Titel: | Spitzenblitzableiter mit Um- und Abschalter; vom Telegraphenstationsführer Joh. Faustbök in Hartberg. |
Autor: | E. Z. |
Fundstelle: | Band 232, Jahrgang 1879, S. 131 |
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Spitzenblitzableiter mit Um- und Abschalter; vom
Telegraphenstationsführer Joh.
Faustbök in Hartberg.
Mit Abbildungen auf Tafel 15.
Faustbök's Spitzenblitzableiter mit Um- und Abschalter.
Der in Fig. 5 bis 7 Taf. 15
dargestellte Blitzableiter ist für eine Mittelstation bestimmt. Die beiden in die
Station eintretenden Enden der Linie werden an zwei Messingschienen d1 und d2 (Fig. 6)
geführt, welche die Form eines rechten Winkels haben und in ein dickeres Grundbret
G eingelegt sind; in ihre Enden e1 und e2 sind zwei Spitzen
g1 und g2 eingeschraubt, denen
in geringem Abstande zwei andere Spitzen g3 und g4 gegenüber stehen, welche in die beiden ebenfalls
in G eingelassenen und wie d1 und d2 durch Schrauben k
darin fest gehaltenen Schienen f1 und f2 eingeschraubt sind. Um die Spitzen herum ist die
Grundplatte auf die Tiefe der Schienen vom Rande her bis zu den Linien l1 und l2 hin ausgenommen. In
G sind endlich noch die beiden Schienen a1 und a2 eingelassen,
zwischen denen die Telegraphenapparate der Station eingeschaltet sind. Ueber a1 und a2 hinweg liegt
zunächst ein Holzstäbchen q (Fig. 5) und
auf diesem die Messingschiene j, von deren
Klemmschrauben i1 und
i2 dicke
Kupferdrähte h1 und h2 nach zwei Schrauben
in f1 und f2 laufen. Da nun
endlich von f1 aus ein
dicker Kupferdraht r nach der Erdplatte geführt ist, so
stehen die beiden Spitzen g3 und g4
beständig mit der Erde in Verbindung, und es kann jederzeit die atmosphärische
Elektricität von den Spitzen g1 und g2 auf sie überspringen und zur Erde abflieſsen.
Auf die untere Seite einer dickeren Holzscheibe sind ferner zwei mondförmige
Messingplättchen b1 und
b2 (Fig. 7)
aufgeschraubt, und den Zwischenraum zwischen diesen füllen bis auf einen knapp 1cm breiten Spalt zwei nicht ganz an einander
stoſsende Elfenbeinplatten p1, p2 aus.
Auf die obere Seite der Scheibe ist die Kurbel C
aufgeschraubt, welche in Fig. 5 zum
gröſsten Theile durch das dünne Holzplättchen H
verdeckt ist; durch H und durch C hindurch ragt in die dickere Holzscheibe hinein und dient dieser
zugleich als Drehzapfen der Messingknauf X. Ueber H hinweg erstreckt sich der Bügel B, welcher auf das dicke, auf die Grundplatte G aufgeschraubte, viereckige Holzstück D befestigt ist; seine Verstärkung v enthält das Muttergewinde für die Schraube o, mittels deren X sammt
H und der darunter liegenden, eine cylindrische
Höhlung von D ausfüllenden dickeren Holzscheibe
niedergeschraubt werden kann, so daſs die Messingbögen b1 und b2 sich fest auf die federnden Messingbleche s1 bis s4 auflegen, welche an
die Schienen d1, d2 und a1, a2 angeschraubt sind.
In dieser Lage werden diese Theile durch die Gegenmutter u erhalten.
Wird nun die Kurbel C fest an den Stift N gedrückt, so stellt b1 die leitende Verbindung zwischen d1 und a1, b2 zwischen d2 und a2 her, und die
Stationsapparate sind in die Linie eingeschaltet. Stellt man dagegen die Kurbel C scharf an den Bügel B,
so liegt b1 quer über
d1 und d2, b2 quer über a1 und a2; deshalb sind jetzt
die Apparate ganz von der Linie abgeschaltet, die beiden Enden der Luftleitung aber
durch b1 kurz mit
einander verbunden, und noch immer kann die atmosphärische Elektricität von g1 und g2 aus zur Erde
abflieſsen.
Um endlich, z.B. bei Linienstörungen, sowohl den ersten wie den zweiten Zweig der
Linie unmittelbar an Erde legen und dabei die Stationsapparate in
Endstationsschaltung in dem anderen Zweige benutzen zu können, sind die sich
kreuzenden Schienen j, a1 und a2 an
den Kreuzungsstellen mit Löchern z1 und z2 versehen, in welche der metallene, unten und oben
aufgeschlitzte, für gewöhnlich in einem Loche des Grundbretes G untergebrachte Stöpsel m
mit Elfenbeinknopf eingesteckt werden kann und dann entweder a1 oder a2 mit j, d.h. mit der
Erdleitung verbindet.
Auſser der Abschaltung der Apparate während eines Gewitters gestattet dieser
Blitzableiter, welcher sich bei versuchsweiser Verwendung in Hartberg (Steiermark)
bei vorkommenden Gewittern ganz gut bewährt hat, eine beständige und ganz bequeme
Ueberwachung der gegenseitigen Stellung der die atmosphärische Elektricität
überleitenden Spitzen gegen einander, während bei Blitzplatten mit sich kreuzenden
Riefen zwar mehr Uebergangsstellen vorhanden sind, leicht aber auch leitende
Verbindungen der Platten durch den Blitz und durch andere Vorkommnisse entstehen
können und weniger leicht und bequem zu bemerken und zu beseitigen sind. Da ferner
die Spitzen g1 bis g4 ganz frei, nicht in
einem verschlossenen, kleineren Räume liegen, so können sie auch nicht bei starken
atmosphärischen Entladungen die umgebende Luft übermäſsig erhitzen und durch deren
rasche Ausdehnung Schaden anrichten. Endlich lassen sich die Spitzen auch, wenn
nöthig, leicht und bequem auswechseln.
Bei der Auswechslung einer der vier Spitzen ist zuerst der Erdleitungsdraht r aus der Schiene f
herauszunehmen, und dann ist die Schraube i1 oder i2 zu lüften, damit der Draht h1 bezieh. h2 frei wird; wird nun die Schraube k noch herausgeschraubt, so laſst sich die Schiene f1 bezieh. f2 leicht herausziehen, worauf sowohl die
an ihr selbst sitzende Spitze g3 bezieh. g4 bequem ausgewechselt werden kann, wie auch die an
der gegenüber liegenden Schiene e1 oder e2 sitzende Spitze g1 oder g2.
Ein Verstöpseln der Linie schlieſst dieser Blitzableiter aus, da in beiden Stellungen
der Kurbel C die Linie nicht unterbrochen ist.
E.
Z.