Titel: | Austin Chambers' pneumatischer Blocksignal-Apparat. |
Autor: | E. Schmitt |
Fundstelle: | Band 232, Jahrgang 1879, S. 129 |
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Austin Chambers' pneumatischer
Blocksignal-Apparat.
Mit Abbildungen auf Tafel 15.
Chambers' pneumatischer Blocksignal-Apparat.
Auf der unterirdischen Eisenbahn in London und auf einigen anderen englischen Bahnen
ist seit etwa 3 Jahren an den Blocksignal-Apparaten eine sehr sinnreiche
pneumatische Einrichtung angebracht, die vom Ingenieur Austin Chambers construirt ist, sich sehr gut bewährt haben soll und nach
der Railroad
Gazette, Januar 1879 S. 55 in Fig. 1 bis
4 Taf. 15 dargestellt ist.
Jede Blocksignal-Station erhält im Allgemeinen die sonst auch übliche Einrichtung.
Neben dem Signalhäuschen oder der Blockbude ist der Blockstations-Telegraph – im
vorliegenden Falle der in Fig. 3
dargestellte Flügeltelegraph – errichtet, dessen Signalarm in der Regel horizontal,
d. i. auf „Strecke besetzt“ steht. Das Umstellen desselben auf „Strecke frei“ (unter 45° nach aufwärts) geschieht bei Chambers' Apparat mittels comprimirter Luft, und zwar
ist die Gesammtanordnung so getroffen, daſs es dem signalgebenden Wärter unmöglich
ist, dem herannahenden Zuge das Signal „Strecke frei“ zu geben, bevor er von der vorliegenden
BlockstationDie in der vorliegenden Mittheilung benutzten Namen und Bezeichnungen
schlieſsen sich an die „Signalordnung für die Eisenbahnen Deutschlands“ und an die
in meinem „Signalwesen“, (Prag 1879) S. 301 bis 342 gebrauchten
Bezeichnungen an.S. die
Nachricht empfangen hat, daſs die zu befahrende Theilstrecke frei sei.
In Fig.
1 ist ein Theil der Blocksignalbude im Schnitt dargestellt. A ist der Signalhebel, K
die Bühne, von welcher aus der Signalwärter diesen Hebel handhabt. Der letztere ist
ein Winkelhebel AA1,
drehbar um die Achse a und mit einer Stange b verbunden, welche einen Arm d trägt; dieser ist mit dem Boden des Luftcompressors B verbunden, welcher in Fig. 2 im
gröſseren Maſsstabe gezeichnet ist. B besteht aus einem
Kautschukcylinder, der dem Blasbalg eines Accordions ähnlich gestaltet ist. Sobald
der Signalhebel in die strichpunktirte Lage aa1 umgelegt wird, wird der Boden des
Kautschuckcylinders
B gehoben, die Luft in letzterm verdichtet und dem
Rohre C zugeführt, welches in das verticale Rohr C1
C2 einmündet. Das obere
Ende des letztgenannten Rohres communicirt mit dem Apparate G, dessen Einrichtung noch näher beschrieben werden wird; das untere Ende
steht mit dem Rohre C3
C4 in Verbindung,
welches am Blockstations-Telegraphen angebracht ist und dort in einen zweiten
Kautschukcylinder E mündet. Dieser ist am Signalmast
mittels einer Console befestigt; sein Deckel trägt eine Stange h, die mit dem Signalflügel F verbunden ist. Letzterer ist bei L mit
einem Gegengewicht versehen, welches ihn stets in die horizontale (Ruhe-) Lage
zurückzuführen trachtet.
Wird der Signalhebel A umgelegt (in die Stellung aa1 gebracht) und in
B die Luft verdichtet, so tritt diese durch die
Rohrleitung C bis C4 in den Cylinder E
ein, hebt den Deckel desselben und mittels der Stange h
auch den Signalflügel F („Strecke frei“). Um den
letzteren wieder in seine Ruhestellung zurückzuführen, muſs auch der Signalhebel A in seine frühere (vollgezeichnete) Lage zurückgedreht
werden; hierdurch wird die Luft in B, der Rohrleitung
und E wieder verdünnt, und das Gegengewicht L zieht den Signalarm in die horizontale Lage zurück.
In der Blockbude befindet sich noch ein U-förmig gebogenes Rohr H, welches mit Wasser gefüllt ist und mit dem Rohr C1
C2 communicirt; die
Höhe der betreffenden Wassersäule zeigt die jeweilige Spannung der Luft in der
Rohrleitung an.
Weiters ist ein Indicator J vorhanden, der mit dem
Apparat G und mit der vorliegenden Blockstation in
elektrischer Verbindung steht} an demselben kann der betreffende Signalwärter
ersehen, ob die von dem herrannahenden Zuge zu befahrende Theilstrecke frei ist oder
nicht. Der mehrfach genannte Apparat G hat zu
verhindern, daſs der Signalwärter dem herrannahenden Zuge das Signal „Strecke frei“ früher sichtbar macht, bevor er aus seinem Indicator
entnehmen kann, daſs die zu befahrende Theilstrecke ihm als „frei“ bezeichnet worden ist.
Dieser Apparat (Fig. 4)
besteht aus einem Rohrstück p, welches mit dem obern
Ende am Rohr C1
befestigt ist; das untere Ende kann durch ein Ventil o
geschlossen werden, welches auf einem Hebel nn'
aufsitzt. Die Drehachse des letztern ist in n; das
freie Ende trägt den Anker m eines Elektromagnetes l. Wenn durch die Drahtwindungen desselben der Strom
geht, zieht er den Ankerhebel nn' an, wodurch das
Ventil o gehoben und das Rohrstück p geschlossen wird. So lange das Ventil geöffnet ist,
so lange entweicht alle durch etwaiges Umlegen des Signalhebels A im Cylinder B
verdichtete und durch das Rohr CC1 weiter geleitete Luft nach auſsen; so lange ist
demnach auch der Signalwärter auſser Stande, den Signalarm umzustellen.
Die Drahtwindungen des Elektromagnetes l sind mit der
vorliegenden Blockstation durch eine Drahtleitung verbunden; das Ventil o kann nur dadurch geschlossen werden, daſs der Wärter auf der
vorliegenden Blockstation einen elektrischen Strom in die Leitung entsendet.
Geschieht dies, so zeigt der Indicator J „Strecke
frei“; der Kern des Elektromagnetes l
wird magnetisch, zieht einen Anker an und das Ventil o
wird geschlossen. Nunmehr bringt ein Umlegen des Signalhebels A auch ein Umstellen des Signalarmes F auf „Strecke frei“ hervor.
Professor Dr. E. Schmitt.