient man
sich am besten ähnlicher Porzellanschalen, wie man sie in chemischen Laboratorien
benutzt, die aber mit etwas weiterem und längerem Schnabel, sowie mit einem Henkel
versehen sind und einen Inhalt von etwa 200cc
haben.
In diese Schale wird nun der für eine Platte bestimmte Antheil Leimlösung (etwa
150cc für jede Platte) vom Vorrathsbehälter
abgefüllt, etwas stehen gelassen, mit dem messerförmigen Instrument die Oberfläche
durch Abstreichen gereinigt, dann sofort auf die genau horizontal eingestellten
Glasplatten aufgegossen und gleichmäſsig über die Glasplatte vertheilt. Das nun
sofort erfolgende Hervorrufen der perlmutterartigen Zeichnung erfordert einige
Geschicklichkeit und Uebung. Man bedient sich dazu eines Kammes, dessen Zähne 15mm von einander abstehen, und führt mit demselben,
mit den Zahnspitzen etwas auf die Glasplatte drückend und etwas schief haltend,
unter öfteren Wendungen des Kammes unter einem spitzen Winkel cycloidenartige
Bewegungen aus. Durch Führung des Kammes nach anderer bestimmter Weise kann man noch
verschiedene andere Perlmutterzeichnungen erhalten, die hier erschöpfend zu
betrachten nicht beabsichtigt ist.
Man beginnt mit der eben angeführten Behandlung vom hinteren nach dem vorderen Rande
der Platte und, sobald der Leim an den Ländern dick zu werden beginnt, wiederholt
man diese Bewegung noch an den weicheren Stellen so lange, bis die Zeichnung rein
erhalten bleibt. Ist dies erreicht, d.h. hat der Leim die gehörige Zähigkeit, so
darf man solche Stellen
nicht mehr berühren. Nachdem alle Platten auf diese Weise behandelt worden, nimmt
man sie ab und läſst sie an einem kühlen Orte in einem passenden Gestelle so
eingeschichtet 2 bis 3 Stunden stehen, daſs sich die begossenen Flächen nicht
berühren.
4) Das Uebertragen der Leimschicht auf die
Gelatineschicht. Die zubereiteten Leimfolien werden nun auf eine dünne
Gelatineschicht, wie folgt, übertragen: Man läſst für 12 Furnüre 70g Gelatine in Wasser aufquellen und schmilzt sie
auf dem Wasserbade in so viel Wasser ein, daſs dasselbe gerade noch die
aufgequollene Gelatine bedeckt. Dann setzt man noch 10 Proc. der trockenen Gelatine
an Glycerin zu, mischt tüchtig durch, läſst absetzen, was bei einer so groſsen
Verdünnung leicht vor sich geht.
Nachdem die mit Kolkothar und Federweiſs behandelten Platten sorgfältig horizontal
gerichtet sind, werden nun etwa 150cc der
Gelatinelösung aufgegossen und leer gebliebene Stellen mittels des Glasstabes damit
bedeckt. Die mit der gefärbten Leimschicht bedeckten Platten werden nun mit der
Leimschicht nach unten gekehrt, mit dem vorderen Rande genau an den vorderen Rand
der mit Gelatine übergossenen Platten angelegt, während man den hinteren Rand der
ersteren Platten allmälig auf den hinteren Rand der letzteren gleiten läſst, bis sie
aufliegen. Zu bemerken ist, daſs die Gelatinelösung nur so weit abgekühlt werden
muſs, daſs der Leim nicht mehr schmilzt; ist sie kühler, so bekommen die Furnüre in
Folge Unbenetztbleiben Blasen. Auch ist darauf zu sehen, daſs vor dem Auflegen der
ersten Platte keine Gelatinelösung von der Glas-, bezieh. Marmorplatte abflieſse,
sondern der Ueberschuſs an Gelatine erst dann ablaufe, nachdem der hintere Rand der
oberen Platte auf der unteren eben aufzuliegen gekommen.
Die Platten, von denen nun je zwei ein farbiges Furnür zwischen sich haben, müssen
dann so lange ruhig stehen bleiben, bis die Gelatine erstarrt und beim Abheben nicht
mehr ausflieſst; hierauf nimmt man sie weg und stellt sie für 5 bis 6 Stunden an
einen kühlen Ort.
Ganz auf dieselbe Weise wird mit den perlmutterartigen Furnüren verfahren, nur mit
dem Unterschiede, daſs hierbei auch die Gelatine mit demselben Farbstoff gefärbt
wird, den man dem Leime zugesetzt, mit Ausnahme der farblosen, gelblichen oder
schwach ins Röthliche spielenden Furnüre, für welche die Gelatine ebenfalls
ungefärbt bleibt.
Nach Verlauf von 6 Stunden wird nun die erste Platte derart von der Leimschicht
abgehoben, daſs man dieselbe an den Kanten mit einer Messerklinge etwas loslöst,
weil der Leim an den Kanten immer ein wenig eintrocknet und festhaftet. Alsdann wird
die mit der Gelatineschicht bedeckte Glasplatte nach unten gelegt, worauf man die
obere Platte an einer Ecke abzuheben beginnt, was sehr leicht vor sich geht, ohne
daſs sich die Gelatineschicht vom Glase loslöst. Will man seine Finger schonen, so
kann man das Abheben der einen Glasplatte dadurch bewerkstelligen, daſs man an einer Ecke zwischen
die Platten ein Falzbein einsetzt; indem man dasselbe um seine Achse zu drehen
sucht, löst sich die Platte nach und nach ab.
5) Das Trocknen und Loslösen der Furnüre. Die Furnüre
mit der Gelatineschicht, am mit Federweiſs abgeriebenem Glase haftend, kommen nun
zum Trocknen. Dies geschieht in einem Zimmer, in welchem die Furnüre derart auf
Gestellen eingesetzt werden, daſs sie dabei fast senkrecht stehen. Die warme Luft
tritt an der Decke ein, während die feuchte Luft am Boden abgesaugt ward. Die
Temperatur soll in der Zone, in welche die frischen, neu eingestellten Platten
kommen, also in der untersten Schicht, nicht mehr als 20° erhalten. Diese Schicht
rückt jeden Tag höher, ebenso jede folgende Schicht, bis sie endlich am 3. oder 4.
Tage den Zustand vollkommener Trockenheit erreicht haben. Man muſs die Furnüre, ehe
man sie wegnimmt, noch auf ihre Trockenheit prüfen; die Leimschicht darf durch
starkes Aufdrücken des Fingernagels an keiner Stelle mehr Eindrücke zu machen
gestatten.
Die trockenen Platten werden dann herausgenommen und wenigstens einige Stunden gut
abkühlen gelassen, ehe man daran geht, die Furnüre vom Glase abzunehmen. Diese
Operation beginnt mit dem Loslösen der Gelatineschicht an den Rändern mittels einer
ganz flachen Messerklinge. Dann faſst man das an den Rändern losgelöste Furnür an
einer Ecke und zieht es vorsichtig vom Glase ab. Die Furnüre werden nur noch an den
Rändern beschnitten und sind dann zum Gebrauche fertig.
Nachtrag. Schöne Furnüre anderer Art erhält man noch auf
folgende Weise: Auf die erst mit Engelroth, dann mit Federweiſs abgeriebenen Flächen
der Glasplatten wird eine dünne Schicht von Gelatinelösung aufgegossen, welche
jedoch concentrirter ist wie die bei der Uebertragung angewendete. Man läſst diese
Gelatineschicht trocknen und malt darauf mit einer concentrirten Lösung von „Bleu
de Lyon“ Recken und Adern. Die so bemalten Flächen können dann durch einen
mit Zinkweiſs oder mit einer Mischung von Zinkweiſs und etwas Ultramarin versetzten
Leimaufguſs gedeckt werden. Man erhält so eine blaue Zeichnung auf weiſsem bezieh.
hellblauem Grunde. Auf diese Weise läſst sich Lapis Lazuli nachahmen.
Die Gelatineschicht kann auch beschrieben oder es kann darauf gezeichnet werden; man
kann ein photographisches Positivbild darauf anfertigen und durch einen weiſsen
Leimaufguſs decken.
Eine andere Reihe von Furnüren bildet die Gruppe der Nachahmungen des Aventurins. Auf
die eben erstarrte Gelatineschicht wird mittels eines feinen Siebes Glimmerstaub
oder durch ein feines Drahtsieb geriebenes, echtes Blattgold aufgestreut und dann
mit Leim übergössen, welcher, wenn der natürliche Aventurin nachgeahmt werden soll, mit ganz wenig
Kolkothar versetzt ist. Man kann den Leim auch mit Vesuvin oder einer anderen
Anilinfarbe färben. Glimmerstaub kann man auch, was empfehlenswerther ist, in den
gefärbten Leim einmischen.
Künstliches Elfenbein wird erhalten durch Aufgieſsen einer mit Zinkweiſs versetzten
Leimlösung auf die Gelatineschicht; doch ist das Verfahren, wie es bei den
Marmorimitationen angegeben, weit vorzuziehen, weil das Aussehen ein reineres und
gleichmäſsigeres wird.
Die nach den angeführten Methoden erzeugten Furnüre lassen sich zu den
verschiedensten Zwecken verwenden, sowohl in Bau- als Möbeltischlereien für
Thürfüllungen, Ueberkleidung von Säulen u.s.w., für eingelegte Arbeiten und für die
verschiedensten Galanterie- und Papeterie-Arbeiten. Es ist sehr zu empfehlen, dem
Leim, der zum Aufkleben dieser Furnüre dienen soll, etwas Glycerin zuzumischen, da
dadurch dem Abspringen und Blasenwerfen vorgebeugt wird.
Will man die Furnüre gegen Wasser unempfindlich machen, so mische man der mit
Glycerin versetzten Gelatinelösung für jede Platte 10cc einer 5proc. Chromalaunlösung zu und taucht die Furnüre, nachdem die
erste Platte abgezogen, in eine 5proc. Lösung von Chromalaun in Wasser, in welcher
man sie eine kurze Zeit stehen läſst. Die Furnüre sehen, wie sie von den Platten
abgenommen werden, vollkommen blank, glatt und glänzend aus. In Fällen, wo bei der
Benutzung Verunreinigung derselben nicht zu umgehen ist, kann man sie ganz leicht
nachpoliren.